tut mir leid, dass ich keine klaren Bilder liefern kann
Das war kein Angriff an dich und mit den Bildern selbst kann ich schon etwas anfangen. Mir fällt nur die Zuordnung schwer, bzw. hätte ich gern deutlicher herausgelesen, wie du es meinst oder verstanden haben willst. Möglicherweise hast du die Deutung aber auch bewusst (oder intuitiv) offen gelassen. Ich hänge dabei aber völlig in der Luft. Der Text klingt einerseits nach Protest, benennt aber andererseits nicht klar, gegen was oder wen protestiert wird. Stattdessen dreht sich die Perspektive für mich gefühlt immer wieder und beschreibt einfach eine Katastrophe, der "man" machtlos gegenübersteht. Vielleicht gehe ich aber auch zu logisch an die Sache ran, ich weiß es nicht.
Politische Heilswege gibt's sowieso nicht, dass so viele daran glauben wollen, ist Teil des Problems. Aber Politik ist trotzdem dazu da, klare Grenzen zu ziehen und demokratische Institutionen sichtbar zu verteidigen. Und klar zu erkennen, wo eben kein Dialog mehr gesucht werden kann und auch nicht zielführend ist, sondern wo Werte und Institutionen und ihre Vertreter deutlich verteidigt werden müssen - auch mit Strafverfolgung von Leuten, die meinen, nur ihren eigenen Gesetzen verpflichtet zu sein.
Der Zerfall von Solidargemeinschaften wie Familie, Kollegen- oder Freundeskreis lässt sich hier auch beobachten, spätestens seit dem Mord an der Freiburger Studentin, aber eigentlich auch schon davor. Aber dieser Zerfall wird auch geschürt von den Spaltern, also denen, die von einer Schwächung des Staates profitieren, weil sie dann Schlupflöcher für sich wittern. Die Gefahr, sich da infizieren zu lassen, ist groß, wenn man sich nicht massiv dagegen wehrt. Denn wenn wir ganz ehrlich mit uns sind, hat jeder von uns mehr oder weniger große Vorurteile, die sich leicht instrumentalisieren lassen, wenn man es zulässt. Ikone hat das ja in seinem Text nebenan angedeutet. Aber es bleibt trotzdem eine Entscheidung, die man selbst trifft, wo bleibt sonst die Eigenverantwortung? Weil ich in einigen Foren unterwegs bin, habe ich auf diese Art auch schon Leute "verloren", die mir eigentlich wichtig waren, deren Meinung ich schätzte, die mir zumindest schreibend "nah" waren. Und auch in meinem näheren Bekanntenkreis gibt es Leute, mit denen kann ich das Thema "Ausländer und innere Sicherheit" nicht beim gemütlichen Grillabend besprechen, weil sonst die Fronten aufeinanderknallen und die Stimmung dahin ist. Ich habe selbst sehr lange das Gespräch mit Rechtsabdriftern (nicht der militanten, sondern der rationalisierenden Variante) gesucht, argumentiert, habe um des Dialogs willen auch Grenzen aufgeweicht, die mir eigentlich wichtig sind. Aber inzwischen denke ich: Da ist nichts zu machen, so weit kann ich mich auf die Dauer nicht verbiegen. Ich will mir nicht umgekehrt Vorhaltungen anhören, ich wäre wahlweise naiv, überheblich, belehrend, zu besserverdienend, zu intellektuell und überhaupt Teil des Problems und nicht in der Lage, die Misere der Leute zu sehen und anzuerkennen, die sich für den Rechtspopulismus entscheiden und meinen, es ginge nicht anders. Mein Nein dagegen ist klarer geworden, auch auf die Gefahr hin, Leute zu verlieren.