Fischi
Mod Emeritus
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Mein Weg zu Impulse Responses - Historie, Idee und Beispiele
Einleitung
Ich beschäftige mich in der letzten Zeit sehr stark mit Home-Recording und damit verbunden mit der Nutzung von Impulse Responses. Den Grund hierfür möchte ich euch etwas näher bringen.Dazu wird es einen kleinen Ausflug in die Historie geben inklusive einer Amateur-haften Erklärung, was Impulse Responses sind.
Anschließend werde ich euch die Anwendungsmöglichkeiten inkl. einer Auswahl an Equipment für Gitarristen/-innen darstellen und am Ende eine Anleitung zum eigenen Erstellen von Cabinet-IRs geben.
Dieser "Workshop" - oder nennen wir es lieber "HowTo" - ist von einem Amateur geschrieben und wendet sich auch an Amateure. Alles ist "Anlesen" und "YouTube schauen"-basiert. In technische Details kann ich mich mangels Fachkenntnissen nicht vertiefen. Es wird daher ein pragmatischer Ansatz zum Erstellen eigener IRs. Die Fachleute unter euch mögen mir verzeihen, wenn ich Hintergründe nur oberflächlich und ggf. auch falsch erkläre. Es handelt sich hier um MEINE Art IRs zu erstellen. Und die funktioniert für mich hervorragend!
Im ersten Teil nerve ich euch mit etwas Text. Wenn ihr euch das nicht antun wollt, könnt ihr auch gerne zum zweiten Teil springen, in dem es um die Erstellung von IRs mit der "White Noise"-Methode geht.
Meine Ausgangslage stellt sich wie folgt dar:
- Ich wohne in einem Reihenmittelhaus
- Ich habe eine kleine Tochter
- Proberaum ist ca. 20km entfernt
Natürlich gibt es die Möglichkeit dies über Amp-Simulationen (Software oder kleine Amps wie z.B. der Positive Grid Spark) umzusetzen, jedoch habe ich eine anständige Sammlung von Vollröhrenamps und bin in der Thematik eher konservativ eingestellt. Nichts geht für mich über Analogtechnik, also einen sehr guten Vollröhrenverstärker.
Der Digitaltechnik bin ich aber nicht komplett ablehnend gegenüber eingestellt. Die Amp-Simulationen haben in den letzten Jahren gehörige Fortschritte gemacht so dass ich trotz meiner Einstellung fest davon überzeugt bin, dass ich einen klassisch aufgenommenen Vollröhrenverstärker garantiert nicht von einer guten Amp-Simulation unterscheiden könnte. Beim Spielgefühl jedoch bilde ich mir ein, nach wie vor enorme Unterschiede zu fühlen. Aber das ist rein subjektiv.
Digitaltechnik kann aber in einigen Bereichen auch für mich echt nützlich sein. Neben sehr guten digitalen Effektgeräten, sind "Impulse Responses" als Antwort auf die speziellen Frequenzgänge unserer Gitarrenboxen auf dem Markt angekommen.
Historie
Machen wir also erstmal einen kleinen Ausflug in die Historie. Bitte beachtet auch, dass ich alles andere als ein Fachmann bin, die exakte Funktionsweise der IRs auch nicht zu 100% verstehe. Deshalb nur ein paar Grundzüge.Das Wort "Impulse Response" bezeichnet diese Technik sehr gut. Es ist die Antwort einer Umgebung (eines Raums) auf einen akustischen Impuls.
Ursprünglich (und immer noch) wird diese Technik dazu verwendet, um den Raumklang / Hall von Räumen einzufangen und nachzubilden.
Hierfür nimmt man hochwertige neutrale Mess-Mikrofone und baut diese im Raum, den man digital abbilden möchte, auf.
Danach wird in dem Raum ein kurzer akustischer Impuls wiedergegeben (z.B. Schuss mit einer Schreckschusspistole etc.). Die auf diesen Impuls folgende Antwort ("Response") des Raums - man könnte es auch den "Hall" des Raums nennen - wird mit den Mikrofonen aufgenommen.
Die Aufnahme kann dann von diversen Programmen dazu verwendet werden, um damit einen digital nachgebildeten Raumklang/Hall auf aufgenommene Spuren anzuwenden.
Hier hören jetzt leider meine technischen Kenntnisse auf. Ich kann euch nicht erklären, wie das in den Programmen/PlugIns umgesetzt wird. Fakt ist: es funktioniert
Auf der Suche nach einer Möglichkeit die akustischen Eigenschaften von Gitarrenboxen nachzubilden, sind schlaue Köpfe ebenfalls auf die IR-Technik gekommen. Während analoge Lautsprechersimulationen nichts anderes sind, als ein Hardware-Equalizer, funktioniert dies mit IRs deutlich besser und intelligenter.
Im Gegensatz zu einem Hall im IR-Format, der mit möglichst neutralen Mikros aufgenommen werden muss, nimmt man hier die Färbung von Mikrofonen und der Gitarrenlautsprecher bewusst in Kauf.
Mein Weg zur Nutzung von Impulse Responses
Das erste Mal habe ich von Impulse Responses gehört, als Universal Audio ihre Ox Amp Top Box auf den Markt gebracht hat. Ich war begeistert. Der Klang, den ich online in Videos gehört habe, war in meinen Ohren so gut, wie ein perfekt mikrofoniertes Cab.Die Ox Box hatte (und hat) für mich aber zwei entscheidende Nachteile.
1.) Unflexibel - auf die Vorgaben/Software von UA beschränkte
2.) In meinen Augen: zu teuer.
