Tiger13
Registrierter Benutzer
Das Greer Lightspeed
Organic Overdrive
...oder: ist es ein Vogel? Ein Flugzeug?
Nein, das ist der für mich absolut beste Effekt, den man sich vor einem Fender wünschen kann!
In meinem (wie ein user hier aus dem Board per pm anmerkte...) launigen aber wohl doch lesenswerten Bericht über den Fender 65 Deluxe Reverb hatte ich vermerkt, dass dieser Verstärker, obwohl tonal unglaublich befriedigend, eben nicht in jeder Hinsicht perfekt ist.
Disclaimer: mein letztes Review war mit vielen Randinformationen gespiekt. Diese gehören zwar irgendwie zum Thema, können aber dem einen oder anderen zu weit vom Thema weg führen. Daher werde ich versuchen, alles was nicht der trockenen Bewertung des Produkts dient, kursiv zu schreiben.
So fällt es wohl etwas leichter, den additiven Informationsgehalt (aka meine pseudo-philosophischen Exkurse) auszublenden.
(Denjenigen, die lediglich danach streben, ihr humoristisches Repertoire zu erweitern, sei natürlich gestattet, auch NUR die Anmerkungen in den Klammern lesen)
Die „Gänsehaut-Sounds“ werden eben erst bei verhältnismäßig hoher Lautstärke erzeugt.
In meinem Review habe ich den DLRRI als musikalisches Äquivalent zum VW Passat bezeichnet.
Diese Aussage möchte ich, wenn schon nicht revidieren, so zumindest konkretisieren. Um mich der Wahrheit etwas anzunähern, möchte ich daher eine andere Metapher nutzen um den Amp zu beschreiben.
Denn dieser Verstärker ist aus technischer Sicht ein alter, gut situierter Mann. Dieser alte Mann sieht zwar immer noch hervorragend aus, was vielleicht an seinen langen grauen Haaren liegt; vielleicht auch an der weißen Yacht an deren Steuer er steht. Die Damenwelt ist trotz seines Alters, ob seiner Manieren, seiner gepflegten Austrahlung und seiner weltmännischen Art, noch sehr entzückt. Ausserdem ist er stets gut gekleidet.
Aber... nachts muss er halt öfter mal aufstehen; anders als ein junger Hengst, der des morgens dann strahlend alles auf einmal raus lässt. Das ist für die Aussenwirkung erst einmal nicht relevant, könnte bei genauerer Betrachtung allerdings als ein Makel ausgelegt werden.
Wie ich ebenfalls im Review vermerkte, zeigten die bisher von mir verwendeten Medikamente (nein, da ich spreche nicht von Granufink oder den kleinen blauen Drops...) keinesfalls mehr die erhoffte Linderung und Wirkung vor dem DLRRI.
Bisher hatte ich einen Klon KTR clone, einen Zendrive clone und (die tonale Entsprechung einer nuklearen Erstschlagwaffe in Bezug auf klassische Sounds) das Seymore Duncan Twin Tube Classic im Arzneimittelschrank.
Auch unter Verwendung als Combipräparat funktionierten die drei bisher hervorragend und waren einfach in der Medikation und das in jeglicher Dosierung.
Das Verrückte daran ist, dass ich all die Sounds, die ich vorher mit diesen Geräten nur emuliert habe, nun auch ohne diese akustischen Krücken erzeugen kann
(nun also sogar in „echt“).
Allerdings muss man dafür den Deluxe bis zum Anschlag aufdrehen!
Das hat zwei entscheidende Nachteile, die man entweder (unter Inkaufnahme der wohl unangenehmen Konsequenzen...) ignorieren kann oder sich dem Schicksal fügt und nach anderen Behandlungsmethoden Ausschau hält.
Nachteil 1: Verlust sozialer Bindungen zu Frau, Kind und weiteren Haustieren, die zur Nachbarschaft in 2km Umkreis, der zum Publikum in der ersten Reihe, der zum FOH Menschen und letztendlich der Bindung zum Putz an der Decke des Musikzimmers.
Nachteil 2: unerwartete und damit ungewollte Umschichtung des eigenen hart ererbten Vermögens in Richtung eines Hörgeräte-Akustikers seiner Wahl. “Häh? Hast Du was gesagt?” “ neee, das war gestern”
von gekreuzigten Kaninchen im Vorgarten will ich nicht weiter reden...
Da ich ein harmoniebedürftiges (nicht nur in musikalischer Hinsicht) Wesen bin, fröhnte ich also der zweitliebsten Beschäftigung eines Gitarristen: der Recherche im Internet!
Therapieansätze
Erste Anlaufstelle war natürlich das Musiker-Board. Das Marketing impliziert: Hier werden Sie geholfen!
Wie ich jedoch feststellen musste, ist das Leiden wohl doch so peinlich, dass sich Betroffene bisher nicht getraut haben, öffentlich über das weit verbreitete Problem und seine Symptome zu berichten.
(meine Güte, wir leben im 21. Jahrhundert. Da kann man doch über alles sprechen - nur keine Scheu!).
Daher habe ich als erste Maßnahme eine Selbsthilfegruppe ins Leben gerufen
https://www.musiker-board.de/threads/der-fender-deluxe-reverb-user-thread.693107/
(„...hallo, ich bin der Rudolf und ich spiele seit 38 Tagen einen Fender BF”. Die Gruppe: „HALLO RUDI!“)
Konsequenterweise musste ich daher meinen Radius erweitern und machte mich, meinen virtuellen Elektrorollstuhl ganz aufgeladen, über den großen Teich.
In amerikanischen und asiatischen Foren wurde das Problem dann schon intensiver thematisiert.
Drei Behandlungsmethoden wurden von den dortigen Board-Platzhirschen mehrfach empfohlen.
Allen drei oben genannten gemein ist, dass auf dem Beipackzettel etwas von „harmonic“ oder „organic“ steht.
Weitere Recherche zu den Pedalen ergab dann: diese Bezeichnung weist darauf hin, dass der originale Klang des Verstärkers möglichst unverändert erhalten bleibt.
Das dann im Gegensatz zu färbenden Verzerrern, die dem Klang durch zusätzliche oder fehlende Frequenzen ihren eigenen Stempel aufdrücken.
Als Beispiel werden immer wieder Tube Screamer Schaltungen genannt. Die Gemeinde spricht in diesem Zusammenhang vom „Mittenhönk“ (Oli-Sprech!).
Wenn man ein derartiges Pedal hört, weiß man allerdings was gemeint ist.
