Praktische Einführung in Leadsheets?

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Christian_Hofmann
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Hallo zusammen,

einmal eine Frage in die Runde. Und zwar habe ich mich in über 20 Jahren Musizieren noch niemals mit Leadsheets beschäftigt und würde dies gerne einmal nachholen. Jedoch ist es für mich recht schwierig eine Einführung dazu zu finden. Das Grundprinzip ist mir soweit klar, aber konkrete Beispiele und Begleitfiguren fehlen mir. Gibt es irgendwo eine sinnvolle Einführung zu diesem Thema?
 
Oje, das ist so einfach nicht, ich würde es mal mit youtube-tutorials versuchen...
 
Youtube habe ich schon geschaut, aber das ist schwer durchschaubar wenn man kein Material dazu hat wie Melodie, Takt, Notenwerte. Vor allem wird dort eher die oberste Stufe gezeigt was möglich ist, so was ist nicht wirklich hilfreich.
 
Hallo Christian,

im Grunde kennst Du ja Lead Sheets aus Deinem Organistendasein - da gibt es schließlich genügend "neues geistliches Liedgut", das in der Form "Melodie und Akkorde" notiert ist - sprich: als Lead Sheet.

Im Jazz-Bereich (z. B. Real Book), wo die Melodie bewusst schlicht notiert ist, würde ich mal schätzen, dass da Tutorials weitaus weniger hilfreich sind als einfach viel Musikhören, um in Gefühl für die typische Stilistik zu bekommen.

Viele Grüße
Torsten
 
im Grunde kennst Du ja Lead Sheets aus Deinem Organistendasein - da gibt es schließlich genügend "neues geistliches Liedgut", das in der Form "Melodie und Akkorde" notiert ist - sprich: als Lead Sheet.
Leider nicht. In den Landeskirchen hat man da wenig Kontakt zu und wenn doch, dann macht man einen vierstimmigen Choralsatz daraus. Das hat nur mit Poppiano wenig zu tun.
Danke für den Tipp, dass sollte mir helfen.
 
Wenn Du ein gutes, weil perfekt organisiertes und praxisnahes Trainingsprogramm suchst, um nach Akkordsymbolen "amtlich klingende" Akkorde zu spielen, dann ist mein erster Tip
Trotz englischem Titel ist die Unterrichtssprache deutsch. Das Wissen wird durch knappe Erklärungen, aber vor allem Beispiele und Aufgaben im Heft durch alle Tonarten geübt und auf einige Standards angewendet. Es gibt zusätzliche Beispiellösungen in einem Beiheft und Klangbeispiele sowie Backing Tracks, bei meiner Ausgabe noch auf CD.
Behandelt werden im Lauf des Lehrgangs die kanonischen Titel Joy Spring, Blue Bossa, Have You Met Miss Jones, Maiden Voyage, Autumn Leaves, Central Park West, Confirmation, Voyage, Sweet Gorgia Brown, Four, Yesterdays, Blues For Alice, Fly Me To The Moon, The Girl From Ipanema, Giant Steps, Moment's Notice.

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Ebenfalls gut, aber auf etwas andere Ziele ausgerichtet ist das Heft
Die Ausgabe ist auf Englisch verfasst. Es geht darin nicht konzentriert, sondern eher "unter anderem" um das Spielen nach Akkordsymbolen. Dafür werden auch weitere wesentliche Themen im Zusammenhang mit Lead Sheets angesprochen (Form, harmonische Struktur, Bass, Stilistik, (rudimentäre) Improvisation, Reharmonisation). Im Link zu Thomann kann man sich das Inhaltsverzeichnis und mehr dazu anschauen.

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Ich sehe beide Hefte als "Paket", weil sie sich gut ergänzen.

Zu Pop Piano und usw. kann ich die YT-Kanäle von Christian Fuchs und Piano with Jonny nur empfehlen, ich habe im Board schon einige Male dazu geschrieben. Beide gehen u.a. auf typische "moderne" Voicings sowie auf Begleitfiguren und Improvisationstechniken in der Popmusik ein.

Gruß Claus
 
Grund: Ergänzungen
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Leider nicht. In den Landeskirchen hat man da wenig Kontakt zu und wenn doch, dann macht man einen vierstimmigen Choralsatz daraus. Das hat nur mit Poppiano wenig zu tun.

