Einstieg in die Spielweise von Robert Johnson

Ich gehe in weiten Teilen mit @Rude Mood 's Einschätzung der Lage mit. Johnson ist überhaupt nicht zu unterschätzen, schon allein weil er so ganz idiosynkratisch spielt. Die größte Hürde würde ich persönlich beim singen sehen. Gut, ich bin da, bis auf meine Gelegentlich Background-Vocals in der Band, auch nicht so geübt, aber Johnson ist da für mich in einer Liga mit Sting, nämlich in der Liga der Menschen mit 2 Gehirnen von denen eines spielt, das andere singt, und beide scheinbar garnichts miteinander zu tun haben. Da ist ein hohes Maß an unabhängigkeit gefragt, deutlich mehr als bei Broonzy oder Mississippi John Hurt.
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Ich weiß nicht ob das nicht eh schon kennst, aber von Big Bill Broonzy gibt es ein paar wenige Videoaufnahmen, da sieht man das recht gut. Man sieht auch ganz gut, dass er noch größere Hände hatte als Hendrix....:eek: Und man sieht auch dass er ganz schön reinlangt. Das ist Teil des ganzen. So einen Groove wie "Hey Hey" über längere Zeit durchzuziehen ist erstmal ganz schön anstrengend.
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Ich bin gerade erstaunt, dass es da jetzt doch schon Lehrmaterial dazu gibt. Als ich jung war und meine Delta-Blues Phase hatte war da nichts zu bekommen, außer Stefan Grossman Bücher, und die waren auch schwer zu bekommen.

Ich finde den Vergleich zwischen Broonzy und Robert Johnson auch interessant... wobei ich gerade finde dass auch Broonzy viele Stücke hatte, wo er sehr melodisch und schwungvoll singt, während gefühlt oder auch tatsächlich über die Dauer einer ganzen Strophe mit seinem Daumen nur die Basssaiten strummt (mit kleinen melodischen Einsprenkeln) um dann zum Turnaround in ein anspruchsvolles melodisches Lick zu münden. Das Video habe ich unzählige Male gesehen :great: es gibt von ihm sogar eine viertelstündige Klein- bzw. Kellertavernenkonzertaufnahme aus den 50ern, wahrscheinlich in Brüssel oder Paris aufgenommen.



"Just a dream", das zweite Stück ist so ein Beispiel... wie er am Ende immer Fahrt aufnimmt... Und dann auch nochmal "Hey Hey", hier sogar noch schwungvoller.
Ja, eine weitere Gemeinsamkeit von Johnson und Broonzy: Die großen Hände... Die Leichtigkeit, mit der Broonzy den A-Dur als Barreeakkord im zweiten Bund greift und mit dem kleinen Finger ohne Mühe im fünften Bund zwischen 1. und 2. Saite wechselt :eek: Als ich das nachmachen wollte hab ich anfangs fast eine Sehnenscheidenentzündung bekommen...
Ich hatte damals gute Fortschritte mit Mississippi John Hurt gemacht und war so richtig im Wechselbass-spielen angekommen. Zurück zu Broonzy kam ich erstmal gar nicht klar... es ist hier ein typischer, für mich als Lernenden ermüdender und irritierender Walking Bass, der erstmal spieltechnisch verinnerlicht werden will. Robert Johnson ist auch einer konstanten Basslinie treu geblieben.

Ich hab Anfang der 2000er Jahre Broonzy über Eric Claptons Unplugged Album entdeckt. Und damals gab es bereits die Website:
https://12bar.de/cms/albums/unplugged/ wo jemand anhand ausgewählter Blues- und Clapton-Alben Grundlagen vermittelt und Tabs anbietet. So kam ich damals auf die Idee "Hey Hey" zu spielen. Die ersten zehn Jahre hab ich das Stück allerdings ganz brachial geschrammelt und die Melodie des Licks ohne Basslinie dazwischen gesetzt. In einem zweiten Anlauf hab ich eine vereinfachte Version mit Basslinie gelernt und mich immer mehr an die Notation des Originals rangetastet...ich glaube dieses Stück begleitet mein Gitarrenspielen wie kein anderes :love:
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja. Ich meinte nur, dass im Fall Broonzy die Singerei dahingehend einfacher ist, dass eben alles straight durchgroovt. Was Johnson so eigenartig/einzigartig macht ist mitunter das synkopierte Gitarrenspiel gegen eine Gesangslinie die zueinander recht gegenläufig sind. Damit hätte ich zumindest große Probleme beim Singen,.

