Alte "Blues-Boxen": Wandering Boy Guitars baut Gitarren im Stil der alten Stellas

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Hallo Forengemeinde,

(Ja, hier geht es um Gitarren, aber eigentlich mehr um Blues-Historie, deshalb hier und nicht im Gitarren-Sub, wo das eh kaum einen interessiert...)

Wer alte Blues-Aufnahmen mag und den dort vertrenenen Gitarren-Sound (und zwar im gesamten Spektrum von Son House und Blind Blake und Blind Lemon und Lead Belly und und und) der kommt am legendären Namen "Stella Guitars" nicht vorbei.

Das waren sehr beliebte Instrumente bei den Bluesern, gerade weil sie gut (und laut) klangen und nur den Bruchteil einer Martin oder Gibson kosteten.
https://en.wikipedia.org/wiki/Stella_(guitar)

Es ist nicht 100% nachvollziehbar, auf welchen Aufnahmen genau welche Gitarre zum Zuge kam (manchmal stellten die Plattenfirmen bei Aufnahmen auch "gute" Gitarren die erwiesenermaßen auf Schellack gut klangen), aber wer alten Blues mag der hat auf jeden Fall den Sound der alten Stellas schon ganz oft im Ohr gehabt.

Leider waren die Gitarren auch billig gemacht und oft zu sehr "auf Kante" konstruiert, so dass die allermeisten Instrumente nicht dem Zahn der Zeit standgehalten haben. Die haben sich schlicht zerlegt - Decke und Bracing waren nicht robust genug, der Saitenzug tat den Rest. Und eben auch - die waren damals nicht teuer und wurden entsprechend weniger gehegt und gepflegt als eine teurere Martin.

Ergo gibt es heute weniger spielbare Instrumente - aber die wenigen gut erhaltenen erzielen dann witzigerweise recht hohe Preise, weil sie eben selten sind, und weil genug Leute diesem "alten" Sound nachjagen. Ich rede hier vor allem aus den Zeiten, in denen die Stellas von Oscar Schmidt produziert wurden (bis 1939), danach ging die Marke an Harmony und die Gitarren wurden (noch) schlechter bzw. mit den alten "Originalen" nicht vergleichbar.

Durch den Fretboard Journal Podcast bin ich auf Jack Tarlinton und seine "Wandering Boy Guitars" gestoßen:
Podcast: https://www.fretboardjournal.com/podcasts/podcast-324-jack-tarlinton-wandering-boy-guitars/

Hier gibt's Bilder (Achtung, Sabbergefahr wenn man alte Instrumente mag) ... ich habe den Ansatz "OLD SOUNDING, OLD LOOKING and OLD FEELING" noch nie so gut umgesetzt gesehen. Die sehen wirklich so aus als kämen sie aus dem alten Koffer vom Dachboden.
Website: https://www.wanderingboyguitars.com/
Instagram: https://www.instagram.com/wandering_boy_guitars/

Soviel zum kurzen Ausflug in Bluesgitarren-Historie.

Kernfrage: Soll ich mich auf die Warteliste setzen lassen um so ein Ding gebaut und damit in die Finger zu bekommen? :D
 
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Weia, sehen die cool aus :great: Ich würde aber auf jeden Fall noch auf die Concert "warten", das wäre für mich glaube ich die erste Wahl zum Thema akustischer Blues-Gitarre
 
Hammer Teile, bestimmt nicht billig.
 
Hammer Teile, bestimmt nicht billig.
Bin gerade in Kontakt. Nicht billig trifft es, aber auch nicht "out of this world" teuer für 100% handgemacht - der Mann ist ja erst seit 4-5 Jahren im Geschäft und noch nicht so etabliert. Mal sehen...
 
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Oh Mann ... da weckst du Begehrlichkeiten ... ich liebe diese alten Dinger ... :)
Interessiert mich sehr! Wobei mir die zeittypischen starken Verzierungen nicht so gefallen, oder besser gesagt zwar gefallen aber irgendwie nicht zu mir passen ... aber sowas wie die schlichte schwarze Grand Concert wäre genau meins ...
Preis würde mich auch interessieren, berichte mal wenn du was erfährst!

