An der Stelle gebe ich mich mal als derjenige zu erkennen, der bei Knorke die Schallereignisse live sortiert. Grundsätzlich funktioniert das aus meiner Sicht aktuell mit dem Beta58 gar nicht so schlecht. Dass sich das Verhalten bei variiender Distanz und Winkel zum Mikro ändert, ist aus meiner Sicht prinzipiell nicht zu ändern. Mit jedem Mikro wird das Signal leiser, wenn man von weiter weg ins Mikro singt.
Ein Headset steht aktuell nicht zur Diskussion, auch weil die dann notwendige Funkstrecke das Budget sprengt.
Ich habe den verregneten Tag genutzt und mir ein paar Polardiagramme verschiedener Mikros angeschaut. Bei Winkeln > 90° gibt es da durchaus große Unterschiede. Aber bei kleineren Winkeln sind die deutlich geringer. Um verschiedene Hersteller zu vergleichen, habe ich mir 60° bei 1 kHz angeschaut. Die Unterschiede bewegen sich in den meisten Fällen in der Größenordnung der Auflösung der Diagramme, es geht also um wenige dB in den Extremfällen. Die meisten Mikros liegen dort um -3 dB, egal, wie der Hersteller die Richtcharakteristik beschrieben hat (Niere, Superniere, Hyperniere).
Aus meiner Sicht ist es also weniger der Winkel, sondern die Distanz, die für die Abweichungen live sorgt.
Aber als technik-affiner Mensch bin ich natürlich für andere Optionen als das vorhandene Beta58 immer offen. Im Hinblick auf das Nutzsignal ist für mich, wie schon erwähnt, die Sprachverständlichkeit das entscheidende Kriterium. Die Musik bzw. die Quelle verlangt nicht das Ultimo an Glanz, Details oder wie man es auch immer beschreiben möchte. Die Stimme muss möglichst einfach vor Drums, Bass und Gitarre stehen. Das Übersprechen vom Schlagzeug ist nicht zu vermeiden, denn es wird sich aller Voraussicht nach immer in geringer Entfernung befinden. Proberaum, Kneipe, kleinen Bühnen stehen eher an, als große Open-Air-Bühnen. Und wenn der Kollege sich in Gesangspausen vom Mikro wegbewegt, fehlt der Körper als Absorber. Das Störsignal muss also so aufgenommen werden, dass es möglichst wenig stört bzw. in Relation verfärbt ist. Das ist nicht nur für den Frontsound, sondern fast noch mehr für den InEar-Monitorsound relevant. Gesangsmikros sind in der Situation unfreiwillige Overheads bzw. Raummikros.
Das KSM8 ist sicher ein interessantes Mikro, ebenso wie das AE5400. Beim Studium der Daten ist mir noch das Beta87C (nicht A) aufgefallen. Das MD100 finde ich ebenfalls sehr spannend, auch weil ich ein Freund von Lösungen jenseits dessen bin, was die Mehrheit verwendet.
Schlussendlich werden wir aber nicht durch das Studium von Datenblättern und Online-Diskussionen gesichert eine überlegene Lösung finden. Unser Proberaum bietet eine gute Testumgebung, was das Thema Übersprechen angeht. Im Idealfall können wir uns die relevanten Kandidaten für einen gemeinsamen Test besorgen. Die Shure bekommt man vermutlich recht einfach bei einem Dienstleister, Audio-Technica und Microtech Gefell werden vermutlich schon schwieriger.
Aber der erste und einfachste Test sollte das E935 sein. Grundsätzlich kann ich es mir auch vorteilhaft vorstellen, wenn die Mikros, die vorne stehen, identisch sind. Je nach Location kann es ja auch Feedbackprobleme von der Front geben.
Zum Thema Mikro für den Drummer bin ich vor kurzem auf dieses Video gestoßen, das aus meiner Sicht sehr gut sowohl das Nutzsignal, als auch das Übersprechen mit den unterschiedlichen Mikros zeigt. Leider ist es schon etwas älter und einige Mikros sind nicht mehr verfügbar.
Für mich ist beim Drummikro das Übersprechverhalten wichtiger, als das Aufnahmeverhalten des Gesangs. Es geht "nur" um Backings, es ist mir wichtiger, dass der Drumsound nicht unrettbar verbogen wird. Ich habe ausgehend vom Video meine Meinung dazu, will @Sharkai aber die Möglichkeit geben, unbeeinflusst reinzuhören.