hack_meck
Lounge .&. Backstage
Servus,
In meiner Reihe "Gutes aus deutschen Landen" wurde es mal wieder Zeit für ein neues Kapitel. Diesmal war ich beim Tube Amp Doctor (TAD), um mit Stephan Mayer zusammen ein ausführliches Gespräch zum Thema "klassische Röhrenverstärker - 5E3" zu führen und danach gleich einen solchen für mich aufzubauen. TAD bietet ja Kits für einige Klassiker an und grade die alten Fender Designs werden immer gerne zum Einstieg genutzt. Allerdings sind auch diese nicht ganz ohne Fallstricke und es gibt einiges mit dem man sich das Leben schwer machen kann. Die Arbeiten selbst sind aber - mit wenigstens einer rechten Hand - locker zu bewältigen. Mit der falschen Reihenfolge beim Aufbau macht man sich aber den Raum in dem man arbeiten muss unnötig klein. Ausserdem sollte man selbst bei den Bauteilen die "elektrotechnisch keine "Richtung" besitzen, trotzdem auf den Einbauvorschlag achten. Ein gewickelter Folienkondensator hätte den Anschluss an der Wicklung "aussen" gerne auf der Niederohm Seite der Schaltung, weil es dann weniger brummt.
Von allen wichtigen Bauschritten habe ich ein Video mit Kommentar (welches in Part #2 folgt) ... Ausserdem habe ich ein Video zum Einstieg, welches erst mal grundsätzlich erklärt, was in einem Verstärker los ist und welche Bauteile an der Tonformung beteiligt sind. In einem weiteren Part werde ich nach einem zweiten Besuch bei TAD auch noch die Firma am Stück vorstellen. Amp Kits sind im Vergleich zu den anderen Unternehmungen nämlich eher ein Hobby - bzw. Real Life Test für ihre Parts rund um Röhren, Kondensatoren und Widerständen. Die meisten davon sind letztendlich "Relikte" ausserhalb von Musikanwendungen kaum mehr verwendeter Technik.
Disclaimer 1 - für die Profis unter euch kratzen wir sicher nur an der Oberfläche. Für alle neugierigen Normalsterblichen - also wie ich - sind sehr, sehr viele interessante Aspekte zum Grundverständnis enthalten.
Disclaimer 2 - Bitte !!! Beschäftigt euch nur mit dem Thema des Eigenbaues, wenn ihr zumindest grundsätzlich ein wenig Ahnung von Spannung und Strom besitzt. In Verstärkern gibt es an mehreren Stellen Spannungen, die definitiv nicht gesund sind. Jedem Bausatz ist Lektüre beigelegt, die einige Warnungen ausspricht. Die Lesezeit ist gut investierte Zeit!
In Zusammenhang mit Disclaimer 2 würde ich euch auch einen (kostenpflichtigen) Service von TAD ans Herz legen. Nachdem ihr den Amp aufgebaut habt, übernehmen sie die Prüfung und das erste "Hochfahren" mit den entsprechenden Messungen. Zumal sie auch Möglichkeiten besitzen, die in normalen Haushalten nicht vorhanden sind.
Bevor ich Video 2 geschnitten habe, hier schon mal ein paar Stationen des Aufbaus mit jeweils kurzem Kommentar.
Hier sollte es hingehen ... Tweed im Relic Gehäuse ... (In LA im Guitar Center standen einige alte Tweed - die ich schlicht und ergreifend "sexy" fand. Daher auch die Entscheidung zum Relic Gehäuse welches TAD in den USA von einem Spezialisten für "Kofferalterung" - z.B. für Film und Fernsehen - bauen lässt.)
Neben den Teilelisten und Warnungen, befindet sich im Beipackzettel sowohl ein Schaltplan, als auch ein Bauplan der zeigt wo auf der Platine die Bauteile liegen.
Da ihre Boards auch gerne mal in andere Gehäuse gebaut werden, sind im Schritt 1 zwei Bohrungen nötig um die Befestigung im Gehäuse zu ermöglichen. Das Gehäuse besitzt diese Bohrungen bereits. Das Board besteht - im Gegensatz zu früher - aus feuerfester Pappe. Es gibt eine Lage mit den Ösen um die Bauteile ein zu löten, sowie eine "Abdeckplatte" die das Board vom Gehäuse trennt.
Am Bauplan kann man erkennen, welche Bauteile und Leitungen auf der Vorderseite verlaufen und welche sich auf der Rückseite (gestrichelt) befinden. Die Wege des Kabels sollte man auch ähnlich anlegen, was auch problemlos funktioniert, da es sich um "Draht" und nicht um "Litze" handelt. Der Draht behält die Form, die man in ihn rein gebogen hat.
Mit dabei sind gelbes recht flexibles Kabel (Wire - Draht) ... und ein deutlich störrischeres mit höherem Querschnitt zu Verbindung der Röhrensockel untereinander.
Die meisten Kabel werden "verdrillt" geführt, was in der Regel eine bessere "Schirmung" gegen Störgeräusche ergibt.
