Ich grabe den Thread im Rahmen auf der Suche nach "DEM SOUND" mal nach relativ kurzen paar Monaten (im Vergleich zu 14 Jahren^^) wieder aus, da mich das Thema seit einiger Zeit bzw. die angesprochenen Humbucker-Paarungen auch beschäftigt. Das Feedback zu den 59er DiMarzios interessiert mich daher sehr.
Ich habe über die letzten 12 Monate gut zwanzig verschiedene Humbucker getestet in vier Gitarren - Les Paul Kopien von Hohner über CORT bis Vintage, mal mit Ahorndecke, mal ohne. Ich habe die selben Humbucker auch quer getauscht, um einen Eindruck zu bekommen, wie sie sich in den verschiedenen Klampfen so machen...was u.a. sehr erstaunlich war.
Meine Reise hat, nachdem die ursprünglich herstellereigenen Humbucker erstmal ordentlich angespielt wurde, erstmal zu Seymour Duncan gebracht. Soundmäßig suche ich einen relativ bissigen und rotzigen Bridgepickup, der gerne etwas rauher klingen darf, am Hals suche ich diese singenden, glockigen (speziell einzelne Töne auf den tieferen Seiten um den 12.-14. Bund), flötenartigen Töne mit viel Sustain à la November Rain und Sweet Child of Mine. Musikzielrichtung klassischer Rock mit Ausflügen in den 80s Hardrock, aber auch gerne bluesigere Töne und mit einer Spreizung von Neck und Bridge, die einem eine ziemliche Vielfalt erlaubt. High Gain Metal ist dagegen nichts für mich. Ich liste hier jetzt mal die Paarungen auf, wobei alle Gitarren ehrlicherweise teils nicht miteinander vergleichbar sind. In einer Les Paul habe ich eine extrem dumpfe Halsposition, in der beispielsweise die DiMarzios extrem gut kommen und dem ganzen etwas Luft verschaffen, wobei sie in einer anderen Gitarre zu hell oder dünn klingen würden. Ich versuche trotzdem mal, meine subjektiven Soundeindrücke hier wiederzugeben.
Folgende Paarungen habe ich getestet (Steg / Neck):
Seymour Duncan Hot Rodded Set (SH-4 / SH-2N)
Lange gezögert, aber dann doch ganz angetan von dem Set. War am Anfang etwas erschrocken, wie trocken der SH-4 klingt, mit dem SH-2N kam ich ganz gut klar. Allerdings hat mich der SH-4 auf die Dauer angefangen, mit seinem mittenbetonten Gebrizzel zu nerven. Das war ein Prozess von mehreren Monaten. Der SH-4 hatte in sämtlichen Klampfen diesen Charakter...und ist auf der Suche nach etwas "Luftigerem" gewichen. Der SH-2N war in Ansätzen glockig, aber unter einem singenden Hals hatte ich mir dann doch etwas anderes vorgestellt.
Seymour Duncan Alnico 2 Pro (Slash Signature Set)
Das Set meines Heros, wegen dem ich überhaupt angefangen habe, Anfang der Neunziger Gitarre zu spielen. Relativ günstig geschossen, eingebaut und...totale Ernüchterung. Dass das Set relativ "eng" beieinander liegt, wusste ich, aber dieser nasale penetrante Charakter passte weder zu meiner Klampfe, meinem Verstärker noch zu meinen Fingern. Er wurde in einer weiteren Gitarre mit dem selben Ergebnis ausprobiert - war aber nichts für mich. Den Halstonabnehmer hätte ich behalten, aber hab mich dann noch entschieden das Set komplett und plus minus Null zu verkaufen. Seitdem hatte ich mich nicht weiter für Alnico 2 interessiert.
Seymour Duncan SH-11 / SH-2N
Zum SH-2N habe ich schon etwas geschrieben - jetzt zum SH-11 Custom Custom. Zuhause an einem kleinen Marshall getestet und eigentlich für ganz okay beurteilt (mehr nicht), im Proberaum aber als total steril und langweilig empfunden. Hat eine möglicherweise Gitarre mit etwas schwachem Charakter nicht unbedingt stärker gemacht - rausgeflogen und verkauft.
