Sollten Kinder nur mit Kopfstimme singen?

Ein ganz großes Problem sind Erwachsene, die mit Kindern singen.

Stimmbänder von Kindern sind wachstumsbedingt kürzer, deshalb sind ihre Stimmen höher. Kinder kommen schon im Kindergartenalter circa bis zum hohen f, wenn ihre Stimmen ein wenig Übung haben. Da kommt aber ein untrainierter Erwachsener (z.B. Kindergärtnerin, nicht-erfahrene Grundschullehrerin) nicht ohne weiteres hin und schon gar nicht wird das gerne gemacht. Deshalb muss man als anleitender Erwachsener gucken, dass es hoch genug ist. Wenn es in die Tiefe geht, was es auch durchaus mal darf, dann nicht zu laut. Auch wir werden ab ner gewissen Tiefe leiser. Da wo die Kinder aber bei "tief" sind, kann ein Erwachsener noch wunderbar schmettern. Und dann wollen die Kinder genauso laut sein und da wirds kritisch. Über Kopf- und Bruststimme muss man da gar nicht so genau nachdenken, das ergibt sich von alleine, normalerweise merkt man da als Kind ja auch nicht unbedingt den Wechsel. Bruststimme darf natürlich sein, aber eben nicht gepresst und das ist die Gefahr, wenn man gegen Playback oder lautes Klavier oder Singenden Erwachsenen "gegenansingt".

Ich habe als Faustregel gelernt: Singen ist höher als Sprechen. Das gilt für Profis selbstverständlich nicht, aber wer ein Kinderlied anstimmt und auf seiner Sprechhöhe beginnt, wird eher brummen. Kindersingen ist dann aber auch höher als Kindersprechen. Wers mal ausprobieren will, einfach mal so hoch sprechen, wie Kinder und dann noch höher ansetzen beim singen. Das ist halt ne Regel, die man auch Kindergärtnerinnen oder anderen weitergeben kann, die mit Noten gar nichts am Hut haben.

Für weitere Infos müsste ich dann meine Unterlagen raussuchen, habe im Studium tatsächlich ein Jahr Kinderstimmbildung als Fach gehabt. Aber das mach ich nicht mehr heute Abend.
 
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DANKE @Annino für deinen sehr informativen und fachlichen Beitrag. So viele Gedanken macht man sich da gar nicht wenn man einfach bischen mit seinen Kindern singt...
 
Ich habe mit meinen Kindern in den Staaten einen Kurs aus dem Programm von "Music together" besucht und weil wir kurz darauf wieder nach Deutschland gezogen sind und ich so begeistert war, habe ich den 3-tägigen Teacher Training Workshop gemacht, damit ich auch weiterhin mit Ihnen auf diese Art musizieren kann. Dort habe ich gelernt, dass Kinder eine höhere Stimmlage haben als Erwachsene (klar) und dass die meisten Erwachsenen zu tief singen. Dort wurde penibel darauf geachtet, dass die Lieder mit dem richtigen Pitch gestartet werden. Der Stimmunfang des Music together Materials liegt zwischen A3 und D5 (was mir als Mezzosopran natürlich entgegen kommt). Es wurde explizit darauf eingegangen, dass dies in der heutigen Zeit nicht der Tonumfang ist, in dem Erwachsene singen, die meisten brummen nämlich. Man musste während des Workhops demonstrieren, dass man in der Lage ist in diesem Tonumfang zu singen. Männer, von denen keiner anwesend war, hätten auch demonstrieren müssen, dass sie Falsetto singen können. Dies sollten sie anwenden, bis die Mütter im Kurs in der oberen Oktave singen und nicht in der Männeroktave brummen.
Ich singe jetzt immer schön hoch mit meinen Kindern und bei meinen Beobachtungen konnte ich feststellen, dass die meisten Erwachsenen zu tief singen. Außerdem konnte ich feststellen, dass wenn hoch genug gesungen wird, die Kinder viel, viel besser und in tune mitsingen. Der Unterschied, den das macht haut mich manchmal immer noch vom Hocker.
 
