Ein Online-Konzert von Vincent Peirani mit dem mehrfachen Grammy Nominée und Pianisten Joey Alexander ist auf Youtube zwischen dem 19. und 25. September 2022 abrufbar.
Ist jetzt hier:
Fanny Vicens im Kirchensaal Königsfeld
Ich war bei diesem Konzert. Soweit ich gesehen habe, war niemand aus dem Forum da, dafür aber Professoren und Studenten aus Trossingen.
Mich hat das Konzert erstaunt. Ich erlebte eine Akkordionistin voller Energie, die jede Phrase der Goldbergvariationen mit einem angemessenen Impetus und Impuls anging. Wenn sie Fehler machte, lächelte sie und ging darüber hinweg, ohne aus den Variationen aussteigen zu müssen. Sie spielte überaus virtuos und ging auch bei den schwierigsten Variationen keine Kompromisse ein, was etwa das Tempo angeht. Eine kürzere Pause gönnte sie sich erst nach der 15. Variation. Also nach jeder Variation: Akkordeonbalg komplett zu, Noten umblättern, Register einlegen, ausatmen, nächste Variation. Künstlerpausen gab es keine, kein Tasten- oder vielmehr Knopfabwischen mit einem Tuch, was jeder von uns schon gesehen hat. Was für eine Energieleistung. Wie sie mit ihren Kräften und ihrer Konzentration durch die Bach'schen Goldbergvariationen mit nur einmal Luftschnappen durchkommt?, fragte ich mich.
Angenehm angeregt und regeneriert ging ich nach Hause, packte mein Akkordeon aus und versuchte, diese energetische Spielweise anhand der Aria nachzuahmen. Überhaupt diese Spielweise, ich wünschte, ich hätte Worte dafür. Es geht nicht um Lautstärke, sondern ein bewusstes deutliches Akzentuieren und Herausarbeiten der Motive - unabhängig davon, ob das jetzt links oder rechts zu spielen ist. Es geht um vom Publikum wahrnehmbare Präsenz, nicht nur des Kopfes, sondern auch des Körpers - wie immer sie das anstellt. Ok, jetzt wird es mystisch. Sorry Leute im Vorhinein. Ich glaube, fühlt man ein Musikstück auch mit dem Körper, tut man sich leichter. Die Akzente setzen sich leichter und die linke und die rechte Seite finden leichter zueinander. Zumindest ist es das, was ich merke, wenn ich das versuche, diesen Spielstil bei der von
@Klangbutter präsentierten Bach-Fuge nachzuahmen. Wenn ich es doch bloß besser beschreiben könnte...
Ach ja: Ihr Notenständer störte mich bei diesem Konzert nicht. Mich störte auch nicht, dass die Akkordionistin auf der Bühne kein Wort sagte. Es blieb ihre Energie.