Gibson Tim Shaw Vintage PAT 2.737.842 an beiden Positionen (geliehen vom Kumpel)
Zwei Humbucker aus einer Gibson SG aus ich glaube den 80ern...nicht all zu viel Output (nicht gemessen, aber etwa 7-8K). Wunderbarer Sound, nicht zu grell, nicht zu stumpf...differenziert und klar mit schönen bissigen Spitzen wenn nötig. Die haben eins zu eins zu meinen Vorstellungen gepasst. Hätte ich auch direkt genommen, aber verständlicherweise verkauft er sie nicht.^^
DP-158 (Evolution) / DiMarzio DP-103 36th Anniversary PAF
Ich wollte mich dem Thema DiMarzio und PAF weiter nähern, wobei ich grundsätzlich immer nur Seymour Duncan und Gibson als klassische Les Paul Bestückung im Auge hatte. Den Evolution hatte ich ebenfalls von besagtem (EVH-lastigen) Kumpel, den DP103 hatte ich mir aufgrund von Recherche und Rezensionen (auch hier im Forum) zugelegt. Die Paarung war vielleicht nicht ganz glücklich, ich kam mit beiden allerdings wunderbar klar. Bei den DiMarzios ist mir direkt diese Klarheit und Saitenrennung positiv aufgefallen, wobei ich mich an den geringen Output des Halses ehrlich gesagt etwas gewöhnen musste. ich habe ihn definitiv schätzen gelernt. Der Charakter war so anders als die Seymour Duncans und Gibsons, die ich bisher hatte.
ToneRider AC2 Classic / DiMarzio DP-103 36th Anniversary PAF
Mein erster Kontakt zu ToneRider Humbuckern...hatte einige eindrucksvolle Reviews dazu gesehen und gehört. Der AC2 hat mich mit der Alnico 2-Welt wieder sehr versöhnt.
In Kombination mit dem DP-103 am Hals eine schöne Vintage-Sound-Kombination in meiner 30 Jahre alten Hohner Les Paul (allerdings überhaupt gar nicht in einer Cort CR200, wo er am Steg irgendwie leblos klang). Die Hohner ist zwar aus Plywood, aber ich hatte bis jetzt noch keine "akustischere" E-Gitarre in der Hand - und es ist keine Hollow-Body. Sie hat jede Menge Sustain klingt in der Bestückung schön warm und cremig.
DP-100 Super Distortion / DiMarzio DP-151
Nach Vertiefung des DiMarzio-Themas hatte ich mich für den Super Distortion als den klassischen und allerersten Aftermarket-Humbuckers überhaupt interessiert und habe ihn verbaut und bin nach wie vor von seiner Klarheit und Charakteristik sehr angetan. Alleine vielleicht ein wenig steriler, aber setzt sich im Bandkontext unwahrscheinlich gut durch. Eine gute Paarung sollte der PAF-Pro sein - was ich bestätigen kann. Er ist relativ höhenreich und bassärmer, und ist für die besagte Klampfe mit dem Bassproblem am Hals definitiv eine gute Lösung. Das mulmige undefinierte Matschen und Grollen ist damit einer Differenziertheit und wärmeren Tönen gewichen...allerdings nicht so warm wie ein SH-1N beispielsweise.
Gibson 498T (Steg)
Der Gibson 498T hat mich ehrlich gesagt enttäuscht und war mir zu nüchtern und zu steril. Ich fand ihn komprimiert und langweilig, allerdings weniger langweilig als den Seymour Duncan SH-11. Er war zugegeben auch in der Klampfe mit dem nüchternsten Charakter und hat diesen wahrscheinlich einfach verstärkt. Trotzdem konnte er mich nicht zu einem weiteren Umbau motivieren.
DiMarzio DP-100 Super Distortion / DP151 PAF Pro (Super Distortion testweise am Neck)
Einen umgekehrten Verbau habe ich testweise vorgenommen, war aber dann am Hals wieder zu dumpf und sam Steg viel zu grell - andersherum war es schon passend und ist bis heute verbaut.
EMG RetroActive Fat 55 (waren ursprünglich in der CORT CR300 verbaut)
Aktive Tonabnehmer waren Neuland für mich, das Set klang sehr schön Retro, mir aber teilweise zu angezerrt, wobei ich eigentlich auf eine Mischung aus Clean und ordentlich Overdrive stehe. Verzerrt war das Set allererste Sahne...aber so wirklich cleane Töne waren immer ein Problem - zumal mir die Humbucker über alle verwendeten Effekte hinweg mir zu deutlich ihre Charakteristik aufgeprägt haben...und passende Settings mit den Settings meiner anderen Klampfen einfach nicht wirklich vereinbar war, was mich echt genervt hat. Also wurde die besagte Gitarre auf passiv umgerüstet.
Seymour Duncan SH-4 / DiMarzio DP-100 Super Distortion (ja, SH-4 am Neck musste ich einfach mal ausprobieren)
Öfter mal etwas Neues...allerdings der zweite Beweis, dass sich ein Steghumbucker aufgrund seines viel zu höhen Outputs am Neck zumndest bei mir nicht gut macht. Zu bassig und undifferenziert, wo der SH-4 da noch eine bessere Figur gemacht hat als der Super Distortion. Trotzdem, einfach mal ausprobiert und abgehakt.