Mississippi John Hurt ist wieder eine andere Baustelle, das stimmt. Eigentlich sind die meisten von denen eine ganze eigene Baustelle, deswegen ist es ja so cool.

Ich muss mich wieder mal etwas in die Feinheiten reinhören. Ich erinnere mich sogar an die Seite die du verlinkt hast, ich glaube da hatte ich meine erste Pentatonik gelernt. Ich habe 2006 begonnen Gitarre zu spielen und in diesem Jahr auch Clapton das erste mal live gesehen ( mit Derek Trucks in der Band im übrigen, und Robert Cray als Support). Ich hatte damals eine richtige Delta und Counry-Blues Phase und habe fast nichts anderes gehört, und war deshalb natürlich auch massiv uncool und hatte dementsprechend wenig erfolg bei der Damenwelt, dafür habe ich aber nette Bekanntschaften mit älteren Herren an die 50+ gemacht. :D;). Meine Spieltechnischen Fähigkeiten, und auch meine Transkriptionsfähigkeiten waren aber in den erstenJahren noch nicht gut genug um sich diesen Stil ernsthaft anzueignen.

Deswegen jetzt schon mal meinen Respekt, dass du das angehen willst. Ich schätze das gewissermaßen als die Königsdisziplin ein, vor allem wenn du dann damit auftrittst und singst. Das könnte ich auch gern, vor allem auch das Singen.

Da bin ich direkt motiviert mal wieder etwas mehr einzusteigen in die Akustik-Blues thematik.

grüße B.B.
 
Mississippi John Hurt ist wieder eine andere Baustelle, das stimmt. Eigentlich sind die meisten von denen eine ganze eigene Baustelle, deswegen ist es ja so cool.
Du bringst da kurz und knapp genau auf den Punkt, was ich auch immer wieder "predige" ... grad der trad. Akustik-Blues ist keineswegs langweilig wie immer wieder behauptet wird, sondern im Gegenteil unglaublich vielseitig, mit all seinen persönlichen, regionalen und musikalischen Stilen ... :great:
 
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Ohne ganz OT zu gehen gerade bei Robert Johnson verdient das Thema sliden ein Wort für sich. Ich denke, dass gutes Slidespiel (vor allem in Europa) sehr selten ist. Das hängt wohl damit zusammen, dass viele Gitarristen Slide eher für ein Gimmick halten und den Arbeitsaufwand unterschätzen. Aber wir müssen uns nichts vormachen: einen Ton wie Ry Cooder oder Bonnie Raitt haben nur die wenigsten Gitarristen.

Ohne hier Schleichwerbung zu betreiben: der Gitarrist John Tuggle bietet auf seiner Homepage viele sehr gute Kursen für Slide-Anfänger an. Gerade die wichtigsten Grundlagen wie korrekte Haltung des Slides, Anschlag, Abdämpfen von Saiten, etc. erklärt er sehr detailliert. So kannst Du eine solide Slide-Technik von Grund auf aufbauen. Danach zeigt John Dir auch viele einfache, aber gut klingende Themen und auch komplette Soli. Er ist auch sehr hilfsbereit und antwortet schnell und geduldig auf Deine Fragen.

Schau mal: https://www.learningguitarnow.com
 
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Soll ich auch mal :D ?

Um den ganz großen Bogen zu spannen: Robert Johnson hat den Blues nicht erfunden, er hat viele Dinge auf den Punkt gebracht, und das auf eine recht einzigartige Weise. Zumindest im Nachhinein, denn zu Lebzeiten war er weder ein Star noch war seine Musik besonders einflussreich in Blues-Gefilden. Man kann zu fast allen RJ-Songs recht ganu nachvollziehen, wo sie herkommen bzw. auf welchen sie aufbauen.

Such' mal nach den Alben "The Roots Of Robert Johnson" bzw "Back To The Crossroads - The Roots of Robert Johnson", da wird ein wenig klar was ich meine. Der Stil von RJ ist einerseits ein "best of" von ganz vielen anderen Grossen, andererseits ist er je nach Song auch verdammt unterschiedlich. Ich rede da nicht von so Exoten wie "They're Red Hot", sondern auch von einem Spektrum wie "If I Had Possession Over Judgement Day" (klassischer Delta-"Roll&Tumble" Blues mit Slide und Rhythmus usw) bis "Drunken Hearted Man" (was eher in Richtung Lonnie Johnson geht, ohne Slide, usw).

Einerseits also unfassbar schwer, andererseits ein toller Einstieg in Blues insgesamt.

