Wieso brauche ich bei richtigen Helikonbässen gute Diskantstimmzungen?
Mir scheint das paradox.
Ich will möglichst große Bassstimmzungen, die dementsprechend langsam ansprechen und viel Luft brauchen und gleichzeitig will ich Diskantstimmzungen, die möglichst schnell ansprechen und wenig Luft brauchen.
Das geht schon zusammen.
Helikonbassstimmzungen sind ja anders aufgebaut als Basszungen beim Akkordeon. Helikonbässe haben typischerweise zwei Stimmzungen auf einer Platte drauf: eine kleinere (höhere Oktave) als Kickstarter, die sofort und schnell anschwingt. Und die damit die Luft in der Kanzelle sofort anregt, was dafür sorgt, dass die eigentliche große Basszunge schneller anspricht. Und die großen Basszungen sind groß und breit und normal ohne Ballastgewicht (soweit ich die kenne) -was ebenfalls dafür sorgt, dass schon relativ schnell ein Ton steht.
Drück ich jetzt einen Bassknopf, dann tönt also zuerst und ziemlich schnell die kleinere Kickstarterzunge und die große kommt dann aber ebenfalls relativ schnell in Gang - jedenfalls viel schneller als die großen Basszungen mit ihren Ballastgewichten beim Akkordeon. Und dadurch entsteht der typische Rrrummms, rumms, rummms Ton, der einer Tuba ähnelt.
Aber das will man ja genau so: Man will einen kräftigen tiefen Ton "mit Anlauf" der eben so á la Rrrumms,rumms, rumms kommt und nicht nach Peng, peng, peng klingt.
Den Diskant stört das nicht - die Diskantstimmzungen sind eh immer schneller als der Bass. Da muss ich die Stimmzungen überhaupt nicht "drosseln". Die dürfen und sollen auch sofort ansprechen. Und wenn die Diskantstimmzungen wenig Luft brauchen, weil sie eine sehr gute Qualität habe - grad recht - bleibt mehr Luft im Balg für den Bass übrig - muss man schon n bissl weniger "pumpen".
Im "normalen" Spielbetrieb stört das nicht, weil man den Bass normal nicht lange drückt. Störend wird das nur, wenn ich den Bass halte - so wie Pixner das mitunter in manchen Stücken gerne macht. Dann brüllt natürlich der Bass so richtig und deckt den Diskant mitunter etwas zu. Das gleiche Problem haben auch moderne Konverterakkordeons mitunter dass die riesigen Basszungen dann den Diskant ziemlich übertönen. - Aber im normalen Spielbetrieb werden die Bässe nur relativ kurz gedrückt und damit passt dann alles wieder ganz gut zusammen.
Und im Endeffekt gilt dann wieder : je besser die Stimmzungenqualität, desto weniger Luftverbrauch (auch wenn das wenig bei Helikonbass ein relativer Begriff ist) und desto besser die Dynamik des Instruments insgesamt.