• Bitte beachten! Dies ist ein Forum, in dem es keine professionelle und auch keine verbindliche Rechtsberatung gibt. Es werden lediglich persönliche Meinungen und Erfahrungen wiedergegeben. Diskussionen bitte möglichst mit allgemeinen Beispielen und nicht mit speziellen Fällen führen.

Auftragsarbeit: Musical - Wie Preis berechnen?

  • Ersteller The Martian
  • Erstellt am
The Martian
The Martian
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
13.11.24
Registriert
06.08.07
Beiträge
164
Kekse
1.326
Ort
Mainz
Hallo zusammen,

ich soll die Musik für ein Kinder-Musical schreiben und soll einen Kostenvoranschlag senden. Wie berechne ich ein Musical? Was ist ein "gängiger" Preis für 90 Minuten Musical. Mix aus Dialogen und Songs (also teilweise Stille, teilweise Hintergrundmusik und dann natürlich Hauptaugenmerk Songs). Der Termin für die Aufführung steht auch schon fest, daher feste Deadline und etwas Zeitdruck, da Libretto noch nicht fertig ist, aber parallel schon mit der Musik theoretisch angefangen werden muss.

Wie kann ich am besten einen Preis berechnen der angemeßen ist?

Danke euch! :)
 
Eigenschaft
 
Na, so schwer ist das doch nicht:

Du schätzt (natürlich möglichst präzise) den Zeitaufwand auf Basis Deiner Erfahrungen ab, den Du mit der Realisierung der Sache haben wirst.
Danach multiplizierst Du die ermittelte Stundenanzahl mit einem Stundenlohn, den Du, unter Berücksichtigung aller Umstände, für angemessen hältst.
So erhältst Du einen Richtpreis, der einmal als Basis für alles weitere (Gespräche, Verhandlungen, ...) funktionieren kann.

LG
Thomas
 
Danke dir. Klar, das klingt alles sehr logisch. :)

Ich stoppe selten die Zeit beim Komponieren. Und jedes Projekt ist neu und frisch. Ich kann was kleines in paar Stunden raushauen oder mich und Wochenlang an einer Nummer sitzen.

Aber gut sagen wir mal 3 Minuten Musik am Tag (und das ist schon sehr sportlich). 3x30= 90 Minuten. Also 30 Tage je 8 Stunden sind 240 Stunden, mit einem Stundensatz von 50€ = 12.000€.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Naja, der Zeitaufwand hängt doch auch sehr davon ab, was im „Lieferumfang“ alles enthalten sein soll:

- Nur die nackten Melodien, oder bis ins Detail ausgearbeitete Band/Orchesterpartituren ?
- Chorparts oder nur Solopartien und Instrumentalparts ?
- Ev. Playbacks anfertigen ?
- Notenmaterial für alle Beteiligten ?
- Begleitende Einstudierung bzw. Probenarbeit ?
- usw. usf.

Jeder, der schonmal mit so etwas befasst war weiss, das die reine Kompositionsarbeit der geringste Teil der Arbeit ist ... :)

Thomas
 
Es soll ein Playback Musical werden, da es an Schulen aufgeführt wird ohne festes Ensemble. Was dem Aufwand natürlich extrem erhöht da ich alles mit Plugins vorproduzieren muss und alles natürlich voll orchestriert sein muss. Außer es gibt Budget um die Musik einspielen zu lassen und Mischen zu lassen, dann wären da andere Aufwendungen in Form von wie du schon sagst Partituren und Aufnahmesession/Proben mit Musikern.
Dann denke ich noch zusätzlich Lead Sheets für die Gesangspart, damit diese einstudiert werden können.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Na, dann scheint für Dich ja ohnehin alles klar zu sein, um eine Zeitabschätzung vornehmen zu können.

PS: Ich persönlich empfinde den Zeitaufwand für das (Auf-)Schreiben von Orchesterpartituren erheblich höher, als das Anfertigen von Playbacks ...

Thomas
 
Bin auch nicht so fit im Noten anfertigen... ich komponiere auch viel lieber mit Samples direkt in einer DAW. Es kommt dann halt noch der Mixing & Mastering Prozess dazu.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Es soll ein Playback Musical werden, da es an Schulen aufgeführt wird ohne festes Ensemble.

Da scheint mir zunächst - vor allen Honorarfragen - die Tücke im rechtlichen Detail zu liegen: Wie soll das aufführungsrechtlich gestaltet werden? Wer ist Auftraggeber der Komposition, wer hat die Verwertungsrechte? Gibt es ein einmaliges Honorar (zuzüglich der Honorare für die Erstellung von Aufführungsmateral und/oder Klavierauszug), oder Beteiligung an den Verwertereinkünften? Gibt es für letzteren Fall eine Vereinbarung über eine Mindestanzahl von Aufführungen?
Feste Deadline und fehlendes Libretto sind Risikofaktoren, die sich gegebenenfalls im Honorar niederschlagen müssen. Was ist, wenn die Deadline aufgrund eines zu spät oder gar nicht nachgelieferten Librettos nicht eingehalten werden kann, so dass Korrekturen nicht mehr möglich sind bzw. das ganze Projekt platzt?

