4enima
Registrierter Benutzer
Da momentan ja doch öfter die Frage aufkommt, wie denn die Erfahrungen mit Modeling-Amps in Verbindung mit Bass sind, habe ich mich dazu durch gerungen hier ein Review zum Kemper Profiling Amp zu verfassen.
Ich denke im Großen und Ganzen lässt sich das auch alles auf die anderen Modeling-Amps auf dem Markt umlegen. In Summe eher eine Geschmacksfrage für welches System man sich letztendlich entscheidet.
Nichtsdestotrotz fangen wir mal mit dem Grundsätzlichen zum Kemper an:
Der Kemper im Vergleich zu sonstigen Modeling-Amps
Kleine Unterscheidung vorab. Der Kemper ist streng genommen kein Modeling-Amp. Bei Modeling-Amps wird der Sound verschiedener Vorbilder digital nachgebaut … ich sag einfach mal vom Entwickler “programmiert” oder eben modeliert.
Beim Kemper-Profiling-Amp hingegen, wird ein vorhandenen Amp mit seinen aktuellen Einstellungen, sowie Speaker inkl. Mikro analysiert und versucht Sound sowie Dynamik 1zu1 wiederzugeben. Dieses Profiling kann jeder Kemper und somit kann man vorhandene Amps, Overdrives oder z.B. den Studiosound bei Albumproduktion profilen und speichern. Durch das Profile kann man seinen Studio-Sound 1zu1 auf die Bühne bringen und für immer konservieren. Amp-Einstellungen aufschreiben, Mikrofon vor dem Speaker ausrichten und dem Sound von der letzten Recording-Session nachjagen entfällt damit komplett.
Eine “vollständige” Kopie von einem Amp ist der Kemper streng genommen aber auch nicht. Man kann die Amp-”Profiles” natürlich in viele Richtungen verbiegen und bearbeiten, allerdings reagiert das Profile dann nicht genauso wie der original Amp selbst. Je mehr man am Profil nach bearbeitet, um so mehr entfernt man sich ggf. vom original Sound. Daher werden oft mehrere Profile mit unterschiedlichen Amp-Einstellungen angefertigt um das komplette Spektrum des Amps abzudecken, wenn das gewünscht ist.
Ich würde mal behaupten, dass das Thema beim Bass nicht ganz so kritisch ist. Unter Umständen ist bei den Gitaieros ja schon der Sweetspot zerstört, wenn der Gainregler um 1mm verdreht wird diese Esoteriker
Amp-Vielfalt
Hier kommen wir zu einer Stärke des Kempers. Statt einem Amp hat man nun tausende. Es gibt vom Hersteller Kemper selbst viele Profiles, die in namhaften Studios produziert wurden, sowie eine Rig-Exchange auf der jeder Kemper-Nutzer seine Profile mit der Allgemeinheit teilen kann - alles kostenlos.
Darüber Hinaus gibt es auch noch Kauf-Profile. Diese haben dann aber nichts mit dem Hersteller zutun, sondern sind oft aus anderen Tonstudios oder von Heimanwendern, die sich ihren Aufwand entlohnen lassen wollen.
Gerade durch die Rig-Exchange kommt man an so einige an Amp-Sounds, die man sonst vermutlich nie gespielt hätte. Vom 3000€ Studio-Röhren-Preamp, 1978er Ampeg, HiWatt, ect. ist echt vieles in der Exchange zu finden. Bei anderen Modeling-Amps hat man hier oft nur ein paar vorgegebene Amps und mit denen muss man leben - allerdings muss ich auch sagen, dass im Normalfall auch da für jeden was passendes zu finden ist.
Natürlich gibt es in dieser Exchange auch genauso viel Ausschuss - wenn jemand sein Harley Benton Overdrive Pedal profiled und hochlädt, ist das Ding da halt auch zu finden - obs gut klingt oder nicht. Auch bei den Gitarren-Stacks macht die Mikrofonierung beim Erstellen der Profiles viel aus. Dementsprechend "schlecht" klingen viele User-Profiles. Daher sollte man sich am Anfang an die Hersteller-Profiles halten oder gezielt nach einem Amp suchen, dessen Grundsound man anstrebt und über die Kemper-Eigenen Parameter in die gewünschte Richtung formt. Sonst kann man am Anfang durch die Menge an Auswahl doch schnell die Übersicht verlieren.
Als kleiner Tipp - in vielen Fällen erreicht man auch durch das Kombinieren eines User-Profiles mit einem Speaker aus einem “Studio”Profile die gewünschte Qualität - zumindest bei den Gitarren Profiles.