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Männer, von denen keiner anwesend war, hätten auch demonstrieren müssen, dass sie Falsetto singen können. Dies sollten sie anwenden, bis die Mütter im Kurs in der oberen Oktave singen und nicht in der Männeroktave brummen.
Oh :er_what:
 
Wer sich noch weiter für das Thema Kinderstimme/Singen mit Kindern interessiert:

Andreas Mohr, Professor für Kinderstimmbildung, hat auf seiner Seite einige interessante Manuskripte gesammelt und auch Bücher zum Thema aufgeführt. Ein Standardwerk von ihm ist das "Handbuch der Kinderstimmbildung". http://www.kinderstimmbildung.de/vortragsmanuskripte.htm (Man muss ihm nicht in jedem Detail zustimmen (vor allen Dingen, was seine Meinung zu modernen Kinderliedern angeht), aber er ist soweit ich weiß einer der führenden Forschenden auf diesem Gebiet.)http://www.kinderstimmbildung.de/vortragsmanuskripte.htm
Wichtige Veranstaltungen zu dem Thema, die ich kenne sind das Symposium "Singen mit Kindern" in Osnabrück, bzw dieses Jahr zum ersten Mal in Oldenburg (Niedersachsen), das soll jetzt irgendwie abwechselnd in den beiden Städten veranstaltet werden. Außerdem das Leipziger "Symposium zur Kinder- und Jugendstimme".
 
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Wenn sich Erwachsene in den natürlichen Wachstumsprozeß einmischen, kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Wir zerren ja auch nicht an ihren Armen oder Beinen rum, damit alle schön gleich lang sind, weil's dann auf dem Gruppenbild hübscher aussieht. Auch wenn diese Ansicht unpopulär ist, haltet Kinder von Chören und Gesangsunterricht fern und laßt sie einfach so singen wie sie wollen. Es gibt noch genug Gelegenheit, die Kids in alle möglichen Formen zu pressen :bang:
 
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Naja, wir machen halt zu Hause Musik und wenn die Kinder wollen machen sie mit, singen, schlagzeugen, keyboarden wie sie lustig sind...
Oder sie trainieren uns durch Rhythmusabänderungen und Störgeräusche trotzdem im Takt und Lied zu bleiben (Live-Auftritt-Simulation)
 
Das hat mir ab music together so gefallen.
Da orientiert sich das Programm an der musikalischen Entwicklung der Kinder. Diese lernen eben durch spiel und dadurch, dass sie die Erwachsenen imitieren. Eben so, wie sie auch sprechen etc. Lernen. Die Anforderungen wurden eben nur an die Erwachsenen gestellt (wie zB im einer für die Kinder angemessenen Tonlage singen). Der Gedanke dahinter ist, dass man nur singen lernt (korrekte Melodie, in Tune), wenn man auch die Gelegenheit hat sich das bei den Erwachsenen ab zu gucken (wie auch sprechen) und das in den Familien in der heutigen Zeit zu wenig aktiv musiziert wird, um dies ausreichend zu tun.
Und das Repertoire wurde eben so konzipiert, dass die Kinder Gelegenheit hatten, verschiedene Tonalitäten und Rhythmen kennen zu lernen.

Das Programm ist ja für Kinder von Geburt bis 5 Jahre, und alles was von den Kindern kam und erwartet wurde, war spontan, ohne ‚du musst das so machen‘.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
P.S.: ich setze das Zuhause beispielsweise so um, dass ich meinem 5-jährigem eine Mundharmonika im der richtigen Tonart gebe, wenn er gerne spielen möchte und ihn dann machen lasse.
Er ist der Meinung er braucht dazu unbedingt den MuHa-Halter, weil er mich ja immer mit spielen sieht (ich spiele nebenbei Gitarre) und hat sich bisher noch nicht anderweitig überzeugen lassen.
 
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Er ist der Meinung er braucht dazu unbedingt den MuHa-Halter, weil er mich ja immer mit spielen sieht (ich spiele nebenbei Gitarre) und hat sich bisher noch nicht anderweitig überzeugen lassen.
Haha, sehr schön.
Ich weiß noch als mein Sohn vor paar Jahren motiviert auf dem Keyboard rumgeklimbert hat, hab ich ihn gefragt, ob er mal bei einem Lehrer Keyboard/Klavier spielen lernen möchte. Darauf meinte er "Warum, ich kann das doch schon!"
 
