Gitarre bzw. Nachbau einer romantischen Gitarre nach J.B. Fritsche

  • Ersteller Gast 231648
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Die klingt ja super. Nicht schlecht.
So ein klang fehlt mir irgendwie.
Gibt es modernes was ungefähr so klingen kann?
 
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Hallo Garfield1978,

Halte mal Ausschau nach einem Nachbau einer romantischen Gitarre. Die guten kosten zwar Geld, aber es ist fast sinnvoller einen Nachbau zu spielen als das 200 jährige Original.
Ich nehme meine als Vorlage für so einen Nachbau mit den gleichen Materialien, einfach um das Original so gut wie möglich zu bewahren und zu schützen.

Anbei noch ein Link zu einer interessanten Restauration, der Herr setzt sich auch sehr kritisch mit dem Thema historische Gitarren und deren Spielbarkeit auseinander (pdf-Download):

https://www.google.ch/url?sa=t&sour...FjAOegQIDRAB&usg=AOvVaw0g1P_xOgBigtwB8cgoyh0z

Dank euch allen, und liebe Grüsse!! Das Video kommt....
 
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Danke für den Link, sehr interessanter Restaurationsbericht :great:
 
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Gerne geschehen.....

Ihr weiteres Dasein verbringt sie übrigens (IKEA sei Dank) an einem Ehrenplatz innerhalb meiner Sammlung:

31599224ib.jpg


Bei konstanter Luftfeuchtigkeit natürlich.... ;)
 
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Sodele, nach knapp 1.5 Jahren krame ich diesen Thread wieder hervor. Obwohl noch ein paar Projekte offen sind (die ältere deutsche Gitarre mit den Inlays, das mittlerweile wieder besser als auch schon aussehende Mandocello) möchte ich an dieser Stelle von den weiteren Aktivitäten bezüglich dieser romantischen Gitarre berichten.

Die Teil stand einige Zeit in meinem kleinen Museum, bis wir uns eines Tages dazu entschlossen haben das Projekt langsam aber sich in Angriff zu nehmen. Den Nachbau also, auf Basis der vorliegenden Gitarre. Nach eingehender Vermessung der alten Dame wurde gleich mal ein Plan erstellt.

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Ein erstes Stück Wurzelholz für die Rosette wurde ebenfalls ausgesucht und für gut befunden:

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In Zeno (meinem Gitarrenbauer) keimte schon lange der Wunsch die Gitarre röntgen zu lassen, bei einer Fachstelle in Bern hätten die Kosten dafür allerdings den Rahmen des Projekts ungeahnt in die Höhe getrieben. So ergab es sich nach freundlichem Kontakt, dass wir das Teil in der hiesigen Uniklinik mittels Angiographie durchleuchten lassen durften. Eine äusserst interessante Erfahrung für alle Beteiligten, nochmals grossen Dank an das Team vor Ort.... Wir hatten auch grossen Spass bei der Aktion!!
Und die Dame mit dem schicken Mäntelchen war sehr nett, auch wenn sie nicht ganz verstanden hat warum man das mit einer Gitarre macht.....

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Die daraus gewonnenen Erkenntnisse belegen, dass wir es mit der für die damalige Zeit üblichen Zapfenverbindung bei der Halsbefestigung zu tun haben, und keines Falls mit einem Schwalbenschwanz.

Die Aussparung an der Kopfplatte hat auch immer wieder zur Frage geführt: Was war da bloss drin??
Nun, unter dem folgenden Link

http://www.studia-instrumentorum.de/MUSEUM/GITARREN/git_sachsen_inhalt.htm

findet sich bei den beiden Instrumenten von Beyer von 1799 und 1801, vor allem bei letzterer eine vergleichbare Kopfplatte. Und dort steckt, trotz schlechter Auflösung gut sichtbar ein Stöckerl im Loch.
Zeno wollte trotzdem eine Bestätigung haben, und hat darum einem Herrn namens Thomas Ochs eine Mail geschrieben. Thomas hat auch umgehend geantwortet, und uns Bilder eines vergleichbaren Instruments von. J. B. Fritsche geschickt. Und ja, es ist ein Steg Stöckerl das dort seinen Platz fand.

