Hallo,
habe etwas länger nachdenken müssen, was ich euch schreibe...
Es liegt wohl einzig und allein daran, dass ich noch etwas zu naiv und kindlich bin. Ich verschließe die Augen, weil ich das Erwachsenwerden wohl nicht ertragen kann.
Wenn ich die Augen aufmache, sehe ich überall nur Krieg zwischen Menschen. Auch in meiner direkten Umgebung. Wille gegen Wille.
Ich habe dem immer schon sehr hilflos gegenüber gestanden. Besonders schwer wird es, wenn die anderen in psychologischer Kriegsführung sehr gut sind und genau wissen, welche Knöpfe sie drücken müssen bzw. man schon genau weiß oder zumindest den Eindruck hat, dass mit dem andere nicht gut Kirschen essen ist, wenn er nicht bekommt, was er möchte. Demgegenüber schon dreimal hilflos.
Ich habe mir überlegt, dass ich zukünftig sehr viel Zeit damit verbringen sollte, mir solche Bücher reinzuziehen, wo es um Rhetorik geht usw. Denn mit Menschen, die darin richtig gut sind und das auch entgegen meiner früheren Einschätzung völlig bewusst tun, um an ihr Ziel zu gelangen, geht es mir irgendwie ziemlich mies. Allerdings kommt man wohl auch generell nicht sehr weit, wenn man mit Menschen rumhängt, die so sind wie ich und keine Ahnung davon haben und denken, die anderen wollen mir nur gut und ich brauche keine wirksamen Schutzmechanismen und keine Kriegsstrategien.
Nun bin ich ja schon mal so weit, dass ich mich darin weiterbilden möchte. Damit bin ich, denke ich, auf dem richtigen Weg. Die Einsamkeitsgefühle sind wohl normal, aber es ist wohl besser so man ist einsam und gut versorgt als einsam und arm
Ich glaube das könnte mehr Spaß machen, wenn man auch mal austeilen könnte und die Knöpfe der anderen drückt, damit die auch mal zu schlucken haben
Vielleicht liegt es daran, dass man ja immer schön freundlich sein soll, um Beziehungen knüpfen zu können und dass ich es damit zu sehr übertreibe. Dann bin ich ausgeliefert bei denen, denen (nur?!) an meinen Ressourcen gelegen ist. Wundern muss ich mich eigentlich nicht, wenn dann jemand eingeschnappt ist, wenn ich nein sage und nicht springe wie die Person es nun wünscht. Aber genau aufgrund dieser Extremreaktionen bin ich ja meistens so, dass ich mich nicht traue, mich abzugrenzen. Kontaktabbruch ist schon eine extreme Maßnahme, oder nicht?
Es wäre ja auch noch weniger schlimm, würde es sich um Bekannte handeln. Manche vermisst man dann ja nicht mal so wirklich. Innerhalb der Familie find' ich es schon sehr schwierig, da somit ja auch die Beziehung zu meinem Partner darunter leidet. Das heißt, er steht ja voll hinter mir, aber die Frau nutzt die emotionale Bindung schamlos aus, um zu kriegen was sie will.
War bei uns halt auch immer so, dass meistens die Familie mit dabei war bei Auftritten. Das war halt immer schon so. Und auf Verständnis braucht man nicht zu hoffen, wenn man das eigentlich nicht mehr so möchte.
Nein, nicht wenn es um deine Musik geht und um deine Auftritte. Rede mit ihm und erkläre ihm was dich genau stört und was du nicht mehr haben möchtest. Er sollte dich da schon unterstützen, schließlich lebt er ja mit dir und nicht mit seiner Familie.................. o....d...er?
Wenn die Familie nicht loslassen will, wird das ziemlich schwierig. Und wenn keine Einsicht da ist, sowieso. Mein Partner versucht schon seit einiger Zeit, sich abzugrenzen und das nicht mehr so zuzulassen. Aber es ist ein schmaler Grat. Offensichtlich war's seiner Mutter jetzt zu blöd und jetzt kommt die Keule. Sie ist halt wie ein kleines Kind, den Willen nicht gekriegt, beleidigt...so...
Da kannst nix machen. Falls sie sich doch wieder melden sollte, dann nur mit dem Vorwurf, warum wir uns nicht melden. Das ist echt anstrengend.
