ich sehe den Zusammenhang mit dem Thema nicht. sorry.
[es ging da um
@HaraldS s Hinweis auf das wichtige Thema "Intervalle"]
Ich sehe da durchaus einen Zusammenhang, und zwar einen sehr wichtigen!
Der TE schreibt ja unter anderem, er habe Probleme, den richtigen Ton zu treffen.
Und bei aller nötigen Unabhängigkeit - die gespielten/gehörten und gesungenen Töne müssen "zusammenpassen".
Selbst, wenn jemand perfekt unabhängig vom allem anderen eine Melodie singen kann, die aber z. B. immer einen Viertelton zu hoch ist, landet man doch automatisch beim Thema "Intervalle".
Man muss es schaffen, seine gesungene Tonhöhe in den Rest der Musik "einzupassen", da hilft auch kein absolutes Gehör.
Es kommt aufs relative Gehör an und somit die Fähigkeit, zu wissen, wie ein Intervall klingen muss, d. h. den geforderten Zusammenklang von Instrument und Stimme zu erkennen und anzupassen.
Also. Wenn man weiß, dass man eine Quinte singen muss und vor allem auch weiß, wie eine Quinte klingt, hat man eine viel bessere Tonvorstellung von dem, was man singen muss. Wie gesagt hilft eine für sich genommen perfekte Melodie nichts, wenn sie (auch nur leicht) zu hoch oder zu tief ist. Der Zusammenklang muss stimmen - also das Intervall.
Für alle, die es für schwieriger halten, Bass als Gitarre zu spielen und dazu zu singen: Hier gerne mal reinkucken. Wenn du da auch nur einen halben Takt nachdenken must, was du spielst, bist du raus.
[Reinhard Mey]
Das ist aber doch wieder ein Beispiel von Automatisierung. Mey macht das sehr souverän und perfekt, aber es handelt sich prinzipiell hier eben doch um erstens Lagerfeuerakkorde (wenn auch mit "Verzierungen") in Kombination mit "Zupfmustern" (so nannte man das früher). Und diese Zupfmuster verlangen Anfängern große Konzentration ab, aber später läuft das wirklich im Automatikmodus.
So, wie man beim Autofahren irgendwann nicht mehr angestrengt denkt: "aha, zuerst die Kupplung treten und dabei Gas zurücknehmen, dann den Schalthebel nach rechts und oben schieben usw."
Das läuft auch völlig nebenbei und automatisiert ab - das ist für niemanden mehr eine große Kunst oder gar ein Wunder.
Und das liegt allein daran, dass man nach genügender Zeit am Steuer schlicht und einfach viel geübt hat. Und Üben ist am Instrument eben undbeliebt und man möchte am liebsten alles auf Anhieb beherrschen.
Aber ohne viel Übung geht es nicht, da hilft auch "Talent" nur bis zu einem gewissen Grad.
Fragt studierte Musiker, die werden wahrscheinlich alle bestätigen, dass es vor allem auf die Übung ankommt.
Das Märchen von dem Ausnahmetalent, dem alles in den Schoß fällt, ist zum Großteil eine Legende. Am Ende sieht alles sehr leicht aus, aber es steckt in der Regel unglaublich viel systematische und konzentrierte Arbeit dahinter.
mit links die tieferen sachen , rechts die melodie und mit den füßen das basspedal .........
Jein!
Tasteninstrumente haben den Vorteil, dass man es bereits gewohnt ist, dass beide Hände (und bei der Orgel noch beide Füße) sehr "unnatürlich" unabhängig voneinander sein müssen. Beim Schlagzeug auch.
Und ich glaube, diese Gewohnheit macht es leichter, auch unabhängig von dem, was man spielt, zu singen.
Ich halte übrigens die Diskussion, welches Intrument "das schwerste" sei, für relativ müßig, denn jedes Instrument hat seine speziellen Herausforderungen. Beim Klavier oder bei der Orgel ist es piep-einfach, einen schönen Ton zu spielen: man muss einfach die Taste drücken.
Dafür besteht die Schwierigkeit in der erforderlichen Unabhängigkeit der Hände.
Bass und Stimme lassen sich wohl nur dann wirklich gut "zusammenbringen", wenn man sich den Gesamtklang verinnerlicht. So lässt sich auch rhythmisch Gegensätzliches greifbar machen, wenn man beides im Zusammenhang/Zusammenspiel sieht.
Ich kenne das Problem nur zu gut von der Orgel, wo man bei polyphoner Musik gerne zuerst rechte Hand, linke Hand und Pedal separat lernt und später zusammenbringt.
Das muss aber nicht immer der bessere Weg sein. Es kann zwar sehr helfen, sich die Rolle, Eigenständigkeit und die musikalische Aussage der einzelnen Stimmen klarzumachen.
Aber rein motorisch und koordinativ gesehen, muss man in der Gesamtheit denken und oft war es hilfreich, lieber sehr langsam alle Stimmen gleichzeitig zu üben, aber zu lernen, was welche Hand gemeinsam mit der anderen oder zwischen den Tönen (wo genau?) der anderen Hand zu tun hat.
Einfaches Beispiel: ein simpler Walzer-Rhythmus "Hum-ta-ta" ist in Gesamtheit viel leichter vorstellbar, als ohne das "Hum" nur auf die zwei und drei "ta-ta" zu singen. Anders gesagt: das richtige Timing für das "ta-ta" bekommt man viel leichter hin, wenn man sich das "Hum" auf die Eins dabei vorstellt (oder auf dem Bass spielt).
Beispiel: die Chameleon-Basslinie (Herbie Hancock) mit Groove in der linken Hand zu spielen und mit der rechten "nur" Akkorde in durchlaufenden Vierteln zu spielen, ist überhaupt nicht einfach, geht aber, wenn einem endlich klar wird, wie die beiden unabhängigen Teile
in ihrer Gesamtheit klingen müssen.
Und genau so ist es mit Gesang und Bass.
Bei wirklich anspruchsvollen und gegensätzlichen Stimmen hilft wohl wirklich nur, dass mindestens einer der beiden Bestandteile im Autopilot läuft.
Vor allem, wenn man in der einen Stimme frei improvisieren will, muss die andere "blind" dazulaufen.
Das kann man auch überall beobachten.
Also
- Harmonisch: Intervalle, d. h. die Vorstellung des Zusammenklangs kennen
- Rhythmisch: den zeitlichen Zusammenhang zwischen (scheinbar) völlig Unterschiedlichem verinnerlichen. Ich schreibe bewusst "scheinbar", weil die Stimmen zwar objektiv betrachtet unabhängig sein mögen, man aber zum Ziel haben muss, sie trotzdem als zusammengehörig und sich ergänzend zu empfinden.
Ohne Üben geht das alles jedenfalls nicht. Und zwar richtiges, gezieltes und bewusstes Üben, denn sonst übt man nur Fehler ein, die man dann um so zuverlässiger immer wieder macht und sich darüber zu Tode ärgert.
Viele Grüße
Torsten