Hm...
Ich seh das so: Man kann durchs Kaufen von teurem Zeugs versuchen, sich das Üben zu ersparen. Aber sofern man damit weiter aufsteigt als von einer kaum spielbaren Gurke zu einer - nach allen Einstellungen - halbwegs gut spielbaren Gitarre, kommt man hinsichtlich der Fähigkeiten nicht weiter. Da muß man so oder so durch, und dafür ist es nicht von Belang, wie gut oder schlecht das Equipment ist, sofern es ... naja ... Mindestansprüche an Benutzbarkeit erfüllt.
Ich hab fast alles, was ich kann, auf einer markenlosen Tele aus relativ billigen Teilen gelernt, die mir mein Schwager damals gebaut hat. Teuer war daran nix. 2017 hab ich einmal relativ viel Geld und zweimal relativ viel Arbeit investiert, eine komplett neue Elektrik installiert - und das hat meine Fähigkeiten nicht geändert, wohl aber ihren Klang entscheidend verbessert. Aber auf nem Stand, wo ich garnix gekonnt hätt, da wär mir das kaum aufgefallen...
Der Mangel an sich hilft vor Allem, mit dem Mangel leben zu lernen, die Schwächen der Ausrüstung zu kompensieren (sofern sie welche haben und sofern diese die Bespielbarkeit betreffen - ein wenig erfinderisch hinsichtlich Klangeintellungen mag das auch machen, aber da sind ja eh die letzten % die Einzigen, die teuer sind...). Bekommt man keine niedrige Saitenlage hin, wird man sich an eine Hohe gewöhnen, müssen, und demzufolge alles mit nem höheren Kraftniveau tun als man das bei einer mit optimaler Einstellung täte - in dieser Hinsicht ist eine schwer zu spielende Gitarre sicher ein Vorteil beim Üben, aber man kann dasselbe auch mit einer Guten machen. Ich mach das, wenn ich mir stagnierend vorkomme, dann drehe ich alle 2, 3 Tage die Saiten ein Stückerl höher und spiele einfach, was ich sowieso schon kann, und nach einiger Zeit stell ich alles wieder optimal, kann aber dasselbe, es geht nur viel, viel leichter ... und dann komm ich auch weiter. Der Barré-Akkord in C-Dur-Form fiele mir da ein, den hab ich nach so einer Phase recht schnell integriert bekommen und jetzt ist er halt ... drin. Vorher hab ich den immer mal probiert, aber verworfen (mit den A- und E-Typen kommt man ja schon ziemlich weit, vor Allem weil einem da Moll und Dur quasi synchron zufallen, und 7 und sone Sachen...).
Daneben ist aber auch eine psychologische Wirkung mit Sicherheit vorhanden, die vermutlich in beide Richtungen geht (also man kann meinen, "mit der Gurke werd ich immer mies klingen!", aber auch "diese Herausforderung von Instrument wird einen guten Spieler brauchen - also werd ich das!"), also ... es kann der Motivation helfen, die letztlich jedes Lernprozesses relevanteste Variable ist. Es kann sie aber auch puttmachen... Aber das liegt dann am Ende bei einem selbst - und genau da liegt es auch, wenn man als Anfänger ne gute Gitarre inner Hand hat...
Kurz: Ich denke, es sagt mehr über den Charakter der Leute aus als über ihr Bankkonto, wie intensiv und zielgerichtet sie geübt haben. Ich glaube nicht, daß eine bessere Gitarre gerade den Genannten die Motivation zur Verbesserung der eigenen Fähigkeiten geraubt hätte.
Ich kann das drehen, wohin ich will, ich lande immer dabei, daß eine ehrliche Selbsteinschätzung und Motivation die personenspezifischen Größen sind - verfügbare Zeit, und Veranlagung, das kann man sich nicht immer aussuchen, aber motiviert und zielgerichtet eine Stunde zu üben bringt sicher mehr, als 2 Stunden vor sich hinzududeln mit Kram, der einem schon im Schlaf möglich ist. Man muß weiterkommen wollen und da einigermaßen rational, zielgerichtet, sinnvoll herangehen, aber wenn man wirklich will, dann wird einem auch das möglich sein...
Und das hängt nicht an der Gitarre, oder an ihrem Preisniveau oder so, das hängt nur am Spieler. Ich seh die These als so wenig falsch wie richtig, sie ist ... personenabhängig zutreffensgeeignet. Oder so.