Gibson Burstbucker 3 / Seymour Duncan SH1-N
Meine derzeitige Kombination, wobei mir der SH-1N tatsächlich einen Tick zu dumpf ist, obwohl er schönes Sustain hat und schön singt. Mometan behelfe ich mir mit dem Herausdrehen der Polepices und Spielen mit dem Abstand zu den Saiten. Der Burstbucker 3 erfüllt alle meine derzeitigen Kriterien an einen Steghumbucker. Hatte erst die Befüchtung, dass er in der Gitarre mit Ahorndecke etwas zu grell / spitz kommt, passt aber optimal für mich. Einige Forenmitglieder haben den Burstbucker 3 im Neck...wo ich für mich persönlich eher einen Burstbucker 2 wenn nicht Burstbucker 1 sehen würde. Erfahrungswerte diesbezüglich gibt es aber noch nicht.
ToneRider Rocksong Set
Das Set hat Platz in einer Vintage V100 gefunden - und ich bin absolut begeistert, da mir die Abstimmung von Hals zu Steg extrem gut gefällt. Am Hals lassen sich volle glockige Töne erzeugen, die für mich sehr schon zwischen Bass, Mitten und Höhen ausgewogen sind. Der Steg hat genügend Output, um bissige (aber nicht schrille) Riffs zu liefern. Nach diversen anfänglichen und hier nicht erwähnten Ausflügen zu Roswell, Artec und Wilkinson muss ich sagen, dass die ToneRider den DiMarzios und Seymour Duncens qualitativ und im Sound in Nichts nachstehen. Sie sind weder dumpfer, noch unakzentuierter noch in irgendeiner anderen Weise negativ auffällig. Hätte ich ehrlich gesagt nicht gedacht, wo mir nach dem Umstieg von Wilkinson auf Seymour Duncan damals die massiv höhere Transparenz und Saitentrennung sehr positiv aufgefallen ist.
Gibson Burstbucker 3 / Seymour Duncan APH1-N (steht noch aus)
Nachdem der Burstbucker 3 bei mir voll eingeschlagen hat, bin ich auf den APH1-N sehr gespannt, der aktuell zu mir unterwegs ist. Wieder ein zahmerer Alnico 2, bei dem gerne uach mal das Tonpaoti gefordert werden wird. Das war meine Alternative zu einem weiteren zahmeren Burstbucker für den Hals.
Weitere für mich interessante Kandidaten:
DiMarzio DP-223 (Bridge 36th Anniversary PAF)
DiMarzio DP-274/275 (´59 PAF Set)
DiMarzio DP-193 Air Norton
DiMarzio DP-190 Air Classic
Rockinger PAF-ECT
Über die Zeit hat sich herausgestellt, dass ich eigentlich einen heißeren PAF-Sound am Steg und einen weicheren, singenden Neck-Humbucker suche. Was das angeht, bin ich gerade mit dem Burstbucker 3 extrem glücklich, und verspreche mir von dem APH1-N eine entsprechend große Spreizung - ich werde weiter berichten. Meine ganzen Kombis habe ich für mich mit den ganzen Kennwerten der Humbucker eingetragen und kommentiere meine Eindrücke und in welcher Klampfe was verbaut war. Mitterweile ist das schon eine schöne Dokumentation auf der nach Suche nach dem optimalen Sound geworden. Ich kann nur jeden ermutigen, das selbe zu tun bzw. vieles auszuprobieren. Den kleinsten Teil der Humbucker habe ich dabei neu gekauft - ein bisschen Geduld und offenen Augen findet man so einiges in Kleinanzeigen, zumal man sie bei Nichtgefallen wunderbar wieder verkauft bekommt.
Parallel experimentiere ich mit zusätzlichen Kondensatoren am Halstonabnehmer, um die optimale Balance zwischen Basslastigkeit und Klarheit herauszufinden - neben alle anderen Einstellmöglichkeiten, die einem sonst noch so zur Verfügung stehen. Hab in jedem Fall eine Menge über die unterschiedlichen Eigenschaften der Humbucker aber vor allem auch über die unterschiedlichen Charaktere meiner Gitarren gelernt.
PS: Falls sich jetzt jemand fragt, wieviel tausend Mal ich die Humbucker umgelötet habe...ja, ein wenig Lötarbeit ist schon erforderlich, allerdings habe ich das beengte Löten innerhalb der Gitarre mit einem Self-Made-Steckersystem umgangen. Analog EMG habe ich alle Gitarren mit Steckern ausgestatt, so dass ich das passende Gegenstück nur am Humbucker anlöten muss. Das funktioniert wunderbar und sicher.
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