Beim Bass habe ich für mich persönlich festgestellt, dass ich die meisten Amp-Sounds zu 80% ohne jegliche Boxen-Simulation bevorzuge. Der Sound ist klarer & schneidiger, weniger mulmig. Ich arbeite dann eher mit Low- & High-Cut nach, aber das ist reine Geschmackssache.
Okay, “Amp” haben wir, was gibts noch?
Effekte bzw. Stomps gibts genügend und durch kostenlose Updates wird auch stetig erweitert. Aktuell gibt es z.B. 7 Overdrive/Fuzz Stomps, die beim nächsten Update erweitert werden sollen. Bei letzten großen Update gab es z.B. eine vielzahl neuer Delay-Sounds.
Vermisst hab ich bisher nichts, vom Chorus, Oktaver, Wah, Rotary, ect gibts eigentlich alles was das Herz begehrt und der gemeine Bassist vielleicht sogar noch nie gehört hat. Die Qualität der Effekte ist durchweg super und durch viele Parameter auch sehr gezielt einstellbar.
Die Signalkette an sich, ist recht simpel aufgebaut und man hat die Wahl zwischen 2 Routings:
Einmal alles in Reihe:
hier lassen sich 4 Stomps vor und 4 Stomps nach dem “Profile” (also dem Amp mit Speaker) schalten.
Und “Parallel-Path”:
hier gibt es eine DI-Spur mit 2 Stomps und die reguläre Amp-Spur abzgl. der 2 Stomps die in die DI-Spur gewandert sind. Am Ende läuft beides Zusammen und lässt sich im Verhältnis regeln.
Die 2te Variante wurde extra für Bassisten nachgereicht, damit man sich das Fundament aus dem cleanen DI-Signal erhalten kann. Zusätzlich findet man aber auch in fast jedem Stomp und im “Amp” die Möglichkeit, den Effektanteil zu regeln.
Hier kommt aber auch einer der wenigen Nachteile des Kempers zu tragen - er beherrscht kein Bi-Amping oder mehrere komplexe Routings. Also es kann immer nur ein “Profile” wiedergegeben werden. Hier sind AXE, Helix usw. im Vorteil. Man kann dort mehrere Amps im Routing platzieren und mischen. Aber im Alltag ließen sich eigentlich fast alle Soundvorstellungen auch über den “Parallel-Path” umsetzen.
Der Kemper hat zusätzlich auch noch Send+Return Anschlüsse, über die sich externe Effekte einbinden und in der Signalkette auf jeden freien Stomp-Platz schieben lassen.
Ausgänge lassen sich Flexibel routen und z.B. ein fertiges Stereo-Signal ausgeben, zusätzlich das Amp-Signal ohne “Boxen-Simulation” um es an eine bestehende Bassbox anzuschließen und zusätzlich nochmal das reine DI-Signal - auch hier eigentlich keine Wünsche offen.
(hier mal die Rückseite mit allen Anschlüssen)
Zum Fernsteuern ist theoretisch jeder Midi-Controller möglich. Ich hab mich für einen gebrauchten Behringer FCB1010 mit Uno4Kemper-Chip entschieden. Am komfortabelsten funktioniert es über die Kemper-eigene (teure) Remote.
Sich den “perfekten” Sound bauen
Ja, das kann man mit den Modeling-Amps sehr gut. Man hat so umfangreiche Einstellungen, die so kein klassischer Amp bieten kann.
Wenn man beim Kemper die Amp-Parameter zur “Umformungen” des Original-Amps mal für sich entdeckt hat, geht die Spielerei erst richtig los Man kann dem Sound z.B. Gainstufen entlocken, die mit dem Original nie möglich wären. Über Definition lässt sich ein mulmiger Amp auf direkt+crisp trimmen und umgekehrt. Röhrensättigung, Färbung, es lässt sich sehr viel rumbasteln - muss aber nicht. Als Ausgangssound dient immer der profiled original Amp. Ob das Ergebnis am Schluss noch viel damit gemein hat, sei mal dahin gestellt. Das ist auch ein großer Vorteil im Gegensatz zu anderen Modeling-Amps - dort ist man auf vorprogrammierten Amps der Hersteller angewiesen. Hier kann man theoretisch an jedem Amp rumbasteln.
Wer hier großen Wert auf das Thema legt, sollte sich vor allem den AXE mal genauer anschauen. Hier hat man noch mehr Möglichkeiten & Parameter zum “Basteln” und auch einen umfangreichen Software-Editor, der dem Kemper zumindest von offizieller Seite fehlt.
