Hoheslied (mit Liebe und so)

Katz23
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Ich hab das Hohelied (Buch aus dem alten Testament) in einer neueren Übersetzung durchgearbeitet. Alle Verse, die mir interessant erschienen rausgeschrieben, gekürzt, geordnet und versucht in eine Versform zu bekommen und wieder gekürzt und umgeschichtet, sodass ich jetzt dieses Konstrukt vorliegen habe, über eine orientalische Liebesgeschichte. Ich wollte "meine Essenz" dieser uralten Liebesliedsammlung extrahieren.

Ich hab schon viele schöne Stellen gekillt, um es nicht zu lang werden zu lassen. Was meint ihr: weiter kürzen oder an den bestehenden Versen feilen? Es sind paar sperrige Wörter drin, aber die sind der Originalquelle geschuldet und ich wollte schon paar wichtige Formulierungen übernehmen...

Hoheslied

Komm und küss mich immer wieder!
Deine Liebe schmeckt wie Wein.
Nimm meine Hand! Schnell, lass uns laufen,
bring mich zu dir, da will ich sein.

Sag mir, wo werd ich dich finden,
Wenn ich such, wo schau` ich nach?
Dort im Gras bei unserm Lager,
Zederngebälk, Zypressendach.

Weht Nord- und Südwind
Aus meinem Garten tausend Düfte!
Komm Liebster, endlich in den Garten
und koste doch die süßen Früchte!

Pflück die Myrrhe, ernte Balsam.
Öffne Waben, iss den Honig!
Hier die Äpfel, hier die Lilien.
Trink den Wein, genieß die Milch.

Weide, zwischen meinen Blumen.
Wird es kühl, bleib du bei mir.
Wenn der Abend Schatten wirft,
Gehörst du mir, gehör' ich dir.

Tau durchnässt dein Haar,
Wenn wir beide Lieder singen.
Liebster, unter Hennasträuchern
lass uns diese Nacht verbringen!

In der Frühe woll'n wir sehen,
ob der Weinstock Blüten treibt,
und am Granatapfelbaum
schon die erste Knospe reift.
 
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Sehr schönes Projekt - hätte ich auch drauf kommen sollen!
Ich bin leider nicht sehr bibelfest und es ist lange her, dass ich das Hohelied zuletzt gelesen hab, daher kann ich nicht einschätzen, wieviel du schon rausgekürzt hast und wieviel du sprachlich verändert hast.
Ich finde die Sprache so, wie sie jetzt ist überhaupt nicht sperrig, sondern wunderschön und ich würde auf keinen Fall noch weiter kürzen.

Ich könnte mir gut vorstellen, diesen Teil als Refrain zu verwenden:

Sag mir, wo werd ich dich finden,
Wenn ich such, wo schau` ich nach?
Dort im Gras bei unserm Lager,
Zederngebälk, Zypressendach.
 
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Danke @wit :)

wieviel du schon rausgekürzt hast und wieviel du sprachlich verändert hast.
Es sind an die 120 Verse, davon habe ich vielleicht zwei Dutzend in die engere Wahl genommen und nochmal zusammengefasst und gekürzt.
Eigentlich ist es im Originaltext ein Hin und Her zwischen Frau und Mann. Teilweise nicht chronologisch, viele Wiederholungen und mit einigen nicht mehr zeitgemäßen Metapher. Die Übersetzung ist die "Hoffnung für alle" - also recht natürliche, aktuelle Sprache.

Ich hab meinen eigenen roten Faden gesucht und die Perspektive der Frau aufgezeichnet.

Wie's als Song weitergeht, weiß ich noch nicht, aber vielleicht hole ich mir noch jemand neues ins Boot :gruebel:
 
Was meint ihr: weiter kürzen oder an den bestehenden Versen feilen?

Kann ich nicht sagen, da ich das echte Hohelied nicht kenne. So klingt es für mich wie ein fertiger Text, an dem ich nichts kürzen würde. Zu lang und zu sperrig finde ich ihn nicht.
 
