Dafür bin ich neidisch auf deinen Crumar Seven.
Wie spielt der sich im Vergleich zu einem echten Fender Rhodes?
Um nicht zu sehr off topic zu kommen, zunächst folgende Aussage:
Durch sein deutlich an ein Rhodes angelegtes Äußeres hat ein Crumar Seven eine ähnliche Bühnenpräsenz wie die durch B3-artige Ständer veredelten Hammond-Clones.
Zugegeben: es gehört schon eine ordentliche Portion Verrücktheit dazu, sich ein Seven anzuschaffen, wirklich rational ist das nicht.
Als großer Rhodes-Fan war ich einfach begeistert davon, dass endlich mal ein "Klavier-Clone" nicht primär einem Konzerflügel nacheifert, bei dem alle anderen Sounds nur eine Dreingabe sind, sondern ziemlich kompromisslos und eindeutig das Rhodes zum Vorbild hat.
Das Korg SV-1 gibt es zwar auch schon länger, aber doch eher ein Allrounder. Da habe ich dann lieber meinen alten Nord Electro 4D.
Zarenbourg ist zu teuer oder gar ein echtes E-Piano (Vintage Vibes, Rhodes) so schlecht transportabel.
Persönliche Entscheidung: Was nützt mir das perfekte Original-Instrument, wenn ich es nicht mitnehmen kann? Dann lieber auf einem transportablen 90-Prozent-Instrument Spaß haben!
Vergleich Rhodes/Seven
- Die Tastatur ist "nur" eine Fatar TP/100, aber super abgestimmt. Ein echtes Rhodes hat ja eigentlich eine furchtbare Tastatur, da würden anspruchsvolle klassische Pianisten schreiend wegrennen)
- Ob man die 1024 Dynamikstufen (statt der üblichen 128) wirklich spürt, ist schwer zu sagen
- Das physikalisch modellierte Rhodes (ohne Samples!) klingt nicht in allen Bereichen super-realistisch (fff, extremer Diskant), da hätten theoretisch manche Riesen-Sample-Bibliotheken wohl die Nase vorn.
- Ausschlaggebend für mich: Es gibt einem im Vergleich zu samplebasierten Instrumenten ein unglaubliches musikalisches Feedback. Das Paradebeispiel ist tatsächlich die Tonrepetition bei gedrücktem Sustain-Pedal: Wenn eine schwingende Zunge beim erneuten Anschlagen "dumm" erwischt wird, wird sie vom Hammer eher abgebremst, klingt ein wenig erstickt usw.
Das ist nicht vergleichbar mit einem ewig-gleichen Sample.
Dein gute Sample man - für sich alleine gesehen - näher am Original sein als ein physikalisches Modell, aber es ist eben immer gleich und dadurch im Zusammenspiel aller Komponenten am Ende "natürlicher" und lebendiger.
- Auch, wenn gerade der eingebaute Hall wirklich sehr gut ist, spiele ich das Seven-Rhodes am liebsten ohne jeglichen Effekt und völlig trocken, weil dann die Lebendigkeit besser zur Geltung kommt.
- Der physikalisch modellierte Flügelklang hingegen ist für mich kaum brauchbar, da bin ich froh, dass es noch gesampelte Versionen gibt.
- Wenn man schon so "realistisch" sein will, hätte ich mir auch ein halbpedalfähiges Instrument gewünscht - leider Fehlanzeige!
- Die knallbunten "Endlos-Encoder" müssen leider auch gefühlt endlos gedreht werden, um die gewünschte Änderung zu erzielen. Das nervt etwas.
Natürlich ist das Seven unvernünftig, aber einen Mojo oder Gemini-Expander (die hat ja auch diesen modellierten Rhodes-Sound) wollte ich nicht, weil ich orgelmäßig bestens bedient bin und mit auch das Spielgefühl/Gesamtpaket wichtig war.
Somit habe ich jetzt das derzeitige Traumpaar meiner beiden Lieblings-Instrumente: Die HX3-Orgel (Uhl), die kompromisslos eine Orgel ist und das Seven, das kompromisslos ein Rhodes emuliert (für alles andere nur eingeschränkt nutzbar, ich bin nicht einmal mit dem Wurlitzer sonderlich glücklich).
Endeffekt: nicht perfekt, aber verdammt nah dran und vor allem: "fun to play!".
Und: du hast ja gar kein Pedal mit auf der Bühne?
Würde auch nicht unter das Ständerchen passen, oder?
Nee, ich habe auch absichtlich dieses Bild mit dem lächerlichsten Ständer ausgesucht, um den Unterschied zu Euren Luxus-Anfertigungen besonders herauszustellen. Noch lächerlicher wäre und ein Billig-X-Stand gewesen, für dieses Risiko war mir die Orgel aber zu teuer.
Der Ständer im Bild (K&M 18880, glaub ich) wiegt fast nix, bietet aber auch definitiv keinen Platz für ein Pedal.
Bei K&M 18950 usw. kann man aber ein 25-Tasten-Pedal drunterpfriemeln. Sieht allerdings natürlich bei weitem nicht so gut aus wie Eure Luxus-Ständer.
- Wenn es einen Bassisten gibt, nehme ich kein Pedal mit.
- Der Kofferraum war voll
- Derzeit noch technisches Problem: mein uraltes Hammond-C3-Pedal habe ich im letzten Jahrtausend midifiziert und es sendet auf Kanal 1, das kann der HX3 leider nicht empfangen. Da geht Pedal nur ab Kanal 3 aufwärts.
Dafür bin ich neidisch auf deinen Crumar Seven.
Ich habe den Seven relativ günstig als B-Stock bestellt (Schrammen bekommt er sowieso im Laufe der Zeit). Und - auch zum Normalpreis! - kostet ein kompletter Crumar Seven (mit Beinchen) weniger als einer der eingangs genannten Schreiner-Orgelständer.
Erkenntnisse:
- Verrückt sind wir ja alle, aber wenn der (rein kosmetische) Orgelständer mehr kostet als die Orgel (Mojo), dann wird es für mich problematisch.
- Wenn ich die Wahl habe (was ich ja hatte) zwischen Orgel mit Luxus-Ständer und Orgel mit Keyboard-Ständer plus ein Crumar Seven, dann nehme ich im Zweifel lieber die Hammond/Rhodes-Kombination. Gut, der Mojo "kann" ja auch Rhodes, aber bei unserem fortgeschrittenen Wahnsinn kommt es ja nicht nur auf den richtigen Sound, sondern auch auf die richtige Spielbarkeit an.
Wie dem auch sei - auf meinem Wunschzettel steht mittelfristig
- Trotzdem ein schöner Ständer für die Orgel
- 25er-Pedal auf flexiblen MIDI-Kanal umrüsten
- Stummelpedal als handliche Notlösung für "zwischendurch"
- Irgendwie mein altes 6-Pin-122er-Leslie an eine moderne 11-Pin-Buchse stöpseln können
Aber man kommt ja zu nix...
Viele Grüße
Torsten