Vor und Nachteile im Bezug zu anderen Modeling-Amps
Vielleicht ist der ein oder andere jetzt schon vom digitalen Amp überzeugt, aber muss es der Kemper sein?
Das muss jeder für sich selbst entscheiden, die anderen Modeling-Amps haben wie der Kemper einige Stärken & Schwächen, ich kann euch mal grob zusammenfassen, was sich mir bei damaliger Recherche so an Unterschieden herauskristallisiert hat:
AXE-FX hat mit Abstand die meiste Rechenpower und umfangreichsten Routing und Effekt-Möglichkeiten. Wer jeden Parameter ins Detail ausarbeiten will und komplexe Routings mit mehreren Amp-Sounds fährt, wird sich mit dem AXE im Paradies befinden.
Das ist meiner Meinung nach aber auch seine Schwäche - ohne Laptop/PC ist es müßig an den Sounds zu schrauben und alle Parameter kontrollieren. Er ist nach wie vor der teuerste Modeling-Amp und ständig neue Versionen erinnern mich persönlich an die Modell-Schlachten im Smartphone-Markt.
Kemper hat mit dem Profilen von Amps nach wie vor ein Alleinstellungsmerkmal. z.B. das Konservieren eines Studiosounds zum Aufnahmetag kann so noch keiner. Zum anderen macht Kemper keine Anstalten neue Hardware auf den Markt zu schmeißen, sondern arbeitet ständig an neuen Updates um seinen Profiler mit weiteren Features auszustatten. Zum anderen ist die Bedienung nach kurzer eingewöhnung sehr einfach und intuitiv.
Allerding ist man hier im Gegensatz zu den Mitbewerbern auf simples Routing und einen Ampsound (gleichzeitig) beschränkt.
Helix ist der günstige der ausgewachsenen Modeling-Amps und ist für mich eine abgespeckte Version des AXE. Ich durfte Ihn schon mehrfach anspielen und kann absolut nichts negatives über den Sound berichten. Die Einstellungen und Routings sind mehr als ausreichend, aber nicht ganz so komplex. Daher gut zu handhaben und das ganze Handling/Feel ist super
Das Einzige, dass man ihm vorwerfen kann, wäre ein fehlendes Alleinstellungsmerkmal. Am Anfang war auch die Auswahl an BassAmps noch sehr bescheiden, inzwischen hat sich das aber auch gebessert, wie ich gehört habe.
Mich hat letztendlich der Kemper mit dem Profiling überzeugt. Ich will gar nicht Stunde um Stunde in den einzelnen Parametern abtauchen, sondern mich hat dann eher die Vielfalt überzeugt.
Ich konnte mein vorhandenes Equipment profilen und hab zusätzlich noch eine vielzahl neuer geiler Amps. Durch Verkauf von altem Equipment konnte ich auch einen Großteil des Kempers gegenfinanzieren. Neues G.A.S. ist im Amp/Effekt-Bereich jetzt erstmal ausgemerzt. Beim Kauf von einem AXE juckt es bei Erscheinung der nächsten Version in 1-2 Jahren vermutlich direkt wieder in den Fingern
Die “Box” zum Modeling“Amp”
Den Kemper gibt es natürlich inkl. Endstufe zu kaufen, ich habe mich allerdings für die Version ohne entschieden. Deshalb habe ich mir anfangs noch eine Synq 1k0 Endstufe ins Rack geschraubt um auch normale oder fremde passive Bassboxen zu befeuern.
Nach dem ich mich mit meinem Kemper eingelebt habe, war das Spielen über meine bestehende Bassbox bzw. Bass-Amp nicht die perfekte Lösung. Es funktioniert natürlich ohne Probleme - einfach die Speaker-Simulation deaktivieren und über die Endstufe oder den Effekt-Return eines bestehenden Amps (und so nur die Endstufe davon nutzen) in eine Bassbox zu gehen. Aber den Sound der Bassbox hatte man dann doch jedem “Profile” aufgedrückt. Also sollte eine neutrale Box her, die den Sound nicht färbt, sodass man egal ob zuhause vor dem Rechner, im Proberaum oder beim Gig, einen identischen Sound hat.
Hier kommt bei den meisten Modeling-Amps der Begriff “FRFR” zu tragen, was im Endeffekt aber auch nur ein neuer Marketing-Begriff für eine meist aktive PA-Box ist und eben den Sound unverfälscht wiedergeben soll.
