Fragen zum Einfluss der Luftfeuchtigkeit/Temperatur auf Akustik-Gitarren

Ok danke für den Input. Im Winter konnte ich mit Luftbefeuchtern und Heizkörpern (natürlich weit weg von den Gitarren) die Schwankungen ein bisschen ausgleichen...ich denke der Sommer ist am anspruchsvollsten, da ich keine Klimaanlage besitze. :)

Vielleicht investier ich evtl. auch in eine Klimaanlage und/oder Luftentfeuchter :)
 
Wenn du einigermaßen "normal" lebst in deiner Wohnung, d.h. auch einigermaßen "normal" lüftest und nicht gerade 24/7 Wäsche zum Trocknen im Raum hängen hast, brauchst du dir im Grunde keine Sorgen in Hinblick auf übermäßige Feuchte respektive Wärme machen.
Holz "arbeitet" zwar, aber es braucht selbst bei "dünnen" Akustikdecken sehr viel Schwankung in kurzer oder über Gebühr (= nicht "normal) Feuchte/Trockenheit in langer Zeit, dass eine Richtung der "Arbeit" strukturell Probleme macht.

Alles, was oben schon gesagt wurde, gilt für jede Jahreszeit und jede da "erreichte" Temperatur und Luftfeuchtigkeit hierzulande. Klimawandel zum Trotz. Weniger Kopf machen, mehr spielen ;)
 
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Meine Gitarren (akustisch, elektrisch, Bass, insgesamt 4 Stück) stehen im Dachzimmer. Die Temperatur schwankt übers Jahr zwischen kühl (zwei Pullover) und ganz schön warm (Tshirt, kurze Hose, trotzdem warm). Wobei ich glaube, dass es, seit das Dach neu isoliert wurde, nicht mehr über 30 Grad geht. Die Luftfeuchtigkeit kenne ich nicht mal ansatzweise.

Der schlimmste Schaden, der bisher an den Gitarren aufgetreten ist, ist eine Verstimmung um etwa ein Viertel Ton.
 
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ich denke der Sommer ist am anspruchsvollsten
Das denkst Du aus welchen Gründen? Ich meine, wir wissen ja nicht, wo Du wohnst...

Wenn Du da wohnst, wo die meisten hier wohnen, werden Deine Gitarren vielleicht im Sommer etwas anders klingen, aber nicht wirklich leiden (Disclaimer: gemeint ist kurz- und mittelfristig).
 
naja in der Dachgeschosswohnung können im Sommer schon ca. 28 Grad gepaart mit einer hohen Luftfeuchtigkeit zusammenkommen. Ob die Gitarren unter solchen Bedingungen schaden nehmen können, wollte ich mit den vorherigen Fragen eben herausfinden ;)

Man liest halt sehr viele Horrorgeschichten im Internet und dann macht man sich halt Sorgen um seine Instrumente...hab zum Beispiel von einem gelesen, dass sich von seiner teuren Lowden Akustik der Steg gelöst hat wegen den hohen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit...
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
naja in der Dachgeschosswohnung ... Man liest halt sehr viele Horrorgeschichten im Internet
Deswegen schrieb ich ja extra, dass es in meinem Dachzimmer bisher nicht zu Katastrophen gekommen ist (die Gitarren befinden sich mit Unterbrechungen seit 20 Jahren dort). Soll heißen: Möglicherweise sind diese Horrorgeschichten übertrieben.
hab zum Beispiel von einem gelesen, dass sich von seiner teuren Lowden Akustik der Steg gelöst hat wegen den hohen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit...
Wenn tatsächlich eine Gitarre wegen sommerlicher Zimmertemperaturen den Steg verliert, dann würde ich das einen Herstellungsfehler nennen und umgehend reklamieren.
 
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Möglicherweise sind diese Horrorgeschichten übertrieben.
Oder es fehlt ein "Detail", nämlich dass er die Gitarre bei prallem Sonnenschein im geparkten Auto gelassen hat. Temperaturen, wie sie dann auftreten, können tatsächlich den Leim zu einer Art Kaugummi werden lassen - und Kaugummi ist nun mal bei rund 100kg Saitenzug keine gute Wahl. Aber solche Temperaturen erreicht auch eine Dachgeschoßwohnung normalerweise nicht - wir reden von knapp 40 bis an die 70 Grad, je nach Fenstern und Farbe des fahrbaren Untersatzes.
 