Das klingt im Band-Kontext auch sehr gut, da die Mitten betont werden und gleichzeitig die Bässe reduziert.
So hört Dich auch der Mann an der Schiessbude, der Typ mit den dicken Saiten freut sich und man kollidiert nicht mit der Diva an der Sprechmuschel.
SVR hatte wohl zwei von den grünen auf dem Board und klang bekanntermaßen sehr geil.
Allerdings gab es auch noch keinen Greer Lightspeed... und ganz ehrlich? Der Rory hätte das wohl auch gut gebrauchen können.
Als Alternativtherapie wird empfohlen, einfach einen Booster oder die Boostfunktion eines beliebigen Zerrpedals oder gar Compressors zu nutzen, um den Amp „anzupusten“.
Ja, das klappt bestimmt... nur wird bei dieser Therapie die Vorstufe gekitzelt. Und das klingt bekanntermaßen anders als vor Anstrengung schwitzende Kolben in der Endstufe.
Mir erklärt das auch ansatzweise, warum manche Pedale für mich eben NICHT vor dem Deluxe funktionieren, jedoch mit dem Engl. Die Vor- und Endstufe des Engls sind wohl einfach besser aufeinander abgestimmt. Das mag daran liegen, dass moderne Hersteller auf dieses Detail achten, weil ein Mastervolumen integriert ist. Vielleicht liegt es auch am Mehrkanalkonzept. Da ich technisch erwiesenermaßen keine Leuchte bin (meine Frau holt den Elektriker, wenn eine Glühbirne durchgebrannt ist - “ja, Schatzi ich bin halt nicht perfekt aber ich kann doch toll kochen?”) lasse ich mich diesbezüglich gerne belehren.
Weitere Diagnostik zur Ermittlung des richtigen Heilungsansatzes
Die letzten zwei Wochen vernahm ich von meiner Frau (...der besten Ehefrau von allen) des öfteren die Frage: „seit wann hast Du denn Kopfhörer auf, wenn Du mit Deinem Ipad spielst? Oder hörst Du Musik?“
Hier muss ich gestehen, dass mir Änderungen meines Equipments meiner Familie gegenüber etwas unangenehm, fast peinlich sind. Nicht dass wir uns falsch verstehen, es geht dabei nicht um Geld oder gar Missbilligung ( den meisten Krams deale ich eh ohne dass es jemand bemerkt-nur zum Bewahren des häuslichen Friedens). Vielmehr habe ich selbst ein... wie soll ich sagen... eine Art schlechtes Gewissen. Ich gebe Geld für eigentlich unnötige Dinge aus. Für nur ein Pedal könnte man sehr gepflegt die Frau in ein vernünftiges Restaurant ausführen ...oder einen guten Bordeaux köpfen. Ausserdem geht für die Recherche nach dem Ton doch viel Zeit verloren. Zeit, die man zB zum Spielen mit dem Instrument verbringen könnte.
Als führende Fakultät dienen für derartige Recherchen natürlich die unzähligen Videos und Reviews bei YouTube (da! die stehen auch auf Röhren, richtig so!) bei denen man, vernünftige Aufnahmequalität vorausgesetzt, schon recht gut erkennen kann wohin die Reise geht.
Im Gegensatz zu Gitarren fällt die erste Auswahl auch wesentlich leichter, da der Klang einer Gitarre von schier unendlichen Faktoren abhängig ist. (ganz ehrlich... hier ist doch hoffentlich niemand unter uns, der eine Gitarre ausschließlich deswegen kauft, weil Schauspieler/Verkäufer/Gitarrist diese auf einem Kanal empfiehlt? Na ja... ausser der Gitarrist heisst Phil X. Dann vielleicht )
Dagegen ist der Charakter eines Pedals relativ einfach auszumachen. Sound Amp pur, Pedal an. An den Knöppen des Pedals gespielt...aha, so klingt das in etwa.
Als Beispiel verlinke ich hier 3 exemplarische Videos zu den drei empfohlenen Pedalen.
das Barber gain changer
https://m.youtube.com/watch?v=K17RmGOPEwU
das Nobels ODR 1 (der dröge Williams erklärt das ganz gut)
https://m.youtube.com/watch?v=XiblfiJsejM
und schließlich das Greer Lightspeed
https://m.youtube.com/watch?v=X-r4J8ckeJQ
Die Recherche im weltweiten Internetz gestaltet sich doch unerwartet diffizil, wenn man auf der Suche nach einer expliziten Anwendung ist.
In meinem Fall also: wie produziere ich den Klang eines aufgerissenen Fender 65 Deluxe Reverb bei geringeren Lautstärken.
Genutzt werden Single Coil bestückte Gitarren.
Idealerweise findet man Demos, die also mit einer Tele oder Stratocaster eingespielt wurden.
findet man eher nicht... aber was ist schon ein Ideal?
Ausschlaggebend war dann ein Video von Peter Honoré mit seiner gigantisch guten purple custom shop Tele. Bei sehr vielen Videos von Andertons kann man diese Telecaster bewundern... und... wenn man genau hinschaut, auch das Greer Lightspeed.
Der Captain und Chapman scherzen über das Lieblingspedal des Saitengourmets in vielen Videos.
Weiter recherchiert... Genau so möchte ich klingen. GAS will ich!
In welcher Klinik wird man nun am besten behandelt?
Sowohl Barber als auch Greer sind derzeit in den Staaten sehr angesagt.
Barber kennt man hier in good old germany vielleicht noch eher als Greer.
David Barber gilt in der amerikanischen Szene sogar als einer der günstigeren Boutique Hersteller.
Beides sind eher kleine Betriebe, die m.E. nicht über etablierte Vertriebspartner in unseren Gefilden verfügen.
Ich habe nur wenige Bezugsquellen gefunden; davon eine bei einem sehr gut sortiertem Gitarrenbauer in the netherlands.
Das macht die Teile natürlich verhältnismäßig teuer.
Das Nobels ist ursprünglich ein deutsches Produkt, ein Relikt des letzten Jahrhunderts. Ein geschätzter Musiker aus HH hat zwei davon (jetzt als Minis (edit: gestern hat er eines selbstlos an einen Texaner abgegeben)) auf dem Board und rockt damit seit Jahren jeden Abend äusserst geil die Meile.
Das ODR1 ist hier quasi überall zu bekommen.
Zu einem für das gebotene sehr günstigen Preis und mit einer recht ordentlichen Reputation.
Die Cracks in Nashville stehen wohl auch drauf.
Unboxing der neuen Prothese (wo ist der Waschzettel?)
