Ich finds halt etwas seltsam. Gefühlt jeder dritte Thread hier hat was mit "Amp in Bedroom" zu tun und trotzdem scheinen die Verstärker mit einer reichlichen Ausstattung erst bei 50Watt+ anzufangen. Kann mir durchaus vorstellen, dass ein Amp mit <5 Watt und einer "vollen" Ausstattung ziemlich viele Abnehmer haben könnte.
"Reichliche Ausstattung" bedeutet wiederum "viele Knöpfe", was zwangsläufig zu einem größeren Bedienpanel führt (sofern man nicht alles in Miniaturgröße realisieren möchte).
Schaut dir den Marshall JVM215C Combo an.
50 Watt und zwei Kanäle (inkl. 3 Gainstufen) mit separater 3 Band Klangregelung samt Gain und Volume, dazu noch zwei Mastervolumes, Resonance, Presence und einen Reverb pro Kanal.
Das Panel wurde im Vergleich zum gleich aufgebauten JVM205H schon etwas schmaler gemacht - noch kleiner geht es aber kaum.
Dass man da dann zwei erwachsene Endstufenkolben einbaut, ist für mich schon logisch.
Diese kleineren 5 Watt Amps sind in erster Linie auch nicht für den Bandeinsatz konzipiert, sondern für zu Hause als Übungsamps - und da liegt die Priorität eben auf simpler Funktionalität und nicht auf der größtmöglichsten Soundpalette (dafür gibt es sowieso Modeling-Amps).
Diese Amps sollen auch günstig sein und dementsprechend spart man bei den Produktionskosten.
Hier geht der Trend auch zum "Weglassen" von Röhren und zum SMD Aufbau.
Der erste Blackstar HT-5 hatte z.B. noch überwiegend "normalgroße" Widerstände und Kondensatoren drin, beim neuen MK II sind es viel mehr SMD Bauteile (Foto von der Platine in meinem Review).
Der neue Marshall DSL5CR hat z.B. nur noch zwei 12AX7 verbaut im Vergleich zum Vorgänger DSL5C, der noch eine Röhre für den Phasentreiber hatte (beim neuen ist der PI halbleiterbasiert).
Es gibt überhaupt kaum noch wirklich wertige "Günstig-Röhrenamps".
Was vor ein paar Jahren z.B. Jet City für den Preis angeboten hat, DAS war wirklich beachtlich. Quasi ein Mini-Soldano mit fünf (!) 12AX7 und zwei EL84 für ca. 300 Euro.
Eine wirkliche Marktlücke sind meiner Meinung nach günstige low Watt Vollröhrenamps, die NUR einen guten Clean Kanal (inkl. kompletter 3 Band Klangregelung) haben, der auch clean bleibt, wenn man etwas lauter macht (trotz niedriger Leistung!) und die sich vor allem als Pedalbasis eignen - und das als Comboformat mit einem Speaker, der sich auch für Hardrock und Metal eignet. Sozusagen eine Universalbasis für Pedale jeglicher Art.
Klar kann man auch zu Fender oder Vox greifen, es ginge aber noch besser.
Die meisten Amps, die halbwegs so ein Konzept verfolgen, haben meistens wieder diese Gain/Volume Regelung für den einzelnen Kanal, der dann doch zerrt oder einen kastrierten Clean Kanal ohne viel Regel-Möglichkeiten und dafür einen greislig klingenden Zerrkanal.