Was braucht man:

1) The Centennial Collection - die letzten (uns besten!) Remasters aller RJ-Songs, komplett. Es gibt nichts Wichtigeres als immer wieder hören, in der besten Qualität. Und hier nicht nur RJ, sondern auch Son House und Charley Patton und Skip James und und und... ich kann gerne Tipps geben.

2) Dieses Buch - The New Transcriptions: https://www.amazon.de/Transcriptions-Guitar-Recorded-Versions-arranged/dp/0793589193/
Genau dieses. Kein anderes. Glaubt mir bitte. Dieses Buch ist "der letzte Stand" der offiziellen 1:1 Transkriptionen jedes einzelnen Songs mit jedem einzelnen Ton. Mit Tabs.
Welchen Sinn macht das, wo man es ja vielleicht nicht 1:1 nachspielen kann/will? Ganz einfach - weil man es so "mitlesen" kann, sieht wie es "eigentlich" geht und man immer wieder reinschauen und nachschlagen kann und wird. Es ist kein Lehrbuch, es geht wenig um Technik, es geht um "was spielt der da eigentlich".

3) Irgendeine Gitarre. Auf den Aufnahmen verwendet RJ wahrscheinlich sowas hier (https://www.thomann.de/de/gibson_l_00_original_vintage_sunburst.htm) - ja auch schon damals eine teure Gibson, und ja, die war damals auch schon teuer. Blues-Musiker haben gerade auf Aufnahmen das beste an Equipment verwendet was es gab, entweder aus eigenem Besitz oder geliehen. Die Suche nach dem Sound gab es damals schon. Meine Blues-Gitarre(n) haben eine "aufsteigende" Saitenlage, recht normal/flach in den niedrigen Bünden und dann aber bewusst ansteigend und mehr als "optimalen" Abstand am 12.Bund. So kann ich "unten" greifen ohne die Finger zu brechen, und "oben" sauber Slide spielen. Mir macht ein kleiner mehr Freude bei klassischem Blues, aber die Welt ist bunt und alles ist erlaubt.

4) Freude. Es geht hier nicht um 1:1 nachmachen, es geht um Techniken lernen, Songs lernen, und sich rantasten, und dann sein eigenes Ding draus machen.
Dass ich Freude dran habe, auch wenn ich's absolut nicht wirklich kann, beweise ich hier mit meinem Kumpel "messiahsez" aus meiner NYC-Zeit ;)


Und dann... hören, spielen, hören, spielen, immer wieder. Es gibt auch noch die eine oder andere Stelle wo man mehr zu (akustischem) Blues lernen kann als nur per YouTube und hier im Forum, die Facebook-Gruppe "Acoustic Blues Pickers" ist ein Quell von Inspiration. Ganz toll finde ich auch Justin Johnson (YouTube), der hat einen ganz feinen Touch was Blues angeht. Oder moderner, Jontavious Willis (ein junger Bluesmusiker) und seine Kumpels haben gerade das Robert Johnson Projekt wo sie jeden einzelen RJ Song nachspielen, immer ein Mensch und eine Gitarre, tolle Videos, gibt's soweit ich weiss auch nur auf Facebook.
 
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Nachtrag - ganz guter Wiki-Artikel zu den RJ Gitarren:
https://en.wikipedia.org/wiki/Robert_Johnson_(guitars)

Meine Empfehlung ist immer "was Kleines", also was beim Thomann so in die "Folk" oder OOO-Kategorie passt. Gerade wenn es in Richtung "Blues Box" gehen soll, wo man die Action hinten etwas hochmacht, kann man auch mit sowas viel Freude haben: https://www.thomann.de/de/recording_king_rph_p1_ts.htm ... so eine Recording King ist nach wie vor meine "Wohnzimmergitarre" wegen Tochter im Kleinkindalter, und macht Freude.
 
Meine Empfehlung ist immer "was Kleines", also was beim Thomann so in die "Folk" oder OOO-Kategorie passt.

Wenn Du es stilvoll machen möchtest, ist das sicherlich wahr. Diese kleinen Dinger sind sexy, da muss ich Dir beipflichten. Trotzdem muss jetzt niemand tief in die Tasche greifen. Ich denke, dass man mit jeder Steelstring gute Ergebnisse erreichen kann. Wenn jemand also nur eine Dreadnought hat, muss er nicht verzweifeln...;-)
 
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Wenn jemand also nur eine Dreadnought hat, muss er nicht verzweifeln...;-)
Absolut. Ich wollte eher zum Ausdruck bringen, dass eine kleine "Blues Box" schon ab unter 200 EUR zu haben ist. Und gerade die "groben" Gitarren, die gerade nicht viel Sustain haben, sind klanglich oft näher an den Stellas und Kalamazoos von damals dran, auch Resonatorgitarren haben ja was "Banjo"-artiges.