Meine Wahl fiel, nicht zuletzt aufgrund der feinen Klänge von Peter Honoré, auf das Greer Lightspeed. Das Pedal von Barber war allerdings sehr nahe dran. Das Nobels habe ich schon sehr oft life gehört und das ist einfach und billig zu bekommen.
Das kann man zur Not auch einfach der Medikation zufügen, sollte das Lightspeed nicht anschlagen.
Bestellt habe ich bei einem Händler, der das Synonym ‘looper’ in der Firmenbezeichnung hat und selbst vom Paradies spricht. (Bezugsquellen gerne per PM).
Inkl. Versand 230,- Silberlinge.
Der Versand ging zügig und unkompliziert, da aus Deutschland versendet.
(der Bestellvorgang und Erhalt des Päckchens ist eine eigene Geschichte... nur soviel: ein musizierender Nachbar hat mir ausgeholfen)
Der rustikale Boutique-Charme entfaltet sich bereits, wenn man die Versandverpackung entfernt.
Das Pedal ist in einem kleinen Faltkarton verpackt. Stirnseitig mit einem Aufkleber versehen, der neben Hersteller auch handschriflich den Produktnahmen sowie die Seriennummer ausweist.
Mein erster Eindruck: jup, da hat sich jemand in der Garage Gedanken gemacht, es akribisch zusammengelötet und geschraubt und dann mit Stolz und Sorgfalt verpackt.
Sexy!
Das Pedal selbst ist dann nochmals in Schaumfolie verpackt.
Im Karton befinden sich zudem zwei Sticker (Greer Amps und Lightspeed), die ich stolz auf den Fender Koffer kleben werde.
(DAS wird mich als ausgesprochenen Ton-Gourmet ausweisen und der Respekt aller Mitmusiker ist mir damit unbedingt gewiss )
Ausserdem befindet sich ein ‘Plektrum ‘ aus Plexiglas in der Verpackung. Sehr hübsch aber wirklich nur als Deko zu gebrauchen.
(vielleicht mache ich einen hübschen Anhänger für meine Tochter (...die beste Tochter von allen) draus)
Das Pedal selbst ist dann eher von der robusteren Sorte.
Das Gehäuse zeigt sich unlackiert, der Boden ist nicht passgenau. Ebenfalls findet man keine Gummistopper, die das Pedal daran hindern zu rutschen.
Das kann man nachrüsten aber bei einem Pedal für fast 250,- Euro könnte das auch besser gehen.
Die Top-Platte ist graviert in blau/weiss lackiert und auf das Gehäuse aufgebracht. Daher ist das Pedal etwas höher als ein Gehäuse, auf dem direkt lackiert wird.
Batteriewechsel ebenfalls ‘old shool’, was bedeutet, dass der Boden aufgeschraubt werden muss. Das ist allerdings bei meinen anderen Pedalen auch der Fall. (Boutique-Standard? )
Geregelt wird durch drei Potis mit cremefarbenen Knöpfen. Diese haben einen metallischen Mittelpunkt / Kappe. Angezeigt wird die Einstellung des jeweiligen Potis mit einem gut erkennbaren schwarzen Punkt.
Die Potis laufen leicht aber mit angenehmem Widerstand.
Diese Potis regeln
Der obligatorische Fusstaster schaltet perfekt, ein Knacksen bei Betätigung ist nicht zu vernehmen.
Eine leuchtstarke blaue LED komplettiert dann die spartanische Ausstattung des Pedals.
Auf der (von vorne betrachteten) Rückseite befindet sich ein Standard 9V Anschluss. Rechts Eingang, links Ausgang.
Grundfläche 12x6,5
oben 11,8x6,2 (abgeschnittene Pyramide)
Höhe 4,3
mit Aufbauten 5,7
Gewicht 328g mit Batterie
(diese hat Spiel und sollte gegen Klappern mit etwas Schaumstoff gesichert werden)
Größenvergleich
Ich habe deutlich schwerere Effekte auf meinem Board.
Den rückseitigen Deckel abgeschraubt, zeigt sich auch, dass nicht viel drin ist.
Die Verarbeitung sieht für mich (...als Laie, der selbst schon einige wesentlich schlimmere Desaster zusammengeschraubt hat...) gut aus.
Die Komponenten machen auf mich einen wertigen Eindruck, die Buchsen sind am Gehäuse verschraubt und fassen die Klinke sehr gut.
Die Elektronik ist mit einem milchig durchsichtigen Kleber maskiert. Ich denke nicht, dass man hier etwas erkennen, kopieren oder gar reparieren kann.
Das ist dann wohl auch der Grund für die ‘lifetime warranty ‘!
Die Heilung und Genesung
Von den reinen Äußerlichkeiten des Pedals war ich einerseits angetan (das sieht extrem “boutique” aus), auf der anderen Seite, wenn schon nicht enttäuscht, so doch zumindest verwundert, dass ein so hochpreisiges Pedal nicht unbedingt in Verarbeitungsqualität eines Industrieproduktes geliefert wird.
Ich kann mich zB noch an die ersten Okko Diabolos erinnern. Jedes Pedal war handbemalt, keines wie das andere. Mit Charme und einfach klasse. Da stimmte neben dem Inhalt auch die äussere Erscheinung und man spürte Liebe zum Produkt; Sorgfalt und Stolz.
Oder wenn man es technischer mag, die Pedale von Baldringer - da steckt einfach mehr drin.
All diese Überlegungen wurden für mich jedoch irrelevant. Und zwar genau in dem Moment, als ich das erste mal das Gerät eingeschaltet hatte.
Fender DLRRI auf (soeben noch katzenfreundliche...) Vol 5.
Gleich der erste Akkord (so nen amerikanisches F mit ohne tiefes E und nicht gegriffenem kleinem e - weiss nicht wie der heißt, das ist aber mein Testakkord für neue Gitarren... druckvoll und komplex) auf der Tele, bridge, hat bei mir die Schweissproduktion umgehend und massivst angeregt.
Einige licks drauf gelegt... unglaublich, wie das klingt.
Pedal aus, Loudness so angepasst, dass die Lautstärke 1:1 mit der cleanen Lautstärke des Amps übereinstimmt.
Ebenso mit dem Regler Freq. verfahren.
Dann Zerrstufe mit drive einstellen (ca. 14:00 hat mir mit der Tele am besten gefallen) und Loudness nachregeln.
Das Ergebnis ist ohne Übertreibung atemberaubend!
Das ist 1:1 der pure Klang des Fender - ohne jegliche Verfärbung des Tons, alles in schön, nur oben und unten angenehm haarig.
