Hallo Christian,
dann geht es ja mit Denemo so langsam voran.
Ich bleibe trotzdem lieber bei der textbasierten Eingabe, das ist vor allem flexibler, man hat volle Kontrolle und auch viel mehr Möglichkeiten.
Der Satz
In Musescore sieht es so aus:
ist einerseits ein hilfreicher und scheinbar harmloser Hinweis.
Andererseits schwingt da die Aussage mit "das macht Musescore", wo doch das Ergebnis so aussehen sollte, wie man es möchte, nicht, wie ein Programm es automatisch glaubt, darstellen zu müssen.
Der Ausschnitt ist ja inhaltlich völlig problemlos (auch mit LilyPond), denn interessant/schwierig wird es erst bei Kollisionen, von denen man hier völlig verschont bleibt.
Text vs. Grafik
Da wir uns hier im LilyPond-Thread befinden, möchte ich nicht nur eine LilyPond-Version des Ausschnittes einstellen, sondern auch auf ein paar Besonderheiten hinweisen (bezogen auf das konkrete Notenbeispiel):
- Eine grafische Wysiwig-Oberfläche bedeutet nicht nur "what you see is what you get", sondern auch "what you see is all you've got":
- In LilyPond-Code können hilfreiche Kommentare hinterlegt werden
- Der cantus firmus bzw. die Melodie wird umspielt. In Deiner (lesefreundlichen) MuseScore-Variante wechselt sie deshalb zwischen 1. und 2. Stimme.
- In LilyPond könnte man das exakt genau so umsetzen.
- Ich möchte aber einen anderen Weg gehen und den cantus firmus komplett in "Stimme 1" lassen.
Ziel: Zwei Ausgaben aus ein und demselben Eingabematerial
- Manualiter: wie in Deinem MuseScore-Beispiel, in dem der cantus Firmus die "Stimme" wechselt
- Eine zweite Variante mit zwei Manualen und Pedal, so dass der cantus firmus mit einem Solo-Register auf einem zweiten Manual gespielt werden kann und die umspielende Begleitstimme komplett in der linken Hand liegt
Aus diesem Grunde habe ich die drei Stimmen \voiceA bis C definiert, wobei in \voiceA und \voiceB die Stimmzuordnung geändert werden kann, damit der cantus firmus die Stimmen wechselt und so eine lesbare Darstellung erreicht wird.
Besonderheit: diese Stimmwechsel-Befehle habe ich jeweils mit einem \tag versehen, den ich #'man wie "manualiter" genannt habe.
In der zweiten (alternativen) Ausgabe können dann diese markierten Befehle durch \removeWithTag #'man entfernt werden, so dass die beiden Stimme wieder komplett eigenständige Stimmen werden, u. a. auch mit automatischer Halsrichtung. In der zweiten Variante werden die drei Stimmen dann auch auf drei Systeme (zwei Manuale und ein Pedal) aufgeteilt.
Wohlgemerkt - aus ein und demselben LilyPond-Code, so dass auch Änderungen sofort auf beide Varianten durchschlügen.
Code:
\version "2.22.0"
voiceA = \relative {
\key d \minor
\tag #'man \voiceTwo d'4 \tag #'man \voiceOne a' a g |
a2 a |
d4 c a g |
}
voiceB = \relative {
\key d \minor
\tag #'man \voiceOne f'16 g a g \tag #'man \voiceTwo f d f e d e f d e d d e |
f8 d f e d e f g |
bes16 a g bes a g f a f e d f e d c e |
}
voiceC = \relative {
\clef bass
\key d \minor
d,1 |
d2 d |
r d4 g |
}
% Cantus firmus wechselt zwischen Stimme A und Stimme B
\score {
\new PianoStaff <<
\new Staff <<
\new Voice \voiceA
\new Voice \voiceB
>>
\new Staff \voiceC
>>
\layout {}
\midi {}
}
% Zwei Manuale und Pedal: Cantus firmus als Solo-Stimme
\score {
\removeWithTag #'man <<
\new PianoStaff <<
\new Staff \voiceA
\new Staff \voiceB
>>
\new Staff \voiceC
>>
\layout {}
\midi {}
}
Zum Vergleich Deine MuseScore-Ausgabe und meine beiden LilyPond-Ausgaben:
MuseScore:
Die Hälse sind teilweise unüblich/unnötig lang, sonst aber doch völlig in Ordnung.
LilyPond Variante 1:
Den oktavierten Basschlüssel habe ich in meinen Umsetzungen bewusst ignoriert, könnte man aber natürlich auch benutzen.
LilyPond Variante 2:
Aus identischem Eingabe-Code drei komplett separate Stimmen auf drei Systeme aufgeteilt, so dass der cantus firmus mit der rechten Hand auf einem Solo-Manual gespielt werden kann:
Das mag jetzt wie eine Spielerei aussehen, ist aber beispielsweise in Orchestermusik extrem hilfreich, wenn Partitur und Stimmauszüge Unterschiede aufweisen (nicht musikalisch, aber Anmerkungen oder z. B. oktavierte Abschnitte in der Partitur, um Platz zu sparen, aber Klarinettisten mögen das in ihren Stimmauszügen nicht, weil Klarinetten nicht in die Oktave überblasen.
Viele Grüße
Torsten
Edit: Wie peinlich! Ein überflüssiges \oneVoice stehenlassen. Code angepasst und Beispielgrafik nachträglich ersetzt.