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Ich hab meinen eigenen roten Faden gesucht und die Perspektive der Frau aufgezeichnet.
So würde ich auch vorgehen. Sobald ich mal wieder einen ruhigen Abend zu Hause habe (eher gen Wochenende), krame ich meine Schulbibel raus - vielleicht bastle ich einen anderen Blickwinkel oder einen anderen Fokus - nur, weil die Idee mich inspiriert!
 
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vielleicht bastle ich einen anderen Blickwinkel oder einen anderen Fokus - nur, weil die Idee mich inspiriert!
Sehr schön.
Es könnte ja eine Art Antwort des "Liebsten" geben... :gruebel:Den hab ich leider voll in die Passivität gedrängt, weil es für ein Lied zu viel geworden wäre.
 
Respekt, dass du dich an so einen Text rantraust.
Da bleibt es ja zwangsläufig immer eine Gratwanderung zwischen Originaltext und -Aussage und eigenem Text und Aussage.

"Deine Liebe schmeckt wie Wein."

Ich hab 'ne Elberfelder Übersetzung inkl. Erklärungen und dort ist heißt das: "denn deine Liebe ist köstlicher als Wein." d.h. es wird eine Begründung für die vorhergehende Sehnsucht genannt
und es geht nicht nur um den guten Geschmack des Weines sondern auch um die Eigenart des Weines, zu berauschen (eben wie die Liebe).
Ich finde, deine Formulierung reduziert hier etwas die ursprüngliche Tiefe.

Aber gut, dass die alten Bilder / Symbole in solch einer verkürzten Version nicht mehr voll zum tragen kommen können, liegt ja in der Sache an sich, ist von daher schon ok. (Der Garten mit seinen süßen Früchten und Düften ist ja beispielsweise ein Bild für die Braut).
 
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denn deine Liebe ist köstlicher als Wein.
Ich weiß. Ich hatte es am Anfang auch noch so übernommen, bin dann aber immer wieder mit dem Rotstift drüber und habe ohne Rücksicht auf Verluste gekürzt und zusammengefasst, um einen funktionierenden Text zu erhalten.
Im Grunde ist es ein vom Hohelied inspirierter Text - ohne Anspruch auf Richtig- oder Vollständigkeit.
 
Schon klar, dass du jetzt eine eigene Version draus gemacht hast,
daher habe ich auch nicht noch mehr kritisiert. :D
Aber die Fomulierung "schmeckt wie Wein " ist so normal / banal formuliert und lässt mich halt eher an eine Flasche Aldi-Wein denken und wäre mir daher als Vergleich zur Liebe einfach viel zu wenig.
Selbst in deiner verwendeten Übersetzung wird ja durch das "...mehr als..." eine Steigerung ausgedrückt.
 
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Ja, verstehe. Vielleicht wäre das eine Variante (vom Versmaß leider nicht ganz so geschmeidig)

Komm und küss mich immer wieder!
Deine Liebe ist besser als Wein.
Nimm meine Hand! Schnell, lass uns laufen,
bring mich zu dir, da will ich sein.
 
Ja, diese Variante passt für mich inhaltlich deutlich besser, aber ich bin ja hier nicht der Maßstab. ;)
Vielleicht gibt es ja noch Alternativ-Vorschläge mit besserer Metrik.
 
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Hoheslied

Komm und küss mich immer wieder!
Deine Lieb so süss wie Wein.
Nimm meine Hand! Lass schnell uns laufen,
bring mich zu dir, da will ich sein.

Sag, wo werde ich dich finden,
Wenn ich dich such, wo seh’ ich nach?
Dort im Gras bei unserm Lager,
Zederngebälk, Zypressendach.

Nord- und Südwind wehet mir
aus dem Garten tausend Düfte!
Komm mein Liebster, in den Garten
lass kosten hier die süßen Früchte!

Pflück die Myrrhe, ernte Balsam.
öffne Waben, den Honig iss,
Sieh die Äpfel, dort die Lilien.
Trink den Wein, die Milch genieß.