Nach ausführlichem Vortest im MusicStore, war recht schnell klar, dass eine 15” PA-Box am besten zum Bass-Setup passt. 10/12” Speaker tun ihren Dienst auch und auf der Bühne kam ich mit kleineren Monitoren bisher auch klar. Doch im Direktvergleich vorort, hat sich deutlich gezeigt, dass untenrum einiges fehlt - hatte ich so nicht erwartet. Selbst im Vergleich mit der teuren QSC K12 war ein günstiger 15Zöller einfach bassiger/voluminöser. Über die “Detail-Auflösung” wollen wir hier natürlich nicht sprechen, aber einige Frequenzen hat man klar vermisst.
Im Endeffekt wurde es die hier im Forum auch schon oft empfohlene EV ZLX15p, die sich gegen alle anderen Mitbewerber durchgesetzt hat. Wenn genaueres interessiert -> KLICK
So habe ich nun mit Kemper & ZLX15 ein Stack, das sowohl für Gitarre als auch Bass funktioniert und im Notfall lassen sich auch alle anderen Instrumente bzw. die komplette Band darüber abfeuern. Eine ZLX15 steht im Proberaum, eine weitere im Hobbykeller. So hab ich im Notfall auch ne vollwertige PA für den einen oder anderen Gig parat.
Die Synq-Endstufe habe ich nach einem Jahr nicht benutzen auch wieder verkauft. Bisher gab es in den Locations immer ausreichend Monitorboxen oder ich hab eine 18kg “leichte” ZLX mitgeschleppt. Auf normale Bassboxen war ich gar nicht mehr angewiesen.
Ein Traum für Inear-Setups und den Mann hinter dem Mischpult
Überall den selben Sound - egal wo, vor allem auf und von der Bühne. Kein Speaker der aufwändig mikrofoniert werden muss. Endlich auch mal seinen geilen Ampsound über die PA schicken und nicht nur mit “DI”-Signal abgespeist werden.
Manche Techniker waren anfangs skeptisch, wenn alles nur aus den grünen Kästen kommt (unsere ganze Saiten-Fraktion spielt inzwischen über Kemper), aber nach dem Gig gab es meistens Lob, wie unkompliziert alles ist.
Gerade für den Bühnensound ist es z.B. super hilfreich über den Kemper ein LowCut einprogrammieren zu können, damit gar keine Dröhnfrequenzen im Bass entstehen. Einfach die Tiefmitten wieder etwas geboostet und man hat einen guten Abend ;-)
Da Inear in unserer Band immer wieder ein Thema ist und unser Drummer sowie Sänger eh schon nutzen, bot es sich an, den “Studio”Sound auch direkt in die Ohrmuschel zu schicken. Kemper an die Inear-Funke und fertig ist der Sound. Ich habe mir zu diesem Zweck das LD Systems MEI1000 gegönnt, bei dem man 2 Signale zusammen blenden kann. So lass ich mir zusätzlich zum Kemper-Sound noch einmal den Mainmix vom Mischpult geben und regele das Verhältnis selbst. Kein eigenes Mischpult oder ähnliches nötig und unabhängig von äußeren Einflüssen.
Auch sonst lässt sich der Kemper live sehr schnell und intuitiv bedienen. Das Display ist jetzt nicht unbedingt sexy, aber es funktioniert. Man kommt sehr schnell zu den EQs für die einzelnen Ausgänge um den Sound an die Räumlichkeiten anzupassen oder mal kurz Effekte & Parameter zu ändern. Bei den Mitbewerbern finde ich das ohne PC alles etwas fummelig.
(Das Display, hier hängt der Kemper der Konkurrenz etwas hinterher)
Fazit bzw. die Punkte die mich zusammenfassend zum Kemper bzw. Modeling-Amp gebracht haben
Das hab ich so in etwa schon in einem anderen Beitrag geschrieben, aber in Summe sind es die folgenden Punkte:
PS: die Katze ist auch überzeugt
Joa… irgendwie hab ich jetzt soviel geschrieben, dass ich den Faden wieder verloren hab. Wenn es Fragen gibt oder ich auf irgendwas genauer eingehen soll, einfach schreiben. Hoffe ich konnte dem einen oder anderen weiterhelfen.
Ich denke im Großen und Ganzen lässt sich das auch alles auf die anderen Modeling-Amps auf dem Markt umlegen. In Summe eher eine Geschmacksfrage für welches System man sich letztendlich entscheidet.
Nichtsdestotrotz fangen wir mal mit dem Grundsätzlichen zum Kemper an:
Der Kemper im Vergleich zu sonstigen Modeling-Amps
Kleine Unterscheidung vorab. Der Kemper ist streng genommen kein Modeling-Amp. Bei Modeling-Amps wird der Sound verschiedener Vorbilder digital nachgebaut … ich sag einfach mal vom Entwickler “programmiert” oder eben modeliert.
