Stratomano
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Hoyer Gitarren aus den Anfang 80er Jahren habe ich ca. 1988 zum erstmal wahrgenommen. Da gab es Hoyer schon nicht mehr, zumindest nicht mehr so wie bis 1987.
Ein Freund und Gitarrensammler hatte eine schwarze Hoyer Explorer mit umlaufenden Bindung, 2-stelliger Seriennummer und Goldhardware. Wow, was für ein Gerät, aber brett-schwer….
Und er hat immer noch eine Firebird mit P90-PUs mit 2-stelliger Seriennummer…..
Wegen der Hoyer Explorer habe ich ihn viele Jahre aufgezogen, dass er sie bei Ebay verkauft hat. Ich hatte damals nicht das nötige Geld um sie ihm abzukaufen. Nach ca. 20 Jahren schrieb er mir, dass ein Paket unterwegs sei…..
Als ich dann das Paket und den Koffer öffnete, fand ich eine Hoyer Black Lady. Mehr als ein Trostgeschenk.
Hoyer-Gitarren der 80er Jahre sind allemal ein Review wert. Daher möchte ich über die Black Lady schreiben. Literatur zu diesen Gitarren ist eher dünn gesät. Ich habe leider keine Prospekte von Hoyer und im Netz findet man auch nicht viel. Nach viel Recherche habe ich aber einiges rausbekommen.
Geschichte
Im Ort Luby / Tschechien, (auf deutsch „Schönbach“, damals noch zum Bezirk Eger im Königreich Böhmen / österreichische Habsburgermonarchie) gründete Franz Hoyer 1874 eine Werkstatt vor allem für Lauten und Zithern.
Der Ort hatte weniger als 3000 Einwohner und war ein Zentrum des Geigenbaus („österreichisches Cremona“). Ein Großteil der Einwohner arbeitete im Instrumentenbau. 1917 wurde dort auch Fred Wilfer geboren, Firmengründer von Framus (gegründet 1946 bei Erlangen als „Fränkische Musikinstrumentenerzeugung Fred Wilfer KG“. 1982 gründete sein Sohn Warwick). Anfänglich bezog auch Dieter Gölsdorf, bekannt unter dem Namen „Atze“ von Rockinger sein Holz dort). Auch die Firma ABM geht auf Wurzeln in Schönbach zurück.
Nach dem 1. Weltkrieg wurde die Stadt der neuen Tschechoslowakei zugeschlagen. 1938 mit dem Münchener Abkommen dem Deutschen Reich.
1945 musste die Familie wie alle Deutschen Schönbach verlassen und zog nach Tennenlohe bei Erlangen. Dort entstanden viele neue Gewerbegebiete. Um Erlangen siedelten sich damals viele Instrumentenbauer und Teile-Zulieferer an. Auch große Firmen wie Gibson oder Fender bezogen von dort Parts für ihre Gitarren.
Arnold Hoyer, Sohn des Gründers Franz Hoyer, reorganisierte den Betrieb und brachte 1948 bereits einen Instrumenten-Katalog heraus. In diese Ära fallen Gitarren wie „Der Herr im Frack“ und „Solist“.
1967 starb Arnold Hoyer und sein Sohn Walter A. Hoyer übernahm die Firma. Der Schwerpunkt wurde mehr und mehr auf elektrische Gitarren verlegt.
Im Vergleich zu den Qualitätsschwächen der großen amerikanischen Herstellen in den 70er steigerte sich die Qualität der Hoyer Gitarren kontinuierlich.
Unter anderem baute Hoyer 1977 die von Roger Field entwickelte „Foldaxe“.
Roger Field ist Industriedesigner und Gitarrist. Die Foldaxe entwickelte er für Chet Atkins. Viele bekannte Gitarristen wurden mit der Foldaxe dokumentiert, u.a. Keith Richards und Mick Jagger, Eric Clapton, Hank Marvin, Paul McCartney, etc. (die illustre Geschichte von Roger Field sei jedem ans Herz gelegt, z.B. Englischlehrer von Arnold Schwarzenegger 1968, Playboy-Magazin,….).
Gebaut wurden nur wenige (ca. 12 Stück), da die Mechanik sehr aufwendig war.
Finanziell ging es der Firma Mitte der 70er schlechter und Walter A. Hoyer musste die Firma 1977 verlassen.
