- Welches für Orgel typische MIDI Keyboard, neu oder gebraucht, könnt ihr dazu empfehlen bzw. worauf muss man achten?
Wie schon erwähnt, würde es zum Herumprobieren erst einmal jede 5-Oktaven-MIDI-Tastatur tun.
Wenn man es optimal haben möchte, gibt es von Fatar einige Sakralorgel-Tastaturen mit halbwegs realistischem Spielgefühl, Druckpunkt, ausreichender Tastenläge (Hebel!) wie z. B.
TP/6L oder
TP/60L und ihre Spielarten.
Bei Holz wird's dann richtig teuer. Zum Herumprobieren mit Raspberry, Aeolus etc. sicher übertrieben.
Zum Erlernen des Orgelspiels bzw. Testen, ob das interessant wäre, wollte ich so eine Orgel Mal aufbauen.
Wesentlich für das Erlernen des Orgelspiels ist jedoch ein Pedal, sonst ist das nichts Halbes und nichts Ganzes.
Alles andere ist nur ein wenig "mit Sounds herumexperimentieren".
Freilich gibt es auch manualiter spielbare Orgelliteratur, aber im Grunde gilt: ohne Pedal ist alles nix, da braucht man sich um Feinheiten, wie sich die Manuale spielen, nicht zu sorgen.
Ein weiteres Problem ist die Umsetzung eines ehemals rein mechanischen Instruments in die Welt der Elektronik.
Ja, schon, aber das ist lange her.
In der gegenwärtigen Realität haben viele Orgel-Spieltische immer noch elektrische Trakturen - da gibt es
überhaupt keine spürbare Verbindung zum mechanischen Spielwerk.
Freilich fühlen die sich anders an als Plastik-Synthesizer-Tastaturen, aber auch in der realen Pfeifenorgelwelt muss/musste man Kompromisse eingehen. Das würde ich jetzt nicht so dramatisch sehen - haben viele so gelernt und überlebt.
Wenn es auf Druckpunkt etc. nicht so ankommt, würde ich schauen, was die Hammondorganisten nehmen. da wird AFAIK häufig eine fatar 61/tp80 waterfall genommen.
Im Prinzip schon. Aber da bei Hammonds die Waterfall-Tastatur als wesentlich angesehen ist, sind diese Tastaturen auch teurer als vergleichbare "Sprungbrett"-Tastaturen (glaube ich, war jedenfalls mal so).
Im Gegenteil würde ich für Pfeifenorgeln Sprungbrett-Tastaturen
deutlich bevorzugen:
- Gerade bei mehr als zwei Manualen lassen sich Sprungbrett-Tastaturen durch die mögliche "Überlappung" näher an den Spieler heranrücken.
- Manchmal ist es erforderlich, mit einer Hand auf einem Manual zu spielen und auf dem Manual darüber Töne zu halten. Das ist bei Waterfall-Tastaturen durch den größeren Versatz viel schwerer.
Druckpunkt
Wie gesagt hatten/haben viele Organisten notgedrungen in ihrer Kirche noch mit elektrischen Trakturen zu tun, ob sie wollen oder nicht.
Auch der Zusammenhang mit dem erzeugten Klang hat wesentlichen Einfluss darauf, wie sich eine Tastatur beim konkreten Spielen anfühlt.
Ich habe mir (mit elektrischen Trakturen sozialisiert) vor dem letzten Silvesterkonzert, das vor Corona noch möglich war, mal eine Nacht in der Kirche gegönnt und bewusst auf die Feinheiten der Orgel geachtet (angefangen bei der Windmaschine, dem Knacken im Gebälk, dem Spielgefühl beim stummen Spielen ohne Register bis hin zur Tonerzeugung beim Tastendruck - normal und extrem langsam usw.)
Es war eine recht neue Orgel mit rein mechanischer Traktur (nicht einmal mit Setzeranlage).
Die ersten ein bis zwei Millimeter Tastenhub setzen praktisch keinen Kraftaufwand voraus, erst dann muss man ein deutliches Losbrechmoment überwinden, um das Ventil öffnen zu können (der "Druckpunkt", den man bei elektrischen Trakturen, wohlgemerkt auch bei echten Pfeifenorgeln, so überhaupt nicht hat).
Dieser Druckpunkt fällt je nach Orgel so deutlich aus, dass man durch den zur Überwindung nötigen Kraftaufwand automatisch die Taste recht schnell nach unten durchdrückt, was die berühmte "Tongestaltung" des Anblasverhaltens in der Praxis wieder relativiert.
Na ja, die genannten Fatar-Sakralorgeltastaturen bieten jedenfalls eine Druckpunktsimulation und ein ziemlich brauchbares Spielgefühl.
Ob das wirklich in der ersten Ausbau- und Experimentierstufe wirklich nötig ist, sei dahingestellt.
In der Auktions-Bucht kommt man im übrigen oft schon sehr günstig an komplette elektronische Kirchenorgeln, die auch schon mit einem vollen Pedal ausgestattet sind,
Und auch das ist eine gute Möglichkeit, relativ günstig ohne Gebastel an einen zum Orgeln geeigneten kompletten Spieltisch zu erhalten.
- Vielleicht reicht auch schon eine solche Orgel?
- ältere müssen noch midifiziert werden (Bastelei), sind dafür auch günstiger zu haben
- neuere haben bereits MIDI, klingen aber auch von Hause aus schon mehr als brauchbar zum Üben (auch ohne Aeolus oder gar Hauptwerk)
- Komplette Selbst-Bastelei geht auch ins Geld, wenn ich alleine bedenke, was für eine Orgelbank, die über ein Vollpedal passt, abgerufen wird....
Zig Generationen von Organisten mussten zuhause auf eine Übemöglichkeit verzichten und hatten höchstens ein Klavier (das ist vom Anschlag her noch ungeeigneter als eine Synthesizer-Tastatur, zumindest meiner Meinung nach) oder idealerweise ein Cembalo, das hat wenigstens einen Druckpunkt.
Gerade im Hinblick auf Cembalo-Üben halte ich
@MS-SPOs Einwand bezüglich der Tastenbreite für vernachlässigbar, denn Cembalo-Mensuren sind noch viel schmaler und außerdem gibt es bei historischen Pfeifenorgeln allen möglichen Wildwuchs, da ist es gut bzw. unerlässlich, sich eine gewisse Flexibilität anzutrainieren.
Viele Grüße
Torsten