Beim Kemper-Profiling-Amp hingegen, wird ein vorhandenen Amp mit seinen aktuellen Einstellungen, sowie Speaker inkl. Mikro analysiert und versucht Sound sowie Dynamik 1zu1 wiederzugeben. Dieses Profiling kann jeder Kemper und somit kann man vorhandene Amps, Overdrives oder z.B. den Studiosound bei Albumproduktion profilen und speichern. Durch das Profile kann man seinen Studio-Sound 1zu1 auf die Bühne bringen und für immer konservieren. Amp-Einstellungen aufschreiben, Mikrofon vor dem Speaker ausrichten und dem Sound von der letzten Recording-Session nachjagen entfällt damit komplett.
Eine “vollständige” Kopie von einem Amp ist der Kemper streng genommen aber auch nicht. Man kann die Amp-”Profiles” natürlich in viele Richtungen verbiegen und bearbeiten, allerdings reagiert das Profile dann nicht genauso wie der original Amp selbst. Je mehr man am Profil nach bearbeitet, um so mehr entfernt man sich ggf. vom original Sound. Daher werden oft mehrere Profile mit unterschiedlichen Amp-Einstellungen angefertigt um das komplette Spektrum des Amps abzudecken, wenn das gewünscht ist.
Ich würde mal behaupten, dass das Thema beim Bass nicht ganz so kritisch ist. Unter Umständen ist bei den Gitaieros ja schon der Sweetspot zerstört, wenn der Gainregler um 1mm verdreht wird diese Esoteriker
Amp-Vielfalt
Hier kommen wir zu einer Stärke des Kempers. Statt einem Amp hat man nun tausende. Es gibt vom Hersteller Kemper selbst viele Profiles, die in namhaften Studios produziert wurden, sowie eine Rig-Exchange auf der jeder Kemper-Nutzer seine Profile mit der Allgemeinheit teilen kann - alles kostenlos.
Darüber Hinaus gibt es auch noch Kauf-Profile. Diese haben dann aber nichts mit dem Hersteller zutun, sondern sind oft aus anderen Tonstudios oder von Heimanwendern, die sich ihren Aufwand entlohnen lassen wollen.
Gerade durch die Rig-Exchange kommt man an so einige an Amp-Sounds, die man sonst vermutlich nie gespielt hätte. Vom 3000€ Studio-Röhren-Preamp, 1978er Ampeg, HiWatt, ect. ist echt vieles in der Exchange zu finden. Bei anderen Modeling-Amps hat man hier oft nur ein paar vorgegebene Amps und mit denen muss man leben - allerdings muss ich auch sagen, dass im Normalfall auch da für jeden was passendes zu finden ist.
Natürlich gibt es in dieser Exchange auch genauso viel Ausschuss - wenn jemand sein Harley Benton Overdrive Pedal profiled und hochlädt, ist das Ding da halt auch zu finden - obs gut klingt oder nicht. Auch bei den Gitarren-Stacks macht die Mikrofonierung beim Erstellen der Profiles viel aus. Dementsprechend "schlecht" klingen viele User-Profiles. Daher sollte man sich am Anfang an die Hersteller-Profiles halten oder gezielt nach einem Amp suchen, dessen Grundsound man anstrebt und über die Kemper-Eigenen Parameter in die gewünschte Richtung formt. Sonst kann man am Anfang durch die Menge an Auswahl doch schnell die Übersicht verlieren.
Als kleiner Tipp - in vielen Fällen erreicht man auch durch das Kombinieren eines User-Profiles mit einem Speaker aus einem “Studio”Profile die gewünschte Qualität - zumindest bei den Gitarren Profiles.
Beim Bass habe ich für mich persönlich festgestellt, dass ich die meisten Amp-Sounds zu 80% ohne jegliche Boxen-Simulation bevorzuge. Der Sound ist klarer & schneidiger, weniger mulmig. Ich arbeite dann eher mit Low- & High-Cut nach, aber das ist reine Geschmackssache.
Okay, “Amp” haben wir, was gibts noch?
Effekte bzw. Stomps gibts genügend und durch kostenlose Updates wird auch stetig erweitert. Aktuell gibt es z.B. 7 Overdrive/Fuzz Stomps, die beim nächsten Update erweitert werden sollen. Bei letzten großen Update gab es z.B. eine vielzahl neuer Delay-Sounds.
Vermisst hab ich bisher nichts, vom Chorus, Oktaver, Wah, Rotary, ect gibts eigentlich alles was das Herz begehrt und der gemeine Bassist vielleicht sogar noch nie gehört hat. Die Qualität der Effekte ist durchweg super und durch viele Parameter auch sehr gezielt einstellbar.