Ich selber habe übrigens grad die Tage eine Victoria gelabelte Concert aus den 1920er Jahren gefunden, meist waren die von Regal oder Oscar Schmidt, aussehen tut sie wie eine alte Martin. Der äußerliche Zustand ziemlich übel ... aber spielbar, und klingt! Ist grad beim Gitarrenbauer, die schlimmsten Sachen bisschen richten.
 
hmmm, darf man offen sprechen......?

Mir mangelt es ja schon an Verständnis für die den ganzen Relic/Recreation Wahnsinn bei E-Gitarren.
Ja eine 1:1 Replic einer SRV oder Galagher Strat oder von "the Beast", "Greenie", ... oder, oder, mag etwas "Feel" und vielleicht Sound von "damals" bringen.
Aber Stratocaster und Les Paul waren damals, so die "besten" Instrument, die zu bekommen waren!
Nichtsdestotrotz, bin ich auch nur sehr begrenzt bereit, viel Aufpreis für ein (wenn auch gut gemachtes) Aging auszugeben. Aber das ist auch einfach Geschmackssache...

Hier, geht aber eigentlich darum, den Sound von im Gunde "schlechten" Instrumenten zu reproduzieren. ...ok, genau der Sound ist hier aber auch gefragt...
... hmm, aber dennoch... wenn ich diesen Sound nachstellen möchte, würde ich mich auf die Suche auf dem Gebrauchtmarkt oder in Musikgeschäften machen. Akustiks, die nach bespanntem Schuhkarton, dumpf und bar von nennenswertem Sustain klingen, werde auch heute für 50-100€ angeboten. Alte "Wandergitarren" schlummern in Mengen auf Dachböden und in konservierten Jugenzimmern (...ich glaube eine bei meinen Eltern, die mein Bruder vor 30 Jahren mal gebraucht gekauft hat...).

Eine weitere Frage, die ich mir hier stelle: In wie weit dann auch die Aufnahme-Technik von damals, uns heute einen Sound präsentiert, der mit dem. der tatsächlich im Raum zu hören war, nur bedingt etwas zu tun hat.

Das hier soll nicht als Rant gegen eine Begehrlichkeit für diese alten Schinken verstanden werden!!!

Aber es wurde ja nach Meinungen gefragt, und ich wäre mit einer modernen "guten" Palor ziemlich sicher glücklicher.
 
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@InTune - Meinungen sind hier gefragt! Danke für deinen Beitrag.

Vielleicht zwei Worte zu „schlecht“ - die Originale gelten nicht als (klanglich) schlecht, aber mit Ladder Bracing und dünner Decke bei hohem Saitenzug als (technisch) wenig haltbar. Gibt aber eben auch eine Handvoll (oder mehr) von Größen in der Gitarrenwelt (gerade jene die Blues/Country/Folk mögen), die auf genau solche Gitarren auch heute schwören.

Zum Aussehen - kann man diskutieren. Jack hat früher Möbel gebaut und orientiert sich eher an Geigen was sein „antiquing“ (er mag den Begriff „relicing ebensowenig wie ich) angeht. Ich finde die Optik stark, aber das ist Geschmackssache.

@Blues-Opa (Start-)Preis kenne ich nun, ist natürlich sehr variabel je nach Verzierungen usw. Jack will das aber individuell besprechen und nicht im Netz sehen. Anzahlung um auf die Warteliste zu kommen sind 500 australische Dollar (werden mit dem Endpreis verrechnet, aber nicht erstattet wenn man doch nicht kauft).
 
