J
Jongleur
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O lieber @x-Riff , da gehe ich beim Schreiben prinzipiell anders ran. Ich könnte wohl keinen Vers fertig bekommen, sollte mein LI mich authentisch schildern. Das begänne bereits bei der Zeitform. Authentische Gegenwartsperspektive beispielsweise würde ja bedeuten, ich müsste Zeit, Ort, Kausalität, Lokalität, Modalität usw. aus dem Moment des Schreibens ableiten. Und was, wenn ich am nächsten Tag ändere? Dann ist Authentizität des Vortages sicher längst verschwommen, wird der Charakter der Fiktion immer deutlicher!@x Rff
Ich vermute: Er ist in der "Ich-Perspektive" geschrieben und nicht deutlich fiktional (Ich bin Astronaut in einem Raumschiff und die Erdstation teilt mir mit, dass es irgendwie Schwierigkeiten gibt).
Und wie reflektiert nun der Leser? Denkt er darüber nach, ob er klischiert wahrnimmt? Garantiert nicht!! Er reflektiert eigene und fremde Erfahrungen und hält das für authentisch! Er lässt Moment, Vergangenheit und Zukunft in seinem HIrn schalten und walten, wie es dem gerade einfällt. Ist sich der Leser bewusst, dass er viel mehr dazu erfindet, als der Autor schrieb? Ganz sicher nicht!
Also wäre es mE geradezu naiv, anzunehmen, dass ausgerechnet meine Figuren authentisch wären. Egal, welche Perspektive ich gerade wähle. Bereits die Wahl der Perspektive beispielsweise bedeutet für mich ganz bewusst: Fiktion! Das ist jetzt kein rhetorischer Trick meinerseits, sondern so mache ich mir fast täglich die Möglichkeiten und Grenzen meiner künstlerische Freiheit bewusst!!
Und noch eine Bemerkung zum Kritiker. Der ist ja als Kritiker mehr als nur ein anonym konsumierende Leser. Der nimmt ja (sicher unbewusst) die Rolle eines Lektors oder eben öffentlichen Kritiker ein. Von dem darf ich doch annehmen dürfen, dass er seine eigene Meinung in Frage stellen kann, wie er die des Autors in Frage stellen kann!
Was hindert ihn daran daran, sich zunächst als Leser zu sehen und nur aus dieser persönlichen Sicht seinen Eindruck zu schildern. Was hindert ihn daran, falls er mal genereller wird, mit Beispielen zu operieren, um seiner Sicht etwas mehr Gesicht und Gewicht zu geben? So wie du, lieber X-Riff, es einleitend ja auch getan hast.
Um zum Schluss zu kommen: Heutzutage stehen unter medialen Kritiken oft Kommentare, welche wiederum die Kritiker selber in Frage stellen. Das geht mE in Ordnung.
Auf dieses Risiko lasse auch ich mich im Netz gelegentlich ein. Auch auf die Gefahr hin, dass ich weniger Kritiken bekomme. oder shitstorm ernte. Vermutlich schärft ein Konflikt mit einem Kritiker (in Maßen „genossen“) auf die Dauer auch den Autorengeist.
Schauen wir mal… ;-)
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