Pie-314
Moderator E-Gitarren
Warum dieses Modell?
Dass ich ein Durch-und-Durch Les Paul Spieler bin, ist ja wahrscheinlich für keinen Leser hier im Musiker-Board mehr eine Überraschung. Diese Gitarren liegen mir einfach am besten.
Und ein Vivian Campbell Signature Modell rennt bei mir ja sowieso alle offenen Türen ein. Schließlich ist das einer der Musiker, die mich zu dem Gedanken bewegt haben, "Das will ich auch machen".
Für die, die mit dem Namen wider Erwarten nichts anfangen können, Vivian Campbell war der erste Gitarrist bei DIO und damit für 80er Jahre Heavy Metal einer der stilbildenden Gitarristen. Es folgte eine (recht kurze) Episode bei Whitesnake, bevor Campbell dann 1992 für den verstorbenen Steve Clark bei Def Leppard einstieg. Alle diese drei Bands haben in den 80ern Alben veröffentlicht, die zu meinen persönlichen All Time Favourites zählen, und Vivian Campbell hat bei allen dreien mitgewirkt.
Kann das noch Zufall sein?
Es geht hier nicht nur um ein hervorragendes Instrument, das ich gerne in der Zukunft auf der Bühne verwenden möchte, sondern auch um ein Sammlerstück.
Von dieser Gitarre wurden genau 300 Stück hergestellt, und davon wiederum existieren lediglich 50 Stück, die von Vivian Campbell persönlich signiert wurden.
Gegenstand dieses Reviews ist die #26 von 50, die ich in den Niederlanden bei Remco von RJV Guitars erstanden habe.
Sie ist bereits die zweite Gitarre, die ich dort erstanden habe, auch meine 2013er Les Paul Signature T damals hatte ich von dort.
Beide Gitarren kamen perfekt verpackt, absolut makellos und intakt hier an. Ich kann den Laden wirklich empfehlen.
Aber zurück zur Gitarre:
Natürlich sprach mich aber nicht nur der Name des Instrumentes an, sondern auch die Optik. Wenn mir eine Gitarre optisch nicht gefällt, habe ich auch gar keine Lust, sie in die Hand zu nehmen.
Das ist doch bei den meisten hier der Fall.
Und diese Gitarre zeichnet sich durch eine ganz besondere Farbgebung aus, Campbell spricht von "Antrim Basalt Burst" und hat als Vorgaben für das Design festgelegt, dass auch die Metall Parts (Tuner, Pickups, Brücke, Tailpiece) in matter, satinierter Optik verbaut werden. Optisch sehr sehr stimmig, ein dezentes Understatement!
Der erste Eindruck
Als ich die Gitarre aus dem Versandkarton holte, fiel mir zuerst der Koffer auf, der deutlich besser verarbeitet zu sein scheint als die meiner Gibson USA Gitarren.
Okay, die haben auch schon ein paar Jahre Live Betrieb auf dem Buckel, und gerade beim Auf- und Abbau geht es ja nicht immer sorgsam zu, so dass diese beiden Cases schon ein paar Narben aufweisen.
Beim Öffnen des Koffers verströmte sofort wieder der bekannte Vanille Geruch, nach dem ich schon fast süchtig bin.
Ich stieß auf ein wenig Case Candy: Darin enthalten waren:
- die Checkliste der Qualitätskontrolle,
- ein Austauschdeckel für das Toggle Fach in Schwarz, wohl falls man die Abdeckung mit dem Gibson Custom Shop Logo nicht verwenden möchte,
- ein Pickguard, das zur Basalt Optik passt und Grau / Schwarz gemustert ist
- sowie ein schwarzes Lederbüchlein, das außen die Unterschrift von Vivian Campbell eingeprägt zeigt. Öffnet man es, erwartet einen ein Foto von Campbell mit der Gitarre, das Certificate of Authenticity und eine Widmung.
Die Gitarre kommt mit 010 - 052er Saiten und ist vom Hals und der Saitenlage top auf diese Saitenstärke eingestellt.
Die nähere Betrachtung
Was mich wirklich verwundert, ist das Feature des "Satin Feel" Halses. Deutlich smoother gleitet die linke Hand beim Spielen über den Hals, alles fühlt sich glatt und sanft an.
Ich hoffe, man kann das auf dem Foto erahnen:
Die Halsstärke wird als "Slim-to-Medium 1970s C-Shape" bezeichnet, und bringt doch deutlich mehr Fleisch mit, als ich das von meinen beiden USA Standards mit Slim Taper Hals gewohnt bin.
Zum Glück fällt die Umstellung nach nur kurzer Eingewöhnungszeit sehr leicht.
Die Gitarre bringt ohne irgendein Weight Relief 4.205 Gramm auf meine Wage und fühlt sich damit angenehm an, wenn man sie umhängt.
Der Hals besteht aus fünf Teilen und bringt einen Long Neck Tenon mit.
Leider kann man die beiden Streifen zwischen dem dunklen in der Mitte und denn hellgrauen am Rand auf dem Foto bestenfalls erahnen.