Es hat sich ein reger Mailverkehr entwickelt, und Thomas hat uns gefragt ob wir ihm die Gitarre im aktuellen Zustand für weitere Untersuchungen überlassen könnten. Wir hatten nämlich geplant sie einer weiteren, finalen Restauration zu unterziehen, um sie danach neben dem Nachbau ausstellen zu können. Wie weit wir dabei gehen müssen wir noch diskutieren, meine Hoffnung ist nach wie vor das unter Schwarzlicht die Leimreste ehemaligen Verzierungen am Steg wieder zum Vorschein kommen. Dazu sind wir allerdings noch nicht gekommen.

Was soll ich sagen, vor einigen Tagen haben wir die alte Dame in den Kofferraum gelegt und sind nach Kemmern im schönen Franken aufgebrochen.
Dort angekommmen hat uns Thomas auf's herzlichste in Empfang genommen, und wir durften einen unvergesslichen Nachmittag in seiner Werkstatt verbringen!! Ein grossartiger Mensch, und ein unglaublich talentierter Gitarrenbauer!! Nochmals herzlichen Dank für die Zeit die du uns geopfert hast, und deine unglaubliche Gastfreundschaft, und die deiner Familie natürlich auch!!

Thomas in Aktion:

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Und hier die beiden Luthiers vereint:

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Über die Erkenntnisse die wir bei Thomas gewonnen haben berichte ich dann als nächstes..... Nur so viel sei verraten, der Erbauer war wohl ein anderer aus der Fritsche Family!

Vielen Dank für's lesen und bis bald!!
 
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So, dann melde ich mich mal zurück mit etwas "Forschung" betreffend der Fritsches im 19. Jahrhundert.

Handgeschriebene Zettel in Instrumenten sind ja immer so eine Sache, aber in unserem Fall ist es die einzige Möglichkeit dem möglichen Erbauer auf die Spur zu kommen. Die folgenden Fritsches finden in der Literatur Erwähnung:

Johann Benjamin Fritsche, geb. 1878, gest. 1831
"Churfürstl. Hofinstrumentenmacher", später dann "Königl.sächs.Hofinstrumentenmacher.
Bisher auch mein Hauptverdächtiger, ich hatte die Initialen ursprünglich als J. B. gedeutet.

Carl August Fritsche, Dresden, genaue Lebensdaten nicht bekannt, nachgewiesen bis 1837
"Königl.sächs.Hofinstrumentenmacher" war er jedenfalls auch.

Christian Daniel Fritsche
1782 in Dresden geboren, 1843 in Leipzig gestorben

Johann Friedrich Eduard Fritsche
1807 geboren, 1844 gestorben, wohl zu Lebzeiten in Leipzig tätig

Johann Samuel jun. Fritsche
1791 geboren, 1828 in Leipzig gestorben. Wohl auch immer in Leipzig tätig.

Johann Samuel sen. Fritsche
1751 in Zähren (bei Meißen) geboren, 1824 in Leipzig gestorben

In unserm Fall musste ich etwas Zeit investieren um dem eigentlichen Erbauer auf die Spur zu kommen. Das Etikett wurde wohl schon mal im Rahmen einer Reparatur entfernt, um einen Riss gleich dahinter mit einem Flicken aus Leinen zu kleben/ stabilisieren. Dabei wurde es wohl stark beschnitten (weil vermutlich beschädigt??), Reste der Handschrift sind am unteren Rand noch deutlich zu erkennen. Ich vernute da wäre wohl auch die genaue Jahreszahl zu lesen gewesen.... Aber nun ist es halt so. Wir sind jedenfalls nicht die Ersten die an der Gitarre restaurieren, soviel sei schon mal verraten.

Hier also der Zettel wie er sich heute präsentiert:

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Man beachte auch den Flicken hinter dem Etikett.