Die Signalkette an sich, ist recht simpel aufgebaut und man hat die Wahl zwischen 2 Routings:
Einmal alles in Reihe:
hier lassen sich 4 Stomps vor und 4 Stomps nach dem “Profile” (also dem Amp mit Speaker) schalten.
Und “Parallel-Path”:
hier gibt es eine DI-Spur mit 2 Stomps und die reguläre Amp-Spur abzgl. der 2 Stomps die in die DI-Spur gewandert sind. Am Ende läuft beides Zusammen und lässt sich im Verhältnis regeln.
Die 2te Variante wurde extra für Bassisten nachgereicht, damit man sich das Fundament aus dem cleanen DI-Signal erhalten kann. Zusätzlich findet man aber auch in fast jedem Stomp und im “Amp” die Möglichkeit, den Effektanteil zu regeln.
Hier kommt aber auch einer der wenigen Nachteile des Kempers zu tragen - er beherrscht kein Bi-Amping oder mehrere komplexe Routings. Also es kann immer nur ein “Profile” wiedergegeben werden. Hier sind AXE, Helix usw. im Vorteil. Man kann dort mehrere Amps im Routing platzieren und mischen. Aber im Alltag ließen sich eigentlich fast alle Soundvorstellungen auch über den “Parallel-Path” umsetzen.
Der Kemper hat zusätzlich auch noch Send+Return Anschlüsse, über die sich externe Effekte einbinden und in der Signalkette auf jeden freien Stomp-Platz schieben lassen.
Ausgänge lassen sich Flexibel routen und z.B. ein fertiges Stereo-Signal ausgeben, zusätzlich das Amp-Signal ohne “Boxen-Simulation” um es an eine bestehende Bassbox anzuschließen und zusätzlich nochmal das reine DI-Signal - auch hier eigentlich keine Wünsche offen.
(hier mal die Rückseite mit allen Anschlüssen)
Zum Fernsteuern ist theoretisch jeder Midi-Controller möglich. Ich hab mich für einen gebrauchten Behringer FCB1010 mit Uno4Kemper-Chip entschieden. Am komfortabelsten funktioniert es über die Kemper-eigene (teure) Remote.
Sich den “perfekten” Sound bauen
Ja, das kann man mit den Modeling-Amps sehr gut. Man hat so umfangreiche Einstellungen, die so kein klassischer Amp bieten kann.
Wenn man beim Kemper die Amp-Parameter zur “Umformungen” des Original-Amps mal für sich entdeckt hat, geht die Spielerei erst richtig los Man kann dem Sound z.B. Gainstufen entlocken, die mit dem Original nie möglich wären. Über Definition lässt sich ein mulmiger Amp auf direkt+crisp trimmen und umgekehrt. Röhrensättigung, Färbung, es lässt sich sehr viel rumbasteln - muss aber nicht. Als Ausgangssound dient immer der profiled original Amp. Ob das Ergebnis am Schluss noch viel damit gemein hat, sei mal dahin gestellt. Das ist auch ein großer Vorteil im Gegensatz zu anderen Modeling-Amps - dort ist man auf vorprogrammierten Amps der Hersteller angewiesen. Hier kann man theoretisch an jedem Amp rumbasteln.
Wer hier großen Wert auf das Thema legt, sollte sich vor allem den AXE mal genauer anschauen. Hier hat man noch mehr Möglichkeiten & Parameter zum “Basteln” und auch einen umfangreichen Software-Editor, der dem Kemper zumindest von offizieller Seite fehlt.
Vor und Nachteile im Bezug zu anderen Modeling-Amps
Vielleicht ist der ein oder andere jetzt schon vom digitalen Amp überzeugt, aber muss es der Kemper sein?
Das muss jeder für sich selbst entscheiden, die anderen Modeling-Amps haben wie der Kemper einige Stärken & Schwächen, ich kann euch mal grob zusammenfassen, was sich mir bei damaliger Recherche so an Unterschieden herauskristallisiert hat:
AXE-FX hat mit Abstand die meiste Rechenpower und umfangreichsten Routing und Effekt-Möglichkeiten. Wer jeden Parameter ins Detail ausarbeiten will und komplexe Routings mit mehreren Amp-Sounds fährt, wird sich mit dem AXE im Paradies befinden.
Das ist meiner Meinung nach aber auch seine Schwäche - ohne Laptop/PC ist es müßig an den Sounds zu schrauben und alle Parameter kontrollieren. Er ist nach wie vor der teuerste Modeling-Amp und ständig neue Versionen erinnern mich persönlich an die Modell-Schlachten im Smartphone-Markt.
