Hi,
ich persönlich bin durchaus der Meinung, dass es heute viele gut klingende Transistoramps gibt, mehr als je zuvor. Selbst mein kleiner Blackstar-Übungsamp klingt für meinen Geschmack besser als mancher Röhrenamp - denn da gibts auch eine Menge, die mir so gar nicht gefallen.
Alles in allem bekomme ich aus den meisten modernen Transen schnell einen Zerrsound raus, der mir
ziemlich gut gefällt. Sie sind heutzutage meist sehr flexibel und die Potis reagieren besser vorhersehbar. Den BluGuitar Amp 1 finde ich zB super, und auch der H&K Black Spirit ist ein tolles Werkzeug, Blackstar habe ich auch schon erwähnt. Aus früheren Zeiten fallen mir die Marshall Valvestate ein, die zumindest im Bandsound wirklich gut rüberkamen, aber auch die Peavey Amps der TransTube-Serie.
Röhrenamps haben im Zerrbereich meist eine recht charakteristische Note, die man nicht grundlegend ändern kann - oder es wird ein enormer Aufwand nötig (H&K TriAmp, Mesa Mark V...). Ansonsten muss man den Sound mögen oder es wird mit allem Schrauben nix. Und da liegt der erste Knackpunkt: Den wirklich
besten Sound einer bestimmten Richtung habe ich letztlich immer in einem Röhrenamp gefunden.
Noch mehr gilt das bei mir für Cleansounds. Obwohl die ja angeblich die große Stärke von Transen sind, gefällt mir an einer tauglichen Box fast jeder Röhrenamp (selbst die mit einem miesen Zerrsound) besser als jeder beliebige, noch so gute Transistoramp. Die Nagelprobe: ohne Reverb und Delay spielen.
Soviel zu meinem persönlichen Geschmack bzw. zu den Gründen, weshalb mMn die meisten Gitarristen klanglich immer noch Röhrenamps bevorzugen. ABER:
Die angeblich so schlechte Meinung über Transen halte ich für ein Phantom. Es kommt halt auf den Verwendungszweck an. Wenn man sich die kleinen Bühnen so anschaut bzw. angeschaut hat
, sieht man da doch eine Menge Transistoramps, von den zahllosen Zweitamps für zu Hause ganz zu schweigen.
Angenehm zu transportieren, wartungsfrei, ein zuverlässig guter Sound, der sich auch nicht schleichend verändert, wie das bei Röhren oft der Fall ist. Für die vielen Pedalboard-Fans hat sich auch eine gar nicht mehr so kleine Nische für Transenamps herausgebildet, eben der Pedalboard-Amp. Seymour Duncan, Quilter, ISP, EHX Magnum, das sind ja alles nicht nur Endstufen, sondern sie haben auch eine auf pedalfreundlich getrimmte Vorstufe.
Alles in allem sehe ich da heute ein recht friedliches Miteinander der verschiedenen Technologien. In den 80/90ern war das noch anders. Klar gibts noch eine Hardcore-Vintage-Fraktion, die trotz BB King keine Transe im Blues sehen will, aber ein grundsätzlich schlechtes Image kann ich nicht mehr sehen. Am ehesten noch eine Überhöhung der Qualitäten von Röhrenamps - gerade auch bei denen, die sich den Wunschamp noch nicht leisten können. Das ist aber allgemein so mit dem G.A.S. - man denkt immer, dass das nächste Gerät einen besser klingen und spielen lässt.
Gruß, bagotrix