Ich bin aber auch auf der Schiene, dass man akustischen Blues auf jeder Gitarre machen kann. Sauber Slide spielen ... sehe ich auch etwas differenzierter, mit wirklich niedriger Action macht das keine Freude.
 
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Ja. Ich meinte nur, dass im Fall Broonzy die Singerei dahingehend einfacher ist, dass eben alles straight durchgroovt. Was Johnson so eigenartig/einzigartig macht ist mitunter das synkopierte Gitarrenspiel gegen eine Gesangslinie die zueinander recht gegenläufig sind. Damit hätte ich zumindest große Probleme beim Singen,.

Ok, da muss ich dir recht geben. Melodisch vor dem Hintergrund einer gerade Basslinie singen ist relativ einfach, eine Melodie singen während man eine andere Melodie spielt ist bzw. kann verflixt schwer sein... Ich bin mal mein MJH-Repertoire durchgegangen und muss gestehen nur weil ich einiges mittlerweile auswendig spielen kann kann ich auch nicht zu allen Liedern singen bzw. bin bei einigen nie so ins Singen reingestartet... Von daher schaue ich erstmal dass das Spielen klappt und so verinnerlicht wird dass auch (versuchsweise) ans Singen zu denken ist!
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Soll ich auch mal :D ?

Um den ganz großen Bogen zu spannen: Robert Johnson hat den Blues nicht erfunden, er hat viele Dinge auf den Punkt gebracht, und das auf eine recht einzigartige Weise. Zumindest im Nachhinein, denn zu Lebzeiten war er weder ein Star noch war seine Musik besonders einflussreich in Blues-Gefilden. Man kann zu fast allen RJ-Songs recht ganu nachvollziehen, wo sie herkommen bzw. auf welchen sie aufbauen.

Such' mal nach den Alben "The Roots Of Robert Johnson" bzw "Back To The Crossroads - The Roots of Robert Johnson", da wird ein wenig klar was ich meine. Der Stil von RJ ist einerseits ein "best of" von ganz vielen anderen Grossen, andererseits ist er je nach Song auch verdammt unterschiedlich. Ich rede da nicht von so Exoten wie "They're Red Hot", sondern auch von einem Spektrum wie "If I Had Possession Over Judgement Day" (klassischer Delta-"Roll&Tumble" Blues mit Slide und Rhythmus usw) bis "Drunken Hearted Man" (was eher in Richtung Lonnie Johnson geht, ohne Slide, usw).

Einerseits also unfassbar schwer, andererseits ein toller Einstieg in Blues insgesamt.

Was braucht man:

1) The Centennial Collection - die letzten (uns besten!) Remasters aller RJ-Songs, komplett. Es gibt nichts Wichtigeres als immer wieder hören, in der besten Qualität. Und hier nicht nur RJ, sondern auch Son House und Charley Patton und Skip James und und und... ich kann gerne Tipps geben.

2) Dieses Buch - The New Transcriptions: https://www.amazon.de/Transcriptions-Guitar-Recorded-Versions-arranged/dp/0793589193/
Genau dieses. Kein anderes. Glaubt mir bitte. Dieses Buch ist "der letzte Stand" der offiziellen 1:1 Transkriptionen jedes einzelnen Songs mit jedem einzelnen Ton. Mit Tabs.
Welchen Sinn macht das, wo man es ja vielleicht nicht 1:1 nachspielen kann/will? Ganz einfach - weil man es so "mitlesen" kann, sieht wie es "eigentlich" geht und man immer wieder reinschauen und nachschlagen kann und wird. Es ist kein Lehrbuch, es geht wenig um Technik, es geht um "was spielt der da eigentlich".

3) Irgendeine Gitarre. Auf den Aufnahmen verwendet RJ wahrscheinlich sowas hier (https://www.thomann.de/de/gibson_l_00_original_vintage_sunburst.htm) - ja auch schon damals eine teure Gibson, und ja, die war damals auch schon teuer. Blues-Musiker haben gerade auf Aufnahmen das beste an Equipment verwendet was es gab, entweder aus eigenem Besitz oder geliehen. Die Suche nach dem Sound gab es damals schon. Meine Blues-Gitarre(n) haben eine "aufsteigende" Saitenlage, recht normal/flach in den niedrigen Bünden und dann aber bewusst ansteigend und mehr als "optimalen" Abstand am 12.Bund. So kann ich "unten" greifen ohne die Finger zu brechen, und "oben" sauber Slide spielen. Mir macht ein kleiner mehr Freude bei klassischem Blues, aber die Welt ist bunt und alles ist erlaubt.