Das klingt dann wie der DLRRI voll aufgerissen ohne Ohrenbluten. Sensationell!
(Nach anderthalb Stunden war ich dann auch klatschnass und wirklich erschöpft)
DAS klingt genau so, wie ich mir das gewünscht habe.
Der Heimbetrieb meines Fenders ist hiermit sahnig-geil gesichert.
Man braucht bei dieser Verwendung auch nichts mehr zu den Eigenheiten des Pedals anzumerken-da gibt es keine. Es klingt nämlich nicht, dafür macht es euphorisch, es trägt und motiviert.
...das Koks für den Amp sozusagen ;-)
1 Stunde Rekonvaleszenz
(hier konnte ich nicht anders, als meiner Begeisterung hier im Forum mit einem schnellen Beitrag kurz Ausdruck zu verleihen)
Immer noch aufgeregt bin ich dann nach 1 Std. Pause nochmals im Musikzimmer verschwunden.
Ich habe dann probiert, was mit dem Pedal noch machbar ist.
Drive runter, Loudness rauf - jup, wie zu erwarten, werden die Vorstufenkolben ordentlich gefüttert.
Ein ordentlicher Zerrschub mit Lautstärkegewinn.
Drive dazu weit auf: cremig, laut, nicht matschig, alle Frequenzen da.
Klingt nicht unangenehm aber für diese Anwendung habe ich das Pedal nicht angeschafft.
Also alles wieder zurück auf 12:00 und ein wenig mit Loudness und Drive gespielt.
Im Ergebnis ist dieses Pedal vor einem cleanen Amp nicht als Distortion Effekt zu verwenden.
Dafür fehlt einfach Übersteuerung und die dafür notwendigen kratzigen, bissigen Tonanteile sind nicht vorhanden.
Der Regelweg ist innerhalb der Anwendung einfach nicht dazu ausgelegt.
Das wiederum hat für mich den Vorteil, dass ich bisher nicht eine einzige Einstellung gefunden habe, die in irgendeiner Form unangenehm oder so gar nicht zu verwenden ist.
Im Umkehrschluss hatte ich nach nicht einmal zwei Minuten (bei einem mir völlig unbekannten Pedal) meinen sweet spot gefunden.
Wenn man mal mehr oder anders möchte, kann man das LS vor andere Zerrer packen und erhält (je nach Einstellung) eine seltsam wunderbare Auffrischung des Signals.
(unendliche Weiten... das Raumschiffs Telecaster... ach nee, das ist jetzt zuuu platt)
Wo mir der Zen vorher als zu dumpf und mittenbetont erschien (soll ja so sein... Santana, Dumble etc.), klingt das nun wesentlich brauchbarer und verträglicher mit dem Fender.
Den Klon kann man etwas entgiften, ohne dass zu viele der höheren Frequenzen flöten gehen.
Den Twin Tube hatte ich damit noch nicht zu fassen.
Insgesamt ist das Pedal, sowohl für sich alleine, als auch im Verband doch noch flexibler als gedacht.
Indikation
Nebenwirkungen
Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie bitte Ihre Frau oder den Pedaldealer
Fazit: seitdem ich mich (wieder seit meiner Jugend) mit der Gitarre beschäftige, gab es gefühlt alle 2-3 Jahre ein Pedal, das von der Community als DAS Soundwunder, die ultimative gain-machine über den roten Klee (boah, was nen Wortwitz) gelobt wurde.
Der Hermida Zendrive oder der Klon Zentaur seien hier exemplarisch genannt.
Fortführen kann man diese Aufzählung jedoch mit Leichtigkeit: Baldringer dual drive, Okko diabolo, Fulltone Fulldrive, neuerdings das Timmy, KOT... uswusf.
...und yes, da ist schon richtig geiler shit dabei...
Die meisten dieser Pedale starteten als Geheimtipps ihren Weg in den Olymp. Na ja... und irgendwann hatte die dann gefühlt jeder auf der Tretleiste
(obwohl die meisten User wohl eher das Besondere gesucht hatten, befand man sich [schwupps!] im Mainstream).
Im Gegensatz dazu empfinde ich das Greer Lightspeed (noch) nicht als gehypt.
Ebenso ist es nicht meine Intention, eine Welle loszutreten, nur weil ich eine für mich persönlich sehr überzeugende Lösung zur Umsetzung meiner klanglichen Vorstellung erzielen konnte.
Vielmehr hoffe ich, Mitmusikern mit ähnlichem Anspruch den entscheidenden Hinweis gegeben zu haben.
Das Pedal bleibt!
User @ksx54 weist in diesem https://www.musiker-board.de/threads/ersatz-fuer-mooer-hustle-drive-fulltone-ocd-nachbau.693115/#post-8793572 thread darauf hin, dass das Pedal wohl recht simpel aufgebaut ist und daher total überteuert. Ausserdem kann man das ja wohl auch selbst zusammenlöten.
Nun... ich denke, mit ein wenig technischem Verständnis ist das mit Sicherheit möglich (sonst gäbe es ja keine Klon Pedale (Achtung: nochmal Wortwitz!) für ein 1/4 des Preises vom Original.
Ich habe allerdings nicht einmal den Statistikschein geschafft, geschweige denn ein Studium der Elektrotechnik abgeschlossen.
Zum Preis: ich kann also nicht löten, bin froh, dass ich gefunden habe, was ich suche (und zwar zu 100%), und ich habe keine Alternative zur Hand. Der Zerrer ist hierzulande relativ unbekannt und damit selten. Allerdings findet man mit nur etwas Recherche durchaus positives. Rustikal-boutique-flair inklusive. Bei einem etwaigen Verkauf werde ich nicht viel Verlust machen - Also ist das Pedal für mich preiswert. Es ist seinen Preis für mich wert.
Trotzdem hier für die DIY Hexer mit ihren elektronischen Zauberstäben, die Platinen
http://effectslayouts.blogspot.com/2019/04/greer-amps-lightspeed.html
Organic Overdrive
...oder: ist es ein Vogel? Ein Flugzeug?
Nein, das ist der für mich absolut beste Effekt, den man sich vor einem Fender wünschen kann!
In meinem (wie ein user hier aus dem Board per pm anmerkte...) launigen aber wohl doch lesenswerten Bericht über den Fender 65 Deluxe Reverb hatte ich vermerkt, dass dieser Verstärker, obwohl tonal unglaublich befriedigend, eben nicht in jeder Hinsicht perfekt ist.