Ins Blaue hinein kann man sich zunächst an bestehenden Mindesthonorempfehlungen von Musikerorganisationen orientieren, wobei ich ein 90minütiges Kindermusical mit einem Musiktheaterwerk von 60 Minuten gleichsetzen würde (da bewegen wir uns im Mindestbereich um die 7.000 EUR ohne Zusatzleistungen)- im konkretern Fall gibt es aber zu viele unwägbare Details, die die Kalkulation beeinflussen, und die daher vorab zu klären wären.
Nicht zu vergessen: Welche Referenzen liegen für den Bereich Musicalkomposition bereits vor?
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
hmm.... seltsame Frage. Bissl wie: Ich soll ein Haus bauen. Wie berechne ich ein Haus von 100 m²? Ich habe noch nie ein Haus gebaut und wo es stehen soll und welchem Zweck es dienen soll, weiss ich auch nicht... Ich habe mal online bei den Architekten gekuckt. Da steht, was Häuser sind und wieviel sie kosten. Aber nur die auf dem Land.
 
Ja sehr hilfreicher Beitrag. ;) Irgendwo muss man ja anfangen. Und als Freiberufler richtige Preise finden ist immer schwierig und deshalb bin ich so Klug und hole mir ja Rat von euch ein.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
sorry, aber das musste sein. War nicht böse gemeint!
 
Und als Freiberufler richtige Preise finden ist immer schwierig ...
Eigentlich nicht ... das richtig schwierige wird erst sein, sie am Ende durchzusetzen. Denn der Kontrahent hat womöglich ganz andere Vorstellungen von der Angemessenheit des Preises ...

Bezüglich "Beratung durch einen Fachanwalt" würde ich für mich selber lange und gründlich überlegen, ob die Kosten dafür überhaupt in Relation zum möglichen Schaden bei Nicht-Beratung stehen.

LG
Thomas
 
@The Martian, die erste Frage ist, ob Du den Job brauchst und willst. Damit verändern sich ggf. die Prioritäten.

Ich bin schon Jahrzehnte im Vertrieb tätig und wundere mich immer, dass sich die Auftragnehmer so oft die Butter vom Brot nehmen lassen. Ist man zu unterwürfig, verliert man...

Eine Kalkulation mit 30 Euro pro Stunde, wenn ich es richtig verstanden habe, ist wahrscheinlich nicht realistisch. Du arbeitest kreativ, ok. Da kommen auch längere Pausen dazu, die sich zum Ende aber wahrscheinlich komplett ausgleichen. Deshalb nimm' ruhig eine längere Schaffenszeit (6 Wochen) oder einen höheren Betrag an (50 Euro pro Stunde mindestens).

Teile Deine Kalkulation in die Prozesse auf, die erforderlich für das Ergebnis sind.

Komposition - %
Arrangement - %
Instrumentierung - %
Mixing - %
Mastering - %
Dokumentation - %
Overhead (Rechnungen, Steuerabrechnung usw. schreiben)
+10% des Gesamtpreises als potentiellen Nachlass für die Verhandlung
Steuer, Krankenkassenbeitrag
usw.

Egal, was da heraus kommt, das ist der Preis für die Arbeit, die Du leistest.

Natürlich wird der Auftraggeber versuchen den Preis zu drücken, aber damit kann man umgehen, wenn man zu seiner Arbeit steht.

Einem "zu teuer" begegnet man sehr geschickt mit: "Was soll ich von den aufgezeigten Punkten/Arbeitsschritten weglassen, damit der Preis für Sie stimmt?"
Oder einem: "Das ist uns zu teuer, ich glaube wir suchen uns Jemanden der preiswerter ist."

Sie wollen ein hochqualitatives Endprodukt, in einem sehr engen Zeitrahmen, dass Ihren und den Ansprüchen vieler Anderer genügen soll. Es ist Kunst gepaart mit Handwerk, strategischem Handeln unter Nutzung von teurer Studiotechnik (egal, ob es so ist oder nicht), die ich für Sie zur Verfügung stelle. Sie bekommen das aus einer Hand als Gesamtpaket mit einem Festpreis und haben einen einzigen Ansprechpartner! Das erscheint mir mehr als fair bei diesem für Sie kalkulierten Preis.

Du wirst etwas hergeben müssen, dafür sind die 10% gedacht.
Nie etwas nachlassen ohne es zu begründen. Etwa so:
"Ok, ich werde in der Zeit wenig außer Haus sein und dadurch auch weniger mit dem Auto fahren. Dafür kann ich Ihnen mit etwa 300 Euro entgegen kommen. - vor Steuern."
Du weißt, was ich meine...

