MacMilllan
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Da hat er sowas von Recht und zugleich unrecht. Es gibt halt solche und solche Pädagogen. Dazu muss man ein bisschen ausholen - hatte das Privileg in Tübingen zu studieren, bei Prof. Hans Thiersch - dem Begründer und Altvater der sog. Alltags-(Sozial)pädagogik. Credo (in einem Satz) Pädagogik ist nur dann gut und sinnvoll, wenn es auch im Alltag nützt, z.B. Frau kommt in die Beratungsstelle, klagt über ständige Müdigkeit, fühlt sich vom Leben enttäuscht und überfordert + daraus resultierende depressive Verstimmungen. Üblicherweise wird dann eine Therapie durchgeführt. Der Alltagspädagoge geht zur ihr nach Hause, stellt fest, die Frau hat 4 Kinder, ist noch halbtags berufstätig. Was die braucht ist Unterstützung im Alltag, eine Putzhilfe, Kinderbetreuung u.ä. und keine Therapie !Der Pädagoge drängt drauf, der Praktiker versucht es zu vermeiden wenn es andere Wege gibt.
Zur Musik - eben genauso diese normierten Schulanleitungen - gehen am Alltags-Musizieren und der Praxis m.E. oft vorbei, weil sie vom "verallgemeinerten, normierten" Menschen ausgehen (in der modernen Didaktik spricht man im Gegensatz dazu von "Handlungs- und Praxis-Orientierung). Mal davon abgesehen, dass Menschen unterschiedlich wahrnehmen und lernen (dazu ist was in Vorbereitung: "das Lernen lernen"), berücksichtigen diese Schulwerke eine ganz einfache Tatsache gar nicht, dass es individuell anatomische Unterschiede gibt. Hat unsereins hier im Forum jedenfalls gerade zum 1. Mal gelesen.
Achtet doch mal drauf, wie unterschiedlich z.B. Fingerlängen sind, Beweglichkeit des Handgelenks etc. Beispiel: Habe die schulmäßig empfohlene senkrechte Fingerhaltung auf dem Bass versucht, bin kläglich gescheitert. Bis mir folgendes klar wurde: kann bei mir so gar nicht gehen, wie es standardmäßig "angeordnet" wird bzw. vorgesehen ist - mein Ringfinder ist sehr lang, nur 0,5 cm kürzer als der mittlere, 1cm länger als der Zeigefinger und 3 cm länger als der kleine (Nein, habe nicht vor, hier ein Foto einzustellen). Da kommt unsereins individuell anatomisch bedingt mit dem kleinen Finger einfach nicht auf den Bass (na ja vielleicht 3-4 Reihen tiefer).Trotzdem gilt bei allem Regelwerk auch, daß jede Hand anders ist.
FAZIT: Richtig ist das, was in der Praxis funktioniert - und nur das ! Jeder soll es so machen, wie es ihm individuell entgegenkommt und v.a. am besten gelingt.
Einzig das Gelingen in der Praxis zählt. Diese Schulwerke mit all ihren Fingersätzen -in Bass und Diskant- können bestenfalls nur Empfehlungen für den "verallgemeinerten normierten" Mensch sein. Und das sich
wagt unsereins sehr ernsthaft zu bezweifeln ! Nach über 40 Jahren Unterrichtserfahrung in unterschiedlichsten Bereichen, weiß unsereins, wovon er redet und kann diesen didaktischen Müll, der jahrzehntelang verzapft wurde, einfach nicht mehr ertragen. Ja, vor 100 Jahren war man auch der Meinung, dass das Prügeln von Kindern eine geeignete Erziehungsmethode sei - für genauso überholt halte ich diese Musik-Schulwerke - alt, verstaubt, didaktisch überholt, ggf. geeignet für kognitiv-systematisch, deduktiv-theoretisch Lernende, weitgehend ungeeignet für kreativ, intuitiv, induktiv-praktisch Lernende.mal die besten einen Kopf darüber gemacht was wie am besten geht. Und das vielleicht über 100 Jahre hinweg
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