Kemper hat mit dem Profilen von Amps nach wie vor ein Alleinstellungsmerkmal. z.B. das Konservieren eines Studiosounds zum Aufnahmetag kann so noch keiner. Zum anderen macht Kemper keine Anstalten neue Hardware auf den Markt zu schmeißen, sondern arbeitet ständig an neuen Updates um seinen Profiler mit weiteren Features auszustatten. Zum anderen ist die Bedienung nach kurzer eingewöhnung sehr einfach und intuitiv.
Allerding ist man hier im Gegensatz zu den Mitbewerbern auf simples Routing und einen Ampsound (gleichzeitig) beschränkt.
Helix ist der günstige der ausgewachsenen Modeling-Amps und ist für mich eine abgespeckte Version des AXE. Ich durfte Ihn schon mehrfach anspielen und kann absolut nichts negatives über den Sound berichten. Die Einstellungen und Routings sind mehr als ausreichend, aber nicht ganz so komplex. Daher gut zu handhaben und das ganze Handling/Feel ist super
Das Einzige, dass man ihm vorwerfen kann, wäre ein fehlendes Alleinstellungsmerkmal. Am Anfang war auch die Auswahl an BassAmps noch sehr bescheiden, inzwischen hat sich das aber auch gebessert, wie ich gehört habe.
Mich hat letztendlich der Kemper mit dem Profiling überzeugt. Ich will gar nicht Stunde um Stunde in den einzelnen Parametern abtauchen, sondern mich hat dann eher die Vielfalt überzeugt.
Ich konnte mein vorhandenes Equipment profilen und hab zusätzlich noch eine vielzahl neuer geiler Amps. Durch Verkauf von altem Equipment konnte ich auch einen Großteil des Kempers gegenfinanzieren. Neues G.A.S. ist im Amp/Effekt-Bereich jetzt erstmal ausgemerzt. Beim Kauf von einem AXE juckt es bei Erscheinung der nächsten Version in 1-2 Jahren vermutlich direkt wieder in den Fingern
Die “Box” zum Modeling“Amp”
Den Kemper gibt es natürlich inkl. Endstufe zu kaufen, ich habe mich allerdings für die Version ohne entschieden. Deshalb habe ich mir anfangs noch eine Synq 1k0 Endstufe ins Rack geschraubt um auch normale oder fremde passive Bassboxen zu befeuern.
Nach dem ich mich mit meinem Kemper eingelebt habe, war das Spielen über meine bestehende Bassbox bzw. Bass-Amp nicht die perfekte Lösung. Es funktioniert natürlich ohne Probleme - einfach die Speaker-Simulation deaktivieren und über die Endstufe oder den Effekt-Return eines bestehenden Amps (und so nur die Endstufe davon nutzen) in eine Bassbox zu gehen. Aber den Sound der Bassbox hatte man dann doch jedem “Profile” aufgedrückt. Also sollte eine neutrale Box her, die den Sound nicht färbt, sodass man egal ob zuhause vor dem Rechner, im Proberaum oder beim Gig, einen identischen Sound hat.
Hier kommt bei den meisten Modeling-Amps der Begriff “FRFR” zu tragen, was im Endeffekt aber auch nur ein neuer Marketing-Begriff für eine meist aktive PA-Box ist und eben den Sound unverfälscht wiedergeben soll.
Nach ausführlichem Vortest im MusicStore, war recht schnell klar, dass eine 15” PA-Box am besten zum Bass-Setup passt. 10/12” Speaker tun ihren Dienst auch und auf der Bühne kam ich mit kleineren Monitoren bisher auch klar. Doch im Direktvergleich vorort, hat sich deutlich gezeigt, dass untenrum einiges fehlt - hatte ich so nicht erwartet. Selbst im Vergleich mit der teuren QSC K12 war ein günstiger 15Zöller einfach bassiger/voluminöser. Über die “Detail-Auflösung” wollen wir hier natürlich nicht sprechen, aber einige Frequenzen hat man klar vermisst.
Im Endeffekt wurde es die hier im Forum auch schon oft empfohlene EV ZLX15p, die sich gegen alle anderen Mitbewerber durchgesetzt hat. Wenn genaueres interessiert -> KLICK
So habe ich nun mit Kemper & ZLX15 ein Stack, das sowohl für Gitarre als auch Bass funktioniert und im Notfall lassen sich auch alle anderen Instrumente bzw. die komplette Band darüber abfeuern. Eine ZLX15 steht im Proberaum, eine weitere im Hobbykeller. So hab ich im Notfall auch ne vollwertige PA für den einen oder anderen Gig parat.
