Grüß Dich Lum!
So richtige Dumble-Experten werden die Wenigsten hier sein, ich auch überhaupt nicht. Einen echten kenne ich auch nur von Live-Konzerten.
Wenn es um Fender-artige Grundlagen oder um Dumble-ähnliche Amps geht, dann kann ich zumindest ein wenig dazu beitragen:
Man muss da jetzt vorsichtig sein,
a) weil man sich ja auf die wenigen halbwegs qualitativen Videos berufen muss, die man dazu findet
b) es "den" Dumble-Sound bekanntlich nicht gibt, weil ja alle ein bißchen anders klingen.
Also einigen wir uns erst einmal auf das, was wir hier suchen. Den dumblesquen John Mayer-Sound aus der Continuum-Ära.
Two-Rock
Der Two-Rock, der am Wenigsten sein eigenes Ding macht und am Meisten das rüberbringt, was man noch als allgemeingültigen "Dumble-Sound" betrachten kann, ist der TS-1. Das letzte Quäntchen Offenheit in den Höhen kommt meiner Meinung dadurch zustande, dass man auf einen verbauten Hall verzichtet hat.
Ich bin prinzipiell kein Fan von verbauten Federhall-Einheiten in Topteilen, da die Trafos dann so nah dran sind und das physikalisch bedingt zu einem erhöhtem Nebengeräuschverhalten führt, wenn Trafos und Hallspirale miteinander ein Schwätzchen halten. Die Two-Rocks kriegen es aber überraschend gut hin, was wahrscheinlich auch ein wenig am hohen Gehäuse liegt.
Classic Reverb Signature und Bloomfield Drive sind Two-Rock Interpretationen dieser Dumble-Klangrichtung, haben aber schon einen eigenen Charakter.
Es geht Clean mehr in die Richtung Fender Blackface Twin. Ein leicht ge-scoopter Clean. Der Classic Reverb ist hierbei ein klassischer Einkanaler, der Bloomy hat eine weitere zuschaltbare Gainstufe, ähnlich wie beim TS-1. Man erhält einen satteren Lead-Ton dadurch (wie
@Mr.Blue es schon beschrieb), dass man Stufe 1 eben auch schon etwas anfeuert, bevor es in Stufe 2 geht. Der TS-1 hätte da etwas mehr Reserven in Stufe 2, hatte aber bis zur 2021er Version relativ starke Lautstärkensprünge beim Umschalten der beiden Stufen, das haben sie aber scheinbar jetzt behoben.
Die Eigenheit eines Dumble Lead-Tons ist meiner Ansicht, dass man heraushört, dass er auf Basis des Clean-Kanals entsteht und darauf aufbaut.
Das ist auch der Fehler, den die meisten Dumble-Style-Pedale machen. Sie klingen einfach wie ein (komprimierendes) Overdrive-Pedal (mit eigener Klangregelung) und überlagern das cleane Grundsignal komplett und versuchen dann die Höhen irgendwie künstlich am Leben zu erhalten.
Das überkomprimierte, was man immer als
den Dumble-Sound bezeichnet, hat eigentlich nicht so viel mit dem Original zu tun. Das muss man da schon forcieren.
Ist in etwa so, wie über all die Jahre geschrieben wurde, eine Les Paul muss fett klingen, während die 50er Originale eher nasal-singend und transparent sind.
Das mit dem Sprung beim Mastervolumen beim Bloomy, wie von
@Mr.Blue beschrieben, ist mir nicht aufgefallen, ich habe aber den 100 Watter und bei mir läuft sowieso alles immer auf einer Lautstärke von jenseits von Gut und Böse.