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Gerade mal nachgeschlagen: Handelsüblicher Holzleim verliert seine Festigkeit ab 70°C. Also wenn hier jemand schreibt, dass seine Gitarre im Zimmer geschmolzen ist, dann schick die Feuerwehr zu ihm, denn wahrscheinlich brennt seine Wohnung.
 
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Handelsüblicher Holzleim verliert seine Festigkeit ab 70°C.
Weil Vorsicht die Mutter der Porzellankiste ist: "A car parked in the sun can develop interior temperature in excess of 150 degrees Fahrenheit. At that temperature, the glue that holds the bridge may start to fail" (klick)
 
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Meine Befürchtung ist, dass sich das Holz ausdehnt und das Holz Risse erleidet
Holz bekommt nur Risse, wenn es zu trocken ist.
Zu hohe Temperaturen oder Luftfeuchtigkeit führen eigentlich nie zu Rissen.
Hohe Luftfeuchtigkeit ist eigentlich nie ein Problem, wenn wir nicht gerade über 100% Luftfeuchte in den Tropen oder an der See reden.
Auch 30° in der Bude ist absolut kein Ding, das ist absolut im Rahmen.

Ansonsten bitte auch immer bedenken, dass man solche Dinge regelmäßig messen muss: Mit einmal am Tag auf den Hygrometer gucken ist es nicht getan.
Ich hatte dieses Monat hier bei mir Luftfeuchtigkeit zwischen 38% und 65%. Hauptsächlich davon abhängig, wie sehr ich gelüftet habe.
So ein Hygrometer misst die Feuchtigkeit in der Luft. Wenn diese nun mal sinkt oder steigt, heißt das aber noch lange nicht, dass die Gitarre da spontan mitzieht.
Das ist ein Prozess der mindestens mehrere Tage, wenn nicht Wochen braucht.
Von daher muss man die Parameter auch über diesen Zeitraum beobachten.
Nur, weil man mal die Fenster aufreißt und dann 30%LF auf seinem Hygrometer sieht, braucht man keine Panik haben, dass die Gitarre Risse bekommt.
Da herrscht ein Gleichgewicht, dass sich langsam einpegelt und Luftfeuchtigkeit verändert sich teilweise extrem stark im Verlauf eines Tages, je nachdem ob Fenster offen sind, viele Personen im Raum, etc
5-10% Schwankungen am Tag sind durchaus nicht unüblich.
 
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hab zum Beispiel von einem gelesen, dass sich von seiner teuren Lowden Akustik der Steg gelöst hat wegen den hohen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit...
Bei den Lowden-Gitarren hängt ja auch der komplette Saitenzug am Steg und seiner Verleimung, da die Saitenenden nur im Steg sitzen und nicht durch Löcher an der Unterseite der Decke durch die Stifte festgemacht werden.
Ich habe meine Lowden seit 1991 und hatte vor gut 10 Jahren den Endruck, dass der Steg nicht mehr komplett auf der Decke sitzt und sich ein kleiner Spalt gebildet hatte.
Daraufhin sicherte ich die Stegverleimung durch dünnflüssigen Cyanacrylat-Kleber, der ja gut in dünne Spalten einzieht mit anschlißendem Herunterdrücken des Stegs.
Da passiert nichts mehr. (y)
Ob es notwendig war, weiß ich nicht, ich fühle mich jedenfalls mit dieser vorbeugenden Maßnahme besser.
Hat den deine Gitarre Saitenpins? Dann ist da keine Gefahr.
Sollte es bei dir in der Bude deutlich an die 50 Grad-Marke gehen, würde ich die A-Gitarre im Koffer lagern und dessen dämmende und ausgleichende Wirkung nutzen.
Bei 35-40 Grad würde ich das nicht machen.
Schau eben, dass sie nicht regelmäßig und lange einer direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt ist, dann ist alles gut.
 
