Dann mal zu meinen ersten Eindrücken:
Den Blues Junior kenne ich ja mittlerweile ganz gut. Clean ist der Fender trotz Cannabis Rex am höhenreichsten und brillantesten, ohne aber harsch zu sein. Im Gegenzug sind im Vergleich auch weniger Bässe und Fundament vorhanden. Trotzdem klingt es in meinen Ohren am besten.
Der Blackstar klingt clean (im Overdrive auch) immer etwas dumpf, als wäre eine Decke drüber. Klingt trotzdem gut und man kann den Sound echt ziemlich variabel einstellen. Beim Blues Junior ist ja eher what you see is what you get angesagt.
Der Marshall ist recht mittenbetont, leicht näselnd und klingt auf den ersten Hörer recht transparent und differenziert.
Clean gibt es für mich also keinen richtigen Gewinner. Der Blues Junior gefällt mir hier am besten, dann der Marshall und dann der Blackstar. Dafür ist der Blackstar am variabelsten, was am Ende dennoch ausschlaggebend sein kann und mir echt gut gefällt. Dafür gibt es im Clean-Channel nur ein Volume-Poti und keinen Master. Schade.
Im Overdrive spielt der Blackstar natürlich in einer eigenen Liga durch seine verschiedenen Voices und Kanäle. Für eine brutale Zerre à la Engl etc. reicht's dann aber nicht ganz. Der ISF Schalter ist ganz interessant, auch wenn ich für Feinjustierungen lieber den EQ benutze als den ISF-Poti. Dennoch ist er recht vielseitig, wenn auch etwas dumpf.
Der Fender kann ebenfalls ganz schön rocken, klingt aber bei weitem nicht so modern wie der Blackstar und ist naturgemäß wesentlich limitierter, der EQ ist sowieso sehr sparsam beim Fender.
Der Marshall ist eindeutig der cleanste Amp im Feld. Für ordentlich Zerre muss man Gain schon komplett aufreißen inkl. Booster. Was man aber dann hört, geht klar Richtung Marshall und unterscheidet sich doch ordentlich von den anderen. Mittiger, nicht ganz so "fuzzig" wie der Fender, trotzdem old school im Vergleich zum Blackstar.
Und wie vertragen die Amps Pedale, speziell Overdrive/Distortion/Fuzz?
Der Fender schluckt Overdrive-Pedale echt gut, mit Distortion und Fuzz hat er aber seine Probleme. Ist der Volume(Gain)-Poti zu wenig aufgerissen, klingt es dünn, harsch und fizzelig, ist er zu weit aufgedreht, kommt der Amp ins Schwimmen und es entsteht eine seltsame laut-leise-Dynamik, als könnte er bestimmte Frequenzen nicht darstellen.
Der Blackstar nimmt Pedale recht ordentlich. Allerdings klingen Overdrive-/Distortion-/Fuzz-Pedale je nach Channel und Voice recht unterschiedlich, da muss man wirklich aufpassen. Manchmal hat er Fuzz und Distortion einfach verschluckt und es war kaum was vom Pedal zu hören, ein andermal klang es zu dünn und harsch. Da muss man also für jedes Pedal erstmal herausfinden, wo es ganz gut klingt. Dann nimmt er aber auch heftigen Fuzz gut auf.
Der Marshall ist ähnlich dem Fender. Ist Gain zu niedrig, klingt es furchtbar dünn und harsch, doch anders als beim Fender kann ich den Gain + Boost voll aufdrehen und es klingt richtig gut. Blöd nur, dass es auch nur dann gut klingt und man den Master Millimeter genau einstellen muss, dass es nicht zu laut wird. Aber an sich hat er alle Pedale gut vertragen. Schade, dass man die Einschränkung hat, Gain voll aufdrehen zu müssen, damit die auch gut klingen (Overdrive-Pedale natürlich nicht).
Eine Powerreduktion gibt's am Fender nicht, Zimmerlautstärke ist aber kein Problem. Volume und Master kann man wirklich gut einstellen.
Den Blackstar kann man zwischen 5 und 0,5 Watt umschalten, was auch richtig effektiv ist, wenn man mehr oder weniger Headroom braucht.
Der Marshall hat drei Einstellungen (20, 3 und 0,5 Watt), wobei ich gleich sagen muss, dass ich die Funktionen schlecht umgesetzt finde. Clean höre ich kaum einen Lautstärkeunterschied, dafür aber im Ton. Im 20 Watt Modus klingt es voll und rund, bei 3 Watt weniger und bei 0,5 Watt nochmal weniger. Dabei ist die Lautstärke also fast gleich. Wozu also die Leistungsreduktion? Wenn man Gain aufreißt ist selbst im 0,5 Watt Modus der Master kaum über 1 von 10 hinaus bewegbar, da es sonst viel zu laut wird. Umgekehrt kann ich im 20 Watt Modus Gain und Master beide fast auf 12 Uhr haben und es ist nur gehobene Zimmerlautsärke. Ganz im ernst, Marshall, wer hat das designed?
Dann noch ein paar Auffälligkeiten:
Der Fender bleibt eigentlich immer recht ruhig, kein rauschen, kein ratteln. Top.
Der Blackstar raucht schon deutlich mehr, ist aber nicht zu hören, wenn man spielt. Trotzdem schade.
Der Marshall ist leiser als der Blackstar und etwas lauter als der Fender. Dafür hab ich ein ziemlich starkes Rasseln der Röhren. Werde den Amp später mal aufschrauben und nachsehen, ob's hoffentlich nur daran liegt, dass sich durch den Transport etwas gelockert hat.
Von der Verarbeitung her sind alle richtig gut.