Zu "verstehen" gibts da nix ... ;)
Entweder man hat Sinn dafür, Interesse an diesen Dingen, an den Instrumenten, der Musik, an Geschichte, Geschichten und Hintergründen ... oder eben nicht :)

Und das eine schließt das andere ja nicht aus. Ich habe einige heutige bluestypische Gitarren hier, gute und preiswerte, einige ganz gut gemachte Nachbauten alter Originale, einige wirklich Alte ... an ALLEN habe ich Freude, und das ist das wichtigste! :)
 
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Alte Gitarren, die (selbst) was erlebt haben, haben für mich schon ein bestimmtes Flair, dem ich mich nicht entziehen kann. Auf alt gemachte? ... Nun, das ist halt Geschmackssache. Ich habe im Martin-Museum bei meinem Besuch einige alte Instrumente anspielen können - das war ein Erlebnis, an das ich mich noch heute gerne erinnere.

Ich hab mir (nach einem Review vom @DerZauberer ) vor ca- 2 Jahren eine (rel.) billige Recording King angeschafft, die mir den "alten" Bluessound bringt. Die spiele ich gerne.

Ich bin auch ein Fan der alten Bluesheroes mit ihren Stellas und und ... aber so weit, dass ich mir da ein altes Instrument nachbauen lassen würde, gehe ich nicht. Ich finde es aber schön und interessant, dass es diese Möglichkeit gibt :great:
 
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Waterloo baut mit der WL-S in der einfachen oder Deluxe Version auch schöne Stella-Nachbauten mit authentischem Ladder Bracing.
Auf alt gemacht sind die allerdings nicht.
Eine moderne Parlor bringt wegen X Bracing einen deutlich anderen Klang.
Ich mag meine alte Wandergitarre mit Ladder Bracing!
 
Waterloo baut mit der WL-S in der einfachen oder Deluxe Version auch schöne Stella-Nachbauten mit authentischem Ladder Bracing.
...die aber auch ihren stolzen Preis haben, und die es nicht mit der großen 25.5" oder gar 26.5" Scale gibt...
(Ich sag' mal so, so ein "kleiner" Gitarrenbauer in Australien verlangt auch nicht die Welt, und man kriegt halt ein absolut individuelles Instrument...)

Eine "kleine" Bluesbox habe ich ja schon (https://www.musiker-board.de/threads/review-recording-king-rps-7-dirty-30s-series.688709/), eine Reso auch (siehe Avatar), das hier wäre eine "größere". Brauch ich das? Nee. Will ich das? Hmmm.
 
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wenn ich diesen Sound nachstellen möchte, würde ich mich auf die Suche auf dem Gebrauchtmarkt oder in Musikgeschäften machen. Akustiks, die nach bespanntem Schuhkarton, dumpf und bar von nennenswertem Sustain klingen, werde auch heute für 50-100€ angeboten. Alte "Wandergitarren" schlummern in Mengen auf Dachböden und in konservierten Jugenzimmern (...ich glaube eine bei meinen Eltern, die mein Bruder vor 30 Jahren mal gebraucht gekauft hat...).<...>
Aber es wurde ja nach Meinungen gefragt, und ich wäre mit einer modernen "guten" Palor ziemlich sicher glücklicher.
Ach, es gibt noch etwas zwischen Stella-Replicas und alten Quelle-Wandergitarren. Mir ist vor Jahren eine mittelpreisige Levin vom Ende der 1940er zugeflogen, eine schöne Ragtimegitarre. (Ob Ladder-Bracing oder nicht habe ich noch nicht nachgesehen) Auch die älteren Vintage Paul Brett passen da recht gut (mittlerweile werden unter dieser Modellbezeichnung viele verschiedene Instrumente gebaut, zu denen kann ich keine Aussagen treffen, ich meine die hier: ). Das sind nun keine echten Repros, aber Instrumente die gut zu der Musik passen.
Und nein - nur eine schlechte Gitarre zu nehmen, macht noch keine Bluesgitarre, ebenso wenig, wie die Wolldecke über dem Verstärker einen Jazzamp ersetzt...
 