Zuletzt bearbeitet:
... meine Gitarren wohnen im Koffer, mit D'addario Humidipak im Schallloch. Das Zeug nimmt über 50% Wasser auf, und gibt unter 50% wieder ab. Natürlich nur im Rahmen einer relativ kleinen Speicherfähigkeit, aber im Koffer kann man die Luftfeuchtigkeit damit sehr konstant halten. Kann man mit nem guten Hygrometer auch messen, funktioniert wirklich.

Nasse Schwämme möchte ich in meinen Gitarren nicht haben. Risse (zu trocken) auch nicht, und aufgewölbte Decken (zu feucht) und in die Maserung einziehenden Lack auch nicht. Ich hab eine schöne und teure Deko-Gitarre erzeugt, als ich darauf noch keinen Wert gelegt habe. Hals-Korpus-Übergang gelöst, Decke eingefallen, Brücke gelöst (weil sich die Decke verformt hat vermutlich, nicht weil der Leim aufgegeben hat), alles schief und krumm, nach 20 Jahren schönem Leben beim Vorbesitzer, in nur einem Winter in meiner damaligen Wohnung.
Seitdem bin ich vorsichtiger.

Bei E-Instrumenten hätte ich keine Angst. Bei massiven oder teilmassiven Akustik-sachen schon.
 
Hat den deine Gitarre Saitenpins? Dann ist da keine Gefahr.
Da muss ich Dir leider widersprechen, lieber @GeiGit!

Meine geliebte Washburn Gitarre hat einen klassischen "Steckerl-Steg" - und der hat sich nach 30 Jahren leider abgelöst.
Nach Aussage des Gitarrenbauers lag das an einer "unsachgemäßen" zu trockenen Lagerung. Der Steg wurde wieder angeleimt und gleichzeitig bekam sie neue Bünde. Das war nicht günstig - aber sie ist die Gitarre, die mich schon fast mein ganzes Leben begleitet. :heartbeat:
Ich gestehe, dass ich mir bis dahin nie Gedanken bezüglich des Raumklimas gemacht habe. Die Gitarre war halt immer in meiner Nähe.

Danach habe ich diese Schwämmchen-Humidifier im Koffer benutzt (also nicht die, die @Michi_HH empfiehlt) . Ich Depp hab dann einmal das Schwämmchen nicht aus dem Koffer genommen und war unterwegs zu einer Hochzeit, auf der ich gespielt hab. An dem Tag war es wirklich heiß und die Gitarre lag im Kofferraum. Als ich den Koffer geöffnet habe, kam schon der Dampf raus, so dass sogar meine Brille beschlagen war - ich hätte mich in den Allerwertesten beißen können! :bang:
Der "Schaden" war, dass der Lack an einigen Stellen milchig trüb geworden ist. Wieder ein paar Narben mehr - aber das gehört halt zum Leben.

Nur so als kleiner Hinweis, wie man es besser nicht macht! ;)

LG, Anderl
 
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Meine geliebte Washburn Gitarre hat einen klassischen "Steckerl-Steg" - und der hat sich nach 30 Jahren leider abgelöst.
Nach Aussage des Gitarrenbauers lag das an einer "unsachgemäßen" zu trockenen Lagerung.
Puh, wie gesichert ist so eine Aussage? Und müsste das dann nicht reihenweise passieren, und müsste man nicht von mehreren solcher Fälle wissen?
 
Servus @Mister Spock!
Puh, wie gesichert ist so eine Aussage?
Das kann ich Dir nicht wirklich sagen. Der Gitarrenbauer ist eine renomierte Werkstatt in München. Ich schätze ihn schon als kompetent ein (hätte ich meine Lieblingsgitarre sonst zu ihm gebracht?). Es kann natürlich auch sein, dass ich einfach diesbezüglich Pech hatte.
Meine vollmassiven Gitarren kommen seitdem während der Heizphase im Winter, wegen der geringeren Luftfeuchtigkeit, im Koffer in den Keller.
Ihren Platz im Wohnzimmer nehmen dann die weniger kostbaren Instrumente ein.
Ich hatte damals allerdings schon den Eindruck, als ob eine solche Reparatur nichts ungewöhnliches für ihn war.