Ich bin ja nun nicht wirklich ein Experte für alte Handschriften, und um endlich Gewissheit zu bekommen musste ich einige Stunden an Recherche investieren. Eines abends, mit Hilfe eines guten Glases Rotwein fand ich den folgenden Link der Universität Wien:

https://www.univie.ac.at/gonline/htdocs/site/browse.php?a=4066&arttyp=k

Wenn man in der Mitte des Textes auf das Alphabet klickt, öffnet sich ein Fenster mit einem handschriftlichen Alphabet, welches der Schrift auf dem Etikett unseres Instruments doch sehr nahe kommt.

Geher wir also von der zweiten Initiale des Vornamens aus. Ein "B" kann es nicht sein, dafür ist der Unterschied zu deutlich. Ein "F" ebenfalls nicht, das haben wir ja bereits von (F)ritsche deutlich erkennbar. Unter der Vergrösserung erkennt man das es sich um ein "A" handeln muss, auch wegen des kleinen Striches innerhalb des Buchstabens. Ein "A" macht also mehr als Sinn, und ich denke es findet kaum jemand das ich falsch liege..... Hoffe ich mal.

Nun zur ersten Initiale. Wenn die zweite ein "A" ist, wovon wir ja nun alle überzeugt sind so bleibt eigentlich nur noch ein Verdächtiger übrig: Carl August Fritsche.
Die erste Initiale kann man ohnehin nicht als "J" oder gar als "L" deuten, L würde keinen Sinn ergeben. Aber ein "C" passt nach der alten Schreibweise wie Faust auf Auge.

Somit bleibt nur noch Carl August Fritsche als Erbauer übrig, und ich denke ich liege damit richtig.
Es ist nicht wirklich viel zu finden über ihn, zumal seine genauen Lebensdaten auch nicht bekannt sind.

Gerne stelle ich meine Interpretation hier zur Diskussion, und freue mich über euren Zuspruch oder andere Meinungen!!

Liebe Grüsse!!
 
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Kleine Korrektur betreffend meines letzten Posts.
Johann Benjamin wurde natürlich 1778 geboren. Sorry für den Verschreiber!!

Liebe Grüsse!!
 
Oha, auf die Startseite vom MB geschafft.... Vielen Dank für das Vertrauen, ich verspreche das es hier bald weiter geht. Zur Zeit sind einige andere Sachen in der Mache, so bald die Zeit es wieder erlaubt machen wir uns an den Nachbau.
Anbei ein Bild des uralten Bodens (über 100 Jahre) den wir uns für den Nachbau geschnappt haben. Ein ähnlich gemasertes Stück Ahorn zu finden war nahezu unmöglich.

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Wo bekommt man denn so ein schönes Stück Holz her? Der Boden sieht echt super aus!
 
Das ist so ein Herzensprojekt dass ich nachvollziehen kann:
Wie halt so eine ungfähr 200 Jahre alte Gitarre geklungen als sie neu war?
Ich bin gerne dabei :)
 
Wo bekommt man denn so ein schönes Stück Holz her? Der Boden sieht echt super aus!

Hsllo zusammen, so einen Boden findet man nur durch Beziehungen. Ohne die Hilfe einiger Kollegen müssten wir da einige Kompromisse eingehen.
Der neue (alte) Boden ist zwar minimst dünner als der an der Gitarre, da der Erbauer ihn damals mit 4 Balken verstrebt hat wird das am Ende eine vergleichbar steiffe Konstruktion werden.

Parallel wurstle ich noch an einem passenden Koffer herum, einem typischen "Coffin Case" der Zeit. Bei einem solchen Nachbau kann ich wenigstens nicht soooooo viel falsch machen

Bis bald!!
 
Hallo, was haben Sie denn letztendlich für Saiten aufgezogen? Nylon mit Ball Ends? LG
 
Der Threadersteller wurde "anonymisiert" und kann und wird daher hier nicht mehr antworten können.
Bitte auch immer das Alter des Threads beachten ;)
 

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