Hallo Iwan, hallo liebe Leute,
ich stolpere über diesen Thread, weil ich gerade ähnliche Überlegungen habe wie
@crazy-iwan. Nur unplanmäßig bin ich schon weiter fortgeschritten. Mein Knirps wird im November drei und trommelt auf allem herum. Aus Töpfen, Bongos und Glockenspiel baut er ein Drumset um sich herum auf. Zu Weihnachten wollte ich kleine Rahmentrommeln zur klanglichen Erweiterung besorgen, doch gestern fiel mir zufällig für 20€ ein passables und stimmbares Kinderdrumset in die Hände gefallen. Das kann ich nicht noch ein oder zwei Jahre zurückhalten, zumal unsere fünfjährige es auch spielen wollen wird, was andere aber auch ähnliche Fragen aufwirft.
allerdings frage ich mich, ob man in dem Alter nicht mit kleinen Trommeln anfangen soll, oder wie man sowas angeht.
Ich schreibe natürlich nicht von eigenen Erfahrungen mit kleinen Kindern am Drumset. Beruflich (ich bin Förderschullehrer) trommele ich aber viel mit Schülern von sechs bis 18 Jahren, die häufig erste Erfahrungen mit Trommeln oder am heißbegehrten Drumset machen und oft motorisch, kognitiv und emotional auf einem ähnlichen Entwicklungsstand sind wie Drei- bis Fünfjährige. Da fahre ich ganz gut mit einer Mischung aus Vormachen, experimentieren/improvisieren lassen, Techniken zeigen, Zusammenspiel, spielerisches Call & Response. Zu Hause mit den Kindern läuft es ähnlich, aber noch “zwangloser“ (Zwang ist eigentlich das falsche Wort). Wenn die Kinder aufnahmebereit sind sind sie wirklich wie Schwämme. Schon mehrfach habe ich erlebt, dass Schüler plötzlich Rhythmen getrommelt haben, die ich ihnen eigentlich nicht zugetraut hatte. Am besten war es meist, wenn jemand einen Rhythmus in einem Tempo gut spielen konnte. Da sind Anfänger oft noch nicht so flexibel, auch weil das nötige Zuhören und Einstellen auf die anderen noch garnicht beherrscht wird. Also gebe ich einen Teil der Führung ab und steige ein, unterstütze durch Mitspielen und kleine Details. Wenn das eine Weile läuft, beginnen die Lernenden oft, auch auf die anderen und den Gesamtklang zu achten. Das ist eine ziemlich komplexe Wahrnehmungsleistung. Das motorische Bedienen von Instrumenten ist diesbezüglich noch anspruchsvoller als das Mitsingen von Liedern.
Mit meinen Kindern gehe ich es ohne Druck an. Ich spiele selbst öfter Musik, dann wollen sie meistens eh mitmachen. Oder ich spiele mit, wenn sie gerade üben und es zu wild wird. Musikalische Früherziehung und Musikgarten hatten sie schon. Sie musizieren total gerne, die Früherziehung war ihnen nach einiger Zeit aber zu gelenkt. Jammen, zu Musik tanzen, eigene Texte singen, ohne dass jemand sagt, wie es genau laufen soll, lässt sie ein recht “natürliches“ Verhältnis zur Musik entwickeln. Auf der anderen Seite machen sie ja eh alles nach, was ihnen gefällt und lernen beiläufig.
Als “Samenkorn“ für die Rhythmusentwicklung am Schlagzeug werde ich den gleichmäßigen Wechsel von Basedrum und Snare vormachen (vielfach bewährt und beliebig erweiterbar). Irgendwann machen die Kinder das schon nach, und bis dahin wird beim Lieder singen halt bei jeder Silbe auf eine Trommel geschlagen oder es gibt Freejazz.
Eigentlich halte ich die Rahmentrommeln oder andere Handtrommeln, die möglichst auch schön klingen, für eine ganz gute Möglichkeit, Kinder ans Trommeln heranzuführen. Vielleicht führt ein komplettes Drumset zu Überforderung, ich glaube abei eigentlich viel mehr, dass die Fußmaschine, wenn sie zu den zwei Händen zu viel ist, beim Spielen einfach vergessen wird. Und irgendwann, nachdem sie mehrfach entdeckt wurde, bauen die Kids sie von selbst ein. Und natürlich werden sie immer staunend und begeistert zusehen, wenn Könner trommeln. Und das so nachahmen, wie es halt klappt. Wollen sie irgendwann Unterricht, sollen sie ihn bekommen. Vielleicht spielen sie dann ja schon ein paar Grundrhythmen
.
Die Frage ist da, ob es einen Wiedererkennungswert gibt. Seine Kinderlieder haben keine deutlichen Percussion-Elemente drin, da läuft alles über den Gesang
Hört er denn nur Kinderlieder, oder auch die Musik seiner Eltern? Bei uns ist die Playlist ausgewogen, da legen wir Wert drauf. Vorgestern haben unsere Kids rhytmisch und tight wie noch nie zur extrem funkigen neuen Parcels-CD getanzt. Die wird wohl häufiger zur unauffälligen Rhythmusschulung dienen, zumal der Genussfaktor auch stimmt.
Und es gibt auch ein paar gute Kinderlieder-CDs mit ordentlich Percussion. Bei Bedarf PN, damit es nicht zu OT wird.
Soweit meine paar Gedanken zum Thema. Ich glaube, sofern nicht ausdrücklich ein Drumset gewünscht wird, ist es ziemlich egal, worauf die Kinder trommeln. Sie haben ja Phantasie und trommeln sogar in der Luft. Schöner Klang erhält natürlich die Freude länger aufrecht, weshalb ich beim Kauf darauf achten würde.
Am wichtigsten ist, denke ich, dass man Anteil nimmt und mitmacht, wenn's erlaubt wird.