Daher bin ich auf die Hardware von TwoNotes gestoßen. Zuerst habe ich mit einem TwoNotes CAB M experimentiert. Das klang schon gut, aber irgendwie - im direkten Vergleich mit der Ox Box - viel zu spitz mit nöligen Hochmitten. Ich habe hier nie einen ordentlichen Sound hinbekommen. Und leise spielen war auch nicht möglich mangels LoadBox. Viele meiner Amps haben auch bei Lautstärken auf Proberaumniveau die kleine Box wahnsinnig übersteuert. War für mich also nicht praktikabel.
Als TwoNotes dann den Captor X auf den Markt gebracht hatten, habe ich noch eine ganze Weile überlegt, dann aber doch zugeschlagen. Der Sound war schon deutlich besser, unter den Simulationen habe ich aber auch keine für mich passende gefunden. Nach vielem Recherchieren habe ich mir dann aus dem TwoNotes Store die Simulation "Fortin UK30" heruntergeladen und war zufrieden. Das klang schon gut.
Aber irgendwie fehlte immer noch was, verglichen zu meinen echten Boxen.
Ich kam also auf die Idee, meine eigenen Boxen digital abbilden zu wollen.
Two Notes BlendIR
Zu diesem Zweck bietet TwoNotes eine eigene kostenfreie Software namens "BlendIR" an.Mit dieser Software kann man mehrere 3rd-Party-IRs mischen und sogar eigene erstellen. Die Ergebnisse werden dann als IR exportiert, jedoch ausschließlich in dem TwoNotes eigenem Datenformat .tur
Damit lassen sich die erstellten IRs ausschließlich in der Hard- und Software von TwoNotes verwenden. Für eine systemübergreifende Verwendung jedoch benötigt man Dateien im .wav-Format. Umwandeln war leider nicht möglich.
Desweiteren arbeitet TwoNotes mit dem (weitverbreiteten) Sinus-Sweep-Verfahren. Geschätzte 40 Sekunden muss man ein in der Tonhöhe ansteigendes Sinus-Signal durch die Box jagen. Das ist sehr laut und sehr nervig, für mich, meine Nachbarn, meine Frau und meine Tochter. Daher konnte ich das nur machen, wenn meine Tochter aus dem Haus war.
Ich habe dann weiter recherchiert und bin auf die Methode gekommen, dass man IRs auch mit einem ganz kurzen Sample (im Millisekundenbereich) von Weißen Rauschen erstellen kann.
Hier habe ich mich weiter mit beschäftigt und möchte euch hier eine kleine Anleitung schreiben, wie man das selber machen kann.
Praktische Anwendung - Hard- und Software
Erstellte IRs könnt ihr sowohl in Hard- als auch in Software nutzen.Folgend liste ich euch ein paar Produkt- inkl. Anwendungsbeispiele auf.
Ihr habt mehrere Möglichkeiten IRs zu verwenden.
- Als "Pedal-Platform":
Wenn ihr tolle Zerrpedale habt und der Meinung seid, dass ihr bei Gigs und im Proberaum keine großen Verstärker braucht, gibt es IR-Loader für das Pedalboard. Damit könnt ihr direkt vom Pedalboard in die PA gehen und brauch keine Amps mehr.
In diesen IR-Loadern sind im Normalfall Endstufensimulationen eingebaut.
Vorsicht: Um es auch Clean ordentlich nutzen zu können, braucht ihr noch einen cleanen Preamp.
Auswahl an Geräten:
Mooer Radar, Joyo Cab Box oder TwoNotes C.A.B. M. Letzterer hat mit der aktuellsten Software-Version sogar eine Preamp-Simulation eines Fender Bassman mit integriert.
- Als zusätzliche Abnahme für euren Amp:
Die selben Produkte wie in Fall 1.) könnt ihr auch nutzen, um aus dem FX-Send eures Amps herauszugehen und somit eine (zusätzliche) Abnahmemöglichkeit via IR zu haben.
Hier benötigt ihr auch keinen Preamp. Ist ja alles bereits in eurem Verstärker intergriert.
Eine Endstufen-Simulation benötigt ihr aber trotzdem, die ist in den oben genannten Produkten aber bereits integriert.
Nachteil: Ihr könnt nicht leise spielen und brauch trotzdem eine Last (Gitarrenbox) am Ausgang des Amps.
- Als "Silent-Recording" und/oder zusätzliche Abnahmemöglichkeit
In vielen Produkten mit IR-Lademöglichkeit sind ebenfalls reaktive Loadboxen eingebaut.
Two Notes Captor X oder die Suhr Reactive Load IR.
Mit diesen Boxen könnt ihr eure (Vollröhren-)Amps weiter verwenden, diese aber vollständig lautlos betreiben.
Den Captor X nutze ich selber.
- Seit einiger Zeit gibt es auch tatsächlich Amps, in die Loadboxen und IR-Simulationen bereits eingebaut sind.
Vorteil: Weniger Verkabelung und keine Extra-Produkte nötig. Nachteil: Man ist an den einen Amp gebunden.
Engl Ironball SE, Revv D20 etc.
- Ihr könnt aber auch die IRs in eine Amp-Simulation an eurem Computer einbinden oder DI-aufgenommene Gitarrenspuren mittels PlugIn mit einer IR versehen.
Als Beispiel sei hier "Ignite Amps" genannt, die sowohl kostenlose Amp-Simulationen anbieten, als auch mit "NadIR" einen Software-IR-Loader, mit dem ihr als Plug-In IRs in eurer DAW einbinden und sogar blenden könnt.
Mit LIBRA könnt ihr sogar bis zu 8 IRs verwenden
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