Das waren immer die Moment in meinem Leben, wo ich erkannt habe, dass ich von gewissen Menschen abstand nehmen muss.... um selber nicht unterzugehen.
Ja, das ist wohl auch richtig so. Ich frage mich allerdings seit längerer Zeit, ob es überhaupt noch andere Menschen gibt. Hier im Umgang gibt es auch bei jedem Treffen immer irgendwie Stress.
Arschbacken zusammenkneifen und den Leuten sagen was du denkst. Nicht darauf warten, dass andere (Dein Mann) das tun
Da hast du ja auch Recht. Mir war das immer so suspekt. Wenn ich mich quasi zwischen meine Schwiegermutter und ihren Sohn stelle (was ja eigentlich normal ist, mehr oder weniger), dann sorgt sie dafür, dass wir uns nicht mehr verstehen. Also treibt einen Keil zwischen uns oder so.
Abwägen und entscheiden was DIR wichtig bzw. am wichtigsten ist. Und das dann wirklich konsequent durchziehen. Ist in der Praxis leider nicht so leicht wie es sich anhört …
Ja, leider. Wenn man das Gefühl hat, dann alleine gelassen zu werden, wenn man sich durchsetzt... Oder ist dieses Gefühl und diese Angst dabei normal?
@fko56
Ja, da fehlen mir leider total die Ideen. Und von wegen Versicherung usw. Davon lässt sich dieses Kaliber ganz sicher nicht abhalten. Oft genug gibt es ja nicht mal einen Backstage-Bereich. Schön wäre es ja, die Familie könnte einem ein wenig Halt und Sicherheit geben, eben genau wegen denen, die auch selber nur ran wollen und denen du herzlich egal bist. Aber dort gibt es im Grunde nichts anderes. Liegt sicher auch daran, dass sie mich nicht als Respektsperson ansehen. Gibt es Menschen, die vor so gut wie nichts Respekt haben?
@DerZauberer
Natürlich versuche ich Geld zu verdienen mit den Auftritten. Und Autogrammkarten kann sich ja jeder drucken lassen. Da liegt das Problem, es wird nicht anerkannt, dass das "mein" oder "unser" Bereich ist. Man versucht davon zu profitieren. Wie z. B. damit, dass mein Schwager dann mal auf die Idee kam, er macht Gigs und mein Mann wird quasi zum Begleiter degradiert und macht die Technik. Da schwillt mir der Kamm. Wenn sie woanders singen und Geld verdienen, viel Spaß damit. Aber sie wildern in "meinem" Revier herum. Schaffen sie das nicht, wird sich offensichtlich einfach nicht mehr gemeldet. Daher ja auch das Nein an die Schwiegermutter, da ich mir sicher bin, wieder einen ähnlichen Hintergrund vorzufinden. Reden kann man aber nicht darüber, sollte man nicht, denn dann merken sie, dass man Lunte gerochen hat, wiegeln alles aber "ach, das ist doch nicht wahr" um mich doch breitzuschlagen und am Ende ist es dann doch so, wie ich's dachte, nur mit dem Unterschied, dass sie wieder bekommen haben, was sie wollten und ich wieder die Dumme bin. Ziemlich übel das. Also hier geht auch um das sog. Gaslighting, was einen echt irre machen kann und man selber oft gar nicht mehr weiß, was jetzt eigentlich Sache ist. Das ist wohl in der Tat ein spezielles Problem.
Das "Problem" der stolzen Familie im Publikum, die dann auch noch überall herumerzählen "Sie singt", nervt mich auch, aber gehört wohl noch zu den geringeren Übeln.
Das Unverständnis der Familie ist auch ziemlich problematisch. Was ist es eigentlich, dass sie nicht verstehen können, wenn man versucht, Geld mit Auftritten zu verdienen? Da hat man sich auch schon mal anhören müssen: "Du singst ja überhaupt nicht für uns" oder dass ihnen das eine oder andere Lied nicht gefallen hat.