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Bitte entschuldigt, wenn ich das hier ausgrabe, aber 2 Monate, das geht grad noch ...

Bei Kindern geht es im wesentlichen darum nix kaputt zu machen. Es ist fast unmöglich Kinderstimmen mit Singen kaputt zu machen (viele Kinderstimmen kommen aber schon kaputt im Schulchor an), Kinder können stundenlang schreien und sind dann ev. müde, aber die Stimmbänder haben gar nix, das liegt daran, weil sie das was sie tun mit "vollem Körper" tun.

Kaputt bekommt man Kinder ganz anders mit "Wehe Du quietscht nochmal", mit "wir sprechen jetzt nur mehr ganz leise", mit "wir lachen nicht so laut". Im wesentlichen mit "das tut man nicht", damit beginnen Kinder den Körper wegzuschalten und der natürliche Schutz (die natürliche Funktion) der Stimme ist weg und es braucht dann zig Jahre an Stimmbildung und Training um den Körper wieder zu aktivieren. Das gleiche gilt auch für "geh sing net so falsch", "du bist ja völlig unmusikalisch" oder "ja wie klingt denn das". Im (Kinder-) Chor gibt es das allseits beliebe "wir singen jetzt ganz leise und schön" schwupps, weg ist der Körper (bei Erwachsenen war der oft nie da, aber bei Kindern ist der sehr oft noch zu hören).

Das Quietschen des Kindes, nur kultiviert und gedeckt und es wird eine Königin der Nacht daraus.

Zu früh zu kultivieren ist auch nix, denn wenn ich das Pflänzchen zu früh zwinge und zwicke wird eine Kuriosität daraus, erst den Baum kann ich mal einen Ast auf diese oder jene Seite biegen und es wird immer ein Baum bleiben.

Ein weiterer Punkt ist das Vorbild. Wenn Kinder Eltern am Smartphone sehen, wollen sie - oh Wunder - ein Smartphone das Smartphone wird zu Teil des Lebens so wie für die Eltern. Wenn Kinder Eltern singen hören (egal in welcher Lage) werden sie, ganz automatisch, singen, es wird zu Gewohnheit, zum Teil des Lebens wenn es das für die Eltern ist. Fast alle Sängerinnnen und Sänger die ihr kennt sind das in mind. zweiter Generation. (alle Tennisspieler, ... ebenso). Wenn ihr singt werden eure Kinder singen, singen eure Kinder werden deren Kinder singen ... . Wolltet ihr immer schon ein Star werden? Dann lernt und übt, die Kinder euer Kinder haben dann vielleicht eine Chance.

Jedesmal wenn ich "schrei nicht so laut" (quietsch, lache, ...) zu einem Kind sage, stirbt die Musik. (Das gleiche gilt für "lauf nicht so schnell" - das werden keine Leichtathleten mehr werden ...)
 
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Es ist fast unmöglich Kinderstimmen mit Singen kaputt zu machen (viele Kinderstimmen kommen aber schon kaputt im Schulchor an), Kinder können stundenlang schreien und sind dann ev. müde, aber die Stimmbänder haben gar nix, das liegt daran, weil sie das was sie tun mit "vollem Körper" tun.

Das kann man so nicht sagen. Babys können beispielsweise schon Stimmbandknötchen (da sogenannte Schreiknötchen) entwickeln. Die gehen in der Regel auch wieder weg, aber es ist nicht so, dass überhaupt nichts passieren kann.

Insgesamt stimme ich dir aber zu.
 
Danke @FerdinandK für deinen Beitrag.
Wenn Kinder Eltern singen hören (egal in welcher Lage) werden sie, ganz automatisch, singen, es wird zu Gewohnheit, zum Teil des Lebens wenn es das für die Eltern ist.
Ich handhabe es jetzt so, dass wenn ich mit den Kindern zusammen singe, versuche hoch (also in der Kopfstimme) zu singen, damit es ungefähr ihre Tonlage ist.
Ansonsten wuseln die mit im Musikzimmer rum, wenn wir unsere Lieder üben und wollen auch mal ans Mikro, um sich Lieder auszudenken. Da geht's einfach um das Spiel mit Worten und Tönen, da werde ich mich hüten irgendwelche Anweisungen und Korrekturen zu machen.
 
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