Disclaimer: mein letztes Review war mit vielen Randinformationen gespiekt. Diese gehören zwar irgendwie zum Thema, können aber dem einen oder anderen zu weit vom Thema weg führen. Daher werde ich versuchen, alles was nicht der trockenen Bewertung des Produkts dient, kursiv zu schreiben.
So fällt es wohl etwas leichter, den additiven Informationsgehalt (aka meine pseudo-philosophischen Exkurse) auszublenden.
(Denjenigen, die lediglich danach streben, ihr humoristisches Repertoire zu erweitern, sei natürlich gestattet, auch NUR die Anmerkungen in den Klammern lesen)
Die „Gänsehaut-Sounds“ werden eben erst bei verhältnismäßig hoher Lautstärke erzeugt.
In meinem Review habe ich den DLRRI als musikalisches Äquivalent zum VW Passat bezeichnet.
Diese Aussage möchte ich, wenn schon nicht revidieren, so zumindest konkretisieren. Um mich der Wahrheit etwas anzunähern, möchte ich daher eine andere Metapher nutzen um den Amp zu beschreiben.
Denn dieser Verstärker ist aus technischer Sicht ein alter, gut situierter Mann. Dieser alte Mann sieht zwar immer noch hervorragend aus, was vielleicht an seinen langen grauen Haaren liegt; vielleicht auch an der weißen Yacht an deren Steuer er steht. Die Damenwelt ist trotz seines Alters, ob seiner Manieren, seiner gepflegten Austrahlung und seiner weltmännischen Art, noch sehr entzückt. Ausserdem ist er stets gut gekleidet.
Aber... nachts muss er halt öfter mal aufstehen; anders als ein junger Hengst, der des morgens dann strahlend alles auf einmal raus lässt. Das ist für die Aussenwirkung erst einmal nicht relevant, könnte bei genauerer Betrachtung allerdings als ein Makel ausgelegt werden.
Wie ich ebenfalls im Review vermerkte, zeigten die bisher von mir verwendeten Medikamente (nein, da ich spreche nicht von Granufink oder den kleinen blauen Drops...) keinesfalls mehr die erhoffte Linderung und Wirkung vor dem DLRRI.
Bisher hatte ich einen Klon KTR clone, einen Zendrive clone und (die tonale Entsprechung einer nuklearen Erstschlagwaffe in Bezug auf klassische Sounds) das Seymore Duncan Twin Tube Classic im Arzneimittelschrank.
Auch unter Verwendung als Combipräparat funktionierten die drei bisher hervorragend und waren einfach in der Medikation und das in jeglicher Dosierung.
Das Verrückte daran ist, dass ich all die Sounds, die ich vorher mit diesen Geräten nur emuliert habe, nun auch ohne diese akustischen Krücken erzeugen kann
(nun also sogar in „echt“).
Allerdings muss man dafür den Deluxe bis zum Anschlag aufdrehen!
Das hat zwei entscheidende Nachteile, die man entweder (unter Inkaufnahme der wohl unangenehmen Konsequenzen...) ignorieren kann oder sich dem Schicksal fügt und nach anderen Behandlungsmethoden Ausschau hält.
Nachteil 1: Verlust sozialer Bindungen zu Frau, Kind und weiteren Haustieren, die zur Nachbarschaft in 2km Umkreis, der zum Publikum in der ersten Reihe, der zum FOH Menschen und letztendlich der Bindung zum Putz an der Decke des Musikzimmers.
Nachteil 2: unerwartete und damit ungewollte Umschichtung des eigenen hart ererbten Vermögens in Richtung eines Hörgeräte-Akustikers seiner Wahl. “Häh? Hast Du was gesagt?” “ neee, das war gestern”
von gekreuzigten Kaninchen im Vorgarten will ich nicht weiter reden...
Da ich ein harmoniebedürftiges (nicht nur in musikalischer Hinsicht) Wesen bin, fröhnte ich also der zweitliebsten Beschäftigung eines Gitarristen: der Recherche im Internet!
Therapieansätze
Erste Anlaufstelle war natürlich das Musiker-Board. Das Marketing impliziert: Hier werden Sie geholfen!
Wie ich jedoch feststellen musste, ist das Leiden wohl doch so peinlich, dass sich Betroffene bisher nicht getraut haben, öffentlich über das weit verbreitete Problem und seine Symptome zu berichten.
(meine Güte, wir leben im 21. Jahrhundert. Da kann man doch über alles sprechen - nur keine Scheu!).
Daher habe ich als erste Maßnahme eine Selbsthilfegruppe ins Leben gerufen
https://www.musiker-board.de/threads/der-fender-deluxe-reverb-user-thread.693107/
(„...hallo, ich bin der Rudolf und ich spiele seit 38 Tagen einen Fender BF”. Die Gruppe: „HALLO RUDI!“)
Konsequenterweise musste ich daher meinen Radius erweitern und machte mich, meinen virtuellen Elektrorollstuhl ganz aufgeladen, über den großen Teich.
In amerikanischen und asiatischen Foren wurde das Problem dann schon intensiver thematisiert.
Drei Behandlungsmethoden wurden von den dortigen Board-Platzhirschen mehrfach empfohlen.
- das Barber gain changer
- das gute alte Nobels ODR 1
- und das Greer Lighstspeed
Allen drei oben genannten gemein ist, dass auf dem Beipackzettel etwas von „harmonic“ oder „organic“ steht.
Weitere Recherche zu den Pedalen ergab dann: diese Bezeichnung weist darauf hin, dass der originale Klang des Verstärkers möglichst unverändert erhalten bleibt.
Das dann im Gegensatz zu färbenden Verzerrern, die dem Klang durch zusätzliche oder fehlende Frequenzen ihren eigenen Stempel aufdrücken.
Als Beispiel werden immer wieder Tube Screamer Schaltungen genannt. Die Gemeinde spricht in diesem Zusammenhang vom „Mittenhönk“ (Oli-Sprech!).
Wenn man ein derartiges Pedal hört, weiß man allerdings was gemeint ist.
Das klingt im Band-Kontext auch sehr gut, da die Mitten betont werden und gleichzeitig die Bässe reduziert.
So hört Dich auch der Mann an der Schiessbude, der Typ mit den dicken Saiten freut sich und man kollidiert nicht mit der Diva an der Sprechmuschel.
SVR hatte wohl zwei von den grünen auf dem Board und klang bekanntermaßen sehr geil.
Allerdings gab es auch noch keinen Greer Lightspeed... und ganz ehrlich? Der Rory hätte das wohl auch gut gebrauchen können.