Ich habe nebst den Bloomfield Drive noch einen Studio Pro Plus 35, dieser ist noch aus der Zeit, in der Two-Rocks aus der Premier Builders Guild Schmiede kamen. Bauliche und klangliche Qualitätsunterschiede kann ich keine ausmachen, der Amp läuft jetzt viele, viele Jahre ohne irgendein Mucken. Er hat einen großartigen Clean-Kanal und einen "Expansion"-Regler, welcher per Fußschalter zuschaltbar ist. Technisch beruht es wohl darauf, dass die Klangregelung aus dem Signal genommen wird, was natürlich einen satten Gain-Zuwachs mit sich führt. Der Zerrgrad lässt sich aber noch mit dem Poti hochschrauben, also ist wohl auch noch eine kaskadierende Gainstufe drin. Der Klang dieses "Kanals" ist aber eher nicht Richtung Dumble, sondern vielmehr wie ein aufgerissener Fender mit aber deutlich mehr Schmutz im Ton.
Andere
In einer perfekten Welt wäre es ein
Bludotone Bludodrive gekommen. Nur wäre mich der wahrscheinlich auf 7000-8000 € gekommen, bis er bei mir da steht (Kosten, Steuern, Zoll, Versand) und dafür fehlt mir mittlerweile der Nerv, nach Übersee (!!!) Geld zu transferieren und eine unbestimmte Zeit zu warten und dann noch das Risiko beim Versand einzugehen. Van Weelden Twinkleland wäre die zweite Wahl, auch hier weiß ich nicht wirklich ob was zustande kommt (die Webpage ist ja quasi nicht existent), wie teuer es ist und wie lange es dauert.
Wo ich absolut keine Bauchschmerzen hätte, wäre Amplified Nation. Ein Wonderland Overdrive oder ein Bombshell Overdrive.
Die werden z.B. bei
Haar Guitars vertrieben. Mit Haar hab ich gute Erfahrungen gemacht.
Der Haken ist, dass Amplified Nation hier recht unbekannt sind und wenns nicht gefällt, wie es sich mit dem Wiederverkaufswert verhält.
Der hat in den USA mittlerweile eine gute Reputation, wird aber natürlich auch ein wenig gepusht von Youtubern wie Rhett Shull.
Das Risiko der geringen Bekanntheit und dessen Auswirkung auf den Wiederverkauf hast Du bei Fuchs und Two Rock nicht. Es gibt praktisch kaum welche auf dem Gebrauchtmarkt, was ja auch ein gutes Zeichen ist. Entweder trennt sich keiner davon, oder die paar, die auftauchen, sind in der Regel schnell wieder weg, ohne verramscht zu werden.
Geringes preisliches Risiko hast Du wahrscheinlich auch mit dem
VHT D-Fifty, der ja schon von
@bluesfreak in den Ring geworfen wurde. Das ist schon sensationell, was die für den Preis anbieten. Auch bei Ceriatone machst Du bei den Preisen nicht viel falsch.
Was super als Dumble-Style funktioniert, ist ein aufgerissener Fender Deluxe 5E3. Ich hab da einen Marble LTD 1x12er Combo gebraucht für 1200 € geschossen und war verblüfft darüber, wie krass der singt. Dann gegoogelt und darauf gestoßen, dass ich nicht der Einzige bin, der das denkt.
Aber ich denke, es macht schon mehr Sinn für Dich, auf ein Topteil zu setzen, das mehr kann, als den Sound reinzudrehen.
Nach meiner Erinnerung hast Du aber wirklich eine Lücke (
), was Fender-style-Amps angeht, somit schadet es nicht, da nachzulegen, weil ich mir sicher bin, dass so ein Amp bei Dir bleiben wird, weil es einfach ein ganz anderes Spielerlebnis ist als bei Deinen bisherigen Amps. Mit Deinem Budget kommst Du dann schon sehr weit. Vom Bauchgefühl her würde ich Dir zu einem 50- oder 100 Watter Topteil raten, weil Du sowieso aufdrehen kannst und das Equipment zum Runteregeln sowieso rumstehen hast.
Die Amps profitieren gehörig davon, mit einer Open-Back- Box betrieben zu werden. Mit einer Marshall-Style 4x12er verlieren die doch ein wenig von ihrem Leben.