Wieviel Taktschläge hat eine ganze Triole in einem 8/4 Takt ?
Bist du sicher, dass die Aufgabe genau in diesem Wortlaut gestellt wurde, nämlich im Sinne von einer "Triole in Ganzen"? Das erscheint mir so trivial, dass ich leichte Zweifel an der eigentlichen Intention der Aufgabenstellung habe, denn bei Triolen bezieht sich das verwendete Notenwertzeichen im Sinne von 3:2 immer auf das äquivalente geradzahlige Pendant. Somit ist eine Triolendarstellung mit
drei 1/1-Noten der binären Teilung mit
zwei 1/1-Noten gleichzusetzen.
Ob man nun zwei 1/1-Noten als 2/1-Takt (Brevis-Takt) notiert, als 4/2, oder als 8/4 mit der Viertel als Schlagwert, ist unter dem Aspekt der Aufgabenstellung im Prinzip völlig unerheblich, da sich die "ganze Triole" im Zeitwert immer auf zwei 1/1-Noten bezieht, was sich somit auch auf 8/4 umrechnen läßt.
Somit entspricht eine "ganze Triole" in einem 8/4-Takt acht, in einem 4/2-Takt vier, in einem 2/1-Takt zwei Taktschlägen. Gut und schön - aber worin besteht der Erkenntniswert einer solchen Aufgabenstellung?
Die Anzahl der Schläge (...) ist nicht abhängig von der Taktlänge.
Korrekt wäre diese Aussage nur unter Gleichsetzung von "Schlägen" mit "Tönen", und in Hinsicht auf eine in absoluten Zeiteinheiten messbare "Taktlänge". Diese ist vom jeweiligen
Tempo abhängig, welches dann in der Tat von der
Anzahl der Töne pro Zeiteinheit (zumindest theoretisch) unabhängig ist.
Interpretiert man hingegen "Schläge" als "Taktschläge", sind diese natürlich von der Taktart abhängig, die zugleich die "Taktlänge" dahingehend definiert, dass die Summe der Notationswerte nicht die Summe des durch die Taktart vorgegebenen Rahmens über- oder unterschreitet.
Eine "ganze Note" besteht aus 4 Viertelnoten bzw. 4 Taktschlägen im x/4-Takt. Sie ist nicht eine "Ganztakt-Note".
Die 1/1-Note ist nicht durch Addition kleinerer Werte entstanden, "besteht" also
per se nicht aus kleineren Einheiten (insbesonders nicht aus einer bestimmten Zahl von "Taktschlägen", die nicht zwangsläufig mit der Taktvorzeichnung identisch sein müssen), sondern ist seit gut 300 Jahren der Referenzwert der modernen Notenschrift (sozusagen die Spitze der Pyramide) - von den seltenen Ausnahmen in Form der historischen
Brevis und
Longa abgesehen. Somit ist nicht das Ganze als Summe von Teilen aufzufassen, sondern die Teile (z.B. das Viertel) als Ergebnis einer Unterteilung der ganzen Note.
Das Notenzeichen "Semibrevis" (unsere heutige "ganze Note") war nämlich ursprünglich durchaus eine "Ganztakt-Note", die kontextabhängig in zwei oder drei Unterteilungswerte unterteilbar war. Erst durch die Aufgabe des alten Taktsystems, dass von der Dreiteilung eines Notenwerts als "perfekter", und der Zweiteilung als "imperfekter" Norm ausging, und dafür auch ein entsprechendes Repertoire an Taktvorzeichnungen zur Verfügung hatte, gab es im modernen Taktsystem mit seiner Norm der rein zweizeitigen Unterteilung größerer Werte keine Möglichkeit mehr, dreizeitige Werte ("Drittelnoten") ohne Zusatzzeichen (wie den Verlängerungspunkt oder die Triolenklammer) darzustellen.
Spricht man hingegen ein organisches "Kalbsleberwurst", dann wird daraus eine "echte" Triole ...
Oder "Gurkensalat" - für die Hardcore-Vegetarier. Ich finde solche mnemotechnischen Wortbildungen in ihrer Übertragbarkeit auf die Instrumentalmotorik oftmals zielführender, als die Leute klatschend und patschend in der Luft herumfuchteln zu lassen - es geht hier ja nicht um kinetische Isolationsübungen im Modern Dance.
Klatschaktionen können zwar hilfreich sein, um Rhythmen "ins Ohr" zu bekommen, sie lassen sich aber nicht 1:1 auf eine Tastatur oder ein Perkussionsinstrument übertragen.
Sprachbewegungen in Instrumentalklang umzusetzen, ist daher nicht nur organisch, sondern sogar unmittelbarer, als die Verklanglichung von Bewegungsaktionen der äußeren körperlichen Peripherie, die eben häufig keinerlei motorische Beziehung zu instrumentalen Spielaktionen haben.
Als häufigen Triolenfehler kenne ich auch:
Was nicht unbedingt ein "Triolenfehler" sein muss, sondern durchaus die korrekte Interpretation einer falschen, weil "eurozentristisch zurecht gehörten" Triolenschreibweise für den
clave cubano sein kann. In Klavierausgaben mit kubanischen Habaneras aus der 2. Häfte des 19. Jh. findet man z.B. häufig triolisch notierte 3:2-Formeln, die aber als
tresillo-clave (wie in Takt 2 deines Beispiels) zu spielen sind. Auch die angeblich charakteristische "Habanera-Synkope" (Sechzehntel-Achtel-Sechzehntel: xx-x) ist - nach den Aussagen des Grazer Musikethnologen Alfons M. Dauer - ein "typisch europäischer Hörfehler" bei der Wahrnehmung von
clave-Rhythmen, da man eben nur das hören kann, was man zu kennen vermeint.