mein Gitarrist spielt Les Paul und hat es echt drauf. Was nur nervt...er muss ständig stimmen. Seine Klampfe schafft kaum zwei, drei Songs ohne Stimm-Pause.
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Ist das normal oder gibt es dafür bekannte Standard-Ursachen?
Ich hatte dieses Problem sehr lange, heute ist die Gibson meine stimmstabilste Gitarre (neben denen mit Floyd Rose). Das klassische Problem ist immer der Sattel, ganz klar, und speziell die g-Saite, weil sie speziell ohne Wicklung eine recht große, durchgehende Kontaktoberfläche zum Sattel hat. Und leider haben auch nicht einmal alle Gitarrenbauer das wirklich im Griff, wie mir scheint. Vielleicht liegt das daran, dass manche eben sehr auf die Akustikgitarre geprägt sind, wo das Saitenziehen meist wenig gefragt ist. Da ist es wichtiger, dass nix schnarrt.
Dazu kommt noch, dass es gerade bei Gibson durchaus noch weitere Problemstellen gibt, die sich gerne addieren, das ist jedenfalls meine Erfahrung.
- Okay, erstmal also der
Sattel. Der muss einfach sauber gefeilt sein, mehr noch als bei Gitarren mit gerader Saitenführung. Ist eine Kerbe zu eng, hilft kein Schmiermittel der Welt, da es dann keinen Zwisschenraum gibt, in den sich die Schmiere setzen könnte. Das Material auch älterer Gibsons (sog. "Corian") ist dabei nach meiner Erfahrung durchaus in der Lage, bei sauberer Bearbeitung nicht zu klemmen. 90% der Problem sitzen hier.
- Die
Saiten sollten jetzt auch nicht gerade die billigsten sein. Eine Selbstverständlichkeit, die ich trotzdem lieber noch mal klarstelle: Werden dickere als die Werkssaiten aufgezogen, muss der Sattel daran angepasst werden. Sehr viele Gitarristen spielen auf Gibsons einen Standard-10er Satz. Was die meisten nicht wissen, ist dass Les Pauls lange Zeit ab Werk mit dem Signature-Satz ihres Namensgebers bespannt wurden, und das ist ein gemischter Satz .009-.046. Die blanken Saiten - auch die berüchtigte g-Saite - entsprechen also einem .009er Satz. Ich gehe stark davon aus, dass man die Sättel bei Gibson auch dementsprechend gekerbt hat. Der Unterschied von .016 und .017 kann schon der zwischen Flutschen und Festklemmen sein. Nachdem Eure Gitarrist die Gitarre gebraucht gekauft hat, kann sie gut aus der Zeit stammen, in der das der Fall war.
- Die
Tuner. Einmal natürlich das korrekte
Aufziehen mit nicht zu vielen Wicklungen, dazu gibts wie von anderen schon gesagt, gute Videos. ABER: die Gibson "Deluxe" Tuner sind einfach Müll. Weg damit. Auch wenn kundige User hier schon dargelegt haben, dass ein solches Schneckengetriebe
eigentlich nicht nachgeben kann, kann ich nur sagen, dass bei mir der Ärger erst endgültig begraben war, nachdem ich auch die Tuner getauscht hatte. Die sind einfach mit sehr hohen Toleranzen gefertigt, und die Lagerung des Getriebes ist extrem primitiv - die Welle liegt einfach in einem billigen Gussgehäuse auf einer Nut, und festgehalten wird sie von oben durch das (nicht immer wackelfrei) eingepresste Gehäuse, ebefalls aus Zinkdruckguss - technisch das letzte. Auch die Beinwellen wackeln ob in den Führungen, Bewegung überall - nicht gut für die Stimmung beim Saitenziehen.
- Die
Bridge! Ja, auch die macht Schwierigkeiten. Ich habe hier öfter schonmal gelästert über die Nashville-Bridge, ebenfalls wohl aus dem Material, aus dem in meiner Kindheit die Spielzeug-Siegelringe aus den Kaugummiautomaten waren. Bei älteren Tunomatics sieht man oft sogar, dass sie sich unter dem Saitendruck nach unten durchbiegen... Zu den Problemen gehört neben den auch wieder extrem luschigen Toleranzen (alle Teile wackeln untereinander wie ein Kuhschwanz) das Material der Saitenreiter. Messing wäre hier um einiges rutschiger. Ich habe eine ABM eingebaut, da wackelt gar nix, insbesondere laufen die Saitenreiter beim Verstellen spürbar glatt und ruckeln nicht in den Führungen rum wie vorher, das sagt schon einiges.
- Der
Saitenhalter. Auch hier wackelt es, was ich beseitigt habe, indem ich die Bridge mit Faber Tone Lock-Bolzen fixiert habe.
Auch wenn der Sattel sicher das Thema Nr.1 bei der LP ist, war es erst die Summe aller Maßnahmen, die zu einer Gitarre führten, die auch bei heftigem Saitenziehen fast perfekt die Stimmung hält. Ab und zu mal ein bisschen Nut Sauce zum Schmieren, aber das ist schon mehr wegen des guten Gefühls, dann wirklich alles getan zu haben.
Gruß, bagotrix