Die neuen, wechselnden Eigentümer verlagerten die Produktion von Tennenlohe in den ehemaligen Gutshof Thalermühle in Erlangen. Die Qualität wurde nicht zuletzt durch hervorragende Gitarrenbauer wie Walter Krahl („Klett“) immer weiter gesteigert. Walter Krahl war über die deutschen Grenzen hinaus als Gitarrenbauer bekannt. Jörg Tandler (Morgaine / Tandler) fing seine Lehre bei Hoyer unter Walter Krahl 1987 an. Hoyer und namentlich Walter Krahl bauten Customanfertigungen und reparierten auch Gitarren von Fremdfirmen (Jörg Tandler in Gitarre & Bass, 2017). Die Holzarbeiten für die Weimann Bluesbird wurden von ihm durchgeführt. Weimann entwarf auch die „Star“, eine Powerstrat, aufs wesentliche reduziert, ähnlich der Mark Erlewine „Automatic“.
Eine Hoyer Powerstrat, eine Weimann „Star“ und eine Morgaine „Krahl“ (Tandler)
Hoyer baute Kopien der großen amerikanischen Vorbilder wie der Telecaster, Stratocaster, Les Paul, SG, Firebird, Explorer oder Flying V (Flying Arrow genannt). In den 80er Jahren hatte die Qualität der Gitarren einen sehr hohen Standard erreicht.
Und dennoch schloß die Firma 1987 die Tore.
Dagegen half auch nicht, dass Peter Maffay mit der Gitarre auftrat. Manche behaupten, dass die Black Lady eine Signature-Gitarre für Maffay war. Das stimmt natürlich nicht. Maffay spielte auch andere Gitarren. Aber sie fiel damals irgendwie bei ihm auf.
Er war jedoch nicht der einzige bekannte Musiker. Hier z.B. Carlo Karges von der Nena-Band mit seiner Hoyer Black Lady (wahrscheinlich Seriennummer 19).
Aber es gab eben keinen Hardcore-Super-Duper-Leadgitarristen, der die Black Lady bekannt machte, was ihr Pech dann war.
Nebenbemerkung:
Walter A. Hoyer, der 1977 ausgeschieden war, begann 1984 erneut mit dem Instrumentenbau. Er hatte aber mit „Hoyer“ in Erlangen nichts mehr zu tun. Die Instrumente liefen unter dem Firmennamen „W.A. Hoyer“ und umfassten einige E-Gitarren wie die Musician, Rockman oder Stagemaster und auch Bässe wie der Session- oder Bassman.
Hoyer Black Lady, Seriennummer 81
So eine Werbung wäre heute nicht mehr möglich…..
Unschwer ist zu erkennen, dass die Fender Telecaster Pate stand. Aber nur die grobe Form, der Rest hat mit der Telecaster nicht viel zu tun.
Wie der Name verät, ist die Gitarre nahezu komplett schwarz. Der Lack ist wie Klavierlack ausgeführt, schwarz glänzend. Ich vermute mal ein Polyester-Lack.
Auffälligstes Merkmal der Black Lady ist das komplett um das Instrument laufende Zebra-Zelluloid-Bindung. ABER: Nicht alle Black Ladies haben das. Es gibt Ausführungen mit Bindung nur um den Korpus oder um den Korpus und Headstock (siehe unten). Stimmig wird es aber meiner Meinung nach erst, wenn das Bindung die komplette Gitarre umrandet. Fünflagiges Pickguard.
Die Holzkomposition entspricht mehr einem Gibson-Instrument:
Unter dem Lack findet sich Mahagony-Holz, sowohl für die beiden Korpusteile als auch für den durchgehenden Hals. Der Hals-Korpus-Übergang ist exzellent abgerundet gearbeitet. Da stört keine Kante, wenn man die oberen Lagen bespielt.
Durchgehende Hälse kamen Ende der 70er, Anfang der 80er auf und viele Firmen griffen diese Bauweise auf. Zudem wurde der Body konturiert (im Gegensatz zur Fender Tele).
Das Griffbrett ist aus Ebenholz, was die dunkle Linie der Gitarre unterstreicht. Die 21 Bünde haben die Maße 2,5 x 1mm, Griffbrett-Radius ist 12“. Halsbreite am Sattel 41,8mm, Dicke 21,8mm. Am 12. Bund Breite 51,2mm, Dicke 23,9mm. Damit ist der Hals sehr schlank und läßt sich sehr einfach bespielen (subjektiv). Einfache Dots.
