Das mit den Pegeln ist tatsächlich wichtig, gerade wenn der verwendete Amp im Loop hohe Pegel fährt. Ich würde immer nach dem Erstellen eines Patches und beim Ausprobieren von 4KM mit einem neuen Amp die Pegelanzeige durchclicken. Wichtig ist dabei, dass man an der richtigen Stelle runter dreht - überfährt Dir der FX Send vom Amp den FX Return des GT8, bringt es nix, den Patch Volume runter zu drehen usw.
Absolut richtig - die internen Pegel waren schon beim Roland GP-100 immer etwas kitzlig, und beim GT-8 ist das so geblieben. Auch bei EQ und Dynamikeffekten sind die Einstellungsbereiche großzügig und können bei extremen Einstellungen zu internem Clipping führen.
@Gasmonkey88: Das mit dem "Durchklicken der Pegelanzeige" ist für den GT-Neuling wahrscheinlich erklärungsbedürftig. Bei Boss kann man die Funktion "Meter" nicht nur für den Input aufrufen, sondern den Pegelmesser an jede Stelle zwischen den Effekten verschieben. So habe ich dann auch das Problem mit dem zu hohen Patch-Volume erkannt, weil an den üblichen kritischen Stellen (Nach Overdrive, Amp Sim, und EQ, vor dem Loop Return) alles ok war.
Die eingebauten Ampsims sind... gewöhnungsbedürftig
. Der Boss Eigenklang ist immer recht nasal, was sich durch die meisten Modelle zieht.
Das sehe ich eigentlich in erster Linie im Betrieb mit den LS-Sims so. Schaltet man die aus und benutzt die gemodelten Amps als Preamp für die Endstufe des Amps, finde ich die viel besser als ihren Ruf. Da will ich nochmal bekräftigen, dass man die Einstellbereiche von Gain und EQ bei den meisten Amps sehr zurückhaltend ausnutzen sollte, dann kann man da tolle Sounds erzeugen. Besonders aufgefallen ist es mir bei den Marshalls, die mMn sehr viel schlechter klingen, wenn man da über 50 geht. Von den Rectifier-Sims sind die meisten sehr bassüberladen, aber das ist zum einen nicht so völlig von der Wirklichkeit entfernt, zum anderen kann man das am EQ ganz gut in den Griff bekommen. Mitunter muss man da auch Mut zu Einstellungen haben, die man bei richtigen Amps nicht verwenden würde, wie Bass nur auf 10%.
Die Werkspresets sind allerdings echt nicht sehr brauchbar, nicht mal als Grundlage. Besser fährt man mMn, wenn man mit einem nackten Amp ohne Effekte und LS-Sim anfängt, alles auf 50 stellt und und den dann erst mal zum klingen bringt. Was in Kombination mit dem Marshall vor allem interessant sein kann, sind aber nicht zuletzt die cleanen bzw. leicht angezerrten Twin und Vox-Sounds, da sehe ich das Problem mit dem nasalen Sound auch am wenigsten. Weiterer Tipp: die Kombination "weniger Amp-Zerre, aber mit virtuellem Overdrive/Distortion anblasen" klingt oft besser. Auch da darf man nicht vergessen, dass sehr viele klassische Gitarren-Sounds auf diese Weise entstanden sind ud nicht nur mit Amp-Zerre.
Auch nicht vergessen sollte man den EQ. Beim Mesa/Boogie Mark III bekommt man den High-Gain Sound in Natura mMn auch nur in den Griff, indem man den Bass in der Vorstufe sehr weit runter dreht und ihn sich am Graphic EQ wieder holt.
Die Boxensimulationen sind wirklich nicht so besonders. Man kann sie aber deutlich verbesseren, indem man einen FX1/2-Slot opfert und den Resonator-Effekt nachschaltet. Er wird in der Anleitung leider so gut wie gar nicht erklärt, was die
meisten vom Gebrauch abhält, weil sie ihn für einen unnötigen Zusatz-EQ halten. Tatsächlich scheint er Lautsprechertypen und deren Boxenresonanz zu simulieren, was die flach klingenden Standard-Boxen um einiges brauchbarer macht.