Weide, zwischen meinen Blumen.
Wird es kühl, bleib du bei mir.
Wenn der Abend Schatten wirft,
Gehörst du mir, gehör' ich dir.

Tau durchnässt dein Haar,
Wenn wir beide Lieder singen.
Liebster, unter Hennasträuchern
lass uns diese Nacht verbringen!

In der Früh woll'n wir dann sehen,
ob der Weinstock Blüten treibt,
und am Granatapfelbaume
schon die erste Knospe reift.

hallo katz23,
ich hab ein paar vorschläge zugunsten
des vortragflusses eingefügt,
keine ahnung, ob das dann zu
fern vom hohelied wird??

vielleicht kannst du was brauchen.
ich mag den text, das ist schön!
 
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Danke @vokarin für deine Vorschläge - ich werde beim Singen wahrscheinlich verschiedene Stellen sowieso noch anpassen.
Ich bin gespannt, wie es sich weiter entwickelt.
 
ah, du willst das singen...
na klar heißt ja auch hoheLIED!!
hast du schon ne melodie?
gruss
karin
 
Mit dem Text konnte ich einen Musiker aus der Gegend für eine Zusammenarbeit gewinnen. Es gibt schon paar Ideen und ich bin gespannt, was dabei rauskommt.
Da wir parallel noch an einem anderen Lied gemeinsam tüfteln, wird es wohl nicht von heute auf morgen fertig sein...
Aber ich freu mich, mal die eigenen ausgetretenen Kompositionswege zu verlassen und offen für fremde Einflüsse zu sein. Kontrollverlust :great:
 
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Vielleicht gibt es ja noch Alternativ-Vorschläge mit besserer Metrik.

Mein spontaner Gedanke war:

Komm und küss mich immer wieder!
Berausch mich mehr als jeder Wein
Nimm meine Hand! Schnell, lass uns laufen,
bring mich zu dir, da will ich sein.
 
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Hallo, @Katz23,
dein Projekt finde ich faszinierend - und um es vorwegzunehmen, finde ich auch deinen Ansatz richtig.

Ich habe nun das biblische Hohelied noch mal durchgelesen und finde, dass du damit Recht hattest, nicht das ganze Buch neu schreiben zu wollen. Denn das ganze ist keine geschlossene Erzählung, auch kein klares Dialog zwischen Liebhaber und Geliebter. Es ist vielmehr ein Steinbruch, in dem kleine Juwele der erotischen Dichtkunst bunt durcheinander verstreut liegen; du hast einige davon aufgelesen und sie schön geordnet zu einem Arrangement zusammengefügt.
Dabei mag das eine oder andere Juwel in einem etwas anderen Licht erscheinen, aber das finde ich nicht schlimm - schön sind die Juwele immer noch.
Dein Text ist eben halt "nur" vom Original inspiriert, nicht vorgegeben.

Deine Versform finde ich auch sehr passend für diesen archaisch anmutenden Text: trochäische Vierheber (also "DA-di-DA-di-DA-di-DA-di"). Sie erinnert mich an Heinrich Heines "Der Asra" (siehe hier). Auch dies ist ein Liebesgedicht, und da der Stoff aus einem persischen Roman stammt und von einem deutschen Juden bearbeitet wurde, ist der morgenländische Bezug gegeben.

In "Der Asra" wird der Versform ohne aushahme streng eingehalten. Jede Zeile beginnt mit einer betonten und endet mit einer unbetonten Silbe. Das ergibt jenes Ebenmaß, das für Heine so typisch ist - und ihn so vertonungsfreundlich macht!
Kommt noch hinzu, dass "Der Asra" keine Reimwörter hat. Dadurch hangelt sich das Gehör nicht wie üblich von Reimwort zu Reimwort, sondern giert danach, immer weiter zu hören. Das gibt dem Text eine ungeheure Sogwirkung.

("Der Asra" ist ein kurzes Gerdicht; aber diese reimlosen trochäische Vierheber lassen sich seitenlang aneinander reihen, ohne dass die Spannung abreißt - siehe "The Song of Hiawatha" von H.W. Longfellow, oder auch das finnische Kalevala.)