4) Freude. Es geht hier nicht um 1:1 nachmachen, es geht um Techniken lernen, Songs lernen, und sich rantasten, und dann sein eigenes Ding draus machen.
Dass ich Freude dran habe, auch wenn ich's absolut nicht wirklich kann, beweise ich hier mit meinem Kumpel "messiahsez" aus meiner NYC-Zeit ;)


Und dann... hören, spielen, hören, spielen, immer wieder. Es gibt auch noch die eine oder andere Stelle wo man mehr zu (akustischem) Blues lernen kann als nur per YouTube und hier im Forum, die Facebook-Gruppe "Acoustic Blues Pickers" ist ein Quell von Inspiration. Ganz toll finde ich auch Justin Johnson (YouTube), der hat einen ganz feinen Touch was Blues angeht. Oder moderner, Jontavious Willis (ein junger Bluesmusiker) und seine Kumpels haben gerade das Robert Johnson Projekt wo sie jeden einzelen RJ Song nachspielen, immer ein Mensch und eine Gitarre, tolle Videos, gibt's soweit ich weiss auch nur auf Facebook.


Perfekt, vielen Dank! :great:

Danke für den Tipp mit der Centennial Collection, den New Transcriptions sowie den "Roots of Robert Johnson" - Compilations... letzters ist bestimmt bequemer als sich gleich von jedem Vorkriegsblueser das komplette Oeuvre zuzulegen (auch wenn es langfristig gerne darauf hinauslaufen darf :D)

Der Tipp mit Parlor-Gitarre ist auch gut. Ich komme mit meinen Dreadnought Gitarren gut klar, aber sie sind schon groß und nehmen im Koffer zuviel Platz im Auto weg, und für den (coronabedingt ausgefallenen) Urlaub wollte ich mir eh eine kleinere Reisegitarre zulegen...

Jontavious Willis hab ich schon über das "Real Blues Forum" auf Facebook kennengelernt. Er hat letztens "If I had possession over judgement day" gespielt, Wahnsinn :) Und er spielt es mir den Fingern ohne Thumbpick, genau wie EC "Stones in my Passway" ... ich war mir bis zuletzt unsicher ob ich für RJ zwangsläufig das Spiel mit einem Thumbpick lernen muss. RJ hat ja eines benutzt wie man auf dem Studiofoto sieht.

Ich fang jetzt an mit "Come in my kitchen" und versuche die Grundlagen wirklich sauber zu lernen... zu "Crossroads" und "Stones in my Passway" hab ich auch schon gejammt. "If I had possession over judgement day" sowie "Traveling Riverside Blues" hab ich hinten angestellt. So beim ersten Blick in die Tabulaturen erscheinen die mir schwerer als "Crossroads" und "Stones in my Passway"
Momentan höre ich mich nochmals in den "Walkin Blues" ein... mit Eric Claptons Version hab ich den immer für einen langsamen Slidesong gehalten, aber bei RJ kommt er doch nochmal schwungvoller rüber...
 
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Eine Anmerkung noch zu dem Buch mit den Transkriptionen oben. Da scheinen wirklich alle Feinheiten mit notiert zu sein, selbst die auf den Originalen eigentlich so gut wie unhörbar sind. Ich hatte mich mal mit Sweet Home Chicago etwas intensiver beschäftigt ... ohne parallel die Originalaufnahme dazu zu nehmen wäre ich verzweifelt ...

Ich hab mir das dann etwas ausgedünnt, mich auf das Wesentliche beschränkt, dann ging es besser (und war - für mich - noch kompliziert genug). Ich habe das Thema RJ dann allerdings nicht weiter verfolgt, war zu dem Zeitpunkt einfach noch zu schwer für mich, und vor allem hatten/haben meine alten Finger noch Probleme mit der erforderlichen Fingerspreizung. Wird aber langsam etwas besser, will ich irgendwann nochmal probieren, der Stil gefällt mir.
 
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ohne parallel die Originalaufnahme dazu zu nehmen wäre ich verzweifelt ...
So ist es. Da haben diverse Experten ganz genau zugehört. Und wie es immer so ist, einige Sachen erschließen sich mir auch nicht, bzw. machen keinen Sinn. Es gibt da sowas in Richtung "tune down 1 1/2 steps, Capo III" - also drei Halbtöne runtergestimmt, dann Kapo 3. Bund. Erstens frage ich mich wer das hört weil der Ton ja identisch ist, zweitens frage ich mich wer bei einer Gitarre mit Hals/Body am 14. Bund freiwillig zum 15. Bund hochgeht wenn er die Oktave will (gerade mit Slide!), weil es drittens viel einfacher wäre die Gitarre nur einen Ganzton runterzustimmen und dann mit Kapo am 2. Bund eben nur bist zum 14. Bund zu gehen... aber das sind so Geschichten.