Als Alternativtherapie wird empfohlen, einfach einen Booster oder die Boostfunktion eines beliebigen Zerrpedals oder gar Compressors zu nutzen, um den Amp „anzupusten“.
Ja, das klappt bestimmt... nur wird bei dieser Therapie die Vorstufe gekitzelt. Und das klingt bekanntermaßen anders als vor Anstrengung schwitzende Kolben in der Endstufe.
Mir erklärt das auch ansatzweise, warum manche Pedale für mich eben NICHT vor dem Deluxe funktionieren, jedoch mit dem Engl. Die Vor- und Endstufe des Engls sind wohl einfach besser aufeinander abgestimmt. Das mag daran liegen, dass moderne Hersteller auf dieses Detail achten, weil ein Mastervolumen integriert ist. Vielleicht liegt es auch am Mehrkanalkonzept. Da ich technisch erwiesenermaßen keine Leuchte bin (meine Frau holt den Elektriker, wenn eine Glühbirne durchgebrannt ist - “ja, Schatzi ich bin halt nicht perfekt aber ich kann doch toll kochen?”) lasse ich mich diesbezüglich gerne belehren.
Weitere Diagnostik zur Ermittlung des richtigen Heilungsansatzes
Die letzten zwei Wochen vernahm ich von meiner Frau (...der besten Ehefrau von allen) des öfteren die Frage: „seit wann hast Du denn Kopfhörer auf, wenn Du mit Deinem Ipad spielst? Oder hörst Du Musik?“
Hier muss ich gestehen, dass mir Änderungen meines Equipments meiner Familie gegenüber etwas unangenehm, fast peinlich sind. Nicht dass wir uns falsch verstehen, es geht dabei nicht um Geld oder gar Missbilligung ( den meisten Krams deale ich eh ohne dass es jemand bemerkt-nur zum Bewahren des häuslichen Friedens). Vielmehr habe ich selbst ein... wie soll ich sagen... eine Art schlechtes Gewissen. Ich gebe Geld für eigentlich unnötige Dinge aus. Für nur ein Pedal könnte man sehr gepflegt die Frau in ein vernünftiges Restaurant ausführen ...oder einen guten Bordeaux köpfen. Ausserdem geht für die Recherche nach dem Ton doch viel Zeit verloren. Zeit, die man zB zum Spielen mit dem Instrument verbringen könnte.
Als führende Fakultät dienen für derartige Recherchen natürlich die unzähligen Videos und Reviews bei YouTube (da! die stehen auch auf Röhren, richtig so!) bei denen man, vernünftige Aufnahmequalität vorausgesetzt, schon recht gut erkennen kann wohin die Reise geht.
Im Gegensatz zu Gitarren fällt die erste Auswahl auch wesentlich leichter, da der Klang einer Gitarre von schier unendlichen Faktoren abhängig ist. (ganz ehrlich... hier ist doch hoffentlich niemand unter uns, der eine Gitarre ausschließlich deswegen kauft, weil Schauspieler/Verkäufer/Gitarrist diese auf einem Kanal empfiehlt? Na ja... ausser der Gitarrist heisst Phil X. Dann vielleicht )
Dagegen ist der Charakter eines Pedals relativ einfach auszumachen. Sound Amp pur, Pedal an. An den Knöppen des Pedals gespielt...aha, so klingt das in etwa.
Als Beispiel verlinke ich hier 3 exemplarische Videos zu den drei empfohlenen Pedalen.
das Barber gain changer
https://m.youtube.com/watch?v=K17RmGOPEwU
das Nobels ODR 1 (der dröge Williams erklärt das ganz gut)
https://m.youtube.com/watch?v=XiblfiJsejM
und schließlich das Greer Lightspeed
https://m.youtube.com/watch?v=X-r4J8ckeJQ
Die Recherche im weltweiten Internetz gestaltet sich doch unerwartet diffizil, wenn man auf der Suche nach einer expliziten Anwendung ist.
In meinem Fall also: wie produziere ich den Klang eines aufgerissenen Fender 65 Deluxe Reverb bei geringeren Lautstärken.
Genutzt werden Single Coil bestückte Gitarren.
Idealerweise findet man Demos, die also mit einer Tele oder Stratocaster eingespielt wurden.
findet man eher nicht... aber was ist schon ein Ideal?
Ausschlaggebend war dann ein Video von Peter Honoré mit seiner gigantisch guten purple custom shop Tele. Bei sehr vielen Videos von Andertons kann man diese Telecaster bewundern... und... wenn man genau hinschaut, auch das Greer Lightspeed.
Der Captain und Chapman scherzen über das Lieblingspedal des Saitengourmets in vielen Videos.
Weiter recherchiert... Genau so möchte ich klingen. GAS will ich!
In welcher Klinik wird man nun am besten behandelt?
Sowohl Barber als auch Greer sind derzeit in den Staaten sehr angesagt.
Barber kennt man hier in good old germany vielleicht noch eher als Greer.
David Barber gilt in der amerikanischen Szene sogar als einer der günstigeren Boutique Hersteller.
Beides sind eher kleine Betriebe, die m.E. nicht über etablierte Vertriebspartner in unseren Gefilden verfügen.
Ich habe nur wenige Bezugsquellen gefunden; davon eine bei einem sehr gut sortiertem Gitarrenbauer in the netherlands.
Das macht die Teile natürlich verhältnismäßig teuer.
Das Nobels ist ursprünglich ein deutsches Produkt, ein Relikt des letzten Jahrhunderts. Ein geschätzter Musiker aus HH hat zwei davon (jetzt als Minis (edit: gestern hat er eines selbstlos an einen Texaner abgegeben)) auf dem Board und rockt damit seit Jahren jeden Abend äusserst geil die Meile.
Das ODR1 ist hier quasi überall zu bekommen.
Zu einem für das gebotene sehr günstigen Preis und mit einer recht ordentlichen Reputation.
Die Cracks in Nashville stehen wohl auch drauf.
Unboxing der neuen Prothese (wo ist der Waschzettel?)
Meine Wahl fiel, nicht zuletzt aufgrund der feinen Klänge von Peter Honoré, auf das Greer Lightspeed. Das Pedal von Barber war allerdings sehr nahe dran. Das Nobels habe ich schon sehr oft life gehört und das ist einfach und billig zu bekommen.
Das kann man zur Not auch einfach der Medikation zufügen, sollte das Lightspeed nicht anschlagen.
Bestellt habe ich bei einem Händler, der das Synonym ‘looper’ in der Firmenbezeichnung hat und selbst vom Paradies spricht. (Bezugsquellen gerne per PM).
Inkl. Versand 230,- Silberlinge.
Der Versand ging zügig und unkompliziert, da aus Deutschland versendet.
(der Bestellvorgang und Erhalt des Päckchens ist eine eigene Geschichte... nur soviel: ein musizierender Nachbar hat mir ausgeholfen)
Der rustikale Boutique-Charme entfaltet sich bereits, wenn man die Versandverpackung entfernt.
Das Pedal ist in einem kleinen Faltkarton verpackt. Stirnseitig mit einem Aufkleber versehen, der neben Hersteller auch handschriflich den Produktnahmen sowie die Seriennummer ausweist.
Mein erster Eindruck: jup, da hat sich jemand in der Garage Gedanken gemacht, es akribisch zusammengelötet und geschraubt und dann mit Stolz und Sorgfalt verpackt.
Sexy!
Das Pedal selbst ist dann nochmals in Schaumfolie verpackt.
Im Karton befinden sich zudem zwei Sticker (Greer Amps und Lightspeed), die ich stolz auf den Fender Koffer kleben werde.
(DAS wird mich als ausgesprochenen Ton-Gourmet ausweisen und der Respekt aller Mitmusiker ist mir damit unbedingt gewiss )
Ausserdem befindet sich ein ‘Plektrum ‘ aus Plexiglas in der Verpackung. Sehr hübsch aber wirklich nur als Deko zu gebrauchen.
(vielleicht mache ich einen hübschen Anhänger für meine Tochter (...die beste Tochter von allen) draus)
Das Pedal selbst ist dann eher von der robusteren Sorte.
Das Gehäuse zeigt sich unlackiert, der Boden ist nicht passgenau. Ebenfalls findet man keine Gummistopper, die das Pedal daran hindern zu rutschen.
Das kann man nachrüsten aber bei einem Pedal für fast 250,- Euro könnte das auch besser gehen.
Die Top-Platte ist graviert in blau/weiss lackiert und auf das Gehäuse aufgebracht. Daher ist das Pedal etwas höher als ein Gehäuse, auf dem direkt lackiert wird.
Batteriewechsel ebenfalls ‘old shool’, was bedeutet, dass der Boden aufgeschraubt werden muss. Das ist allerdings bei meinen anderen Pedalen auch der Fall. (Boutique-Standard? )
Geregelt wird durch drei Potis mit cremefarbenen Knöpfen. Diese haben einen metallischen Mittelpunkt / Kappe. Angezeigt wird die Einstellung des jeweiligen Potis mit einem gut erkennbaren schwarzen Punkt.
Die Potis laufen leicht aber mit angenehmem Widerstand.
Diese Potis regeln
- Loudness (entsprechend Vol bei anderen Pedalen)
- Drive (entsprechend Gain / Zerrgrad)
- Freq. (Tone)
Der obligatorische Fusstaster schaltet perfekt, ein Knacksen bei Betätigung ist nicht zu vernehmen.
Eine leuchtstarke blaue LED komplettiert dann die spartanische Ausstattung des Pedals.
Auf der (von vorne betrachteten) Rückseite befindet sich ein Standard 9V Anschluss. Rechts Eingang, links Ausgang.
Grundfläche 12x6,5
oben 11,8x6,2 (abgeschnittene Pyramide)
Höhe 4,3
mit Aufbauten 5,7
Gewicht 328g mit Batterie
(diese hat Spiel und sollte gegen Klappern mit etwas Schaumstoff gesichert werden)
Größenvergleich
Ich habe deutlich schwerere Effekte auf meinem Board.
Den rückseitigen Deckel abgeschraubt, zeigt sich auch, dass nicht viel drin ist.
Die Verarbeitung sieht für mich (...als Laie, der selbst schon einige wesentlich schlimmere Desaster zusammengeschraubt hat...) gut aus.
Die Komponenten machen auf mich einen wertigen Eindruck, die Buchsen sind am Gehäuse verschraubt und fassen die Klinke sehr gut.
Die Elektronik ist mit einem milchig durchsichtigen Kleber maskiert. Ich denke nicht, dass man hier etwas erkennen, kopieren oder gar reparieren kann.
Das ist dann wohl auch der Grund für die ‘lifetime warranty ‘!
Die Heilung und Genesung
Von den reinen Äußerlichkeiten des Pedals war ich einerseits angetan (das sieht extrem “boutique” aus), auf der anderen Seite, wenn schon nicht enttäuscht, so doch zumindest verwundert, dass ein so hochpreisiges Pedal nicht unbedingt in Verarbeitungsqualität eines Industrieproduktes geliefert wird.
Ich kann mich zB noch an die ersten Okko Diabolos erinnern. Jedes Pedal war handbemalt, keines wie das andere. Mit Charme und einfach klasse. Da stimmte neben dem Inhalt auch die äussere Erscheinung und man spürte Liebe zum Produkt; Sorgfalt und Stolz.
Oder wenn man es technischer mag, die Pedale von Baldringer - da steckt einfach mehr drin.
All diese Überlegungen wurden für mich jedoch irrelevant. Und zwar genau in dem Moment, als ich das erste mal das Gerät eingeschaltet hatte.
Fender DLRRI auf (soeben noch katzenfreundliche...) Vol 5.
Gleich der erste Akkord (so nen amerikanisches F mit ohne tiefes E und nicht gegriffenem kleinem e - weiss nicht wie der heißt, das ist aber mein Testakkord für neue Gitarren... druckvoll und komplex) auf der Tele, bridge, hat bei mir die Schweissproduktion umgehend und massivst angeregt.
Einige licks drauf gelegt... unglaublich, wie das klingt.
Pedal aus, Loudness so angepasst, dass die Lautstärke 1:1 mit der cleanen Lautstärke des Amps übereinstimmt.
Ebenso mit dem Regler Freq. verfahren.
Dann Zerrstufe mit drive einstellen (ca. 14:00 hat mir mit der Tele am besten gefallen) und Loudness nachregeln.
Das Ergebnis ist ohne Übertreibung atemberaubend!
Das ist 1:1 der pure Klang des Fender - ohne jegliche Verfärbung des Tons, alles in schön, nur oben und unten angenehm haarig.
Das klingt dann wie der DLRRI voll aufgerissen ohne Ohrenbluten. Sensationell!
(Nach anderthalb Stunden war ich dann auch klatschnass und wirklich erschöpft)
DAS klingt genau so, wie ich mir das gewünscht habe.
Der Heimbetrieb meines Fenders ist hiermit sahnig-geil gesichert.