Die Synq-Endstufe habe ich nach einem Jahr nicht benutzen auch wieder verkauft. Bisher gab es in den Locations immer ausreichend Monitorboxen oder ich hab eine 18kg “leichte” ZLX mitgeschleppt. Auf normale Bassboxen war ich gar nicht mehr angewiesen.
Ein Traum für Inear-Setups und den Mann hinter dem Mischpult
Überall den selben Sound - egal wo, vor allem auf und von der Bühne. Kein Speaker der aufwändig mikrofoniert werden muss. Endlich auch mal seinen geilen Ampsound über die PA schicken und nicht nur mit “DI”-Signal abgespeist werden.
Manche Techniker waren anfangs skeptisch, wenn alles nur aus den grünen Kästen kommt (unsere ganze Saiten-Fraktion spielt inzwischen über Kemper), aber nach dem Gig gab es meistens Lob, wie unkompliziert alles ist.
Gerade für den Bühnensound ist es z.B. super hilfreich über den Kemper ein LowCut einprogrammieren zu können, damit gar keine Dröhnfrequenzen im Bass entstehen. Einfach die Tiefmitten wieder etwas geboostet und man hat einen guten Abend ;-)
Da Inear in unserer Band immer wieder ein Thema ist und unser Drummer sowie Sänger eh schon nutzen, bot es sich an, den “Studio”Sound auch direkt in die Ohrmuschel zu schicken. Kemper an die Inear-Funke und fertig ist der Sound. Ich habe mir zu diesem Zweck das LD Systems MEI1000 gegönnt, bei dem man 2 Signale zusammen blenden kann. So lass ich mir zusätzlich zum Kemper-Sound noch einmal den Mainmix vom Mischpult geben und regele das Verhältnis selbst. Kein eigenes Mischpult oder ähnliches nötig und unabhängig von äußeren Einflüssen.
Auch sonst lässt sich der Kemper live sehr schnell und intuitiv bedienen. Das Display ist jetzt nicht unbedingt sexy, aber es funktioniert. Man kommt sehr schnell zu den EQs für die einzelnen Ausgänge um den Sound an die Räumlichkeiten anzupassen oder mal kurz Effekte & Parameter zu ändern. Bei den Mitbewerbern finde ich das ohne PC alles etwas fummelig.
(Das Display, hier hängt der Kemper der Konkurrenz etwas hinterher)
Fazit bzw. die Punkte die mich zusammenfassend zum Kemper bzw. Modeling-Amp gebracht haben
Das hab ich so in etwa schon in einem anderen Beitrag geschrieben, aber in Summe sind es die folgenden Punkte:
- kein Geld mehr in Stomps stecken, wenn man irgendeinem Sound hinterher jagt (GAS endlich nur noch bei Instrument selbst)
- ich kann Gitarre zur Abwechslung auch mal über einen ordentlichen Amp spielen und nicht den 10Watt Quäk-Combo zuhause
- den Sound immer und auch leise und über Kopfhörer abrufbar haben (einfach geil, wenn man nachts um 12 abrocken kann, obwohl die Alte schläft )
- man kann zuhause in Ruhe an seinem Sound basteln und dann mit zur Probe/auf die Bühne nehmen
- mega easy zuhause einen geilen Sound in den Rechner zu bekommen/recorden (Bass geht ja noch, wenn einem die DI-Spur reicht, aber wenn man dann wirklich am Sound schraubt, mal ne Zerre, ect will wirds schon wieder kniffliger. Und dann erst Gitarre... wenn der Sweetspot erst bei Ohrenbetäubender Lautstärke ist und man dann noch die Box entsprechend mikrofonieren müsste )
- ein "Stack", das für Gitarre & Bass gleichermaßen funktioniert und man Notfalls auch die ganze Band darüber abfeuern kann
- meine Box kann ich zuhause lassen, wenn Monitorboxen in der Location verfügbar sind
- perfekten Sound für Inear, ohne auf die äußeren Umstände angewiesen zu sein
- ich habe in dem Kasten Stomps/Gitarrenamp/Bassamp und statt mehrere Paketen mit nur noch ein Rack mit 8kg statt 30kg zu schleppen. Die Box wiegt auch nur noch 18kg (wenn überhaupt benötigt). Sehr angenehm
PS: die Katze ist auch überzeugt
Joa… irgendwie hab ich jetzt soviel geschrieben, dass ich den Faden wieder verloren hab. Wenn es Fragen gibt oder ich auf irgendwas genauer eingehen soll, einfach schreiben. Hoffe ich konnte dem einen oder anderen weiterhelfen.
- Eigenschaft
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