Was das Buch auch nicht kann ist die genaue Rhythmik und so Mikro-Timing-Sachen. Aber es ist nach wie vor das beste, wenn es darum geht die Songs wirklich verstehen zu wollen. Geht aber nur, wenn man parallel dazu die Aufnahmen hört oder absolut im Ohr hat.
 
ohne parallel die Originalaufnahme dazu zu nehmen wäre ich verzweifelt ...

Ich denke, dass Tabs ganz generell mit Vorsicht zu genießen sind. Blues ist Ohr- und Herzensmusik, und das muss er auch bleiben. Du solltest Dich primär auf Deine Ohren verlassen und die Aufnahmen analytisch (d.h. Takt für Takt) hören und versuchen, es nachzuspielen. Erst dann solltest Du in die Tabs schauen und abgleichen, ob alles richtig ist.

Das RJ-Buch kenne ich nicht, aber ich weiss noch, wie ich damals das Tab-Buch von Texas Flood (dem Album) bekommen hatte und daran verzweifelte, dass es bei mir ganz und gar nicht ähnlich klingen will. Danach habe ich mir das El Mocambo-Video (damals noch VHS) aufmerksam angeschaut und versucht, Stevie Technik zu kopieren. Solche Sachen, wie Raking, das Reißen an den gesendeten Saiten mit dem Mittelfinger der Schlaghand, das Spiel mit Dem Daumen über dem Hals...das alles sind Techniken, wie für SRV sehr wichtig sind, sich aber nicht in der Tabulatur festhalten lassen. Ähnlich dürfte es bei RJ sein...
 
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Ähnlich dürfte es bei RJ sein...
Ich werde nicht müde, nochmal eine Lanze für dieses Buch zu brechen - es ist wirklich gut. Ich bin bei dir, dass Tabs nie die perfekte Darstellung dessen sind was gespielt wurde (Timing, Lautheit, etc.), aber die Tabs sind wirklich sehr gut, und der kurze Text zu jedem Lied geht auf Tuning, Griffe, Spieltechnik etc. ein. Wenn man ernsthaft ein wenig einsteigen will, geht meiner Meinung nach kein Weg an diesem Referenzwerk vorbei.

Kleiner Einblick auf eine verlinkte "Beispielseite" (niedrige Qualität, aber man sieht schon ein bisschen was)
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Absolut. Ich wollte eher zum Ausdruck bringen, dass eine kleine "Blues Box" schon ab unter 200 EUR zu haben ist. Und gerade die "groben" Gitarren, die gerade nicht viel Sustain haben, sind klanglich oft näher an den Stellas und Kalamazoos von damals dran, auch Resonatorgitarren haben ja was "Banjo"-artiges.

Ich bin aber auch auf der Schiene, dass man akustischen Blues auf jeder Gitarre machen kann. Sauber Slide spielen ... sehe ich auch etwas differenzierter, mit wirklich niedriger Action macht das keine Freude.

Zustimmung. Meine Larrivee Om z.b. klingt wunderschön, aber viel zu ausgewogen und viel zu wenig dreckig für diesen Sound. Moderne Gitarrenkonstruktionen sind da oft vll sogar ein wenig hinderlich.

So ist es. Da haben diverse Experten ganz genau zugehört. Und wie es immer so ist, einige Sachen erschließen sich mir auch nicht, bzw. machen keinen Sinn. Es gibt da sowas in Richtung "tune down 1 1/2 steps, Capo III" - also drei Halbtöne runtergestimmt, dann Kapo 3. Bund. Erstens frage ich mich wer das hört weil der Ton ja identisch ist, zweitens frage ich mich wer bei einer Gitarre mit Hals/Body am 14. Bund freiwillig zum 15. Bund hochgeht wenn er die Oktave will (gerade mit Slide!), weil es drittens viel einfacher wäre die Gitarre nur einen Ganzton runterzustimmen und dann mit Kapo am 2. Bund eben nur bist zum 14. Bund zu gehen... aber das sind so Geschichten.