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...die aber auch ihren stolzen Preis haben, und die es nicht mit der großen 25.5" oder gar 26.5" Scale gibt...
Die kürzere Scale empfinde ich als Plus.
Preis der Waterloos ist natürlich happig.
Die oben verlinkte Paul Brett Vintage wäre für meinen Geschmack immer noch zu höhenreich und zu wenig mittenbetont.
Die Wandering Boys wirken in der Tat attraktiv und wenn sie wie versprochen mit einer "variety of bridges" angeboten werden, dann um so mehr - ich hoffe mal eine mit separater Bridge und Tailpiece zu finden.
Halsprofil wäre dann noch ein Thema, ich mag weder die historischen V Profile noch die D "Brotkastenprofile". Auf jedem Fall spannend!
 
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Einer, der so alten "Blues-Kisten" eine zweite Jugend(?) besorgt, ist Dan Lambert. Wäre wohl eine weitere Möglichkeit, sich der Authentizität anzunähern.

 
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Die oben verlinkte Paul Brett Vintage wäre für meinen Geschmack immer noch zu höhenreich und zu wenig mittenbetont.
Ich denke, dass die 12str da eher dran ist, als die 6str. Aber ich gehe davon aus, dass man da mit den Saiten noch eine Menge in Richtung der Klangbalance machen kann. Ich durfte mal eine spielen, ich weiß nicht mehr, ob 6 oder 12str, die fand ich ziemlich gut. Leider ist der häusliche Platz genau so begrenzt wie die Zeit zum Spielen:-/
 
Ja der Klangeindruck bei der Paul Brett kommt sicher auch von der Besaitung.
Hatte mal einen Webauftritt eines Gitarrenbauers aus Amsterdam gesehen, der gezielt alte (pre war) Schätzchen wiederherstellt. Leider finde ich den gerade nicht mehr. Das waren keine Gibsons oder Martins sondern mit Stella vergleichbare alte Instrumente. Preise daher auch recht zivil. Werde mal versuchen, den Namen wieder herauszufinden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das waren sehr beliebte Instrumente bei den Bluesern, gerade weil sie gut (und laut) klangen und nur den Bruchteil einer Martin oder Gibson kosteten.
Wahrscheinlich waren die alten Blueser den heutigen Gitarristen darin ähnlich, dass sie die teuersten Instrumente spielten, die sie sich leisten konnten :evil:
 
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Der Blues in der heute bekannten Form konnte vermutlich überhaupt erst entstehen, weil in der Zeit ein gut funktionierendes Postwesen und die entstehenden großen Versandhäuser preiswerte Einfach-Gitarren bis in die entferntesten und ärmsten Regionen lieferten ....
Auch viele der später bekannten Stars, die wir mit ihren hochwertigen Instrumenten kennen, haben mit solchen einfachen Gitarren oder sogar selbstgebauten Cigarboxinstrumenten oder dem Diddley Bow angefangen ... und die zahllosen unbekannten oder nur regional bekannten Musiker, von denen höchstens paar Zufallsaufnahmen eines der Aufnahmeteams in den Archiven bekannt sind sowieso ...
 
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Wahrscheinlich waren die alten Blueser den heutigen Gitarristen darin ähnlich, dass sie die teuersten Instrumente spielten, die sie sich leisten konnten :evil:
Das ist nicht nur "wahrscheinlich", das ist sogar erwiesen. Man vergisst gerne, dass einige der "ganz großen" Vollprofis waren und von Musik gelebt haben. Oftmals durch Auftritte, manche auch durch ihre Plattenaufnahmen. Und wie alle Profis brauchten sie das gute Arbeitsgerät. Bei Live-Gigs mit A-Gitarre ohne jede Verstärkung ging es da aber nicht unbedingt um den feinsten Klang, sondern manchmal um den lautesten... und bei viel Reisen auch um Robustheit. Daher auch Resonatorgitarren mit Metallkorpus - laut und unkaputtbar.

Die kürzere Scale empfinde ich als Plus.
Ich denke momentan eher an "big and boomy":
 
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Obwohl ich inzwischen überzeugter Anhänger der "Kleinen" bin ... über noch eine einzelne "Große" in der Art denke ich auch immer wieder mal nach ...
(Wobei meine derzeit größte - eine handgebaute Grand Concert - auch überraschend laut ist).
 
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