Ersatzteilbeschaffung für eine alte Egmond Archtop

dSmith
dSmith
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
12.12.24
Registriert
20.03.17
Beiträge
130
Kekse
224
Ort
Soest
Hallo Forum,

ich habe über eBay-Kleinanzeigen für kleines Geld (10 €) eine alte Egmond Archtop Akustikgitarre gekauft mit dem Ziel, diese irgendwie bespielbar zu machen, ggf. später zu elektrifizieren - und wenn es nix wird, bleibt noch die Option "Wandschmuck". Da ich sowas noch nie vorher gemacht habe, dachte ich, ich teile den Spaß mit euch und kann eventuell von eurer Erfahrung profitieren.

Hier sind ein paar Bilder vom Kaufzustand, um zu verdeutlichen, worum es eigentlich geht:

Bünde und sonstige Metallteile waren ziemlich angelaufen/rostig, die letzte noch vorhandene Saite erinnerte sehr stark an einen alten Stacheldraht. Der Boden hat sich in der Nähe des Gurtpins von der Zarge gelöst, die Gitarre hat natürlich sehr viele Kratzer und hier und da gibt es Reste von Aufklebern. Immerhin riecht die Gitarre nicht nach schimmeligem Keller, Stockflecken konnte ich auch keine entdecken. Saitenhalter und der originale Plastiksteg sind noch vorhanden. Am Sattel waren die beiden äußersten Ecken abgebrochen.

Nach Empfehlung aus dem "A-Gitarren Identifikation/Wertschätzung Sammelthread" (https://www.musiker-board.de/thread...ung-sammelthread.133745/page-184#post-8920536) möchte ich minimalinvasiv und finanziell zurückhaltend vorgehen, und habe folgendes bisher getan:
  • weitestgehend alle Teile demontiert
  • Gitarrenkorpus und Hals gereinigt und mit Holzpflege behandelt
  • Bünde und Saiten mit Stahlwolle poliert
  • In der Zwischzeit neue Mechaniken, 12er Westernsaiten und einen neuen Sattel bestellt (inkl. Versand 20,38 €), außerdem im Baumarkt eine kleine Flasche Ponal Express Holzleim.
Nach dem Polieren sehen die Bünde schonmal deutlich besser aus, und ich habe beschlossen, sie erstmal so zu zu belassen:

Beim Einsetzen der neuen Mechaniken ist mir aufgefallen, dass die alten Mechaniken jeweils Führungshülsen hatten, von denen allerdings nur noch zwei erhalten sind:

Kann man das so lassen, ohne diese Hülsen, oder sollte ich die wieder anbringen - und wenn ja, wo bekommt man diese oder ähnliche passende her?

Meine nächsten Schritte wären jetzt das Feilen des Sattels, und zu versuchen, die Stellen mit Leim zu kleben, wo es nötig ist (Boden an wieder an die Zarge, abgebrochenes Stück vom Griffbrett wieder ankleben).

Welche weiteren Schritte würden sich sonst noch sinnvoll anbieten?

Fragen, Fragen, Fragen...

Grüße,

Daniel
 
Eigenschaft
 
Das Erste was Du machen solltest, ist, die Gitarre erstmal soweit ertüchtigen, dass Du Saiten aufziehen kannst.
Warum?
Bevor Du unnütz Geld u. Arbeit einsetzt muß Du erstmal feststellen, ob die Gitarre überhaupt in einen spielfähigen Zustand versetzt werden kann,
also akzeptable Saitenlage, etc.

Die Hülsen solltest Du auf jeden Fall ersetzen, das wäre in etwa sowas:



nur als Beispiel.

Um das Richtige zu kaufen solltest Du die verbliebenen Hülsen mal ausmessen, besser noch, den Durchmesser der Wickelachse u.
die Bohrung in der Kopfplatte und dann entsprechend kaufen.

Sattel feilen geht eigtl. nur mit Sattefeilen.



Wie man sieht, kosten Die...., ich würde einen anfertigen lassen.

die Stellen mit Leim zu kleben, wo es nötig ist (Boden an wieder an die Zarge, abgebrochenes Stück vom Griffbrett wieder ankleben).

Nicht ganz einfach, die Zarge u. die Decke und auch die Klötzchen oder Holzstreifchen im Inneren, die die Decke u. Zarge zusammenhalten so dauerhaft zu positionieren,
dass es gut verleimt werden kann.
Viell. auch lieber ein Fachmann,....der hat auch das Werkzeug.

Am Halsfuß sieht man eine Abdeckung, unter der vermutlich sich eine Maschinenschraube verbirgt.
Wenn der Hals sich damit lösen lässt, kannst Du den Halswinkel auch verändern, falls die Saitenlage nicht passt.

Ja, schönes Teil, mach mal....:great:


Edit: Was Du unbedingt beachten mußt,... sonst....:eek:...dann..:bang:

Der Aussendurchmesser der Hülsen (Bohrung in der Kopfplatte), sollte so gewählt werden, dass
Du die Hülse mit sanftem Druck mit den Daumen einpressen kannst.
Ist das nicht möglich, bitte nicht mit dem Hammer weiterarbeiten...nach ganz fest kommt ja immer
ganz lose, wie wir Alle wissen.

Edit II: Im Sub. E-Git.-Modifikation, Technik, Git..... wäre der Thread besser aufgehoben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Im Sub. E-Git.-Modifikation, Technik, Git.... habe ich gestartet, bin aber vom freundlichen Mod hierher verschoben worden (was für den Moment auch okay ist).

Ich mache nachher mal Fotos von den Hülsen und messe Innen- und Außendurchmesser. Irgendwie möchte ich die beiden originalen weiter verwenden und nur die vier fehlenden ersetzen; vermutlich muss ich dann die Löcher vergrößern, aber vielleicht findet sich ja auch etwas direkt passendes. Gut, dass ich es nicht eilig habe...

Das mit dem Sattel hatte ich nicht richtig durchdacht, die Gitarre ja auch einen Nullbund. Im Kaufzustand hatte meinem Verständnis nach der Sattel nur die Saitenführungsfunktion, so dass ich eigentlich doch "nur" Schlitze reinsägen müsste. Als ich da gestern drüber gebrübelt habe, wie ich das mit dem Sattel mache, kam mir die Idee, dass ich das Teil auch als Ganzes und "fertig gefeilt" mit einem 3D-Drucker herstellen könnte. Gibt es dazu bereits praktische Erfahrungen im Forum? Einen passenden Drucker hätte ich im Zugriff...
Sowas hier geht sicher nicht? Für eine einmalige Anwendung? https://www.amazon.de/✮LEBENSLANGE-...9&sr=1-1-718396de-69ac-46a0-9195-9669ab0086b2

Unter der Plastikabdeckung am Halsfuß ist tatsächlich eine Schraube. Dreht man diese nach links, bewegt sich der Hals in Richtung der Saiten, dreht man nach rechts, bewegt er sich in die andere Richtung. Außerdem gibt es noch eine kleine Schraube unter dem letzten Griffbrett-Dot, die den Hals mit der Decke verbindet.
 
Das Sattelfeilspezialwerkzeug bekommt man auch bei Westfalia....

https://www.westfalia.de/shops/werk...enreinigungsnadeln-mit-feile-im-blechetui.htm

Das war auch schonmal ein Thema hier, aber da ging es nur um eine Aufweitung bestehender Sattelkerben,....glaubich.
Weiter kann ich das nicht beurteilen.
Die Kerben sollten zur Saite passen, sonst hast Du evtl. Nebengeräusche, Saitenrisse...

Wenn Du die Schraube unter dem Dot herausnimmst, wirst Du den Hals abnehmen können,....sag ich mal so,...als
interessierter Laie.
 
Die Hülsen solltest Du auf jeden Fall ersetzen, das wäre in etwa sowas:
...ich glaube Egmont hat eher solche Hülsen wie Framus&Co verwendet, eigentlich nur leichte Blechteile, gibt es inzwischen wieder, man kann aber auch solche Dinger aus dem Campingbereich nehmen (wenn man leichter dran kommt)
Bildschirmfoto 2020-02-04 um 19.56.58.png
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Wenn Du die Schraube unter dem Dot herausnimmst, wirst Du den Hals abnehmen können,....sag ich mal so,...als
interessierter Laie.
Hallo dsmith,
tu das bitte nicht, ist ein übles Gefummel, bis der wieder dran ist - und bringt auch nichts, den halswinkel kann man ja auch so verändern.
Außerdem würde ich bei den Saiten nicht so dick auftragen, 010er reichen vollkommen, ist schließlich ein "altes Meisje" und klanglich wirds auch nicht besser.
Elektrifizieren dürfte die einzige Möglichkeit sein, eine relativ brauchbare Gitarre zu bekommen.
last not least, google mal nach Wim Markenhof- das ist der absolute Experte in Egmond.
 
