Ich gehe selbstredend davon aus, dass bei den maximalen Schallpegeln die ein Hersteller von Kondensator-Mikrofonen für seine Produkte angibt, die Membran noch lange nicht an die Gegenelektrode schlägt, sondern dass da noch ein sinnvoller Sicherheitsabstand übrig bleibt, so klein er auch sein mag. Wenn der Membran also in Richtung der Gegenelektrode keine Gefahr droht, dann auch nicht beim zurück-Schwingen in der Gegenrichtung, denn diese kann bei periodischen Schwingungen wie sie beim Schall die Regel sind, nicht größer ausfallen.
Analog darf man das von Bändchen- und dynamischen Mikrofonen auch erwarten. Wenn durch Alterung eine Membran irgendwann den Schall nicht mehr aushalten sollte, nähert sich das betreffende Mikro ohnehin dem Schrott-Zustand und alle Betrachtungen über Belastungen sind dann irrelevant.
Wenn die Membran tatsächlich mal auf die Gegenelektrode schlagen würde, wären
erhebliche Verzerrungen die Folge, weil sofort durch die Blockade der Membranbewegung jegliche Linearität aufgehoben ist. Ob die Membran dabei mechanisch beschädigt wird, weiß ich nicht, ich vermute aber, dass sie durch das Aufschlagen nicht so schnell beschädigt wird, da sie eine vernachlässigbar winzig kleine Masse hat - und zudem bestehen die Membranen ja (nicht erst) heutzutage aus extrem widerstandsfähigem Material, wie schon recht detailliert ausgeführt wurde.
Anders dürfte sich der elektrische Kontakt von Membran und Gegenelektrode auswirken. An den Elektroden liegt die Polarisationsspannung an (´klassisch´ jene normgerechten 48 Volt) und diese wird durch den Kontakt kurz geschlossen. Alleine durch die Strombegrenzung der Phantomspeisung und die üblicherweise sehr hochohmige Schaltung selber können maximal nur wenige mA fließen, aber inwieweit auch ein noch so kleiner Strom ausreichen kann, der hauchdünnen Membran Schaden zuzufügen, kann ich allenfalls vermuten.
Aber wie gesagt, glaube ich nicht, dass Schalleinwirkungen bis
deutlich über der im Datenblatt angegebenen Maximalgrenze (die ja für einen Klirr von nur 0,5 oder 1% gilt) eine Mikrofon Schaden zufügen können. Bei Schallpegeln, die Fensterscheiben zu Bruch gehen lassen, wäre ich mir da natürlich nicht so sicher, aber solche Schallereignisse sind mir aus dem normalen Leben nicht bekannt.
Schallimpulse dieser zerstörerischen Kategorie halte ich im übrigen bei akustischen Klangerzeugern für ausgeschlossen. Ich kenne sehr laute Instrumente und Sänger(innen), denen würde ich auch mein Ohr nicht dicht vor Mund oder Schalltrichter halten, aber nach allen Mikrofon-Datenblättern, die ich kenne, halten
alle diese Mikrofone mehr Schalldruck aus als menschliche Ohren (jedenfalls meine)
Was bekanntlich aber ein Mikrofon beschädigen kann, ist das Anpusten, leider eine immer wieder zu beobachtende Unart, um die Funktion zu testen (vor allem bei tontechnischen Laien, die dem Tontechniker beim Mikrotest ´helfen´ wollen
). Aber auch bei etwas Wind müssen Mikrofone nicht sofort kaputt gehen, und sie bleiben meistens auch heil dabei. Sicher ist ohnehin die Feuchtigkeit beim Pusten gefährlicher als der Wind.
Aber bei Wind gerät die Luft selber in Bewegung im Gegensatz zur Schallwelle, wo die Luftmoleküle nur um einen Mittelpunkt schwingen, aber nicht
mit der Schallwelle weiter transportiert werden. Die Schallwelle bewegt sich ja
in der Luft fort und bewegt nicht die Luft selber fort.
Ein Luftzug bzw. Wind ist nun aber auch in der Lage, die Membran auszulenken, und vor allem, für die Zeit, in der der Wind auf die Membran einwirkt, dauerhaft auszulenken, also weg zu drücken, und nicht nur für periodische Schwingungen wie der Schall.
Ich weiß nicht, wie stark so ein Luftzug bzw. Wind sein muss, dass er in der Lage ist, die Membran auf die Gegenelektrode zu drücken, ich habe so etwas noch nie ausprobiert und werde jetzt auch keinen Versuch machen, das zu testen
. Aber gehört habe ich schon von Schäden, die durch Pusten entstanden sind.
Zurück zus Bassdrum. Ein Punch auf das Fell erzeugt nicht nur eine Schallwelle, sondern bewegt auch einiges an Luft, wegen der Auslenkung und großen Fläche es Schlagfells. Je lauter der Schlag, desto stärker ist diese Auslenkung und desto mehr Luft wird bewegt. Das kann man manchmal sogar spüren bei einer Bassdrum mit Resonanzfell mit Loch. An diesem Loch kann man bei heftigen Punches die Luftbewegung sogar spüren (ähnlich auch bei lauten Impulsen an der Öffnung einer Bassreflex-Box). Dieser Luftzug, der seine Ursache in der Luftbewegung am Schlagfell hat (ohne diese Luftbewegung gäbe es gar keinen Schallimpuls bei diesen tiefen Frequenzen) ist zwar nur schwach und nur in nächste Nähe zu spüren, aber vielleicht ist er unter gewissen Umständen in der Lage, bei sehr empfindlichen Mikrofonen einen Schaden hervor zu rufen.
Da der "Wind" langsamer "weht" als die Schallgeschwindigkeit, sind die Schallwelle und der "Wind" normalerweise nicht in Phase. Und schon nach einigen Zentimetern mehr Abstand spielt der Luftzug keine Rolle mehr und ist "abgeflaut". Sollten sich aber unter ungünstigen Umständen der "Wind"druck und die Schallwelle in Phase, also richtungsgleich überlagern,
könnte das eventuell bei diesbezüglich weniger toleranten Mikrofonen die Auslenkung der Membran so verstärken, dass sie doch mal kurz an der Gegenelektrode anschlägt.
Bei locker einigen Tausend heftigen Beats während eines Konzerts kann ich mir durchaus vorstellen, dass es in grauer Mikrofon-Vorzeit schon mal vorkam, dass ein weniger robust konstruiertes Mikrofon wegen einer solchen extrem ungünstigen Position in der Bassdrum gehimmelt wurde. Daraus hat sich dann womöglich die Mär entwickelt, dass Großmembraner (die in früherer Zeit die vorherrschenden Kondensator-Mikrofone waren) in der Bassdrum gefährdet sind.
Für heutige und überhaupt halbwegs aktuelle Mikrofone (ohne Vorschaden) würde ich allerdings keinerlei Gefährdungen dieser Art mehr annehmen.
Auch früher dürfte es nur selten Schäden dieser Art gegeben haben.