Meine Frage war eher als Provokation gedacht. Sorry, aber ich bin eine andere Generation. Ich habe *nie* verstanden warum jemand das tut. Ich gehe in einen Film, und denke, ok, oder, nicht ok. Und damit ist fertig. Es läge mir fern, mich zuhause an den Compuster zu setzen, im besagten Film "rumzuschneiden" und dann meinen Sermon dazu abzulassen.
Ich bin leider old-school. Das geistige Eigentum liegt bei den Filmemachern, und die sollten mein Eintrittsgeld bekommen. Warum jetzt Youtube & Co unanständig viel Geld damit verdienen sollen, dass andere zeigen "warum es ohne Musik so gut funktioniert" kann *ich* leider nicht verstehen.
Wenn Du Filme so handhabst, ist das völlig in Ordnung. Großartig anders mache ich das selbst bei Filmen (oder anderen audiovisuellen Medien, wie es so schön in Artikel 13 steht) auch nicht.
Das was ich beschrieben habe ist aber nichts anderes, als eine kritische Auseinandersetzung mit Kunst. Es werden einzelne Szenen aus dem Werk gezeigt, um deutlich zu machen, worum es geht und Beispiele zu liefern. Das hat absolut nichts damit zu tun, dem Filmemacher das Eintrittsgeld streitig zu machen, denn es ist ja weder der ganze Film zu sehen, noch steht der Film selbst im Mittelpunkt des Videos. Noch dazu ist es in der Regel sinnvoll, den Film ohnehin schon zu kennen, das heißt der Urheber hat seinen Teil schon abgesahnt.
Die kritische Auseinandersetzung jedenfalls unterstützt andere schaffende in dem was sie tun. Wenn ich jetzt Musik mache hilft es mir ja auch, wenn ich das was ich von anderen gut finde tiefgreifender betrachte, als "Joa, find ich ganz gut.". Zu verstehen, warum dinge so wirken wie sie wirken ist das wahrscheinlich nützlichste Werkzeug, dass man beim schaffen von Kunst haben kann und um dieses Wissen zu erlangen finde ich es durchaus legitim, sich anderer Leute Sichtweise anzugucken. Im Umkehrschluss ist also auch das Teilen seiner eigenen Meinungen und Analysen etwas, dass meiner Meinung nach eine größere Daseinsberechtigung hat als viele andere Medien.
Es sei allerdings nochmal betont, dass es auch ziemlich egal ist, was du und ich vom Wert solcher Werke halten. Es verstößt nicht gegen gültiges Recht und wird zu unrecht zensiert, wenn ein überempfindlicher Upload-Filter eingesetzt wird.
Wer's philosophischer mag: was wäre wenn man bei YouKrams, Facegedöns einfach den Stecker zöge? Ich bin geneigt zu glauben: gar nüss! Das Licht ginge nicht aus, die Sonne nicht unter, ein paar Unterbeschäftigte, was weiss ich wie sie alle heissen Influencer, blogger etc. wären vielleicht mal genötigt raus an die frische Luft zu gehen und mal das wirkliche Leben anzusehen.
Sowohl Angestellte der Netzwerke, als auch diejenigen, die sie mit Inhalt versorgen werden Arbeitslos ohne gegen irgendein Gesetz oder eine Vereinbarung verstoßen zu haben. Wenn Du das gut findest, ist das deine Sache, aber rechtens ist das nicht. Dazu sei auch noch gesagt, dass bei minimaler Auseinandersetzung mit den Plattformen auffällt, dass es sich bei diesen Menschen nicht ausschließlich um Leute handelt, die ihr Geld mit ihren Urlaubsfotos verdienen, sondern durchaus um Leute, die viel Zeit und Arbeit in ihren Beruf stecken. Diesen Menschen ihr Einkommen nicht zuzugestehen ist nichts anderes als Musikern zu sagen, sie sollen sich doch einen richtigen Job suchen.
Man könnte auch sagen, dass ein Video Blogger der seine Reisen dokumentiert durchaus mehr vom wirklichen Leben mitkriegt, als ich, der hier seine acht Stunden am Tag im Büro sitzt.
Kein Mensch (im Sinne von der Menschheit, Gesellschaft, wegen notwendig) muss fremdes kopieren und verzieren. All das was wir den Asiaten im Bereich Elektronik, Schuhe etc. übrigens seit langem als Übel vorwerfen. Noch weniger muss ein Dritter dadurch reich werden. Nein, muss nicht. Wer sich kreativ betätigen will, darf gerne eigenes, neues komponieren, schaffen etc. Das ist natürlich ungleich aufwändiger und schwieriger. Wer Schafffen will muss Können.
Wenn jemand einen Film in voller Länge auf YouTube hochlädt und ihn mit einem Wasserzeichen versieht, oder spiegelt, oder was sie nicht alles machen, um die bisherigen Filter auszutricksen, dann ist das vergleichbar mit einem Adidas Schuh mit vier Streifen oder einer Rolex aus lackiertem Plastik und gehört verboten (ist es auch). Wenn ein Forschungsinstitut die Sohle eines Schuhs mit chemischer Analyse verschickt, hat das nichts mit Diebstahl oder Fälschung zu tun, auch wenn ein Teil des Schuhs dabei ist.
Zu "Wer schaffen will muss können" hab ich ja oben schon was gesagt.
Klappt bei den Großen (YT, FB, auch SC) bisher eigentlich ganz gut. Mir wurde schon etliches gesperrt und über das angebotene Einspruchsformular mit ausreichender Begründung immer wieder freigeschaltet. Das wird sich jetzt auch nicht ändern.
Meinst du nicht, dass sich das Prozedere etwas ändern könnte, wenn plötzlich ein großer Teil der Vollzeit-Youtuber bei zwei Videos in der Woche drum bitten muss, dass sein Video doch bitte erlaubt werden soll? Wenn der Betreiber der Seite allein haftbar ist, kommt da ja für eine endgültige Prüfung ein Angestellter in Frage. Oder eben ein Paar tausend mehr.