Ist nicht möglich, denn der Originalhals war ein one piece maple neck, hatte also kein aufgeleimtes Griffbrett.
Bist Du Dir da sicher? Oben waren jedenfalls einige Fotos, vor allem das hier, die ich anders interpretieren würde:
Für mich sieht es nach einem orginalen RW-Neck mit dem für die Zeit typischen "curved" oder auch "veneer fingerboard" aus. Da wurde nicht mehr - wie bis Anf der 60er und auch heute üblich - ein dickes RW-Brett mit flacher Unterseite aufgeleimt und dann die Wölbung herausgearbeitet, sondern die Halsbasis hatte bereits den endgültigen Radius, und es wurde ein recht dünnes Stück RW mit durchgehend gleicher Dicke auf diesen aufgeleimt. jedenfalls sieht man recht deutlich, dass
Anfangs (mWn um 1962 eingeführt) war das noch recht dick, in den 70ern ging man dann auf eine Dicke runter, die schon eher ein Furnier genannt werden kann, nur noch 2 oder 3 mm. Und da kam es dann durchaus dazu, dass die Bundschlitze bis ins Ahorn gingen wie hier. Kann aber auch sein, dass da schon mehrmals neu bundiert worden und das dünne RW einfach schon zu stark mitgenommen war. Um den Unterschied in Farbton und Maserung zu kaschieren, wurde dann seitlich einfach noch Farbe drübergepinselt.
Die dem Original nächste Variante wäre dann wohl, das Griffbrett (samt dem typisch deutschen, aber für eine Fender unsäglichen Nullbund) sowie die seitlich noch vorhandenen Reste des Veneer-Boards zu entfernen, in der Mitte mit Ahorn wieder etwas Material aufzubauen. Dann kann man wieder einen historisch korrekten 7,25" Radius zu fräsen, der seitlich genau an der Linie endet, wo auch die ursprüngliche Halsbasis ihre Kante hatte, eine gebogene, ca. 3mm dicke Schicht RW aufleimen und alles neu bundieren.
Das Tremolo halte ich für ein Original. 1973 wurden diese Teile mit dieser eingegossenen Nummer verwendet, Block und Grundplatte (!) bestanden aus einem Stück. Die Kanten der Befestigungslöcher sind durch das weiche Material oft ziemlich ausgeleiert. Die Dinger sind jetzt vermutlich nicht so begehrt, dass sie jemand mit solchen Aufwand fälschen würde, aber manche finden, dass sie eben ein Teil des typischen 70er Strat-Sounds sind. Mechanisch sind sie halt objektiv schlechter als mit der klassischen Stahlgrundplatte.
Verchromte Gussreiter in weitgehend originaler Form sind billig zu bekommen, es ist ja auch kein Fender-Schriftzug drauf. sieht also kein Mensch, muss aber natürlich beim Verkauf offen gelegt werden. Muss es ein Original sein, wirds speziell bei Parts halt immer überzogen teuer, verlangt werden meist über 100 € für einen Satz Reiter.
Die Gitarre ist auch ansonsten gar nicht so schlecht, wie sie hier gemacht wurde, finde ich. Die Elektrik scheint komplett origimal zu sein, denn auch die Potis mit der Aufschrift "Mexico" sind für die Zeit absolut korrekt. 1972 schloß Fender einen Deal mit einer mexikanischen Firma ab, die dann eine kurze Zeit lang die Pickguards zusammenlötete und solche Potis verwendete. Es sind übrigens Original CTS-Potis, wie man am Hersteller-Code 137 sieht, und man findet sie hauptsächlich in 1972er Fender-Modellen, aber auch noch weiter bis 1974. Bei einem Poti sieht man den Zeitcode 7249, das heißt Woche 42 aus 1972, passt also auch.
Das gleiche gilt für die PUs mit den Stempeln "14773", da passt eigentlich alles gut zusammen, bis hin zum Klebeband.
@W.L. : Die große Frage ist letztlich: Was tun mit dem Ding?
- Als Gitarrist würde ich sagen - obwohl ich sonst eher LP, PRS und Superstrats mit Jumbobünden und BridgeHB spiele-: Ist der Hals gut, würde ich ihn lassen oder wen nötig die Bünde abrichten lassen. Wenn nicht, und man müsste neu bundieren? Dann den Hals lieber wie oben gesagt gleich richtig restaurieren lassen, das Trem ausbauen und aufbewahren, aber zum Spielen durch ein optimiertes Vintage-Trem á la Callaham oder ABM ersetzen, weil mir das auch klanglich einfach besser gefällt. Den Rest lassen, wie er ist und mich in erster Linie beim Spielen zu Hause einfach mal von so einer richtig alten Strat inspirieren lassen, raus aus der Komfortzone.
- Optimaler Ertrag? Vermutlich leider, sie auseinander zu rupfen und die Teile zu verkaufen. Grausam, aber bei nicht jeder kann es sich leisten, das zu ignorieren.
- Die Zwischenlösung für einen vernünftigen Gewinn und fürs gute Gewissen, dass eine historische Strat soweit möglich erhalten bleibt: Ebenfalls den Hals restaurieren lassen, einen Originalreiter suchen und die Gitarre unter korrekten Angaben an jemanden verkaufen, der sie spielt und zu schätzen weiß. Vermutlich kein Sammler, der alles ganz original haben muss, aber es gibt schon auch sowas wie "Player-Collectors", die den Vibe suchen und eben keine 3.500 € oder mehr für eine solche Strat in komplettem Originalzustand haben. Denn rein soundtechnisch wäre man sicher auch mit dem neuen Griffbrett voll im Vintagebereich. Fender hat in den 70ern mWn sowieso kein Riopalisander mehr verwendet, und der Anteil am Gesamtsound dürfte bei den veneer boards selbst aus Sicht von Hardcore-Holzfans zu vernachlässigen sein.
Sie so zu verkaufen, wie sie ist, halte ich für die mit Abstand unwirtschaftlichste Lösung. Ich denke, so ist sie auch für den Player, der gewisse Kompromisse eingehen würde, zu weit weg vom Originalzustand. Das Slabboard klingt einfach anders als ein Veneer Board - und selbst wenn man das persönlich nicht glauben sollte, tun es jedenfalls die, die den Sound einer Mid 70ies-Strat suchen und eine kaufen wollen. Der für einen Verkauf nötige Preisabschlag wäre mMn um einiges größer als die Investition in eine Restaurierung des Halses inRichtung Original-Specs.
Gruß, bagotrix