Ich habe das auch schon öfter gehört, auch z.b. bei J.j.Cale, dem man diesen Ansatz im Studio nachgesagt hat. Es klingt auf jeden Fall anders, wegen der anderen Saitenspannung. So richtig Sinn ergiebt es für mich aber auch nicht, insbsondere der Slide-Aspekt. Bei Johnson kommt dann ja noch die Lebhafte Debatte hinzu, ob denn die Tape-Speeds korrekt sind, und ob nicht eigentlich alles tiefer sein müsste. Ich denke derartige Feinheiten sind aber zum Erlernen der Stilistik zunächts mal zweitrangig.

grüße B.B.
 
Bei Johnson kommt dann ja noch die Lebhafte Debatte hinzu, ob denn die Tape-Speeds korrekt sind, und ob nicht eigentlich alles tiefer sein müsste.
Die Debatte ist aber in Fachkreisen keine.

Kurz zusammengefasst:
- Beide Recording Sessions von RJ fanden mit anderen Bands/Musikern statt, wo die Aufnahmen auch existieren - hier wurde nicht mit den Speeds der Aufnahmemaschine gespielt (es gab ja kein Tape, es wurde in einen Wachs-Master direkt geschnitten)
- Der nominale Standard von circa 78 U/min war immer schon ein wenig von Strom und Mechanik usw. beeinflusst, es gibt aber praktisch keine anderen Aufnahmen/Platten aus der Zeit wo abgesehen von diesen kleinen Fluktuationen mit dem Speed der Aufnahme-Maschine "gespielt" wurde (nochmal - vom Wachs-Master wurde ein Metall-Master gegossen, von dem dann wieder die Pressen gemacht wurden ... da konnte man nur bei der Aufnahme selbst am Speed drehen, und das ist kaum passiert)
- Stimmung und Spielweise der Sessions lassen sich sehr gut nachvollziehen, so rutscht z.B. die Stimmung der Gitarre im Verlauf der Session von Track zu Track leicht nach unten (ist in sich wieder gut durchgestimmt, aber halt ausgehend von einer langsam tiefer werdenden Bass-Saite aus)
- Es ist 70+ Jahre niemandem aufgefallen dass es so sein könnte, erst Anfang der 2000er oder so hat das wer behauptet.

Im Detail hier.... https://www.elijahwald.com/johnsonspeed.html
 
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(es gab ja kein Tape, es wurde in einen Wachs-Master direkt geschnitten)

:embarrassed: ja logisch... Denkfehler von mir

Ansonten, sehr aufschlussreich, danke dir. Ich habe das immer mal wieder verschiedenenorts gelesen, aber nie wirklich nachgeprüft. Besonders wahrscheinlich erschien es mir aber auch nie. Bei Tape kommt das ja hin und wieder mal vor in der Musikgeschichte. Aber da gehts meist nur um sehr kleine Abweichungen, nicht um ganze Tonarten.

grüße B.B.
 
Die Tabulaturen sind bestellt, ebenso Elijah Walds "Escaping the Delta". Ich freue mich schon auf die Lektüre und Robert Johnson in seinem Kontext zu begreifen.

Ich habe unterschiedliche Erfahrungen mit Tabulaturen in verschiedener Ausführlichkeit gemacht. In einem alten Buch von Stefan Grossmann zu Mississippi John Hurt waren sie einfach und doch meistens total ausreichend, um in ein Lied hereinzukommen. Es waren einfache Tabulaturen eines Durchgangs bei einem mehrstrophigen Lied, ggf. mit verschiedenen Variationen. Beim wiederholten Hören fallen dann jedoch Variationen auf, die in der Tabulatur nicht vollständig erfasst sind.
Von Hal Leonard, dem Verlag in dem auch R.J.s "New Transcriptions" erschienen sind habe ich Tabulaturen zu ausgesuchten Songs von Big Bill Broonzy. An Anfang war es ernüchternd, es nicht eben so runter spielen zu können. Mittlerweile komme ich mit ihnen gut klar, da es eben die Kombination aus wiederholten Hören, Verinnerlichung des Grundrythmus und -Riffs sowie der Orientierung an der Tabulatur braucht...

Ich habe mal nach Parlor-Gitarren geguckt...
https://www.musicstore.de/de_DE/EUR...-Flat-Top-2-Color-Sunburst/art-GIT0026425-000
ich glaube damit kann ich auch nicht viel verkehrt machen, wenn ich eine kleine leichte Gitarre fürs Fingerpicking und Sliden unterwegs suche.

Die Debatte ist aber in Fachkreisen keine.

Kurz zusammengefasst:
- Beide Recording Sessions von RJ fanden mit anderen Bands/Musikern statt, wo die Aufnahmen auch existieren - hier wurde nicht mit den Speeds der Aufnahmemaschine gespielt (es gab ja kein Tape, es wurde in einen Wachs-Master direkt geschnitten)
- Der nominale Standard von circa 78 U/min war immer schon ein wenig von Strom und Mechanik usw. beeinflusst, es gibt aber praktisch keine anderen Aufnahmen/Platten aus der Zeit wo abgesehen von diesen kleinen Fluktuationen mit dem Speed der Aufnahme-Maschine "gespielt" wurde (nochmal - vom Wachs-Master wurde ein Metall-Master gegossen, von dem dann wieder die Pressen gemacht wurden ... da konnte man nur bei der Aufnahme selbst am Speed drehen, und das ist kaum passiert)
- Stimmung und Spielweise der Sessions lassen sich sehr gut nachvollziehen, so rutscht z.B. die Stimmung der Gitarre im Verlauf der Session von Track zu Track leicht nach unten (ist in sich wieder gut durchgestimmt, aber halt ausgehend von einer langsam tiefer werdenden Bass-Saite aus)
- Es ist 70+ Jahre niemandem aufgefallen dass es so sein könnte, erst Anfang der 2000er oder so hat das wer behauptet.

Im Detail hier.... https://www.elijahwald.com/johnsonspeed.html

Davon hatte ich auch einmal etwas gelesen... mir kam es komisch vor und auch von der Idee getrieben, die Genialität bzw. das Können von RJ entzaubern zu müssen, als könne man doch nicht so schnell spielen etc...
 
Die kleine Gretsch hab ich beim Thomann mal ausprobiert - hat einen guten Eindruck gemacht, hat mir persönlich aber von der Optik her nicht gefallen.

Gut für den Zweck geeignet scheinen mir auch die einfachen Recording King, in der Art wie diese (es gibt aber da noch mehr Varianten in dem Stil):
https://www.thomann.de/de/recording_king_rph_p1_ts.htm
Die Verarbeitung streut aber ziemlich und erfordert teilweise Nacharbeit (Sattel, Steg, Bünde ...).

Ich selber habe für solche Sachen neben einigen "Oldies" eine Art & Lutherie Parlor:
https://www.btm-guitars.de/product/art-lutherie-roadhouse-bourbon-burst/
Deutlich bessere Qualität aber auch etwas teurer.
 
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Ich habe mal nach Parlor-Gitarren geguckt...
https://www.musicstore.de/de_DE/EUR...-Flat-Top-2-Color-Sunburst/art-GIT0026425-000
ich glaube damit kann ich auch nicht viel verkehrt machen, wenn ich eine kleine leichte Gitarre fürs Fingerpicking und Sliden unterwegs suche.

Eine einfach und billig zusammengeschusterte Gitarre.
So stelle ich mir die Versandhausgitarren vor 100 Jahren vor, die von den ärmeren Bluesmusikern gespielt wurden, die noch auf eine Gibson sparten.

Dieser Typ beweist, dass man darauf gut Blues spielen kann
 
Abgesehen davon, dass ich wie eine tibetanische Gebetsmühle wiederhole, dass die erfolgreichen/besten Blues-Musiker (Gitarristen) damals wie heute auch nach den bestmöglichen Instrumenten mit dem besten Sound gesucht haben ... (Tampa Red mit einer vergoldeten National Tri-Cone) oder für Aufnahmen zum Teil "Top"-Instrumente geliehen wurden, JA, es gab die allgegenwärtigen Stellas und sonstige Versandhaus-Instrumente ;)

Meine ist ja die hier: https://www.musiker-board.de/threads/review-recording-king-rps-7-dirty-30s-series.688709/

Das aber nur als Exkurs. Es liegt ja wie wir immer betonen sollten NICHT an der Gitarre oder an den Saiten, sondern wie man drauf spielt. Sieht man gut bei den Akustik-Bluesern aus allen Perioden, bis hin zu den "jungen Wilden" aktuell in der Gruppe um Jontavious Willis. Da wird gespielt, was gerade da ist bzw. was halt gut in der Hand liegt und klingt. So "muss" das.
https://www.facebook.com/1653922044867261/posts/2656750581251064/?vh=e&d=n
(Was zwei Dinge zeigt ... einerseits geht es auf fast jeder Gitarre, andererseits ist es halt dann doch wieder eine Gibson und keine Billig-Box) :D

Aber mal was Anderes ... nachdem wir hier ja so viele Interessenten versammelt haben, wann starten wir eine eigene "Robert Johnson Challenge" ;) ? Vielleicht mit vereinfachten Regeln, z.B. ohne Gesang, jeder nur einen Vers, oder was weiß ich ...
 

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