@Primut
Also Stichwort Gewaltfreie Kommunikation. Ein Feld, was auch bearbeitet werden muss. Also Rhetorik, Kommunikation, das muss bei mir alles bewusster werden. Möchte damit in Zukunft viel Zeit verbringen, damit ich alles bewusster angehen kann: z. B. gehört da auch nur dazu irgendwo einen Auftritt zu absolvieren. Was mache ich (bewusst) in der Zeit vor und nach dem Auftritt, also zwischenmenschlich. Ich bin da viel zu passiv und ja, andere haben bei mir ein riesen Platzangebot, sich breit zu machen. Damit ziehe ich dann wohl auch gerade die Menschen an, die sich generell breit machen und es gar nicht verknusen können, wenn jemand anderes auch noch ein Leben hat. Man hat dann ein Umfeld, was gar nicht mit meiner Abgrenzung umgehen kann. Da werden dann Augenbrauen hochgezogen usw. Also durch subtile Verhaltensweisen oft deutlich gemacht: "Was hat sie denn wieder für'n Spleen?" oder so. Ob es wirklich nur daran liegt, dass ich das leider nicht ruhig vortragen kann, sondern an einem gewissen Punkt dann auch eben aggressiv bin...
Im Falle meiner Schwiegermutter hat meine Mann es mit gewaltfreier Kommunikation versucht, aber das hilft da irgendwie auch nicht weiter.
@nolash
Nicht ganz so gut. Aber wenn jemand dann sehr gut aussieht, dann ist das ja nicht mehr so wichtig. Auch ein gutes Beispiel, was du da bringst. Da habe ich noch viel zu lernen. Und schwierig, wenn die anderen nicht auf den Mund gefallen sind, du ihnen rhetorisch nicht das Wasser reichen kannst. Am Ende findet das Publikum das noch interessant und unterhaltsam. Vielleicht liegt's auch an den Auftritten. Werden die richtigen Lieder gedudelt ist dem Publikum doch egal, wer da vorne steht?!
@HD600
Ja, das bringt auch wahrscheinlich in diesem Falle nichts. Höchstens dass ich am Ende vielleicht noch von der Bühne geschoben werde, grade das möchte ich ja verzweifelt verhindern
Hier liegt wohl der Hase im Pfeffer, dass das Verhältnis irgendwie oberflächlich ist oder sich zumindest so anfühlt. Um weiterzukommen würden manche dich locker die Kellertreppe runterschubsen, und das auch noch ohne schlechtes Gewissen. Bei dem einen ist dies stärker bei dem anderen weniger stark ausgeprägt, aber vertrauen tu' ich da sicherlich niemandem. Traurig eigentlich
Z. B. eine langjährige Bekannte/Freundin (auch Musikerin) mies und schlecht machen, nur um selber zum Zuge zu kommen.
@stoffl.s
Allianzen bilden wird erfolgreich verhindert. Und wo soll man auch, wenn sie doch irgendwie alle so ticken? Teile und herrsche. Klappt echt ganz gut. Heißt letztlich, wer dir im Wege steht, den lasse so ausschauen, dass ihn keiner mehr ernst nimmt oder setze ihm so zu, dass er wieder einbricht. Sich ändern ist wirklich schwer für solche Menschen. Denn sie haben ja überhaupt keinen Vorteil davon. Hören sie auf mit der Überrumpelungsnummer, separieren sich die anderen und sie gehen leer aus. Jemand der vorher immer alles bekommen hat, was er wollte, kann sich doch gar nicht ändern? Hier das beste Beispiel: Ich sage nein, und schon wird sich nicht mehr gemeldet. Hätte ich jetzt wieder ja sagen sollen, damit sie in ihrer vielleicht mehr oder weniger angestrebten Verhaltensänderung nicht wieder verschreckt wird? Das würde ja auch wieder niemals aufhören... Bei meinem Partner habe ich schon Rückhalt. Das war nie anders, aber er hat eben auch immer irgendwie versucht, das Verhältnis zu seinen Leuten irgendwie zu halten. Und da wurde immer viel erwartet von der Mutter.
@Slidmaster Dee
Nein, du trittst mir überhaupt nicht zu nahe. Es stimmt ja, was du schreibst. Es ist einfach alles nicht so wie es sein sollte. Und ich bin ja auch Teil des Spiels. Die anderen merken das halt nicht, was sie anderen damit antun. Die Mutter braucht ihre Ressourcen, auf die sie zugreifen kann. Das erstreckt sich offenbar ja auch auf die Kinder, auch wenn sie jetzt schon erwachsen sind. Sie sieht das eben so, dass sie da Anrechte drauf hat. Da kannste aber nix machen, wenn sie ja so überzeugt davon ist. Und wie oben geschrieben hat sie ja überhaupt nichts davon, Ressourcen aufzugeben. Es geht viel um Machtansprüche usw.