Hier ein Eindruck auf was man sich einlässt. Alle Schrauben sind übrigens in Zoll ausgeführt. Sofern man dieses Werkzeug nicht besitzt, sollte man ruhig mal einen Satz mit bestellen.
Innerhalb des Gehäuses haben wir mit den Röhrensockeln begonnen. Je nach Position haben die 8 oder 9 Pins und entweder eine eindeutige Steckposition durch eine Rille, oder durch einen fehlenden Pin. Lötet man später auf der anderen Seite die Kabel an, sollte man genau drauf achten nicht aus versehen Lötzinn in den Sockel laufen zu lassen. Er könnte den Weg für den Pin der Röhre verschließen. Nach den Sockel kam der Trafo rein, auch wenn das Gehäuse danach "schräg" steht, braucht man zum Einsetzen möglichst viel Platz und mag auch kein kleines Bauteil der Platine aus versehen abräumen.
Auf der Platine - egal ob von Hand oder wie beim QSC Besuch vom Roboter - baut man die "Stadt" von klein nach groß. Also erst mal eine Horde Widerstände einsetzen und dabei auf die richtigen Werte achten. Natürlich gibt es verschiedene in gleicher Größe. Die Füße werden erst mal nur durchgeführt und komplett umgeklappt. Später wird der Überschuss abgeknipst.
Vorm Einbau ins Gehäuse gibt es nur ganz wenige Punkte an denen man bereits eine Lötstelle anbringen kann. An fast alle anderen Ösen kommen zusätzlich Kabel zu den Bauteilen im Umfeld (Instrumenten In, Speaker Out, Stromversorgung, Röhrensockel ...)
Worauf es sich im Bauplan auch lohnt zu achten ist die erkennbare Positionierung von Bauteilen. Hier im Beispiel die Speaker Out Buchsen, die an einer Stelle eine Brücke benötigen. Dadurch sind sie aber nicht symmetrisch ausgerichtet sondern gegeneinander verdreht. Ebenso im Bild die Ausrichtung der "Nasen" an den Röhrensockeln.
Beim Speaker Out ist die linke Buchse mit einer "Kurzschluss" Schaltung ausgelegt. Geht der Stecker rein, biegt sich derr Bügel weg von der "Kurzschluss" produzierenden Platte. Damit erkennt der Amp die Belegung an dieser Stelle. Sollte man das Kabel zum Speaker mal vergessen, wäre der "offene Ausgang" tragischer als der "kurz geschlossene" - obwohl beides nicht der gewünschte und gesunde Systemzustand ist.
Eine weitere "gefährliche" Stelle ist der Sockel der Pilotlampe. Hier sind zwei Leitungen durch "Filzunterleger" getrennt. Da man aber beide Ösen der Ohren belegen muss, sollte man beim inneren besonders darauf achten, nicht mir dem Halter auf Masse kurz zu schließen.
Wir nähern uns dem Ende ... Hier unser fertiges Amp Chassis.
Und hier befinden wir uns bereits im Testrun. An den Leistungsröhren sind die Meßadapter des Biasmasters dran um den Ruhestrom durch diese Röhren zu kontrollieren. Per Variac Spannungsversorgung haben wir den Verstärker in ca. 20 min langsam an 230 V gewöhnt und dabei reichlich Messungen vorgenommen. Dauert auch ein wenig, bis die Kondensatoren geladen sind. (P.S. dauert auch, bis sie entladen sind und bis es soweit ist, sind da noch reichlich Volt im Umlauf).
Hier noch ein Blick auf das Gehäuse. Um Verwechselungsgefahr mit tatsächlich alten Gehäusen zu verhindern, ist das Holz innen unbehandelt.
Das Chassis ist von oben mit zwei Schrauben am Korpus befestigt. Diese Löcher müssen selbst gebohrt werden, da TAD nicht wissen kann, ob ihr nicht doch lieber ein eigenes Chassis in der Verstärkerhülle verbauen wollte. Für die Bohrung ist im wesentlichen die Breite wichtig, denn vorne hinten kann man in den Langlöchern des Chassis verschieben um das Panel dann bündig mit der Rückwand abschließen zu lassen.
Verbaut haben wir einen Jensen Blackbird. Dieser besitzt eigentlich eine Glocke über dem Magneten und würde dadurch mit der Rückwand kollidieren. Da sie aus Aluminium gefertigt ist, kann man sie problemlos weg lassen. Um sie ab zu bekommen, muss man den Jensen Aufkleber entfernen und findet eine Kreuzschlitzschraube darunter.
Et Voilá - 6 Stunden später haben wir es geschafft. Meine Neugierde hat Stephan dabei etwas eingebremst, denn wir haben für die Video Doku immer mal wieder einen zusätzlichen Stop eingelegt statt zu arbeiten.
An die Lötkolben - Marsch, Marsch ... Und damit das noch besser gelingt, hier der chronologische Ablauf unseres 5E3 Aufbaus als Video. Unendlich viele Tipps und zusätzliche Erklärungen die euch beim Unterfangen helfen können.