Die Mensur entspricht die einer Gibson mit 24,75 Zoll.
Die Kopfplatte ist Gibson-like nach hinten geneigt. Das unterscheidet sie eindeutig vom Fender-Vorbild und ist mit 6 goldenen Schallermechaniken bestückt.
Am anderen Ende der Saiten findet sich ein massiver Saitenhalter. Um welche Firma es sich dabei handelt konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Evt. Schaller, evt. aber auch Roko (Robert Kolb), der in der Nähe ansässig war und Hardware für Framus, Klira, Höfner, Gretsch oder Guild produzierte. Oder ABM, die u.a. Framus belieferten und auch Parts für Hoyer fertigten. Für eine Hoyer Super 82, so führt Jörg Tandler in Gitarre & Bass 07/2015 aus, wurden teilweise ABM-Parts verwendet.
6 individuell verstellbare Saitenreiter wurden implementiert und Hoyer ging damit einen Schritt weiter als Fender. Intonationsprobleme sind damit passe. Die Saitenreiter sind deutlich gerundet, damit ein Saitenreissen keine Chance hat. Die Reiter sind in der Höhe, Länge und Schräge verstellbar und die beiden Schrauben sitzen in kleinen Nuten, um Stabilität zu bieten. Zusätzlich haben die Reiter 3 Rillen, sodass man die Saiten auch in verschiedenen Abständen zum Griffbrettrand laufen lassen kann und auch zueinander. Einige Gitarrenvirtuosen haben ganz gerne die hohe E-Saite mit mehr Abstand zum Griffbrettrand damit es keine Probleme beim ausufernden Vibrato gibt.
Bis auf die Mechaniken ist die Hardware durch eine chemische Behandlung schwarz brüniert. Somit hat die Hardware keine echte Beschichtung sondern eine Veränderung der Oberfläche. Damit gibt es keine Veränderung der Passgenauigkeit. Ein Verfahren, was im Maschinen- und Werkzeugbau eingesetzt wird (auch bei Handfeuerwaffen laut Wikipedia).
Nachteil ist die Verfärbung der schwarzen Metallteile im Laufe der Zeit (wie auch bei diesem Exemplar).
Die Saiten werden durch den Korpus gezogen. Die rückwärtigen Hülsen sind allerdings nicht sauber in Linie eingearbeitet. Das hätte man schöner machen können. Scheint ein systematischer Fehler zu sein, da auch bei anderen Black Ladies die Hülsen unsauber eingearbeitet sind. Oder geht das als Handarbeit durch? Gelesen habe ich, dass Hoyer zu besten Zeiten nur etwa 100 Gitarren/Monat gebaut hat. Hätte man dennoch besser machen können.
Der Sattel sollte eigentlich aus Messing sein, bei dieser offensichtlich nicht. Ist vielleicht mal ersetzt worden.
Kommen wir zur Elektrik:
Hoyer verbaute u.a. von 1966 bis 1970 Billy Lorento PUs. Billy Lorento (bürgerlich Willi Lorenz Stich, geb. in der Nähe von Köln) war Musiker mit elektrotechnischen Kenntnissen. Später ging er in die USA und machte unter dem Pseudonym „Bill Lawrence“ Karriere.
An Pick-ups wurden allerdings bei der Black Lady keine „Bill Lawrence“ verwendet sondern Seymour Duncan STL-1B (Broadcaster => flat polepieces) und STR-1. Der STR-1 aber immer ohne Kappe, damit es schön schwarz bleibt.
Laut Jörg Tandler wurden Schaller PUs bei der Black Lady ebenfalls nicht verwendet, DiMarzio-PUs anfänglich bei der Flying Arrow, später wurden aber auch diese durch Duncans ersetzt (persönliche Korrespondenz).
Dieser STR-1 wurde, da er defekt war, von Rudi Hintermaier, Burgwedel neu gewickelt. Klingt Oberklasse. Impedanz ist 5,7 kOhm und damit nicht mehr dem STR-1 entsprechend (7,3 kOhm).
Ob es sich überhaupt um einen STR-1 handelt ist fraglich. Zumindest habe ich noch keinen mit rotem Band um die Wicklung gesehen. Laut meinem Gönner ist es aber der originale PU.