Bleib bestimmt und freundlich, sei nie unterwürfig und unterdrücke Deine Angst vor dem Scheitern, der Ablehnung oder sonst etwas, wenn Du verhandelst!!!!!

Glaube mir, jeder hat Angst, wenn er verhandeln muss! Und dabei ist es egal, um welchen Betrag es geht.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 10 Benutzer
Einem "zu teuer" begegnet man sehr geschickt mit: "Was soll ich von den aufgezeigten Punkten/Arbeitsschritten weglassen, damit der Preis für Sie stimmt?"
Oder einem: "Das ist uns zu teuer, ich glaube wir suchen uns Jemanden der preiswerter ist."
Ja, das funktioniert toll, solange man nur auf Gegenüber trifft, die mit Ergüssen des Seminars "Teppichhandel für Anfänger" zum wirklich allerersten mal konfrontiert werden. :)

Thomas
 
@turko

Dass das etwas vereinfacht und plakativ ist, sollte eigentlich klar sein. Es geht doch um das Prinzip und keine Anleitung. Dennoch funktioniert es grundsätzlich genauso. Wie man das situativ dann geschickt vorträgt, hängt von jedem selbst ab.

Ich kann es jetzt leider nicht "beweisen", aber ich habe national und international große Anlagebauprojekte technisch und kaufmännisch verhandelt und war dabei nicht ganz erfolglos...

Teppichhändler-Niveau wäre für mich eher: "Ich habe 10 Kinder, eine Frau, meine Mutter und drei blinde Tanten, für die ich was zu Essen besorgen muss und meine Ziege braucht einen Arzt..."
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
Ich bin nun kein Komponist, aber ich habe Erfahrung in Video- und Grafikerstellung für Konzert-Anwendungen, was Deinem Projekt ja nicht ganz unähnlich ist. Von daher...

Ich würde meinen KVA in Phasen aufteilen.

1. Komposition von X Songs und Y Minuten Hintergrundmusik. Nach einer gewissen Zeit würde ich einen Teil der Musik als Demo abliefern und ein Meeting zwecks weiterem Briefing anbieten. Wichtige Bedingung festhalten: die Librettos müssen an Zeitpunkt X unbedingt fertig sein, ansonsten kämpfst Du ja gegen Windmühlen...

2. Einmalige oder zweimalige Änderungs- bzw. Anpassungsphase der Musik. Da muss man unbedingt ein Limit setzen, ansonsten ufert das ganz schnell aus! Ist das Limit erreicht, muss nachverhandelt werden.

Festpreis für Phase 1 und 2 errechnen. Wieviel Du dafür brauchst? Da hast Du ja wohl schon in etwa eine Vorstellung, wie ich oben gelesen habe.

3. Probephase: da musst Du ja üblicherweise vor Ort sein, mit Regie und Sängern an Timings, Änderungen etc. arbeiten und dies dann ganz schnell in Deinen Playbacks anpassen. Ist meist sehr stressig, weil nah an der Premiere, und obendrein zeitintensiv.

4. Mixing/ Mastering: evtl. vorschlagen, zum Mixen und Mastern eine zweite Person dazuzunehmen, damit man gegen Ende parallel arbeiten kann. Diesen Punkt unbedingt vorab zusätzlich erwähnen und kalkulieren.

Phase drei und vier nach Tagessätzen anbieten. Längere Probe = mehr Arbeitstage = mehr Geld für Dich.

Und wirklich wichtig: Limits setzen und dem Kunden keinen Freibrief ausstellen! Damit sind schon so viele Kreative auf die Nase gefallen und haben an Projekten endlose Stunden gearbeitet, obwohl der Festpreis mit deutlich weniger Zeitaufwand kalkuliert und somit viel zu günstig angeboten wurde.

So würde ich es angehen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 3 Benutzer
Ich kann es jetzt leider nicht "beweisen", aber ich habe national und international große Anlagebauprojekte technisch und kaufmännisch verhandelt und war dabei nicht ganz erfolglos...
Du brauchst hier ja auch nichts beweisen. Wir sind ja nicht vor Gericht.

Nur habe ich halt auch einige Jahrzehnte kaufmännischer Tätigkeit hinter mir, und ich habe gänzlich andere Erfahrungen. In meiner Welt erntet man mit der Befolgung von simplen Ratschlägen wie den obigen ("Was soll ich von den aufgezeigten Punkten/Arbeitsschritten weglassen, damit der Preis für Sie stimmt?") nur amüsiertes, müdes Lächeln.

Aber vielleicht ist die Welt tatsächlich so vielfältig, und unser beider Lebensreallitäten unterscheiden sich halt einfach ...

LG
Thomas
 
Egal was du als Preis ansetzt: am Ende immer noch mal 10% draufhauen für Eventualitäten.
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben