DHL war super schnell und mein BOSS WAZA AIR
ist heute schon angekommen.
Hier ein kurzer erster Eindruck:
Der Klang des Modelling ist gut, wenn man erst einmal die verschiedenen Bausteinen kennengelernt und seine Favoriten gefunden hat. Schade finde ich, dass es nur 3 generische Cab-Sims zur Auswahl gibt und die auch noch ein globales Setting sind, also nicht im einzelnen Preset verschieden sein können - wo Boxen doch so viel ausmachen.
Ich war kurz am Verzweifeln, bis ich Handy und Waza Air richtig verbunden bekommen habe. Man muss Waza Air Midi und Waza Air Audio einzeln und nacheinander koppeln, damit dann alles funktioniert.
Die Bedienung per App ist ok, aber nur ok. Die virtuellen Drehregler sind mir zu feinfühlig. Ich schieße dauernd über den gewünschten Wert rüber und wenn man nicht schnell genug den Wert ändert kommt sofort die Zahleneingabe. Die Effektsektion ist zu sehr an die Boss Katana Modelle angelehnt und dadurch kompliziert zu bedienen. Warum habe ich drei Slots mit doppelt belegten Reglern und drei Farbmodi, die ich dann an einer anderen Stelle mit Effekten belege und an noch einer anderen deren Regler einstelle? Einfach Effekt wählen und direkt dessen Regler anzeigen wäre mir lieber - die Marshall Code App z.B. macht das viel besser.
Der Tragekomfort ist gut. Die Kopfhörer drücken weder am Ohr noch an der Brille, was schon mal schön ist. Aber in der Tat werden die Ohren nach einiger Zeit etwas unangenehm warm - so kennt man das von geschlossenen Kopfhörern.
Nun aber zum besonderen Feature, dem Gyro Ambience.
Erst einmal die Modi:
- "Off" klingt wie normale Kopfhörer, Gitarre und Backingtrack liegen leblos übereinander.
- "Surround" legt die Gitarre an eine bestimmte Stelle relativ zum Spieler. Egal wie man sich dreht, sie kommt immer aus der selben Richtung, z.B. direkt vor mir. Der Backingtrack kommt ein wenig von hinten. Das klingt dann schon etwas räumlicher.
- "Static" positioniert die Gitarrenbox an einer festen Stelle im Raum. Hier ist jetzt der Gyro im Einsatz und je nachdem, wie man den Kopf bewegt, kommt das Geräusch aus einer anderen Richtung. Der Backingtrack hat keine feste Position im Raum, kommt immer leicht von hinten.
- "Stage" positioniert die Gitarrenbox und den Backingtrack deutlich hinter mir fest im Raum. Beide bewegen sich mit, nach einer halben Drehung kommt also alles von vorne, was dann eher der Probenraum ist. Da jetzt Gitarre und Band wieder an der selben Stelle sind, geht das angenehme räumliche Gefühl der vorherigen zwei Modi leider wieder verloren.
Ich finde, Static und Surround hätten genau andersrum benannt werden sollen, aber egal.
Die beiden Gyro-Modi sind schon etwas besonderes und machen Spaß. Ich habe aber drei Kritikpunkte:
- Das Gryo-Tracking der Position / Drehung funktioniert nur dann recht ordentlich, wenn man den Kopf gerade hält. Guckt man runter zur Gitarre oder nach oben in die Luft, dann wird weniger Drehung erkannt als man tatsächlich gemacht hat, im Extremfall nur die Hälfte! Das führt dazu, dass die Gitarrenbox und/oder Band langsam im Kreis durch den Raum wandert. Das ist echt nicht schön.
- Der Richtungseffekt ist mir zu stark. Wenn ich mich in einem realen Raum drehe, dann höre ich auch auf dem weggedrehten Ohr noch sehr gut, was aus der Box oder von der Band kommt. Hier ist da praktisch nichts mehr. Ich dachte der einstellbare Ambience Level würde das beeinflussen, tut er aber nicht. Da scheint es nur um eine verschwommenen Art Hall zu gehen.
- Mir fehlt die Möglichkeit neben der Gitarrenbox auch die Band / den Backingtrack fest im Raum zu positionieren. Beides direkt hinter mir finde ich unrealistisch. Im Probenraum ist die Box seitlich, die Band vor mir, aus der Bühne eher auf der anderen Seite - und dann gibt es ja auch noch Monitore vor mir.
Alle Punkte zusammen (vor allem 2 und 3) machen für mich den "Stage" Modus ziemlich kaputt.
Der "Static" Modus ist derzeit mein Favorit und mache wirklich Spaß, wenn man als Workaround für Punkt 1 hin und wieder mit einem Druck auf beide Tasten die Gyro-Position zurücksetzt und damit quasi die Box wieder im Raum vor sich stellt.
Ich denke 2 und 3 könnte man vermutlich mit einem Firmware und App-Update hinbekommen. Bei Punkt 1 bin ich mir nicht sicher, vielleicht fehlt da ein Neigungssensor im Gerät.
Mein Eindruck bisher: Tolles Konzept mit noch ein paar Kinderkrankheiten, das aber schon Spaß machen kann.