Das Wichtige beim Üben ist, dass man es sauber und möglichst immer richtig macht.
Wir versuchen ja ein Muskelgedächtnis aufzubauen. Wenn ich jetzt eine Stelle 10x übe und davon 5x falsch spiele, ist mein Gehirn verwirrt und merkt sich beide Versionen und dann klappt es manchmal und manchmal eben nicht, weil es die falsche Version abruft.
teilweise läuft ein Fernseher daneben, damit die Wiederholungen nicht so langweilig werden.
Das hier ist zum Beispiel absolut destruktiv. Das Gehirn ist eh schon abgelenkt, weil es sich mit dem TV Programm beschäftigt und du wirst nie immer die richtige Version spielen, folglich fütterst du dein Hirn mit allerlei Falschinformationen.
Effektives Üben bedeutet gar nicht, dass man umbedingt VIEL üben muss. 2h am Tag empfinde ich für einen Amateur schon als sehr viel und das ist dann mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr effektiv.
Ich würde immer lieber eine Stelle 5x sauber und richtig spielen und dann aufhören, als die Stelle 15x zu spielen, davon 5x richtig, 5x mit Hängern und 5x mit falschen Tönen. Denn dann stehen den 5 richtigen Versionen doppelt so viele Falsche gegenüber und der Übeeffekt ist tatsächlich eher negativ.
Vernünftig Üben läuft für mich so ab: Ich mache mich warm. Entweder mit Fingerübungen oder mit einfachen Stücken, die ich gut spielen kann. So dass die Muskeln in den Finger aufgewärmt sind und geschmeidig. Dann setzt man sich kleine Übeziele. Wenn ich z.B. ein Stück verbessern möchte, spiele ich vorab die schwierigen Stellen ein paarmal und rufe sie mir wieder ins Gedächtnis, denn oft sind es diese Stellen, die einen rausbringen, wenn man dort ankommt und dann überlegen muss "Wie ging das nochmal?". Wenn man vorher nochmal Fingersätze, Rhythmus in Ruhe angeguckt hat, kommt man an der Stelle an und weiß wie es geht.
Ich übe tatsächlich auch selten Stücke im Ganzen. Meistens sind es ja bestimmte Stellen die einem Schwierigkeiten bereiten. Wenn ich jetzt das ganze Stück, kommt die Stelle vielleicht ein-zweimal vor. Da ist dann nichts geübt. Ich nehme mir als das heraus, was noch nicht klappt (und wenn das nur 2-5 Töne sind) und spiele die 20-30x, bis es sauber läuft und baue es dann wieder in den Kontext ein. Erst die entsprechende Phrase, dann größere Abschnitte, aber immer so, dass die schwierige Stelle vorkommt.
Und dann spiele ich erst am Ende das Stück im Ganzen.
In diesem Fall hier war ja Ausdauer und Genauigkeit das Problem, da würde ich dann eher Übungen machen, die gezielt das trainieren. Also z.B.bei Anschlagrhythmen aufbauende Übungen oder Tempowechsel.
Aufbauend: Spiel den Anschlagrhythmus 1x (je nachdem wie lang der ist dann entsprechend 1, 2, oder 4 Takte) sauber. Dann 2x. Dann 4x. Dann 8x. Wann wird es unsauber? Wenn es 8x nicht klappt, dann von 4 auf 5 auf 6 auf 7 auf 8x kommen. Aber immer perfekt spielen.
Wenn es schon bei wenigen Wiederholungen nicht klappt: Tempo drosseln.
Dann generell auch mal das Tempo steigern. Auch über das letztliche Zieltempo hinaus. Denn dann erscheint einem das Zieltempo wieder gut machbar und "einfach".
Dann kann man Rhythmusbausteine kombinieren. Längere Phrasen zusammenbauen. Akkordwechsel einbringen. Aber immer so, dass der zu übende Rhythmus die Grundlage bietet. Und darauf konzentrieren, dass der Rhythmus korrekt bleibt.
Tempowechsel: Wenn ich einen Rhythmus üben möchte, so dass er ausdauernd gespielt werden kann: Eine gute Übung ist z.B. das, was man im Sport als Intervall-Training kennt: Erst langsam, dann kurz schnell.
In dem Fall: Mein Zieltempo sei 120. Man stellt sich das Metronom auf Tempo 50 und spielt den Rhythmus. Alle paar Takte spielt man den Rhythmus doppelt so schnell. Also z.B. 4 Takte langsam, 1 Takt doppeltes Tempo. Man bleibt ja dann immer noch im richtigen Metronomschlag, wenn man das einfach klicken lässt. Oder man macht 4 langsam, 2 schnell. Dann geht es auch mit Betonungen auf. Man kann auch 8 zu 2 machen oder ungerade Zahlen. 3 zu 1. Da kann man ja auch mal variieren. Und immer weiter spielen. Also z.B. 4 langsam, 2 schnell, 4 langsam, 2 schnell.. etc
Der Effekt ist in multipler Hinsicht prima: Ich übe meinen Rhythmus erst in quasi Zeitlupe (das ist einfach), bilde ein Muskelgedächtnis und rufe das dann sofort schnell ab. Die Finger werden nicht so belastet, weil sie nicht die ganze Zeit schnell spielen müssen, aber man hat trotzdem den Lerneffekt.
Und dann nähere ich mich meinem Zieltempo. Bei Tempo 50, wie oben, ist die doppelt so schnelle Version natürlich 100. Dann macht man 51 und erhält 102. Dann 52 und 104. Der Witz ist, dass die doppelt so schnelle Version immer 2 bpm mehr bekommt, während die langsame nur 1 bpm mehr bekommt. D.h. die langsame Version wird eigentlich kaum schwieriger, während die schnellere Version immer mehr zur Herausforderung wird. Und dann steigert man sich hoch bis 60/120. Oder noch drüber. Dann wirkt 60/120 wieder leichter.
Auch hier kann ich dann z.B. die Durchgänge zählen. Also spiele ich meinen Block 2x oder 4x oder 8x durch.
Ansonsten: Ganz generell würde ich mir für jede Übesession Mini-Ziele setzen und nicht zu viele Stücke gleichzeitig angehen. 2-3 sind vollkommen ausreichend. Dann lieber mit Übungen ergänzen, die die Problemzonen gezielt trainieren.
Aber die meisten Leute üben halt extrem uneffektiv, indem sie immer ganze Stücke durchspielen oder nicht konkret an Fehlern und Problemen arbeiten oder auch einfach die Übestrategien fehlen.
Am Wichtigsten ist echt immer: Nur richtig gespielt ist richtig geübt. Alle "falschen" Durchgänge sind kontraproduktiv. Wenn man eine Stelle übt ist ein vernünftiges Verhältnis bei 10 Übedurchgängen: 8 richtige zu 2 falschen Versionen. Niemand wird ja immer 10 von 10 richtig spielen. Aber die richtigen Versionen sollten weit überwiegen. Sonst übt man zu schnell oder zu unkonzentriert. Zeitlupe ist auch ganz toll übrigens