Die beiden zusätzlichen Mikrofone sind die "outtrigger", die manchmal bei großen Orchestern zu Anwendung kommen. Hatte ich oben auch schon irgendwo erwähnt, meine ich. Die werden auch hart L/R gepannt.
Was die Winkelstellung der Mikros angeht, ist das ein wenig vom Mikroselber abhängig: Die Großmembraner haben bauartbedingt eine stärkere Höhenfokussierung auf der Achse, als die KMB. Je nachdem, wie das Orchester sitzt, kann es sinnvoll sein, sie nach unten zu richten. Besonders wenn sie sehr hoch stehen, wird das machen. Man kann die Kugeln generell aber durchaus ziemlich vertikal stellen oder auf die hintere Reihe zielen und somit dafür sorgen, dass nahe Musiker bezüglich der Höhen einen ungünstigeren Winkel haben und somit nicht so sehr deutlich abgebildet werden. Die Mikros kompensieren damit ein wenig die Sitzposition. Die hinteren haben ja das Problem, dass sie leiser und später sind, was beides primär auf die Deutlichkeit geht. Das Problem dass sich hier nämlich auftut ist, der Umstand, dass die Mikrofonanordnungen immer allemöglichen Reflexionen von irgendwoher einfangen, die dann aber später alle von vorn aus den Lautsprecher tönen. Das macht so verschiedene Effekte, unter anderem eben den, dass Stimmen die lauter sind, scheinbar näher kommen - je nach Direktschallanteil. Das betrifft speziell die tief im Orchester sitzenden Musiker. Das ist prinzipiell nicht für alle Distanzen auszugleichen und daher muss man mit den Stützen und Positionen spielen, um nicht ein künstlich überdimensional tief klingendes Orchester zu haben.
Man kann den Effekt gerne selber mal ausprobieren, eine Aufnahme machen und am Mikro beginnen zu sprechen und dann wegzulaufen. Akustik entfernt man sich dann scheinbar viel viel weiter nach hinten, als es real der Fall ist. Solche Effekte kann man mit den Mikrowinkeln etwas ausgleichen. Mikros über die Köpfe hinweg zu richten ist da ein gutes Werkzeug.
Hier spielen auch die Raumgrößen eine Rolle: In einem großen Konzert- oder Sendesaal hast du enorme Höhen und bekommst von oben wenige und späte Reflektionen. Das ist bei kleinen Konzerthallen und Stadthallen meistens anders. Besonders übel sind die zurückgesetzten Bühnen, wo die Musiker im Kasten sitzen.
Da habe ich schon die Mikros oben bis hert an die Decke geschoben und die outtrigger-Mikros bis an die Wände ran, damit die jeweils als Grenzflächenmikros arbeiten. Damit hat man dann wieder mehr effektiven Direktschall, oder sagen wir - ein klareres und einfacheres Signalverhalten, was einfacher zu kontrollieren ist.
Wer Tonaufnahmen in kleinen Räumen machen muss, sollte da mal etwas ausprobieren. Sitzen die Mikros an einer Wand, hat man einen Halbraum weggeblendet und der Klang ist klarer und "näher". Noch extremer ist es mit einem Mikro in einer Raumkante: Man kann z.B. an der Decke auf diese Weise ein Klein-AB aufbauen und ein Großinstrument in ausreichender Distanz erwischen, ohne dass Raum zuviel ruiniert.