Ich würde darum bei deinem Text schauen, dass die Metrik stets genau stimmt, und ich würde gezielt die Reimwörter vermeiden.

Cheers,
Jed
 
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Hallo @Jed, danke für deine Analyse und den Tipp mit "der Asra". Ich hab das Gedicht schon mal gelesen, hast du das vorher mal irgendwo verlinkt oder so? Gefällt mir auf jeden Fall sehr gut und passt zu meiner Thematik.
Joa, das Versmaß ergab sich einfach, da denke ich nicht drüber nach.
Mit dem Reim/Nichtreim sprichst du natürlich eine Schwachstelle an. Ich hab einige unsaubere Reime drin - einfach weil ich mich gefreut habe die Zitate so zu ordnen, dass sie einen Sinn und einen Klang ergeben - dabei haben sich einige Reime gefunden, die anderen haben sich durch Würfelspielertricks gefügt ;-)

Auf jeden Fall bin ich weiter an der Sache dran und hab schon erste Musikideen zugespielt bekommen.

Außerdem bin ich auf meinem Aktuellen Sting-Tripp auf das Lied "mad about you" gestoßen, worin er nach seiner Aussage von der biblischen Liebesgeschichte "David und Batseba" inspiriert wurde. Die Musik dazu könnte ich mir auch für meinen Text vorstellen.

 
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Hallo Katze,

Die Versuche, das Hohe Lied zu singen, die mir begegneten, wurden immer im Duett gesungen. Und das hat mE gute Gründe. Denn religiös gesehen sollte Liebe mE keine einseitige Erklärung sein. Weder für Männer noch für Frauen.

Auch hat deine Version alles Körperliche eingebüßt. So weit ich mich erinnere, werden bei Salomon die körperlichen Vorzüge der Geliebten gepriesen. Da ist z.B. von ihren Brüsten die Rede - die zum Beispiel wie Wein schmecken würden.

Welchen Sinn macht es, uralte Verse zu neuem Leben erwecken zu wollen, indem die moderne Intension puritanischer ausfällt als die der Bibel? Verstehe ich da etwas falsch? Ich hatte heute keine Zeit, den gesamten Faden zu studieren.

lg
 
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Hallo @Jongleur,
Schön mal wieder von dir zu hören und natürlich immer gern mit interessanten Fragen.

Völlig nachvollziehbar, erinnert man sich beim ursprünglichen Hohelied hauptsächlich an die Verse des Mannes, der die Frau beschreibt ;-)
Ich mich auch... mit den Zicklein, den Brüsten, den Zähnen, den Haaren und den manchmal eigenartigen Vergleichen. Und ja, es kommen beide zu Wort - die Frau sogar öfter XD

Als ich mit dem Text begonnen habe, hatte ich nicht die Idee, bloß die weibliche Sicht zu übernehmen, aber es kam so über mich und im Nachhinein bin ich zufrieden mit der Entwicklung, weil sich dadurch mehr Spannung und Sehnsucht aufbauen lässt. Man weiß nicht, ob er "kommt", ob sie ihn findet, ob er bleibt etc.

Körperliches eingebüßt? Hier geht es dennoch ordentlich zur Sache, nicht nur im Gartenbau und der Imkerei ;-)
Komm Liebster, endlich in den Garten
und koste seine süßen Früchte!

Pflück die Myrrhe, ernte Balsam.
Öffne Waben, iss den Honig!
Sieh die Äpfel, hier die Lilien.
Trink den Wein, genieß die Milch.

Weide, zwischen meinen Blumen.

Warum ich das mache?
Ich frage mich eher, warum ich das erst jetzt mache?
Vor vielen Jahren hab ich immerhin Illustrationen zu den Kapiteln gemacht und es visuell aufgearbeitet. Man nähert sich seinen wichtigsten Themen ständig von anderen Seiten.

Musik und Film sind schon so gut wie fertig, nur leider der Gesang noch nicht...
 
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