Oft kriegt man von solchen Menschen zu hören: Du hast es ja zu nix gebracht, also was hast du zu melden? Gar nichts. Ich weiß es besser usw. Die Grenze wird dann wohl beliebig verschoben. Also wann du es zu etwas gebracht und was zu melden hast, das bestimmen immer sie. Und in ihren Augen hast du's wahrscheinlich auch zu nichts gebracht, wenn du Bundeskanzler bist. Oder sie finden dann einen anderen Grund, um Macht über dich auszuüben.
Irgendwie geht es im Leben doch viel darum: wer bestimmt? wer entscheidet?
Und es geht doch nur darum, dass jemand an den Ressourcen, die wir dabei sind uns endlich zu schaffen, beteiligt sein möchte und darüber auch zu einem Stück verfügen möchte. Um nichts anderes geht es, das ist das, was ich denke.
Es ist schwierig, denn irgendwie ist es ja normal: Geben und Nehmen. Wenn mir jemand mehr oder weniger "aus freien Stücken" etwas gibt oder einen Gefallen tut, im Gegenzug dann darauf pocht, etwas bestimmtes von mir zu bekommen. Ich weiß nicht, ob das so in Ordnung ist. Und wenn die Gegenseite bei allem so selbstsicher ist und dich als Ungeheuer darstellt, weil du das nicht machst, dann glaubst du's ja auch selber irgendwann.
Kann ich meinen eigenen Gefühlen trauen, wenn der andere selbstsicher darstellt, dass das alles Quatsch ist... Es geht doch ziemlich tief.
Ich denke da z. B. auch an Amy Winehouse, die immer von ihrem Vater geliebt werden wollte. Der hat sich aber nur in ihrer Berühmtheit gesonnt. Sie wollte einen Urlaub u. a. mit ihm zusammen verbringen, Familie, ausspannen, sonst nichts. Er hat die Presse informiert und es nur ausgenutzt, um wichtig zu sein und Aufmerksamkeit zu bekommen.
Ich versuche natürlich herauszufinden, was vielleicht auch ganz normal ist und womit ich mich wohl einfach abfinden muss. Denn ich merke schon, dass ich irgendwelchen Idealvorstellungen hinterherjage, die wohl niemals so eintreffen werden. Und dann interessiert mich schon, wie Unterstützung überhaupt aussieht. Vermittlung von Billigauftritten, nur damit die Familie dabeisein kann und schlimmstenfalls später daraus noch Ansprüche stellen kann auf Mitbestimmung im Verein, ist wohl eher nicht, auch wenn es erst mal so aussieht.
Irgendwie habe ich wohl ein Problem damit, wie soziale Beziehungen überhaupt aussehen (sollten?). Vielleicht geht es ja nur um: Ich gebe dir und dann musst du mir dafür geben, was ich will. Oder so. Und ich bin falsch und habe es nicht richtig kapiert?!
Es ist ziemlich verwirrend für mich. Genau das wird meine Baustelle sein: Soziale Beziehungen gestalten lernen.
Und es hat mich sehr interessiert, wie das bei euch so aussieht. Ob ich die einzige mit diesem Problem bin. Und natürlich Tipps, wie man das in den Griff kriegen kann.
Und dann gibt es ja auch noch den Unterschied: Musik machen und Star sein wollen, die beide nicht zwangsläufig miteinander zu tun haben müssen. Denn darum geht es in der Familie: Star sein wollen, wichtig sein. Und damit komme ich nicht so zurecht. Bis zu einem gewissen Punkt muss man das so durchmachen, weil dich sonst keiner bucht und du kein Geld verdienst. Verdienst du kein Geld mit der Musik, musst du was anderes machen, hast dann aber weder Zeit noch Energie für die Musik. Ein Konflikt, dem ich auch noch nicht beigekommen bin.
Aber das Star sein wollen ist in unserer Gesellschaft ja ubiquitär und dass Menschen dafür wirklich alles tun würden, der eine mehr, der andere weniger. Es geht gar nicht um Inhalte. Oder ist sowieso nur wieder Idealismus von mir?
LG