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Ich sehe gerade, dass ich mir den größten Teil hätte sparen können, das letzte Posting von Exordium fasst es eigentlich i.W. gut zusammen, wenngleich ich mich explizit nur auf die Anwendung von Buzztell beziehe. Ich lass es trotzdem mal so stehen.
Was mir nur rästelhaft ist: jemand stellt eine einfachste Anwendung explizit zum "Buchstabieren" (eigentlich nicht mal das, sondern Buchstaben erkennen) vor und es wird sich darüber beschwert, dass man damit nur Buchstaben lernt. Genau dafür ist das Ding doch da.
Ein Aspekt vielleicht noch: Die Anwendung bietet was, was genannte Notenbüchlein zum selberschreiben nicht bietet - die Verbindung zwischen Note und Klaviatur, also auch den motorischen Aspekt. Und Akustik ist auch noch dabei, nicht jeder kann eine aufgezeichnete Note singen.
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Wenn man eine - pardon - schlichte App zum Üben reizvoller als echte Musikstücke findet, dann wäre das ein Punkt zum Nachdenken.
Letzten Endes braucht man dann andere Unterrichtsliteratur oder ein anderes Hobby.
Sorry, das ist - vorsichtig formuliert - überintepretiert. Niemand hat hier irgendwas von "reizvoller als echte Musikstücke" geschrieben. Und mit dem Programm musizieren lernen zu können hat auch keiner behauptet. Übungsliteratur, Anleitung etc wird natürlich weiterhin gebraucht.
Es ist ein (schlichtes
) Hilfsmittel. Zum Üben des schnelleren Erfassens von dargestellten Noten, mehr nicht. Ich glaube keiner, der die Anwendung nutzt, macht das, um da drin irgendwelche Highscores zu knacken oder denkt daraufhin auch nur ein einziges echtes Musikstück spielen zu können. Eigentlich ist das Ziel, sie so schnell wie möglich nicht mehr zu brauchen.
Und es verbietet einem auch keiner parallel an den echten Musikstücken zu arbeiten (bzw. das wäre relativ dämlich).
Das Optimum einer "Noten-App" ist der Mensch. Daher schnappt man sich seine realen Übungsstücke und liest sich anfangs die einzelnen Stimmen vor,
Aha. Und wo und wie hat man Lesen gelernt? Ggf. sogar noch flüssig?
Vielleicht fehlt Dir mit Deiner Erfahrung ein bisschen das Verständnis,
wie schwer man sich als Anfänger tut und wo man zu Anfang steht. Bei mir war es nicht ganz null, da ich z.B. die Notenwerte und das Prinzip mit den Vorzeichen usw. komischerweise noch alle aus der Schule kannte, ohne je ein Instument gespielt zu haben. Ich kann also prinzipiell vermutlich jedes (Klavier-)Stück lesen - es dauert nur sehr lange und spielen kann ich es daraufhin natürlich nicht.
Das Schöne bei realer Musik ist, dass auch gleich Notenwerte und z.B. Parallelbewegung, Seitenbewegung und Gegenbewegung gelernt werden und man bestenfalls sogar merkt, dass es dahinter einen Plan geben könnte...
A: Das ist schon viel viel weiter als die Anwendung gehen will, zumindest im gegenwärtigen Stadium.
B: Muss diese billige Polemik sein? Natürlich gibt es einen Plan dahinter, sonst würde man melodische Musik nicht als solche wahrnehmen. Viele Teile des "Planes dahinter" erlernt man aber zumindest als Normalsterblicher auch nicht durch das Spielen realer Stücke, sondern durch entsprechende Literatur/Anleitung. Was wiederum dann natürlich auch das Erlernen von realen Stücken, die sich i.A. an irgendwelchen Plänen orientieren, einfacher macht.
Ist eine Note beim Lesen unklar
Jetzt nur mal auf mich bezogen: wie ich schon schrieb, gibt es keine unklaren Noten für mich. Ich kann sie nur nicht annähernd schnell lesen und z.B. auf einen Blick sicher sagen, ob die auf das E folgende Note jetzt ein A oder ein H ist (jaja, Linien vs. Zwischenräume - in der Theorie ist mir das auch klar) und dann auch gleich noch die richtige Taste auf der Klaviatur finden. Das würde ich gern üben und halte die Anwendung für ein potentiell geeignetes Mittel. Ja, auch durch das Spielen von echten Musikstücken ist das mit dem Notenlesen besser geworden, aber mE geht das langsamer als mit dezidiertem Üben (u.A. weil man das Notenblatt nach einer kurzen Weile auswendig kennt und mehr mit der manuellen Umsetzung kämpft).
Aber vielleicht hast Du auch mit "unklar" genau das gemeint - eine Note, die man nicht quasi sofort beim Draufgucken benennen kann.
dann schreibt man sich die Tonbezeichnung mit Bleistift über die Note und auch alles andere, was unbedingt gelernt werden soll.
Klar, solche Notenblätter habe ich auch - das hat mir beim Erarbeiten des Stückes geholfen aber nicht wirklich schneller beim Notenlesen gemacht, weil ich die (wenigen) Stücke dann auswendig kann und spiele. Wenn Du gegenhältst, dass ich dann einfach noch nicht genug Stücke spiele - natürlich ist das so, ich bin Anfänger. Und schneller Noten lesen (und auf die Tasten transferieren) zu können würde mir auch beim Erschließen weiterer Stücke helfen.
Was muss man zum Drüberschreiben der Tonbezeichnung können? Rauskriegen, welche Note das ist. Entweder mit Zählen, oder indem man das durch Übung einfach weiß - z.B., in dem man die Note oft genug gesehen und mit Notenwert und im besten Fall dem zugehörigen Ton verknüpft hat, ggf. halt mit Hilfe der hier vorgestellten Anwendung (als ein Mittel unter diversen anderen). Oder aber man hat sie oft genug in ein Notenheft gemalt, geht natürlich auch.