Die satinierte Hardware habe ich bereits oben erwähnt, hier noch ein paar Detailfotos dazu:
Ungewohnt für mich das Fehlen der Pickupschaltungen, die die modernen Gibson USA Gitarren mitbringen. Also keine Push / Pull Potis, dafür ein DiMarzio Super 3 am Hals und ein DiMarzio Super Distortion am Steg, und die liefern ein sattes Brett.
Überhaupt wartet die Gitarre mit einem Sustain auf, das ich von meinen Gibson USA Standards so auch nicht gewohnt bin. Wirklich ein Unterschied, und dabei war ich doch mit denen schon so zufrieden...
Die Potis laufen sehr glatt und konstant, und das bin ich ebenfalls nicht gewohnt - völlig geräuschlos!
Sowas geht also auch? Gibson USA, da könnt Ihr Euch noch verbessern, wie es scheint.
Ein bisschen kauzig finde ich die drei schwarzen Top Hat Potiknöpfe auf dem Hals PU Regler und den beiden Tone Potis, sowie einem schwarzen Speedknob auf dem Bridge Volume Regler.
Mein innerer Monk zuckte kurz mit den Fingern, um die drei Top Hats ebenfalls gegen Speedknobs auszutauschen, aber andererseits ist das ein von Mr. Campbell persönlich designtes Feature für seine Signature Gitarre, also bleibt es auch beim Pie so.
Zur verbauten Hardware
Leider hat diese Gitarre nicht, wie ich bisher gewohnt war, Locking Tuner drauf. Es sind zwar ebenfalls Grover Tuner verbaut, die auch sehr schon sahnig laufen, aber die Möglichkeit, die Saite einklemmen zu können und damit ein restliches Spiel der Saite beim Aufziehen zu vermeiden, war bisher schon immer recht angenehm. Naja, heute Abend gibt es neue Saiten für die Vivian Campbell Les Paul, mal sehen, wie groß der Unterschied wirklich ist.
Und die Kidney Form mag ich eigentlich gar nicht, ich stehe auf die Keystone Tuner. Sollte ich die tatsächlich irgendwo als Locking Version und in diesem Satin Finish herbekommen (was ich für nicht ganz trivial halte), dann würde ich da glatt einen Austausch andenken. Aber jetzt geht es wirklich gerade in den Bereich der persönlichen Befindlichkeiten...
Der Sattel besteht aus einem Material, das bei Gibson als Corian angegeben ist. Hier ist tatsächlich der erste Kritikpunkt für mich an der Gitarre zu finden!
Remco von RJV Guitars hat schönerweise vor dem Versand die Saiten gelockert gehabt, und beim ersten Stimmen gab es doch glatt an der G-Saite das bekannte "Pling", und die Saite war zu hoch.
Gestern Abend vor dem ersten umfangreichen Test des Instrumentes dann das selbe nochmal.
Hätte dieser Sattel also noch etwas besser gefeilt werden können?
Egal, da gehe ich gerne selbst ran.
Die Gurtpins werde ich noch gegen die neuen Schaller S-Locks austauschen. Damit fühle ich mich dann doch sicherer, wenn ich mit einem so besonderen Instrument auf die Bühne gehe.
Als Bünde gibt Mr. Campbell an, extra große Jumbo Frets verbauen lassen zu haben. Die gleiten superglatt und fühlen sich nicht zu ungewohnt für mich an im direkten Vergleich zu den Medium Bünden der Gibson USA Standards.
Insgesamt ein sehr, sehr, sehr angenehmes Spielgefühl, welches dieses Instrument hier bietet.
Und: Es gibt Fret Nibs!
Zur Optik der Gitarre
Lasst Bilder sprechen:
Hier der Link auf meine Bildergalerie zur Gibson Les Paul Custom Vivian Campbell
Infos zur Gitarre aus dem Netz
Im Anhang findet Ihr ein Datenblatt zur Gibson Les Paul Custom Vivian Campbell.
Ein Video von Gibson.com, in dem Mr. Campbell etwas über sein Signature Modell erzählt:
Ein weiteres Video von Wildwood Guitars, in dem gut herauskommt, dass die Gitarre einfach für Rock gemacht wurde:
Bloß mit dem 60ies Slim Taper Neck am Anfang hat er sich doch ein wenig geirrt.
tl;dr bzw. Fazit
Tja, wie es aussieht, habe ich doch ein neues Hauptinstrument für die Bühne. Ja, trotz Originalautogramm auf der Gitarre möchte ich sie nicht in der heimischen Vitrine verstauben lassen.
Ich möchte, dass man ihre Stimme auch hören kann!
Dass es zu meiner bisher so heißgeliebten 2014er Les Paul Standard Plus noch so viel Luft nach oben offen ist, hätte ich dann auch nicht erwartet. Mal sehen, was die nächsten Auftritte so bringen, mit welcher ich mich wirklich wohler fühle, wenn diese gerade vorherrschende Honeymoon Phase vorbei ist.
Hier der Link auf meine Bildergalerie zur Gibson Les Paul Custom Vivian Campbell
Ich freue mich nun auf Eure Kommentare, und sollte mein Review bei Euch Fragen offen gelassen haben, bin ich dafür natürlich jederzeit offen.
Ich habe bestimmt wieder den einen oder anderen interessanten Aspekt im Review vergessen, wie ich mich so kenne.
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