LG, Anderl
 
Interessante Geschichte @DerAnderl !
Es steht und fällt eben mit der Verleimung des Steges. Sie muss dem Saitenzug dauerhaft standhalten und die Faserrichtung des Steges ist 90 Grad zu der der Decke.
Somit arbeitet das Holz der Decke gegen das Holz des Steges. Bei jeder Feuchtigkeitsänderung dehnt es sich unterschiedlich, da Holz in Faserrichtung maximal nur 0,3 - 0,5% , aber Radial 20 - 30% und Tangential immerhin noch 10 - 15% seine Länge bzw. Breite ändert.
Da sich das aber im Normalfall nicht von einem zum anderen Extrem bewegt, reden wir bei Fichte eher von 4% (klick)
Daran wird es im Normalfall durch die gesperrte Verleimung gehindert. Bei “normaler“ Luftfeuchtigkeit von z.B. 40 - 60% passiert also nichts.
Mehr Feuchtigkeit macht kurzfristig aber weniger aus, als zu wenig Luftfeuchtigkeit.
Wo da die gefährlichen Grenzen liegen, kann man nicht genau sagen, aber ein heißes Auto im Sommer ist definitiv viel gefährlicher, als normale Luftfeuchtigkeitsschwankungen!
 
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zu der unterschiedlichen Dehnung kommt ja auch die Deckenwölbung dazu - feuchte Decken wölben sich meistens nach aussen, weil sich das Holz ausdehnt (Saitenlage wird höher), trockene nach innen (Saitenlage wird niedriger). Die aufgeleimte Ebenholzbrücke ist nicht biegsam, wird dadurch also zwangsweise von der Decke gelöst - oder die Decke reisst einfach an der Stelle.

Sieht man wirklich ganz schön, wenn man ein Lineal auflegt. Ist ein schöner Aha-Effekt, wie schief und krumm so ein Ding tatsächlich ist, und wie es sich bei unterschiedlichen Luftfeuchtigkeiten verändert :)

Zum Beispiel von GeiGit: Wenn ein Steg 100mm breit ist, wären 4% ja immerhin 4mm. Versuch mal, einen Ebenholz-Steg 4mm länger zu ziehen, synchron zur Decke - ich glaube, da reisst eher die Verleimung. Ich würde vermuten, dass es deutlich weniger als 4mm sind, aber es genügt wirklich, um Holzteile voneinander zu trennen oder reissen zu lassen.

Mit Bildern und schön erklärt:

https://www.taylorguitars.com/support/maintenance/symptoms-wet-guitar
https://www.taylorguitars.com/support/maintenance/symptoms-dry-guitar

Wärme, die den Leim anlöst, ist aber tatsächlich noch schlimmer.
 
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WhatsApp Image 2021-06-19 at 20.04.16.jpeg


So heute haben wir einen Rekordwert von 27,8 Grad und 45% Luftfeuchtigkeit in der Dachgeschosswohnung erreicht. ;) Bzgl. der Luftfeuchtigkeit ist mir noch eine Frage eingefallen. Und zwar: Umso höher die Raumtemperatur ist, desto mehr Feuchtigkeit kann die Luft aufnehmen. Das heißt bei den im Bild angezeigten 27,8 Grad und 45 % Luftfeuchtigkeit müsste ja absolut dann viel mehr Feuchtigkeit in der Luft sein als im Vergleich zu wenn es 45% Luftfeuchtigkeit bei zum Beispiel 21 Grad hätte. Ist es dann nicht so, dass das Gitarrenholz bei den 27,8 Grad viel mehr Feuchtigkeit ausgesetzt ist und sich evtl. damit mehr ausdehnt als im Vergleich zur selben Luftfeuchtigkeit bei 21 Grad?

Wenn dem so ist kann das doch nicht gut sein für die Gitarre oder? Ich hab jedenfalls die teuren Akustikgitarren einen Stock tiefer gelagert für das Gewissen und nur die E-Gitarren in der Dachgeschosswohnung gelassen :)

LG Pilos
 

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