Die Frage ist, was du willst. Schon der Begriff Poppiano ist für mich verstörend - Schläger? Ich habe zu zwei Kantoren Kontakt, mit einem spiele ich sogar zusammen in einer Band.

Leute, die mit Ensemblespiel großgeworden sind (Klassik und Kirchenmusik) und Leute, die aus dem Bandkontext kommen (Jazz, Folk, Blues, Metall oder etc.) kommen aus verschiedenen Welten. Nicht besser oder schlechter, aber in meinem Alter (Ü60) haben diese Welten ein echtes gegenseitiges Verständnisproblem.

Nimm doch einfach mal drei Unterrichtsstunden bei einem Jazz-oder Rockmusiker. Nicht speziell wegen Klavier, sondern wegen der Denkweise. Oder frag mal bei einer Rockband, ob du ein paarmal mitspielen darfst und betrachte dich als Bandanfänger. Auf deinem Gebiet bist du denen haushoch überlegen ... aber kannst du im Bandkontext überhaupt sinnvoll was beitragen?

In meinem musikalischen Umfeld kann die Hälfte der Musiker nichtmal richtig Noten lesen. Leadsheets bestehen aus Text und Akkorden, der Rest wird gemeinsam erarbeitet.

Viele Grüße
landmesser
 
Leider nicht. In den Landeskirchen hat man da wenig Kontakt zu und wenn doch, dann macht man einen vierstimmigen Choralsatz daraus. Das hat nur mit Poppiano wenig zu tun.

Diese Aussage hat auch mich verwundert.
Denn ich kenne (als Katholik) diese "kirchlichen Leadsheets" ausgerechnet von den evangelischen Landeskirchen. Die haben doch mit "Anhang 77" usw. angefangen und Kantoren begleiten diese Lieder durchaus "ganz normal" am Klavier, wie man das eben so macht, ohne alles vorher in einen streng vierstimmigen Satz zu bringen.

Diese neuen geistlichen Lieder sind bzw. waren ja gerade als Alternative zum klassischen Choralgesang mit Orgelbegleitung gedacht und bewusst eher weltlich gehalten und eben auch darauf ausgerichtet, von einer Band (mit Gitarre, Bass, Keyboard/Klavier, Schlagzeug) oder auch nur mit Gitarre am frommen Lagerfeuer begleitet zu werden - gerade, um die Jungen hinter dem Ofen hervorzulocken und als deutlicher Gegenpol zu den "langweiligen und altbackenen" Chorälen.

Aber wie dem auch sei - @Claus hat ja (wie üblich) wieder hervorragende Literaturtipps geben können.

Viele Grüße
Torsten
 
Peter M Haas

Drei Bände: Akkordlehre ganz konkret

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http://akkordlehre.petermhaas.de/
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Es gibt aber auch bei der Landeskirche Fortbildungen, ev. Popakademie
 
@Be-3 Erst seit kurzem kann man seinen C-Kirchenmusiker auch in die Richtung Popular Musik machen. Das gab es damals bei mir noch nicht. Wobei ich diese Lösung auch Murks finde. Früher konntest du nicht entscheiden, heute musst du dich auf eines festlegen. Der klassische Kirchenmusiker wie ich steht ratlos vor Popular Musik und der neue Pop-Kirchenmusiker wird die selben Probleme mit der klassischen Liturgie haben. Eigentlich sollte man beides lernen. Aber was von beiden man braucht ist eben sehr abhängig von der Gemeinde. Die eine Gemeinde singt die neuen Geistlichen Lieder, die andere jagt dich zum Teufel damit... Mir geht es aber weniger um die Orgel, sondern um Klavier, da habe ich einfach keine Lust mich durch virtuose Literatur zu quälen, dass habe ich nun 20 Jahre an der Orgel gemacht.
 
Hast Du dich denn schon auf den angesprochenen YT-Kanälen umgesehen?

Am Anfang der Videos hört man bei Christian Fuchs und Jonny May immer das Ergebnis. So kommt man innerhalb einer Minute zu einer Einschätzung, ob die Lektion für die genauere Beschäftigung geeignet ist.