Man braucht bei dieser Verwendung auch nichts mehr zu den Eigenheiten des Pedals anzumerken-da gibt es keine. Es klingt nämlich nicht, dafür macht es euphorisch, es trägt und motiviert.
...das Koks für den Amp sozusagen ;-)
1 Stunde Rekonvaleszenz
(hier konnte ich nicht anders, als meiner Begeisterung hier im Forum mit einem schnellen Beitrag kurz Ausdruck zu verleihen)
Immer noch aufgeregt bin ich dann nach 1 Std. Pause nochmals im Musikzimmer verschwunden.
Ich habe dann probiert, was mit dem Pedal noch machbar ist.
Drive runter, Loudness rauf - jup, wie zu erwarten, werden die Vorstufenkolben ordentlich gefüttert.
Ein ordentlicher Zerrschub mit Lautstärkegewinn.
Drive dazu weit auf: cremig, laut, nicht matschig, alle Frequenzen da.
Klingt nicht unangenehm aber für diese Anwendung habe ich das Pedal nicht angeschafft.
Also alles wieder zurück auf 12:00 und ein wenig mit Loudness und Drive gespielt.
Im Ergebnis ist dieses Pedal vor einem cleanen Amp nicht als Distortion Effekt zu verwenden.
Dafür fehlt einfach Übersteuerung und die dafür notwendigen kratzigen, bissigen Tonanteile sind nicht vorhanden.
Der Regelweg ist innerhalb der Anwendung einfach nicht dazu ausgelegt.
Das wiederum hat für mich den Vorteil, dass ich bisher nicht eine einzige Einstellung gefunden habe, die in irgendeiner Form unangenehm oder so gar nicht zu verwenden ist.
Im Umkehrschluss hatte ich nach nicht einmal zwei Minuten (bei einem mir völlig unbekannten Pedal) meinen sweet spot gefunden.
Wenn man mal mehr oder anders möchte, kann man das LS vor andere Zerrer packen und erhält (je nach Einstellung) eine seltsam wunderbare Auffrischung des Signals.
(unendliche Weiten... das Raumschiffs Telecaster... ach nee, das ist jetzt zuuu platt)
Wo mir der Zen vorher als zu dumpf und mittenbetont erschien (soll ja so sein... Santana, Dumble etc.), klingt das nun wesentlich brauchbarer und verträglicher mit dem Fender.
Den Klon kann man etwas entgiften, ohne dass zu viele der höheren Frequenzen flöten gehen.
Den Twin Tube hatte ich damit noch nicht zu fassen.
Insgesamt ist das Pedal, sowohl für sich alleine, als auch im Verband doch noch flexibler als gedacht.
Indikation
- klingt für mich sensationell mit Strat und Tele vor dem Fender
- erhält bei richtiger Einstellung den Ampsound gänsehautmässig gut
- auch fein zum Anblasen anderer Verzerrer
- sehr einfache Bedienung. Man findet quasi sofort eine passende Einstellung
- lifetime warranty (nicht für D aber nett, dass das angeboten wird)
- case candies
- robuster „Boutique-Charme“
Nebenwirkungen
- robuster „Boutique-Charme“
- schwierig zu bekommen
- relativ teuer
- Potis für mich etwas zu leichtgängig
- Verarbeitung qualitativ nicht Industriestandard
- Pedalboden ist blank und rutscht
- einerseits flexibel, andererseits muss man wissen, dass dieses Pedal nicht speziell ist. Also geringe Zerrreserven.
Das allerdings auch abhängig von der Vol.-Einstellung des Amps - man kommt nicht zum Spielen, weil man lange, begeisterte Reviews einfach schreiben muss
Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie bitte Ihre Frau oder den Pedaldealer
Fazit: seitdem ich mich (wieder seit meiner Jugend) mit der Gitarre beschäftige, gab es gefühlt alle 2-3 Jahre ein Pedal, das von der Community als DAS Soundwunder, die ultimative gain-machine über den roten Klee (boah, was nen Wortwitz) gelobt wurde.
Der Hermida Zendrive oder der Klon Zentaur seien hier exemplarisch genannt.
Fortführen kann man diese Aufzählung jedoch mit Leichtigkeit: Baldringer dual drive, Okko diabolo, Fulltone Fulldrive, neuerdings das Timmy, KOT... uswusf.
...und yes, da ist schon richtig geiler shit dabei...
Die meisten dieser Pedale starteten als Geheimtipps ihren Weg in den Olymp. Na ja... und irgendwann hatte die dann gefühlt jeder auf der Tretleiste
(obwohl die meisten User wohl eher das Besondere gesucht hatten, befand man sich [schwupps!] im Mainstream).
Im Gegensatz dazu empfinde ich das Greer Lightspeed (noch) nicht als gehypt.
Ebenso ist es nicht meine Intention, eine Welle loszutreten, nur weil ich eine für mich persönlich sehr überzeugende Lösung zur Umsetzung meiner klanglichen Vorstellung erzielen konnte.
Vielmehr hoffe ich, Mitmusikern mit ähnlichem Anspruch den entscheidenden Hinweis gegeben zu haben.
Das Pedal bleibt!
User @ksx54 weist in diesem https://www.musiker-board.de/threads/ersatz-fuer-mooer-hustle-drive-fulltone-ocd-nachbau.693115/#post-8793572 thread darauf hin, dass das Pedal wohl recht simpel aufgebaut ist und daher total überteuert. Ausserdem kann man das ja wohl auch selbst zusammenlöten.
Nun... ich denke, mit ein wenig technischem Verständnis ist das mit Sicherheit möglich (sonst gäbe es ja keine Klon Pedale (Achtung: nochmal Wortwitz!) für ein 1/4 des Preises vom Original.
Ich habe allerdings nicht einmal den Statistikschein geschafft, geschweige denn ein Studium der Elektrotechnik abgeschlossen.
Zum Preis: ich kann also nicht löten, bin froh, dass ich gefunden habe, was ich suche (und zwar zu 100%), und ich habe keine Alternative zur Hand. Der Zerrer ist hierzulande relativ unbekannt und damit selten. Allerdings findet man mit nur etwas Recherche durchaus positives. Rustikal-boutique-flair inklusive. Bei einem etwaigen Verkauf werde ich nicht viel Verlust machen - Also ist das Pedal für mich preiswert. Es ist seinen Preis für mich wert.
Trotzdem hier für die DIY Hexer mit ihren elektronischen Zauberstäben, die Platinen
http://effectslayouts.blogspot.com/2019/04/greer-amps-lightspeed.html
- Eigenschaft
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