Die Kenntnis von Akkorden und anderen Hintergründen hilft natürlich auch beim schnelleren Lesen, zweifellos - daher auch meine Anregungen zur Weiterentwicklung, so dass man auch "richtige" statt zufälliger Notenfolgen üben kann. Wobei ich Letzteres für das reine Erfassen und die Zuordnung zur Klaviatur gar nicht so schlecht finde.
Du lernst offenbar gut mit aufschreiben. Mein Fall war das nie - ich kann dafür sehr gut visuell bzw. durch Lesen lernen. Und akustisch ziemlich schlecht - Fremdsprachen erlerne ich primär über Schrift und Beschreibung der Grammatik, also die aufbereitete Struktur der Sprache statt durch Hören.
Und ich glaube, dass Du mit "Noten ins Notenheft schreiben" auch implizit die Befassung mit den musikalischen Hintergründen meinst - also "Musik ins Notenheft schreiben". Das bietet die Anwendung natürlich nicht.
Wobei man natürlich alle Aspekte braucht und wenn man die Grundsätze mal halbwegs sicher kann geht nichts über die praktische Übung.
Eine nicht komplett passende Analogie: Wie würdest Du jetzt anfangen, Russisch zu lernen (oder eine beliebige andere Sprache, deren Alphabet weit genug vom Lateinischen abweicht)? Ein Aspekt ist das Erlernen der Buchstaben (oder Silben, wenn es sich z.B. um Japanisch handelt). Dann stümpert man sich Worte aus einzelnen Buchstaben zusammen - je sicherer die Buchstaben sitzen, um so einfacher und schneller geht das. Die Bedeutung der Worte muss man sich natürlich woanders herholen.
Dann liest man (einfache) Texte und irgendwann erfasst man die Worte dann als Einheiten und es kommen noch solche Späße wie Betonung, Beugung undundund bis hin zu Stilmitteln wie Ironie dazu (und man kriegt dann z.B. auch ein Gefühl dafür, welche Worte typischerweise auf bestimmte Worte folgen). All das setzt aber voraus, dass man die Buchstaben (er)kennt.
Das ist aber alles bereits weit außerhalb des Fokus der Anwendung, die entspricht eher der Karteikartensammlung mit der Du erstmal die Bestandteile von Фёдор Михайлович Достоевский rauskriegst und übst, sie schnell und sicher zu erkennen (die ersten drei Buchstaben würden übrigens mit "Fjod" transkribiert und immerhin kann man erkennen, was einzelne Buchstaben sind
). Dass das ein russischer Name ist, man aus dem zweiten Vornamen in Russland immer den Vornamen des Vaters ablesen kann, das auch im Russischen ein Wort nie mit "fb" beginnt oder endet etc. pp. - all das kann und will einem die Anwendung gar nicht vermitteln. Die spuckt nur zufällig einzelne Buchstaben (und nicht mal Worte) aus und sagt einem freundlicherweise noch, wie sie ausgesprochen werden, wenn man sie auf der Tastatur getroffen hat (vielleich wäre ein "meep", wenn man danebenliegt statt nur den Fehlercounter hochzuzählen für manche Lerntypen ganz praktisch. Für mich selbst bin ich nicht so sicher, ich würde die Variante ggf mal ausprobieren).
und als solche lernen wir am besten durch Nachahmung und gestaltende Handarbeit.
Aus meiner Sicht machte ich mit dem Prrogramm genau das: Note visuell erfassen und die passende Taste auf der Klaviatur finden, gleich mit entsprechender akustischer Rückmeldung. Ich kann daran nichts schlechtes finden. Ich habe übrigens die Darstellung des Notenwertes ausgeschaltet und jeweils vor dem Spielen der Note die Hand in eine Grundstellung gebracht und laut den Notenwert gesagt (ist ein Teil der Methode aus dem unten erwähnten Buch).
Zu: "Lieber gleich die Notenwerte singen": Das Ding ist für Anfänger, die u.U. nicht mal das können. Also ich könnte das z.B. nicht, zumindest nicht in der jeweils richtigen Tonhöhe.
Wenn man Noten nicht mit der Hand schreibt, nicht am Instrument erarbeitet und keine Stimmen aus den Übungsstücken anhand der Noten singt, dann kann man m.E. viel schwerer sicheres Notenlesen lernen, denn die dem "old style" entsprechenden starken synaptischen Verknüpfungen werden weniger stark bis gar nicht gebildet.
Kannst Du letzteres irgendwie begründen/belegen oder hast Du Dir das ausgedacht? Btw. sitzt man bei der Anwendung der Anwendung
am Instrument und erarbeitet sich die Noten (nicht Musik) an selbigem. Mit direktem Feedback.
Kennst Du das Buch "Super sight-reading secrets" von Howard Richman (ja, der Titel
ist reißerisch)? Mich würde interessieren, was Du davon hältst (ich habs sogar irgendwo mal irgendwo online als pdf gesehen, glaub ich). Ich finde das darin Dargelegte schlüssig, habe aber leider noch nicht angefangen, nach der Methode zu üben.
Er stellt dort die "sight-reading chain" folgendermaßen dar:
Visuell (Note sehen) - Electro/Chemical (denken) - kinetic (Note spielen) - aural (Note hören). All das bietet die Anwendung auch - und den Rest, auf den das Buch auch noch eingeht wie Rhythmus und Fingersatz eben nicht. Und Musiktheorie schon gleich gar nicht.
Exordium schrieb:
sehe ich das einfach als gute Ergänzung und nicht als Konkurrenzprodukt oder Methode
Signed.
Ciao
Jan