Es kann durchaus sein, dass dir die beiden Kanäle plus der von Dietmar Steinbauer bereits alles liefern, was Du an Informationen für dein Spielen nach Lead Sheeets suchst.
Wenn konkrete Fragen zu musikalischen Situationen offen bleiben, freuen wir uns hier im Board bestimmt schon auf die Diskussion. :)

Du könntest anhand der Empfehlungen z.B. umgehend lernen, statt eines lahmen Dreiklangs "C" ein modern klingendes "Cadd2" zu spielen oder auch, nette Licks (melodische Phrasen) mit der "Gospel Scale" über Akkordfolgen zu spielen, oder die dir längst vertraute Ornamentik zu Akkordtönen als "R'n'B" statt "Barock" zu spielen.


Als kleine Starthilfe meinerseits zusammengesucht zeigt nachfolgend Jonny May Schritt für Schritt, wie er sich beim Titel "What A Wonderful World" mit dem Lead Sheets - wie ein "Schüler" - vertraut macht und es dann in einen interessanteren Vortrag überführt.
Im Infotext unter den Videos findest Du meist einen Link zur jeweiligen Lektion auf der Homepage von Jonny May. Dort stehen die Inhalte sorgfältig aufbereitet als eingebundenes YT-Video plus Erläuterungen im Text sowie MIDI-Dateien.
Piano with Jonny, What A Wonderful World
Link zur Darstellung auf der Homepage:
https://pianowithjonny.com/piano-lessons/what-a-wonderful-world-contemporary-piano/

In den folgenden Videos geht es um Übungen zu Grundlagen, die für diese Spielweise gebraucht werden.
Cocktail Piano am Beispiel eines Turnaround
Cocktail Piano, weitere Übungen
Cocktail Piano mit Einschlag Blues

Ohne Erläuterungen, aber mit rhythmisch interessanten Arpeggios der linken Hand wirst Du zu "unzähligen" Stücken bei Dietmar Steinbauer fündig, für den direkten Vergleich hier ebenfalls am Beispiel der Wonderful World.
Dietmar Steinbauer, What A Wonderful World

Dietmar Steinbauer hatte letztes Jahr Stress mit YT wegen Copyright-Ansprüchen und zweitweilig alle Videos zu Fremdkompostionen gelöscht. Bei den erneuten Uploads hat er die Akkordsymbole in die Arrangements geschrieben und man kann daraus ganz praktisch lernen, die älteren Fassungen blieben unbearbeitet.

Gruß Claus
 
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@Claus Danke für deine Beiträge, ja die Videos sind ein guter Startpunkt und hilfreich. Ich beschäftige mich ja auch nebenbei seit einigen Monaten mit dem Thema Ragtime, da hat YouTube auch geholfen. Da habe ich sogar schon einmal im Gottesdienst ein Ragtime Vorspiel zu Lobe den Herren ausgearbeitet. Nach erster Verwunderung kam es als Abwechslung super an. Vorbei so was natürlich nicht bei jedem Titel funktioniert.
 
Erst seit kurzem kann man seinen C-Kirchenmusiker auch in die Richtung Popular Musik machen. Das gab es damals bei mir noch nicht. Wobei ich diese Lösung auch Murks finde. Früher konntest du nicht entscheiden, heute musst du dich auf eines festlegen.
Je nachdem, wo du lebst, gibts vielleicht die Möglichkeit, einen Ergänzungskurs zu machen. Das nennt sich unterschiedlich "D-Kurs", "Lehrgang Popularmusik" oder noch anders, ist deutlich kürzer als ein zweijähriger C-Kurs und ist eng zugeschnitten auf Bandleitung und Solospiel und -gesang, d.h. der ganze Chorleitungskram, der in der Regel zum C dazugehört, entfällt auch.
 
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Das ist absolut richtig. Nur ist die Motivation so eine Sache. Ich arbeite in der Gemeinde über 40 Stunden die Woche und dann Freitag und Samstag noch einmal 80km fahren über einige Monate für den Lehrgang ist im Moment nicht wirklich etwas das ich mir vorstellen kann oder machen möchte. Nur um dann danach Sonntag morgen wieder vier Gottesdienste zu spielen. Aus dem Alter für 24/7/365 nur für die Arbeit zu leben bin ich so langsam raus 😅
 
Nur ist die Motivation so eine Sache. ... Aus dem Alter für 24/7/365 nur für die Arbeit zu leben bin ich so langsam raus 😅
Das kann ich gut nachvollziehen. Andererseits: Wenn du Popularmusik von Grund auf lernen willst, wird das ganz ohne Arbeits- und Zeitaufwand nicht gehen. Mal hier ein Stündchen, mal da ein halbes, immer irgendwo abgezwackt - das wird nix. Da stehst du viel zu sehr unter Druck, schnellen Erfolg haben zu müssen.

In deiner Situation (hauptamtlicher Kirchenmusiker) würde ich einen "offiziellen" Kurs mit Lehrplan und Prüfung buchen und dem Pfarrer, Gemeindevorstand oder wem auch immer erklären, dass das eine notwendige berufliche Fortbildung ist und dass dafür eine oder zwei Stunden Arbeitszeit in der Woche erforderlich sind.
... und dann Freitag und Samstag noch einmal 80km fahren über einige Monate ...
Ich weiß nicht, was für einen Lehrgang du da gefunden hast. Der, den ich 2019/20 gemacht habe, ging planmäßig über ein Jahr (mit Corona-Zwangspause 18 Monate) und enthielt 5 Seminartage (samstags, ganztägig, übers Jahr verteilt, also im Schnitt alle zwei Monate einen) und Einzelunterricht in Gesang und Instrument (in meinem Fall Gitarre) jeweils 14-tägig. Da waren auch Hausaufgaben zu erledigen, das war aber zu schaffen, auch neben einer vollen Berufstätigkeit (in meinem Fall wirklich nebenher und ohne Anrechnung von Arbeitsstunden, weil mein Beruf mit Musik nichts zu tun hat)
 
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Ich weiß nicht, was für einen Lehrgang du da gefunden hast. Der, den ich 2019/20 gemacht habe, ging planmäßig über ein Jahr (mit Corona-Zwangspause 18 Monate) und enthielt 5 Seminartage (samstags, ganztägig, übers Jahr verteilt, also im Schnitt alle zwei Monate einen) und Einzelunterricht in Gesang und Instrument
Ja so in der Art gibt es das bei uns auch, dass wäre dann in der Nähe von Erfurt, was natürlich eher schwierig zu erreichen ist. Die Anzahl der Seminare ist da auch mit ca. Angabe versehen. Diese Lehrgänge gibt es auch als reine Orgel Lehrgang ohne Gesang. Die Länge ist die selbe und die Anzahl der Tage. Wobei ich das ganze ja auch mit den notwendigen Material was ich nun gefunden habe auch ohne große Problem mir selber erarbeiten kann. Es ist ja keine Wissenschaft, sondern nur eine andere Methode die man erst einmal verstehen muss.

Mit dem oben angesprochenen Material und zusätzlichen Beispielen sehe ich da jetzt kein großes Problem. Ich habe z.B jetzt einige Noten gefunden von bekannten Stücken wie "Maria durch ein Dornwald ging", wo sich das Prinzip in einem bekannten Stück nachvollziehen lässt und sich auf beliebige andere Kombinationen übertragen lässt. Mit noch einigen Anregungen zu anderen Mustern und Ideen ist das ja kein Hexenwerk.
 
"Maria durch ein Dornwald ging" ... kein Hexenwerk.
Na, das hoffe ich doch :)
Aber ein Muster für Pop-Rhythmik und Harmonik ist das nicht gerade. Außer man krempelt es auf Links und macht was ganz anderes draus - Reggae könnte passen.
 
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Als Ergänzung auf der Such nach erweiternden jazz-inspirierten Akkorden möchte ich zu den obigen guten Empfehlungen noch das 'Rezeptbuch' von Mark Levin als Ausgangspunkt für ein strategisches Verständnis zum finden guter 'voicings':

Mark Levin: How to Voice Standards at the Piano: The Menu

Spannend wird es dann, wenn man spielend ein freieres Verständnis von 'passenden' Akkorden bekommt - Nick Semrad zeigt hier z.B. eine einfache aber interessanten Idee (besser, als ich das jetzt in Worten erläutern könnte):

HOW TO REHARMONIZE: A practice drill using the song "Happy Birthday"
 
Gibt es nicht auch auf https://imslp.org brauchbares Material? Jazz ist ja nun nicht so neu. Die Sache ist eben bei den ganzen Empfehlungen dass man am Ende hunderte Euro in Bücher investiert ohne zu wissen ob man diese dann wirklich nutzen wird.
 

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