Das mit den PUs habe ich nicht ganz verstanden. Eine Gitarre mit high output Humbuckern soll eben auch so klingen - eine Strat mit vintage SCs entsprechend auch dünner. Deswegen habe ich ja unterschiedliche Gitarren
Oder sind übliche aktive Pickups tatsächlich so stark, dass sie den Eingangswandler überfahren können?
Na ja, die klassischen 81/85 EMGs vielleicht nicht einmal. Kommt aber auch drauf an, wie nah an den Saiten sie sind und ob man womöglich Zusatzaggregate wie den Afterburner benutzt. Seymour Duncan Blackouts sind aber zB sehr heftig im Output, und auch viele passive Distortion-PUs können schon mal zu viel des Guiten sein. Aber dafür gibts ja die Meter-Funktion.
Rein klanglich wirkt sich die Konstruktion der PUs aber immer aus - ein Duncan JB klingt ja auch mit Pegelanpassung völlig anders als ein '59. Es geht auch nicht darum, jeden SC auf Teufel komm raus bis auf 0dB zu bringen, emhr daraum, dass der lauteste PU im Stall nicht den Eingangswandler übersteuert. Denn das ist eine Zerre, die den wenigsten gefallen dürfte, und selbst wenn man sie durch nachfolgenden Overdrive oder simulierte Ampzerre gar nicht bemerkt, lässt sie die beabsichtigten Zerrstufen sehr viel schlechter klingen.
Die gemodelten Amps brauchen ja keinen besonders starken Input, um mehr zu zerren. Als Entwicklungsgrundlage der Boss-Designer konnte ja nur ein einziges, definiertes Ausgangssignal dienen, denn so ein Multi ist ja nichts anderes als ein spezialisierter Computer mit Soundkarte.
Nach dem Eingangswandler bleibt ja auf jeden Fall ein Standardsignal, das
nicht gesteigert werden kann. Denn alles, was über den Norm-Eingangspegel des Wandlers hinausgeht, wird kurzerhand abgeschnitten. Schickt man zu viel rein, entsteht nur hässliches, digitales Clipping.
Nach dem Wandler gibt es praktisch keinen realen Pegel mehr, er ist dann nur noch eine Rechengröße. Der simulierte eigentliche Amp-Eingang in der FX-Reihe sieht nie mehr als das, was die Designer für sich als quasi virtuellen Maximalpegel zu Grunde gelegt haben, selbst wenn Du vor den Wandler noch einen Booster hängst.
Intern arbeiten dagegen alle digitalen Effektgeräte ab dem A/D-Wandler mit einem von außen unveränderlichen Maximalpegel. Leider entzieht es sich meiner Kenntnis, welchen PU die Boss-Leute da zu Grunde gelegt haben, aber ich vermute mal als den sinnvollsten Weg, dass man da rechnerisch sowieso von einem sehr lauten HB ausgeht - ähnlich wie reale Amp-Designer, die die Eingangsstufe ihrer Amps ja auch nur generell auf die zu erwartenden PU-Signale abstimmen können. Denn weniger geht immer, und so kann man die ganze Bandbreite "Vintage-SC bis heißer HB" recht realistisch abbilden. Umgekehrt würde es wenig Sinn machen, wenn der errechnete Amp von einem errechneten PAF ausginge, da dann alles, was mehr Output hat, nicht mehr digital abgebildet werden könnte.
Der Unterschied zu vielen anderen Herstellern ist der, dass man bei Boss auch den analogen Eingangspegel vor dem Wandler nachstellen kann. Ein Line 6 POD zB muss einfach vom maximal zu erwartenden Realpegel (sprich einem sehr heißen HB) ausgehen und dementsprechend viel Headroom bereitstellen. Ist es mehr, muss der Musiker den Pegel vorher reduzieren, ist es sehr wenig, muss er für mehr Zerre einen Booster vorschalten. Boss gibt also nur eine zusätzliche Möglichkeit, auch ungewöhnlich heiße Signale in den Griff zu bekommen bzw. umgekehrt mit einem Vintage-SC den gleichen Zerrgrad zu erreichen wie mit einem Duncan Invader.
Gruß, bagotrix