Beweis der Theorie
Jetzt ist mir noch was eingefallen...
Die Theorie stimmt soweit. Auf dem Papier besteht kein Zweifel mehr. Und jetzt folgt noch die Gegenbestätigung.
Auch komme ich noch zu den Hörgewohnheiten.
Euer Gehör kennt übrigens längst eine einseitige Tritonusauflösung zur Tonika aus Filmen, Videospielen, Jazz, Prog-Rock etc.
Die lydische #IV° - I Verbindung. Diese dient hier als Gegenprobe.
Wie erklärt sich diese Akkordverbindung?
Es handelt sich ebenfalls um eine einseitige Tritonusauflösung.
Auch ist ein Tritonuston gleichzeitig Bestandteil der Tonika und bleibt liegen.
Und ebenso wird der andere Tritonuston im Halbtonschritt zum Grundtonakkord aufgelöst.
Darüber hinaus könnte man die lydische 4 sogar als Leitton bezeichnen, der allerdings nicht in die 1 sondern in die 5 der Tonleiter/Tonika hinein leitet. Das zweitstabilste Intervall.
Ich setze die #IV° als klare Dominantfunktion voraus. Nicht als neutrale Kadenzfunktion.
Eine sehr weich/geschmeidig klingende dominantische Auflösung hin zur Tonika. Weicher, weil es sich nur um eine halbe, einseitige Tritonusauflösung handelt und der andere Tritonuston liegen bleibt. (Und natürlich weil es sich um den lydischen Klangcharakter handelt.) Auch kann man es hören.
Weiter handelt es sich bei VI7, bIII7 und auch #IV° um Dominantfunktionen mit Auflösungstendenz zur Tonika
(1) weil es sich um Dominantseptakkorde und verminderte Akkorde handelt, die in enger Tritonus-Beziehung mit der Tonika stehen (Berührungspunkte),
(2) weil Tritonus-Dissonanzen aufgelöst werden und
(3) weil Leittöne der Tonleitern in einem Halbtonschritt in den Zielakkord aufgelöst werden.
Die #IV° als II7 zu betrachten sollte daran nichts ändern.
Die bereits existierende und etablierte #IV° - I Verbindung hält der Gegenprobe stand.
Die Hörgewohnheiten halte ich ebenfalls für kein Problem. Während einige Verbindungen eindeutig sind gewöhnt man sich nach kurzer Zeit an andere (so wie an Modi). Dann gibt es (bislang vermutlich) noch solche Verbindungen, die erst im Kontext stehen müssen und zuletzt noch die, die einfach abstrakt oder häßlich klingen.
Es gibt viele fortgeschrittene Harmoniekonzepte die zwar richtig sind aber seehhr, seehhr atonal und konzeptlos wirken, mit Tonclustern überfüllt sind oder voller Dissonanzen stecken.
Überhaupt nicht MTV-tauglich. Dennoch ist es ausnahmslos immer möglich deren theoretische Konzepte herauszuhören.
Durch die Hörgewohnheiten tendieren diese Akkorde (im gewohnten Kontext überaschend eingesetzt) dazu, zwar in eine bestimmte Richtung weg vom Grundtonakkord zu wollen, sich dann aber doch darin auflösen.
Auch scheinen diese Funktionen eine Modulation vortäuschen zu können. Mit der Besonderheit, das nicht der Schlussakkord das Diatonische verlässt, sondern die Funktion davor den echten Grundtonakkord so klingen lässt, als ob es nicht mehr die Tonika wäre.
Das wären neben Trugschlüssen, echten Modulationen (Dim/Dom/Medi), Picardy Third etc. weitere Mittel für die Zukunft.
Gibt man dem Grundton und dem b2/5-Tritonus hingegen Zeit sich zu etablieren (und vermeidet möglicherweise die gewohnten Dominantfunktionen) dann funktioniert alles tadelos.
Eventuell muss man überlegen ob man grundsätzlich in Kompositionen die nur den #7/4-Tritonus oder die nur den b2/5-Tritonus benutzen unterteilen will (weil sich beide offensichtlich nicht gut miteinander vertragen) oder ob man mischt. Damit hätte sich gerade eine kleine Parallelwelt der Dominantfunktionen aufgetan.
Jetzt gilt es weitere mögliche Verbindungen nach diesem Konzept zu suchen: VI7(b5), bII7(b5)
Bleibt nur noch die Frage ob da nicht doch früher schon mal jemand drauf gekommen ist...
Schließlich ist es ein eher offensichtliches, einfach zu erklärendes Konzept.
Grüße
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@haiiiner
Hat sich Dein Profilbild eben plötzlich von einer überfahrenen orange-getigerten Katze auf dem Asphalt in eine Sanduhr verwandelt?