Der STL-1B hat 7,8 kOhm und entspricht der Beschreibung. Beide PUs benutzen Alnico V Magnete.
Die Schaltung ist klassisch mit Neck-, Neck-Bridge- und Bridge-PU. Master-Tone und Master-Volume. Allerdings ein Toggle-Switch, keine Tele-Schalter.
Die Knöpfe sind leider nicht mehr original. Die Originalen waren schwarz und hatten eine Positions-Markierung. Ähnlich wie bei früheren HiFi-Verstärken.
Die auf meiner Black Lady finde ich aber schöner. Sie sind schwarz, geriffelt und aus Metall. Markierungen braucht man eh nicht, da es nach Gehör geht.
Gebaut wurde die Black Lady wohl von 1982 bis 1984. In der Zeitschrift Spotlight von 10/1982 wurde die Black Lady vorgestellt, somit denke ich, das sie ab 1982 erhältlich war. Ab 1985 wurde die schwarze Telecaster zur „Black Star“. Wohl das Ende der „Black Lady“.
Wenn jemand andere Informationen hat, bitte gerne posten.
Seriennummern:
Die 2-3 stelligen Seriennummern setzten etwa 1979 ein, zunächst noch mit vorangestellten Null-Ziffern. Meist wurden weiße Letrasetziffern verwendet (auf Weiß natürlich schwarze Ziffern).
Ab ca. 1980 wurden die vorangestellten Nullen weggelassen.
Gleichzeitig existierte ein 5-stelliges Nummernsystem. Die Black Ladies hatten aber alle 2-stellige Seriennummern. Die Firebird meines Freundes ebenfalls und die Explorer auch.
Im Netz gefunden habe ich die Nr. 19 (siehe oben), die Nr. 34, Nr. 78 und 88. Damit insgesamt 5 Black Ladies. Zum Teil aber eben nicht mit kompletten Binding um die gesamte Gitarre:
Zum Beispiel hat die Nr. 88 ein Binding um den Korpus und um den Headstock, nicht um den Hals:
Wieviele gebaut wurden ist nicht klar. Die Höhe der Seriennummer hat nichts mit dem Alter zu tun. Wahrscheinlich wurden sie einfach nacheinander vergeben. Egal welches Modell gerade gebaut wurde.
Ursprünglich wurde die Gitarre ohne Case ausgeliefert. Ich habe nach langem Suchen und nur durch Zufall ein passendes Case von Hoyer / Erlangen aus der Zeit erwerben können. Der Verkäufer bot das Case mit einer Gibson Les Paul an (im Hintergrund die Black Lady noch mit Joe Barden PUs).
Sound:
Die alten Joe Barden PUs von 2001 (JBP, gebaut bis 2003, danach kamen die JBE) habe ich gegen die originalen PUs ausgetauscht.
Man kann natürlich keine Tele-Twang erwarten, dazu passen die Hölzer und die Konstruktion nicht.
Der Neck-PU klingt sehr schön voll, rund und weich. Mir gefällt er extrem gut für Blues-Sachen. Der Steg-PU hat die gewohnte Härte und setzt sich sehr gut durch. In der Mittelposition sind Funk-Sounds gut möglich, aber es ist eben nicht der typische Tele-Sound. Eher immer etwas voller, voluminöser, mehr Sustain.
Vor ein paar Jahren tauchte in der Bucht immer mal wieder eine Black Lady auf. Zum Teil wurden sie damals nicht mal verkauft und die Preise gingen runter in den 3-stelligen Bereich. Das hängt aber auch mit dem Bindung zusammen. Exemplare, die ein durchgehendes Zebra-Bindung haben sind begehrenswerter als welche, denen das Bindung z.B. am Hals fehlt oder die nur ein einfarbiges Bindung besitzen.
In den letzten Jahren habe ich keine mehr gesehen. Bei Reverb sowieso nicht, da der amerikanische Markt diese Gitarren kaum kennt.
2010 legte Hoyer die Black Lady und eine White Lady neu auf. Diese entsprechen aber nicht den Black Ladies aus den 80ern. Die Neuauflage ist unschwer am anderen Headstock, Humbuckern und Griffbrett-Inlay zu erkennen.
Die Hoyer Black Lady aus den 80ern ist eine außergewöhnliche Gitarre, nicht jedermanns Geschmack. Mir gefällt sie und ich werde sie in Ehren halten.
Ein Freund und Gitarrensammler hatte eine schwarze Hoyer Explorer mit umlaufenden Bindung, 2-stelliger Seriennummer und Goldhardware. Wow, was für ein Gerät, aber brett-schwer….
Und er hat immer noch eine Firebird mit P90-PUs mit 2-stelliger Seriennummer…..
Wegen der Hoyer Explorer habe ich ihn viele Jahre aufgezogen, dass er sie bei Ebay verkauft hat. Ich hatte damals nicht das nötige Geld um sie ihm abzukaufen. Nach ca. 20 Jahren schrieb er mir, dass ein Paket unterwegs sei…..
Als ich dann das Paket und den Koffer öffnete, fand ich eine Hoyer Black Lady. Mehr als ein Trostgeschenk.
Hoyer-Gitarren der 80er Jahre sind allemal ein Review wert. Daher möchte ich über die Black Lady schreiben. Literatur zu diesen Gitarren ist eher dünn gesät. Ich habe leider keine Prospekte von Hoyer und im Netz findet man auch nicht viel. Nach viel Recherche habe ich aber einiges rausbekommen.
Geschichte
Im Ort Luby / Tschechien, (auf deutsch „Schönbach“, damals noch zum Bezirk Eger im Königreich Böhmen / österreichische Habsburgermonarchie) gründete Franz Hoyer 1874 eine Werkstatt vor allem für Lauten und Zithern.
Der Ort hatte weniger als 3000 Einwohner und war ein Zentrum des Geigenbaus („österreichisches Cremona“). Ein Großteil der Einwohner arbeitete im Instrumentenbau. 1917 wurde dort auch Fred Wilfer geboren, Firmengründer von Framus (gegründet 1946 bei Erlangen als „Fränkische Musikinstrumentenerzeugung Fred Wilfer KG“. 1982 gründete sein Sohn Warwick). Anfänglich bezog auch Dieter Gölsdorf, bekannt unter dem Namen „Atze“ von Rockinger sein Holz dort). Auch die Firma ABM geht auf Wurzeln in Schönbach zurück.
Nach dem 1. Weltkrieg wurde die Stadt der neuen Tschechoslowakei zugeschlagen. 1938 mit dem Münchener Abkommen dem Deutschen Reich.
1945 musste die Familie wie alle Deutschen Schönbach verlassen und zog nach Tennenlohe bei Erlangen. Dort entstanden viele neue Gewerbegebiete. Um Erlangen siedelten sich damals viele Instrumentenbauer und Teile-Zulieferer an. Auch große Firmen wie Gibson oder Fender bezogen von dort Parts für ihre Gitarren.
Arnold Hoyer, Sohn des Gründers Franz Hoyer, reorganisierte den Betrieb und brachte 1948 bereits einen Instrumenten-Katalog heraus. In diese Ära fallen Gitarren wie „Der Herr im Frack“ und „Solist“.
1967 starb Arnold Hoyer und sein Sohn Walter A. Hoyer übernahm die Firma. Der Schwerpunkt wurde mehr und mehr auf elektrische Gitarren verlegt.
Im Vergleich zu den Qualitätsschwächen der großen amerikanischen Herstellen in den 70er steigerte sich die Qualität der Hoyer Gitarren kontinuierlich.
Unter anderem baute Hoyer 1977 die von Roger Field entwickelte „Foldaxe“.
Roger Field ist Industriedesigner und Gitarrist. Die Foldaxe entwickelte er für Chet Atkins. Viele bekannte Gitarristen wurden mit der Foldaxe dokumentiert, u.a. Keith Richards und Mick Jagger, Eric Clapton, Hank Marvin, Paul McCartney, etc. (die illustre Geschichte von Roger Field sei jedem ans Herz gelegt, z.B. Englischlehrer von Arnold Schwarzenegger 1968, Playboy-Magazin,….).
Gebaut wurden nur wenige (ca. 12 Stück), da die Mechanik sehr aufwendig war.
Finanziell ging es der Firma Mitte der 70er schlechter und Walter A. Hoyer musste die Firma 1977 verlassen.
Die neuen, wechselnden Eigentümer verlagerten die Produktion von Tennenlohe in den ehemaligen Gutshof Thalermühle in Erlangen. Die Qualität wurde nicht zuletzt durch hervorragende Gitarrenbauer wie Walter Krahl („Klett“) immer weiter gesteigert. Walter Krahl war über die deutschen Grenzen hinaus als Gitarrenbauer bekannt. Jörg Tandler (Morgaine / Tandler) fing seine Lehre bei Hoyer unter Walter Krahl 1987 an. Hoyer und namentlich Walter Krahl bauten Customanfertigungen und reparierten auch Gitarren von Fremdfirmen (Jörg Tandler in Gitarre & Bass, 2017). Die Holzarbeiten für die Weimann Bluesbird wurden von ihm durchgeführt. Weimann entwarf auch die „Star“, eine Powerstrat, aufs wesentliche reduziert, ähnlich der Mark Erlewine „Automatic“.
Eine Hoyer Powerstrat, eine Weimann „Star“ und eine Morgaine „Krahl“ (Tandler)
Hoyer baute Kopien der großen amerikanischen Vorbilder wie der Telecaster, Stratocaster, Les Paul, SG, Firebird, Explorer oder Flying V (Flying Arrow genannt). In den 80er Jahren hatte die Qualität der Gitarren einen sehr hohen Standard erreicht.
Und dennoch schloß die Firma 1987 die Tore.
Dagegen half auch nicht, dass Peter Maffay mit der Gitarre auftrat. Manche behaupten, dass die Black Lady eine Signature-Gitarre für Maffay war. Das stimmt natürlich nicht. Maffay spielte auch andere Gitarren. Aber sie fiel damals irgendwie bei ihm auf.
Er war jedoch nicht der einzige bekannte Musiker. Hier z.B. Carlo Karges von der Nena-Band mit seiner Hoyer Black Lady (wahrscheinlich Seriennummer 19).
Aber es gab eben keinen Hardcore-Super-Duper-Leadgitarristen, der die Black Lady bekannt machte, was ihr Pech dann war.
Nebenbemerkung:
Walter A. Hoyer, der 1977 ausgeschieden war, begann 1984 erneut mit dem Instrumentenbau. Er hatte aber mit „Hoyer“ in Erlangen nichts mehr zu tun. Die Instrumente liefen unter dem Firmennamen „W.A. Hoyer“ und umfassten einige E-Gitarren wie die Musician, Rockman oder Stagemaster und auch Bässe wie der Session- oder Bassman.
Hoyer Black Lady, Seriennummer 81
So eine Werbung wäre heute nicht mehr möglich…..
Unschwer ist zu erkennen, dass die Fender Telecaster Pate stand. Aber nur die grobe Form, der Rest hat mit der Telecaster nicht viel zu tun.
Wie der Name verät, ist die Gitarre nahezu komplett schwarz. Der Lack ist wie Klavierlack ausgeführt, schwarz glänzend. Ich vermute mal ein Polyester-Lack.
Auffälligstes Merkmal der Black Lady ist das komplett um das Instrument laufende Zebra-Zelluloid-Bindung. ABER: Nicht alle Black Ladies haben das. Es gibt Ausführungen mit Bindung nur um den Korpus oder um den Korpus und Headstock (siehe unten). Stimmig wird es aber meiner Meinung nach erst, wenn das Bindung die komplette Gitarre umrandet. Fünflagiges Pickguard.
Die Holzkomposition entspricht mehr einem Gibson-Instrument:
Unter dem Lack findet sich Mahagony-Holz, sowohl für die beiden Korpusteile als auch für den durchgehenden Hals. Der Hals-Korpus-Übergang ist exzellent abgerundet gearbeitet. Da stört keine Kante, wenn man die oberen Lagen bespielt.
Durchgehende Hälse kamen Ende der 70er, Anfang der 80er auf und viele Firmen griffen diese Bauweise auf. Zudem wurde der Body konturiert (im Gegensatz zur Fender Tele).
Das Griffbrett ist aus Ebenholz, was die dunkle Linie der Gitarre unterstreicht. Die 21 Bünde haben die Maße 2,5 x 1mm, Griffbrett-Radius ist 12“. Halsbreite am Sattel 41,8mm, Dicke 21,8mm. Am 12. Bund Breite 51,2mm, Dicke 23,9mm. Damit ist der Hals sehr schlank und läßt sich sehr einfach bespielen (subjektiv). Einfache Dots.
Die Mensur entspricht die einer Gibson mit 24,75 Zoll.
Die Kopfplatte ist Gibson-like nach hinten geneigt. Das unterscheidet sie eindeutig vom Fender-Vorbild und ist mit 6 goldenen Schallermechaniken bestückt.
Am anderen Ende der Saiten findet sich ein massiver Saitenhalter. Um welche Firma es sich dabei handelt konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Evt. Schaller, evt. aber auch Roko (Robert Kolb), der in der Nähe ansässig war und Hardware für Framus, Klira, Höfner, Gretsch oder Guild produzierte. Oder ABM, die u.a. Framus belieferten und auch Parts für Hoyer fertigten. Für eine Hoyer Super 82, so führt Jörg Tandler in Gitarre & Bass 07/2015 aus, wurden teilweise ABM-Parts verwendet.
6 individuell verstellbare Saitenreiter wurden implementiert und Hoyer ging damit einen Schritt weiter als Fender. Intonationsprobleme sind damit passe. Die Saitenreiter sind deutlich gerundet, damit ein Saitenreissen keine Chance hat. Die Reiter sind in der Höhe, Länge und Schräge verstellbar und die beiden Schrauben sitzen in kleinen Nuten, um Stabilität zu bieten. Zusätzlich haben die Reiter 3 Rillen, sodass man die Saiten auch in verschiedenen Abständen zum Griffbrettrand laufen lassen kann und auch zueinander. Einige Gitarrenvirtuosen haben ganz gerne die hohe E-Saite mit mehr Abstand zum Griffbrettrand damit es keine Probleme beim ausufernden Vibrato gibt.
Bis auf die Mechaniken ist die Hardware durch eine chemische Behandlung schwarz brüniert. Somit hat die Hardware keine echte Beschichtung sondern eine Veränderung der Oberfläche. Damit gibt es keine Veränderung der Passgenauigkeit. Ein Verfahren, was im Maschinen- und Werkzeugbau eingesetzt wird (auch bei Handfeuerwaffen laut Wikipedia).
Nachteil ist die Verfärbung der schwarzen Metallteile im Laufe der Zeit (wie auch bei diesem Exemplar).
Die Saiten werden durch den Korpus gezogen. Die rückwärtigen Hülsen sind allerdings nicht sauber in Linie eingearbeitet. Das hätte man schöner machen können. Scheint ein systematischer Fehler zu sein, da auch bei anderen Black Ladies die Hülsen unsauber eingearbeitet sind. Oder geht das als Handarbeit durch? Gelesen habe ich, dass Hoyer zu besten Zeiten nur etwa 100 Gitarren/Monat gebaut hat. Hätte man dennoch besser machen können.
Der Sattel sollte eigentlich aus Messing sein, bei dieser offensichtlich nicht. Ist vielleicht mal ersetzt worden.
Kommen wir zur Elektrik:
Hoyer verbaute u.a. von 1966 bis 1970 Billy Lorento PUs. Billy Lorento (bürgerlich Willi Lorenz Stich, geb. in der Nähe von Köln) war Musiker mit elektrotechnischen Kenntnissen. Später ging er in die USA und machte unter dem Pseudonym „Bill Lawrence“ Karriere.
An Pick-ups wurden allerdings bei der Black Lady keine „Bill Lawrence“ verwendet sondern Seymour Duncan STL-1B (Broadcaster => flat polepieces) und STR-1. Der STR-1 aber immer ohne Kappe, damit es schön schwarz bleibt.
Laut Jörg Tandler wurden Schaller PUs bei der Black Lady ebenfalls nicht verwendet, DiMarzio-PUs anfänglich bei der Flying Arrow, später wurden aber auch diese durch Duncans ersetzt (persönliche Korrespondenz).
Dieser STR-1 wurde, da er defekt war, von Rudi Hintermaier, Burgwedel neu gewickelt. Klingt Oberklasse. Impedanz ist 5,7 kOhm und damit nicht mehr dem STR-1 entsprechend (7,3 kOhm).
Ob es sich überhaupt um einen STR-1 handelt ist fraglich. Zumindest habe ich noch keinen mit rotem Band um die Wicklung gesehen. Laut meinem Gönner ist es aber der originale PU.
Der STL-1B hat 7,8 kOhm und entspricht der Beschreibung. Beide PUs benutzen Alnico V Magnete.
Die Schaltung ist klassisch mit Neck-, Neck-Bridge- und Bridge-PU. Master-Tone und Master-Volume. Allerdings ein Toggle-Switch, keine Tele-Schalter.
Die Knöpfe sind leider nicht mehr original. Die Originalen waren schwarz und hatten eine Positions-Markierung. Ähnlich wie bei früheren HiFi-Verstärken.
Die auf meiner Black Lady finde ich aber schöner. Sie sind schwarz, geriffelt und aus Metall. Markierungen braucht man eh nicht, da es nach Gehör geht.
Gebaut wurde die Black Lady wohl von 1982 bis 1984. In der Zeitschrift Spotlight von 10/1982 wurde die Black Lady vorgestellt, somit denke ich, das sie ab 1982 erhältlich war. Ab 1985 wurde die schwarze Telecaster zur „Black Star“. Wohl das Ende der „Black Lady“.
Wenn jemand andere Informationen hat, bitte gerne posten.
Seriennummern:
Die 2-3 stelligen Seriennummern setzten etwa 1979 ein, zunächst noch mit vorangestellten Null-Ziffern. Meist wurden weiße Letrasetziffern verwendet (auf Weiß natürlich schwarze Ziffern).
Ab ca. 1980 wurden die vorangestellten Nullen weggelassen.
Gleichzeitig existierte ein 5-stelliges Nummernsystem. Die Black Ladies hatten aber alle 2-stellige Seriennummern. Die Firebird meines Freundes ebenfalls und die Explorer auch.
Im Netz gefunden habe ich die Nr. 19 (siehe oben), die Nr. 34, Nr. 78 und 88. Damit insgesamt 5 Black Ladies. Zum Teil aber eben nicht mit kompletten Binding um die gesamte Gitarre:
Zum Beispiel hat die Nr. 88 ein Binding um den Korpus und um den Headstock, nicht um den Hals:
Wieviele gebaut wurden ist nicht klar. Die Höhe der Seriennummer hat nichts mit dem Alter zu tun. Wahrscheinlich wurden sie einfach nacheinander vergeben. Egal welches Modell gerade gebaut wurde.
Ursprünglich wurde die Gitarre ohne Case ausgeliefert. Ich habe nach langem Suchen und nur durch Zufall ein passendes Case von Hoyer / Erlangen aus der Zeit erwerben können. Der Verkäufer bot das Case mit einer Gibson Les Paul an (im Hintergrund die Black Lady noch mit Joe Barden PUs).
Sound:
Die alten Joe Barden PUs von 2001 (JBP, gebaut bis 2003, danach kamen die JBE) habe ich gegen die originalen PUs ausgetauscht.
Man kann natürlich keine Tele-Twang erwarten, dazu passen die Hölzer und die Konstruktion nicht.
Der Neck-PU klingt sehr schön voll, rund und weich. Mir gefällt er extrem gut für Blues-Sachen. Der Steg-PU hat die gewohnte Härte und setzt sich sehr gut durch. In der Mittelposition sind Funk-Sounds gut möglich, aber es ist eben nicht der typische Tele-Sound. Eher immer etwas voller, voluminöser, mehr Sustain.
Vor ein paar Jahren tauchte in der Bucht immer mal wieder eine Black Lady auf. Zum Teil wurden sie damals nicht mal verkauft und die Preise gingen runter in den 3-stelligen Bereich. Das hängt aber auch mit dem Bindung zusammen. Exemplare, die ein durchgehendes Zebra-Bindung haben sind begehrenswerter als welche, denen das Bindung z.B. am Hals fehlt oder die nur ein einfarbiges Bindung besitzen.
In den letzten Jahren habe ich keine mehr gesehen. Bei Reverb sowieso nicht, da der amerikanische Markt diese Gitarren kaum kennt.
2010 legte Hoyer die Black Lady und eine White Lady neu auf. Diese entsprechen aber nicht den Black Ladies aus den 80ern. Die Neuauflage ist unschwer am anderen Headstock, Humbuckern und Griffbrett-Inlay zu erkennen.
Die Hoyer Black Lady aus den 80ern ist eine außergewöhnliche Gitarre, nicht jedermanns Geschmack. Mir gefällt sie und ich werde sie in Ehren halten.
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