Gruß
Martin
In meiner Reihe "Gutes aus deutschen Landen" wurde es mal wieder Zeit für ein neues Kapitel. Diesmal war ich beim Tube Amp Doctor (TAD), um mit Stephan Mayer zusammen ein ausführliches Gespräch zum Thema "klassische Röhrenverstärker - 5E3" zu führen und danach gleich einen solchen für mich aufzubauen. TAD bietet ja Kits für einige Klassiker an und grade die alten Fender Designs werden immer gerne zum Einstieg genutzt. Allerdings sind auch diese nicht ganz ohne Fallstricke und es gibt einiges mit dem man sich das Leben schwer machen kann. Die Arbeiten selbst sind aber - mit wenigstens einer rechten Hand - locker zu bewältigen. Mit der falschen Reihenfolge beim Aufbau macht man sich aber den Raum in dem man arbeiten muss unnötig klein. Ausserdem sollte man selbst bei den Bauteilen die "elektrotechnisch keine "Richtung" besitzen, trotzdem auf den Einbauvorschlag achten. Ein gewickelter Folienkondensator hätte den Anschluss an der Wicklung "aussen" gerne auf der Niederohm Seite der Schaltung, weil es dann weniger brummt.
Von allen wichtigen Bauschritten habe ich ein Video mit Kommentar (welches in Part #2 folgt) ... Ausserdem habe ich ein Video zum Einstieg, welches erst mal grundsätzlich erklärt, was in einem Verstärker los ist und welche Bauteile an der Tonformung beteiligt sind. In einem weiteren Part werde ich nach einem zweiten Besuch bei TAD auch noch die Firma am Stück vorstellen. Amp Kits sind im Vergleich zu den anderen Unternehmungen nämlich eher ein Hobby - bzw. Real Life Test für ihre Parts rund um Röhren, Kondensatoren und Widerständen. Die meisten davon sind letztendlich "Relikte" ausserhalb von Musikanwendungen kaum mehr verwendeter Technik.
Disclaimer 1 - für die Profis unter euch kratzen wir sicher nur an der Oberfläche. Für alle neugierigen Normalsterblichen - also wie ich - sind sehr, sehr viele interessante Aspekte zum Grundverständnis enthalten.
Disclaimer 2 - Bitte !!! Beschäftigt euch nur mit dem Thema des Eigenbaues, wenn ihr zumindest grundsätzlich ein wenig Ahnung von Spannung und Strom besitzt. In Verstärkern gibt es an mehreren Stellen Spannungen, die definitiv nicht gesund sind. Jedem Bausatz ist Lektüre beigelegt, die einige Warnungen ausspricht. Die Lesezeit ist gut investierte Zeit!
In Zusammenhang mit Disclaimer 2 würde ich euch auch einen (kostenpflichtigen) Service von TAD ans Herz legen. Nachdem ihr den Amp aufgebaut habt, übernehmen sie die Prüfung und das erste "Hochfahren" mit den entsprechenden Messungen. Zumal sie auch Möglichkeiten besitzen, die in normalen Haushalten nicht vorhanden sind.
Bevor ich Video 2 geschnitten habe, hier schon mal ein paar Stationen des Aufbaus mit jeweils kurzem Kommentar.
Hier sollte es hingehen ... Tweed im Relic Gehäuse ... (In LA im Guitar Center standen einige alte Tweed - die ich schlicht und ergreifend "sexy" fand. Daher auch die Entscheidung zum Relic Gehäuse welches TAD in den USA von einem Spezialisten für "Kofferalterung" - z.B. für Film und Fernsehen - bauen lässt.)
Hier ein Eindruck auf was man sich einlässt. Alle Schrauben sind übrigens in Zoll ausgeführt. Sofern man dieses Werkzeug nicht besitzt, sollte man ruhig mal einen Satz mit bestellen.
Auf der Platine - egal ob von Hand oder wie beim QSC Besuch vom Roboter - baut man die "Stadt" von klein nach groß. Also erst mal eine Horde Widerstände einsetzen und dabei auf die richtigen Werte achten. Natürlich gibt es verschiedene in gleicher Größe. Die Füße werden erst mal nur durchgeführt und komplett umgeklappt. Später wird der Überschuss abgeknipst.
Verbaut haben wir einen Jensen Blackbird. Dieser besitzt eigentlich eine Glocke über dem Magneten und würde dadurch mit der Rückwand kollidieren. Da sie aus Aluminium gefertigt ist, kann man sie problemlos weg lassen. Um sie ab zu bekommen, muss man den Jensen Aufkleber entfernen und findet eine Kreuzschlitzschraube darunter.
Et Voilá - 6 Stunden später haben wir es geschafft. Meine Neugierde hat Stephan dabei etwas eingebremst, denn wir haben für die Video Doku immer mal wieder einen zusätzlichen Stop eingelegt statt zu arbeiten.
An die Lötkolben - Marsch, Marsch ... Und damit das noch besser gelingt, hier der chronologische Ablauf unseres 5E3 Aufbaus als Video. Unendlich viele Tipps und zusätzliche Erklärungen die euch beim Unterfangen helfen können.
Gruß
Martin
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