@frankpaush, genauso sehen die Teile aus. Die Schieblehre sagt Innendurchmesser 6mm, Außendurchmesser 7mm, der Kragen misst 12mm, die Höhe ist 6.5mm. Also mal im gut sortierten Baumarkt fragen, oder im Campingfachhandel... Vielen Dank für den Hinweis.
 
man kann aber auch solche Dinger aus dem Campingbereich nehmen (wenn man leichter dran kommt)

...oder einfach mal den Schuster nebenan fragen falls man sowas noch in der Nachbarschaft hat. Dann bekommt an die paar Ösen für `nen Euro in die Kaffeekasse oder umsonst und muss nicht Ebay-Händler unterstützen die bilige Ösen als teure "bushings" verkaufen.

Bei Kaffeekasse fällt mir noch ein dass hier im malerischen Dortmund das nicht sooo weit von Soest entfernt ist, der liebe Bernd einen sehr schönen und unbedingt besuchenswerten Gitarrenladen betreibt, nämlich das "Rockaway Beat". Da habe ich schon einige Egmonds gesehen, unter anderem diese schöne grüne in die ich mich auf den ersten Blick verliebt hatte...

Es gibt dort einen hervorragenden Kaffee und allerlei andere Trinkenswürdigkeiten und Sehenswürdigkeiten und Kitsch und Tand und Kaugummiautomaten...
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Rockaway Beat - das klingt gut! Und ist sogar fast nebenan, nur 35 Minuten Autofahrt. Und wenn ich dort nicht fündig werde, gibt's einen Hornbach in der Nähe.

Passende Hülsen hab ich über Google-Suche gefunden:
Aber bevor ich dort bestelle, schaue ich mir Rockaway Beat einmal an.
 
Kurzer Zwischenstand:
Bei Amazon gab es möglicherweise passende Metallösen für 0,49 € im 100er Tütchen, plus 2,99 € für den Versand - da hab ich einfach mal zugeschlagen (https://www.amazon.de/gp/product/B07VH9N9HS/ref=ppx_yo_dt_b_asin_title_o00_s00?ie=UTF8&psc=1).
Bevor ich mich daran mache, am Sattel-Rohling mit unpassendem Werkzeug herumzufeilen, werde ich den Versuch mit dem 3D-Druck machen. Einen passenden Sattel (jetzt für 10-46er E-Gitarren-Satien) habe ich schon fertig "designed", muss nur noch gedruckt werden...
 
Zuletzt bearbeitet:
Mit welchem Verfahren willst du den Sattel drucken?
Ich kann mir vorstellen, dass die meisten Verfahren ein Problem mit den schmalen Slots haben.
 
Bisher hab ich es immer so gemacht, dass ich meine Teile einfach gedruckt habe, und wenn es nicht gepasst hat, habe ich den Entwurf an den Stellen nachgearbeitet und halt nochmal gedruckt. Meine Hoffnung ist, dass zumindest ein halbwegs gerader Schlitz entsteht, wo ich nur noch einmal nacharbeiten muss.
 
Aus gutem Grund sind fast alle erhältlichen Sättel „Rohlinge“, die erst nach dem Einbau passend bearbeitet werden sollten.
 
Mit welchem Material willst du denn das drucken? Da bräuchtest du schon was spezielles, das dem Druck der Saite etwas entgegenzusetzen hat. Herkömmliches PLA oder auch ABS dürfte da kaum ein passender Werkstoff sein.
 
Da bräuchtest du schon was spezielles, das dem Druck der Saite etwas entgegenzusetzen hat.

Na die Egmond um die es hier geht hat ja einen Nullbund. Da muss der Sattel nur dem seitlichen Druck der Saiten standhalten und für korrekte Abstände sorgen.
 
Der original Sattel ist auch nur ein Plastikteil, das sogar zu einem großen Teil innen hohl ist. Das Material, welches der Drucker verarbeitet, ist normales PLA.
 
Da ich beruflich derzeit gut eingespannt bin, und absehbar nicht dazu komme Rockaway Beat zu deren Öffnungszeiten zu besuchen, habe ich über Amazon einen ganzen Beutel mit 100 Metallösen aus Messing bestellt (https://www.amazon.de/gp/product/B07VH9N9HS/ref=ppx_yo_dt_b_asin_title_o01_s00?ie=UTF8&psc=1). Wer Bedarf hat, ich hätte nun ca. 94 Stück davon übrig... ;)

Bilder von den Hülsen (links Original, rechts der Ersatz):

Die Ersatzhülsen sind etwas kleiner, passen aber.

Eingebaut (unten links das Orignal):


Ich bin gerade etwas hin- und hergerissen, ob ich die beiden originalen Hülsen weiterverwende, oder direkt alle 6 Mechanikenlöcher mit den Ersatzhülsen ausstatte.

Was meint ihr dazu?
 
Ich würde wohl die Originale aufbewahren, aber sechs gleiche montieren.
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben