Gitarrenstudium. Bin ich gut genug?

Ich hab klassische Gitarre studiert, allerdings nur auf Lehramt.
Da waren die Ansprüche vollkommen anders, als in einem künstlerischen Studium.

Ganz generell:
Das Niveau wird sehr hoch sein und ob man die Aufnahmeprüfung besteht, hängt vermutlich genauso viel davon ab, wieviele Leute sich auf die wenigen verfügbaren Plätze bewerben, als wie gut man selbst spielt.
Ich kenne Leute, die haben z.B. an der Folkwang studiert, wo dann teilweise 30-40 Bewerber auf einen Studienplatz kommen.
Ohne dir Angst machen zu wollen: je nachdem wo du hin willst, wirst du da schon extrem gut performen müssen, um Chancen zu haben.

Die Idee einen Professor zu fragen ist allerdings erstmal genau die Richtige. Der kann live viel mehr Dinge beurteilen, als wir hier per Ferndiagnose über ein Online-Forum.
Von Haltung, Ausstrahlung, Technik, Virtuosität über Interpretation etc..
Es geht darum, wie du dich dort präsentierst. Es kann auch gut sein, dass er nach 30 Sekunden sagt "Danke, das wird nix". Geh da offen ohne Vorbehalte hin, aber hab im Hinterkopf: Die Professoren sind alles super Leute mit viel Erfahrung. Die werden sicherlich häufig um solche Einschätzungen gebeten und können dir halbwegs realistisches Feedback geben.
Was mich etwas skeptisch macht, ist, dass schon dein Lehrer negativ eingestellt ist. Man kann nun schnell, wie das einige hier machen, den Lehrer verteufeln, aber das ist jemand, der deine Fähigkeiten gut einschätzen kann. Und der vielleicht auch weiß, wie das entsprechende Niveau an der Hochschule ist. Ein Lehrer ist nunmal nicht immer nur jemand, der motivieren soll, sondern auch jemand der realistische Einschätzungen geben muss. Es wäre eher fatal, wenn er dir da vorgaukelt, dass du das schon irgendwie schaffst und dann verschwendest du 2 Jahre deines Lebens für die Aufnahmeprüfung und hast dann immer noch keine Chance. Von daher würde ich da erstmal mit nicht so unheimlich hohen Erwartungen hingehen.
Freu dich, wenn der Professor dich positiv bestärkt, aber rechne erstmal zumindest mit einem "da müssen sie noch einiges Üben".

Zu den Stücken und dem Niveau:
Bei der Folkwang findet sich z.B. dies hier:
_________
Gitarren-Hauptfachprüfung
Dauer der Prüfung: bis zu 20 Min.
Vorzubereitendes Programm: 20 - 25 Minuten, mehrere Stücken aus vorzugsweise drei verschiedenen Zeitepochen, entsprechend dem Leistungsstand des Bewerbers im Schwierigkeitsgrad folgender Beispielkomplexe:
  1. Spanische Vihuelawerke (Milán, Narváez, Mudarra u.a.)
    oder J. Dowland – eine Fantasie oder vergleichbare Lautenwerke
    oder G. A. Brescianello, F. Corbetta, R. de Visée, G. Sanz, F. Guerau, S. L. Weiss
    oder J. S. Bach – aus den Werken für Laute, Violine, Cello

  2. b) Ein Werk des 19. Jahrhunderts (Sonatensatz, Variationen o.ä.)

  3. c) Eine Originalkomposition, die nach 1950 entstanden ist.
  4. d) Mind. eine Etüde etwa des Schwierigkeitsgrades der folgenden Werke: F. Sor, op. 31 Nr. 12, Nr. 10 oder op. 6 Nr. 7
L. Brouwer, aus Etüden 6-20
M. Giuliani, op. 48 Nr. 16, Nr. 2
Inhalt der Prüfung: die Kommission wählt unmittelbar vor der Prüfung (Teil-)Werke des vorbereiteten Programms zum Vorspiel (möglichst auswendig) aus, ein Blattspiel- Stück
__________

Das ist jetzt vom Schwierigkeitsgrad her nicht umbedingt extrem viel höher als das, was du schon gespielt hast. Möglicherweise etwas umfangreicher als du es gewohnt bist.
20 Minuten am Stück zu spielen klingt erstmal nicht nach so viel, aber ist relativ anstrengend, wenn man ein gewisses Niveau dabei halten möchte.

Die Sache ist aber: Reine technische Schwierigkeit ist das letzte worüber du dir Gedanken machen solltest. Es geht um 90% um die Interpretation, um das Verständnis und dann 10% um die technische Umsetzung.
Es wird einfach vorausgesetzt, dass du technisch grundsätzlich kein Problem damit hast, solche Stücke zu spielen.
D.h., wenn du bisher den Großteil deiner Übezeit darauf verwendet hast die Noten zu lernen und nachzuspielen, dann ist das nicht der Anspruch, der da gestellt wird. Das ist die Basis.
Du solltest 20% der Übezeit für ein Stück in die grundsätzliche technische Umsetzung stecken und dann 80% in die Interpretation.
Wenn da steht "möglichst auswendig", dann ist das so gemeint, dass sie eigentlich erwarten, dass da niemand hinkommt und nach Noten spielt.

Mal als Beispiel für Verständnis und Interpretation eines Stückes, weil ich die Bach-Interpretationen von Jason Vieaux sehr mag und er coole Erklärvideos dafür auf Youtube hat:
Mit solchen Dingen solltest du dich den Großteil deiner Übezeit beschäftigen:

Wirklich über die Stücke nachdenken, Melodieführung, Puls, Dynamik, Zeit, Klang, Phrasierung, etc

Hier noch zwei Beispiele, weil du das Stück auch spielst:
Zwei sehr unterschiedliche Interpretationen von Capriccio Arabe.
Die erste ist technisch weitgehend korrekt, die Töne haben die korrekte Länge etc, aber so fein das auch gespielt ist: der Herr hat viele Dinge an dem Stück einfach nicht verstanden und seine Interpretation ist eher im weit unteren Bereich anzusiedeln.
Im Grunde steht er an dem Punkt, den ich oben erwähnt habe (20% grundsätzliche technische Umsetzung), an dem man anfangen kann das Stück ernsthaft zu üben.


Hingegen Kandidat Nummer zwei hat fast jede Kleinigkeit des Stückes durchdacht. Es ist eigentlich ein Präsentationsvideo für den Klang verschiedener Gitarren, aber meine Lieblingsinterpretation des Stückes.
Hör das einfach mal im Vergleich:


Um das nochmal an einem Knackpunkt festzumachen, der leicht zu verstehen und erklären ist:
Im ersten Video, der Lauf ab 3:17, im zweiten Video ab 2:52.
Video 1: Alle Töne gleich laut und mit gleichem Klang (alle mit Zeige- und Mittelfinger angeschlagen), das Tempo bleibt konstant. Es wirkt wie ein Zwischenteil, der mit dem anschließenden Teil nichts zu tun hat. Am Ende des Laufes kommt ein harter Bruch in den letzten Ton des Laufes, das A, zusammen mit dem begleitenden Basston. Abgehakt, zwei Teil separat.
Video 2: eklatante Unterschiede:
- er spielt nicht alle Töne gleich: die ersten drei Töne spielt er mit dem Daumen, marcato, lauter als die anderen, wie einen Anlauf, dann wechselt er zu i-m-Wechselschlag und auf der hohen E-Saite schlägt er das F an, slidet dann zum F# und macht Hammer-Ons auf G und G# um dann das A wieder anzuschlagen. Wieso macht er sich solche Mühe? Es ist ein Klangbogen von hart nach weich: Am Anfang vom harten Daumen bis hin zu weichen Hammer-Ons. Gleichzeitig ist es ein Bogen von abgehackt (marcato) zu legato am Ende. Das alles bereitet den letzten Ton vor, als klares Ziel des Laufes. Jeder weiß, dass er da aufhören will.
- gleichzeitig stellt er diesem Bogen einen Kontrast entgegen: Er verändert das Tempo: Er wird zwischenzeitlich ein wenig schneller, um dann am Ende im legato-Teil extrem zu verzögern. Er verzögert so weit, dass der Zielton (das A) eigentlich nicht mehr korrekt im Tempo sitzt. Es ist zu spät. Der begleitenden Basston erklingt kurz vorher (und ist korrekt im Tempo), wodurch das A quasi als Nachschlag wirkt.
--> Was bewirkt das Ganze? Wir haben einen Lauf, mit einem Ziel, das angesteuert wird, aber gerade dann, wenn wir es eigentlich erwarten, kommt es gar nicht, sondern wird uns vorenthalten und erst nachgeliefert. Das ist ein absolutes Spannungsmoment, was da erzeugt wird. Gleichzeitig verbindet er hier auf extrem geschickte Weise den Lauf mit dem anschließenden Teil, weil sie quasi über das Tempo ineinandergehakt werden. Der Basston gehört schon zum neuen Teil, während das A des alten Teils noch nicht gespielt ist. Quasi zwei Abschnitte miteinander verwoben.

Und diese Prinzipien der Kontraste, von hart-weich, schnell-langsam, laut-leise, die Nachschläge und alles findet sich konstant im ganzen Stück wieder. Der Typ hat jede Kleinigkeit des Stückes genau durchdacht, seine Fingersätze angepasst, sich überlegt, wie er was interpretieren will etc. Und das Ergebnis ist äußerst kunstvoll. (und ungefähr 10x so schwierig zu spielen, wie die Version aus dem ersten Video...).

Aber darum geht es.
Man muss das Stück nicht so spielen wie Dylla. Es gibt eine Menge andere Interpretationen, die genauso ihre Berechtigung haben. Aber man sollte eine Idee und eine Vorstellung des Stückes haben und präsentieren. Das wollen die Prüfer sehen.
Deswegen spielt der grundlegende Schwierigkeitsgrad kaum eine Rolle. Der Anspruch ist durch die jeweilige Interpretation eventuell viel viel höher als die Noten suggerieren.
Ich glaube der Mensch aus dem ersten Video würde nicht umbedingt eine Aufnahmeprüfung bestehen. (ist jetzt natürlich nur geraten) Einfach weil sein Spiel zeigt, dass er sich nicht sonderlich viel mit dem Stück auseinandergesetzt hat und den Gestus nicht verstanden hat. Es ist technisch ordentlich gespielt, aber nicht sonderlich künstlerisch interpretiert.
Und zumindest meine Prüfer haben kleine technische Unsauberkeiten (die bei der klassischen Gitarre nahezu Zwangsläufig bei 20 Minuten Vorspiel einfach mal passieren) immer leicht verziehen, wenn sie gemerkt haben, dass die Interpretation gut gedacht war.
Es mag auch sein, dass man in solch einer Prüfung auch mal über Interpretationen redet. Oft wollen die Prüfer auch den Menschen hinter der Gitarre etwas kennenlernen. (Manchmal gibt es dafür noch ein separates Gespräch) Und da macht es dann vermutlich guten Eindruck, wenn man ein wenig erzählen kann, was man sich gedacht hat. Aber sowas kommt dann letztlich auf die Prüfungskommision und die Gegebenheiten der jeweiligen Hochschule an.
 
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Ach so, zu dem Rest:
Musiktheorie etc: Wenn du 1-2 Jahre Zeit hast dich auf die Aufnahmeprüfung vorzubereiten, sollte das kein großes Problem sein.
Das ist sehr viel Zeit um das zu lernen, was in den Aufnahmeprüfungen gefordert wird. (Mal abgesehen von wenigen Hochschulen, wie Köln, die da extremes Niveau haben)

Also geh da einfach ganz beruhigt mal hin, mach dir ein paar Gedanken darüber, was du dem Prof vorspielen willst, spiel das möglichst auswendig und überleg dir vorher ob das eine gute Interpretation ist.
Nimm dich mal auf! Vergleiche das mit Aufnahmen von namhaften Künstlern, überleg dir, was du ändern und verbessern kannst und gewöhn dir an, genau hinzuhören und hinzugucken:
WAS macht der Interpret? WARUM macht er das? WAS bewirkt das? WIE macht er das?
Und dann quasi reverse engineering. Nimmste die Noten und überlegst dir was das Ziel sein soll und dann wie man das erreicht.

Ganz generell: 1-2 Jahre sind viel Zeit, in der man viel schaffen kann. Wenn du das wirklich machen möchtest, probier es aus, aber es ist auch immer gut einen Plan B zu haben. Musik ist ja ein breites Feld, oder vllt hast du noch andere Interessen.
Ich würde nicht umbedingt alles auf eine Karte setzen. (aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, dass das eine Menge Druck erzeugt, wenn man dieses "das MUSS jetzt klappen" Gefühl hat)
Vor allem sei dir auch bewusst, dass "klassischer Gitarrist" kaum etwas ist, wo man von Auftritten leben kann. Das sind weltweit eine Handvoll Leute.. Im Grunde ist die Perspektive dann eher Gitarrenlehrer an einer Musikschule, oder Online-Gitarrenlehrer oder sowas..
Ich hab 10 Jahre in einer Musikschule gearbeitet, das ist ein rauhes Feld und klassische Gitarre ist nicht umbedingt das angesagteste Instrument. Selbst bei E-Gitarre ist die Nachfrage (zumindest bei uns) deutlich gesunken.
Man muss da seine Nische finden, wenn man davon leben möchte.
Und bei Musik ist es ja auch immer noch so, dass man damit quasi sein Hobby aufgibt. Üben zum Spaß ist schön, Üben unter Druck nach dem Motto "das Stück muss bis übermorgen sitzen" ist eine andere Baustelle.
Also mach dir da generell mal Gedanken über die Perspektive und die späteren Aussichten und was das letztendliche Ziel sein soll.
Aus meiner Erfahrung: Quasi jeder Lehrer bei uns an der Musikschule hatte noch zumindest kleine andere Einnahmequellen. Von Konzerten konnte kaum jemand leben und das ist auch sehr unbeständig. Mal hat man mehr, mal gar keine.. mit dem Studieren alleine ist es letztlich nicht getan.
 
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Man kann nun schnell, wie das einige hier machen, den Lehrer verteufeln, aber das ist jemand, der deine Fähigkeiten gut einschätzen kann. Und der vielleicht auch weiß, wie das entsprechende Niveau an der Hochschule ist. Ein Lehrer ist nunmal nicht immer nur jemand, der motivieren soll, sondern auch jemand der realistische Einschätzungen geben muss. Es wäre eher fatal, wenn er dir da vorgaukelt, dass du das schon irgendwie schaffst und dann verschwendest du 2 Jahre deines Lebens für die Aufnahmeprüfung und hast dann immer noch keine Chance. Von daher würde ich da erstmal mit nicht so unheimlich hohen Erwartungen hingehen.

Also ich habs (ganz anderes Fach, aber eben auch Musik) "gegen" den Willen meiner Flötenlehrerin damals geschafft. Sie hat überhaupt nicht daran geglaubt, dass das was wird. Ich gebe zu, es war auch irre knapp und ich wurde wahrscheinlich genommen, weil ich mit anderen (pädagogischen) Qualitäten überzeugt habe, aber ich habe meinen Studienplatz bekommen.
 
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Was mir da einfällt ist, dass man ja als Lehrer auch unter einem anderen Grund vom Studium abraten kann. Wie Disgracer schreibt. Ich weiß nicht ob ich jedem, der die Fähigkeiten hat die Aufnahmeprüfung gut zu bestehen raten würde so ein Studium in Angriff zu nehmen.
 
Ich weiß nicht ob ich jedem, der die Fähigkeiten hat die Aufnahmeprüfung gut zu bestehen raten würde so ein Studium in Angriff zu nehmen.
aus welchen Gründen?
finanzielle Sicherheit? Dann sollte man darüber sprechen. Es muss einem schon bewusst sein, dass man dann später unbedingt in Saus und Braus leben kann...
 
Einem ist gar nichts bewusst in dem Alter...
 
von einem Extrem ins andere, ... auf der einen Seite das Zuviel an formaler Erziehung und auf der anderen das Zuwenig an freier Lebensgestaltung ... und vice versa natürlich auch möglich ...
 
Hallo MöchtegernStudi, ich selbst habe klassische Gitarre im Konzertfach studiert und inzwischen alle Schüler, die den Wunsch hatten, Musik zu studieren - es sind 14 bis jetzt - erfolgreich auf die Aufnahmeprüfung zu einem Musikstudium vorbereitet. Darunter waren auch Schüler, die bei sehr renommierten Hochschulen aufgenommen wurden und in einem Fall nur ein Platz für 40 Bewerber, in einem anderen sogar 70 Bewerber für einen Platz vorhanden waren. Ebenso habe ich sehr erfolgreiche Schüler bei Wettbewerben - bis hin zum 1. Bundespreis bei "Jugend musiziert". Auch erlebten meine Schüler, dass sich die Professoren fast schon gestritten hatten, wer diesen Schüler unterrichten darf. Mehrere Professoren versuchten auch im Rahmen eines Wettbewerbes Schüler von mir abzuwerben. Da hatte also niemand eine Schwierigkeit, unterzukommen - sondern im Gegenteil, sie waren als angehende Studenten sehr gefragt.
Dies lasse ich dich nur wissen, damit dir klar wird, dass dir da jemand antwortet, der weiß, worauf es ankommt bei Aufnahmeprüfungen - und aber auch bei den Abschlussprüfungen, denn ich hatte auch einmal einen Musikstudenten, der bei der Abschlussprüfung durchgefallen war, dann anschließend bei mir Unterricht nahm und diese Prüfung dann erfolgreich bestand.
Zum Teil wurde das, was ich schreiben werde, schon vollkommen richtig erwähnt in diesem Thread, doch wenn ich das noch einmal wiederhole, hast du wenigstens eine Bestätigung.

Es ist tatsächlich so, dass man alleine von deinen Stücken her, die du aufzählst, noch lange nicht sagen kann, ob das für ein Musikstudium ausreicht. Vom Schwierigkeitsgrad her würde das zwar schon ausreichen für ein Musikstudium in Richtung Lehramt, doch viel mehr kommt es darauf an, w i e du diese Stücke spielst. Falls du nur die Töne im richtigen Tempo treffen würdest, wäre das noch viel zu wenig. Der
T o n mit, denen du diese Stücke spielst und der musikalische A u s d r u c k sind das A und O, auf das es ankommt. Über eine makellose Technik sollten wir hier nicht reden müssen - das ist eine Grundvoraussetzung, um die beiden vorangegangenen Attribute überhaupt umsetzen zu können, bzw. ist diese ein Teil dieser Attribute.
Doch ich vermisse in deiner Aufzählung auch ein hochkarätiges Stück von Bach - also nicht nur z. B. die Bourrée aus der e-Moll Suite von Bach oder das d-Moll Präludium. Einen Bach gut zu spielen stellt ganz andere Anforderungen als etwas von Villa-Lobos. Dass du da nichts erwähnt hast in deiner Literaturaufzählung, macht mich etwas stutzig und lässt mich hinterfragen, ob dein Repertoire bisher recht einseitig war. Doch selbst wenn - das ließe sich ändern. Wie schnell, das käme auch sehr auf dich an, sprich: Wie gut und wie lange du übst pro Tag. Der weitere wichtige Punkt ist ein guter Lehrer.

Was deinen bisherigen Gitarrenlehrer betrifft, wollte ich mir bis zu der Stelle, an der ich las, wie er es begründete, dass du noch an keinem Wettbewerb teilgenommen hast, kein Urteil erlauben - denn es hätte theoretisch sein können, dass er das in Kenntnis deiner Fähigkeiten richtig beurteilt. Dennoch fände ich es sehr eigenartig, zu seinem Schüler so etwas zu sagen - vielmehr würde anstehen, wenn man seinem möglicherweise nur durchschnittlichen Schüler eine weise Antwort darauf geben will, ihm zu sagen, dass er für den Fall eines Studiums dann z. B. aber viel mehr üben müsste und vor allen Dingen ihm auch sagte, was er bisher zu sehr vernachlässigte beim Üben und was er dann unbedingt ernst nehmen und nachholen müsste, um eine Aufnahmeprüfung bestehen zu können.
Aber das, was du da zitiert hast von den Aussagen deines Lehrers, ist katastrophal und stellt ihm ein mangelhaftes Zeugnis aus. J e d e r Lehrer, der etwas taugt, spricht passende Schüler aus s e i n e m Antrieb heraus wegen einer Wettbewerbsteilnahme an. Es ist geradezu unglaublich, dass der Lehrer d i c h dafür verantwortlich gemacht hat, weil du ihn nicht daran erinnert hättest. So etwas ist ein absolutes Armutszeugnis für einen Lehrer. K e i n engagierter Lehrer tut so etwas!
Ich kann dir nur raten, einen guten Lehrer zu suchen - und um herauszufinden, ob es ein guter ist, musst du ihm ein paar Fragen stellen, z. B. ob Schüler von ihm an Wettbewerben schon erfolgreich teilgenommen haben. Aber auch ein 1. Platz beim Regionalwettbewerb "Jugend musiziert", ist noch zu wenig, um aussagekräftig zu sein. Beim Landeswettbewerb dagegen hat das schon Aussagekraft. Auch ein 2. oder 3. Preis ist da schon beachtlich. Und dann solltest du wissen, wie viele Schüler von ihm derart erfolgreich waren - nur einer in 20 Jahren oder gibt es bei diesem Lehrer eine Erfolgsspur, die sich wie ein roter Faden durch seine Tätigkeit zieht.
Ebenso solltest du ihn nach bestandenen Aufnahmeprüfungen einer Schüler fragen, bzw. nach der Erfolgsquote. Du darfst da nicht schüchtern sein, sondern ein guter Lehrer wird eher aufatmen, dass es einen wirklich Interessierten gibt und er wird dir gerne von seinen Erfolgen erzählen. Auch solltest du den Lehrer danach fragen, ob er selbst in Richtung Lehramt oder Konzertfach studiert hat und mit welcher Note er seine Gitarrenprüfung bestanden hat. Peinlich ist es nur denjenigen, die da nichts Gutes vorzuweisen haben - die Guten sagen dir gerne, dass sie einen Einser bekommen haben für ihre Gitarrenprüfung.
Du gehst da keinerlei Risiko ein, denn einer, der schlecht ist und in keiner Hinsicht gute Referenzen vorzuweisen hat, der wird zwar pikiert schauen und dir wohl auch dafür grollen, dass du solche Fragen stellst - aber es kann dir vollkommen egal sein, denn zu s o einem solltest du ja sowieso nicht gehen.
Und meine Erfahrungen im Bereich Musiklehrer - egal welches Instrument und ich meine damit allesamt studierte Musiker - sind so, dass höchstens 5% der Leute kompetent sind - der Rest ist im günstigen Fall nur für die Breitenarbeit geeignet - oft aber nicht einmal dafür.
Auch für das Studium an einer Musikhochschule solltest du dir keine Illusionen machen - der Großteil der Professoren ist nicht gut. Auch da gibt es nur wenige, die wirklich etwas taugen. Vielen fehlt es an Musikalität - die können lediglich ihre Finger bewegen und das hört sich dann eher wie eine Nähmaschine an als wirklich Musik. Auch das technische Spektrum, über das die meisten von ihnen verfügen, ist recht bescheiden. Sie sind in der Regel festgelegt auf einen kleinen Ausschnitt möglicher Techniken. wissen auch nichts über Ergonomie beim Spielen und es sind eher Papageien, die einfach nur gebetsmühlenartig das wiederholen, was ihnen ihre beschränkten Lehrer vermittelt haben - aber das verteidigen sie mit Zähnen und Klauen. ;-) Sie kennen oft nicht einmal die grundlegenden Dinge, die zum richtigen Verständnis eines Musikwerkes herausgeschält werden müssen - wie z. B. die Stimmführung. Dies kannst du z. B. auch gut an den Darbietungen der Gitarristen erkennen, die von einem anderen Foristen hier als Videobeitrag eingestellt wurden.
Auch an Musikhochschulen ist es wie in der Politik oder sonst im Leben - man muss meistens nicht wirklich gut sein, um dort hinzukommen, es könnte sogar ein Hindernis darstellen. Dies hat sich dadurch entwickelt, dass bei den Entscheidungen, wer denn die Professur oder den Lehrauftrag bekommt, auch der oder die Inhaber des bisherigen Lehrstuhls ein Wörtchen mitreden - und die wollen sich selbst nicht Konkurrenz ins Haus holen. Ein Schüler, der nicht gut war, oder gut schleimen konnte, hat deshalb sehr gute Aussichten bei den bisherigen Lehrstuhlinhabern - d a s ist die Realität.

Wenn in der Rockmusik die Gitarristen so unmusikalisch spielen würden wie in der Klassik, würde wahrscheinlich kaum jemand Rockmusik anhören. Doch in der Rockmusik wird permanent musikalisch gespielt, da ist Herzblut die größte Selbstverständlichkeit. In der Klassik hingegen begegnet einem oft nur ein nicht mehr nachvollziehbares Herumgezirpe von Neurotikern, die keinerlei Gespür für Musik haben und viel besser Finanzbeamte geworden wären, die gerne mal am Abend die Finger bewegen, wenn sie wieder frei haben - aber ansonsten niemand mit ihrer fehlenden Musikalität nerven können.
Und dies habe ich dir deshalb geschrieben, damit du auch d a r a n erkennen kannst, ob der Lehrer etwas taugt oder nicht. Nimm das, was dir in der Rockmusik ganz selbstverständlich begegnet als Maßstab - Leidenschaft und Ausdruck! Sobald jemand deinem Empfinden nach blutleer spielt, vergiss ihn - er gehört zu der Sorte von klassischen Gitarristen, von denen du nichts Wesentliches lernen kannst und die dich zudem in die Irre führen werden, denn sie sind selbst blind.

Ich hoffe, dass ich dir mit meinen Ausführungen weiterhelfen konnte. Habe also keinen untertänigen Respekt vor Professoren oder Lehrern, sondern denke i m m e r auch noch selbst mit, ob es entweder plausibel ist, was sie dir erzählen - oder ob du spürst, dass sie mit so viel Herzblut spielen können, wie du es von den E-Gitarristen in der Rockmusik kennst. Wenn dies nicht der Fall sein sollte, sind es keine guten Lehrer.
 
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Auch für das Studium an einer Musikhochschule solltest du dir keine Illusionen machen - der Großteil der Professoren ist nicht gut. Auch da gibt es nur wenige, die wirklich etwas taugen.
da kann ich nur ins gleiche Horn pusten...
ich hatte das Glück, spät im Studium einen sehr guten Lehrer zu haben, um diese Erkenntnis auch zu entwickeln.
@ Gitarrist: welchen Lehrer hattest du?
 
Ich kann dir nur raten, einen guten Lehrer zu suchen - und um herauszufinden, ob es ein guter ist, musst du ihm ein paar Fragen stellen, z. B. ob Schüler von ihm an Wettbewerben schon erfolgreich teilgenommen haben. Aber auch ein 1. Platz beim Regionalwettbewerb "Jugend musiziert", ist noch zu wenig, um aussagekräftig zu sein. Beim Landeswettbewerb dagegen hat das schon Aussagekraft. Auch ein 2. oder 3. Preis ist da schon beachtlich.
Das ist natürlich auch sehr bezeichnend für die akademische Musiklaufbahn. Preise und Auszeichnungen einholen. Manche von "denen" fahren von Wettbewerb zu Wettbewer, weil sie für sich sonst nichts gescheites in den (künstlerischen) Lebenslauf schreiben können.
Und deswegen herrscht in der professionellen Musikerszene auch oft eben genau das. Wettbewerb statt Kollegialität.

Hat mich immer schon genervt.
 
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Das ist natürlich auch sehr bezeichnend für die akademische Musiklaufbahn. Preise und Auszeichnungen einholen. Manche von "denen" fahren von Wettbewerb zu Wettbewer, weil sie für sich sonst nichts gescheites in den (künstlerischen) Lebenslauf schreiben können.
Und deswegen herrscht in der professionellen Musikerszene auch oft eben genau das. Wettbewerb statt Kollegialität.


Diese Kriterien (z. B. Wettbewerbserfolge) s i n d nun mal die Kriterien, anhand derer ein Schüler ermessen kann, ob ein Lehrer etwas taugt. Wenn der eine Lehrer in 30 Jahren bei jedem Wettbewerb Schüler mit 1. oder 2. Preisen dabei hat und ein anderer Lehrer im gleichen Zeitraum mit leeren Händen dasteht, dann sagt das s e h r viel aus über denjenigen mit den leeren Händen.
Und die Realität bestätigt das nur: Die Lehrer, welche keine Schüler vorweisen können, die bei Wettbewerben erfolgreich waren, taugen auch nichts. Das merkt man dann spätestens bei einem Vorspiel - wenn sie denn eines durchführen (müssen) - oder wenn man die Schüler zufällig selbst hört und auch, wenn die Schüler zu dem Lehrer überwechseln, der einfach g u t ist! Und der wiederum hat viele erfolgreiche Schüler...
Und wenn du von "Wettbewerb zu Wettbewerb" fahren, schreibst, spricht daraus mangelndes Wissen - denn du weißt offensichtlich nicht, wie selten Wettbewerbe für Kinder und Jugendliche stattfinden. Für Konzertgitarre z. B. finden lediglich im Turnus von d r e i Jahren die Solowettbewerbe bei "Jugend musiziert" statt - im gleichen Turnus die Kammermusikwettbewerbe für Gitarre. Sonst ist da kaum Gelegenheit für Jugendliche, geschweige denn Kinder, an einem Wettbewerb teilzunehmen.
Mit der akademischen Musiklaufbahn, so wie du schreibst, haben die Wettbewerbsteilnahmen überhaupt nichts zu tun - es hat nur damit zu tun, wie leidenschaftlich und gerne ein Musiklehrer seinen Beruf ausübt. Die meisten "akademischen" Musiklehrer sind nämlich ebenso wenig kompetent wie die meisten nichtakademischen Musikerlehrer und haben deshalb gleichfalls keine Schüler, die an Wettbewerben eine Kostprobe ihres Könnens abgeben könnten. Das mit der "akademischen" Musiklaufbahn und ihren angeblichen Folgen ist also vollkommener Unsinn.

Und wenn jemand solche Referenzen von erfolgreichen Schülern vorweisen kann, ist es genau d a s , was wichtig ist für einen Musiklehrer - denn er will ja davon leben können. Erfolgreiche Schüler sind nun einmal die beste Reklame für einen Lehrer - und das scheinst du nicht verstanden zu haben.
Würdest du dich denn lieber von einem Chirurgen operieren lassen, der schon viele Invaliden und Tote produziert hat - oder lieber von dem Chirurgen, der sehr erfolgreich gewesen ist bei seinen Operationen?

Und wenn du schreibst, "weil sie für sich sonst nichts gescheites in den (künstlerischen) Lebenslauf schreiben können." gibst du damit ja gleichzeitig schon zu, dass das schon etwas Gescheites ist, wenn man so etwas in den künstlerischen Lebenslauf schreiben kann. Wettbewerbserfolge der Schüler sind also schon eine ganze Menge! Dass erfolgreiche Musiklehrer auch gut spielen können und deshalb auch konzertant in Erscheinung treten - allerdings nicht alle - ist ebenso eine Tatsache. Die könnten also auch von dieser Seite her einiges in ihren "künstlerischen Lebenslauf" schreiben. Doch ganz allgemein gesehen, würde ich die Konzerttätigkeit eines Musiklehrers nicht als Kriterium für seine Güte als Lehrer betrachten, denn wer gut konzertieren kann, ist deshalb noch lange kein guter Lehrer. Aber manche können schon beides.
Wo Erfolg sich ansiedelt, gibt es dann natürlich automatisch auch die Neider - die damit auch ihre Unfähigkeit zwangsläufig demonstrieren. Sie ereifern sich am Erfolg der Tüchtigen und werfen mit einfältigen Argumenten um sich - denn deren Einfalt lässt es nicht zu, vorausahnen können, dass die Erfolgreichen auch intelligenter sind und deshalb jeden dummen Satz kontern können.

Und bei noch etwas weißt du nicht genau Bescheid: Denn Wettbewerb und Kollegialität schließen sich auch überhaupt nicht aus. Die Guten unter sich sind o f t kollegial miteinander, die mögen sich, sind sich sympathisch, weil sie sich darüber freuen, Brüder im Geiste zu haben und machen auch gerne zusammen Musik - nur die Stümper (und die sind halt leider in der Mehrzahl) sind nicht kollegial mit den Guten, weil der Neid über den Erfolg Anderer sie nur grollen lassen kann. Die Neider hätten einfach nur besser üben sollen - dann würden sie die Besseren - oder auch den Wettbewerb - nicht so negativ betrachten. ;-)
 
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da kann ich nur ins gleiche Horn pusten...
ich hatte das Glück, spät im Studium einen sehr guten Lehrer zu haben, um diese Erkenntnis auch zu entwickeln.
@ Gitarrist: welchen Lehrer hattest du?


Auch wenn es jetzt vielleicht eigenartig oder widersprüchlich zu meinem Kommentar klingt, auf den du dich beziehst - in
m e i n e m Fall hat das etwas sehr Gutes bewirkt, dass ich selbst keine kompetenten Lehrer hatte. In der damaligen Situation hatte ich mich zwar geärgert über diese Leute, später allerdings gemerkt, wie sehr ich davon sogar profitiert habe, dass die nicht gut waren und bin heute meinem Schicksal deshalb sehr dankbar dafür, dass es so gelaufen ist.
Ich weiß aber auch, dass dieser in der Nachbetrachtung erst klar gewordene, für mich sehr positiv auswirkende Werdegang, keinesfalls auf alle anderen Menschen übertragbar ist - denn ich bin, so registriere ich immer wieder, in vieler Hinsicht anders als die meisten Menschen - nur deshalb konnte ich sogar immensen Nutzen aus diesen zunächst widerlichen Umständen ziehen.

Und noch etwas Larska: Ich bitte dich um Verständnis, dass ich die Namen nicht nennen möchte, denn wir befinden uns hier im Internet! :)
Außerdem wäre es undankbar gegenüber dem Schicksal, wenn ich nach diesem letztendlichen Profitieren von den ungewollten Gegebenheiten, die Namen der betreffenden Lehrer hier an den Pranger stellen würde - ich hatte doch Glück mit denen gehabt! ;-)
 
@G i t a r r i s t , während ich Deinen Ausführungen zum sich selbst erhaltenden Mittelmaß an den Hochschulen die Qualität der Professoren betreffend durchaus nachvollziehen kann, auch wenn es sicher etwas übertrieben und überspitzt dargestellt ist (es gibt auch gute und sehr gute Hochschuldozenten und Professoren an den Musikhochschulen), so möchte ich doch Deiner sehr vehement vorgetragenen Überzeugung, dass nur solche Musikschullehrer und Instrumentalpädagogen gut und engagiert sind, die möglichst viele Schüler auf Wettbewerben möglichst weit gebracht haben, deutlich widersprechen.

Es gibt sehr viele Kolleginnen und Kollegen, die einen sehr engagierten Unterricht machen, sehr kompetent sind und eine unter dem Strich sehr gute Arbeit machen, die nur wenige, ja manchmal sogar gar keine Schüler zu Wettbewerben schicken.
In einem konkreten Fall kenne ich einen hervorragenden Pianisten/Jazz-Pianisten, der z.B. den Wettbewerb "Jugend Musiziert" ablehnt und keine Schüler darauf vorbereitet und dort hin schickt. Er sagt das auch ganz offen, wenn jemand bei ihm nach Unterricht für sein Kind fragt: "Ich lehne den Wettbewerb "Jugend Musiziert" ab und möchte niemanden darauf vorbereiten. Wenn Sie also einen Lehrer suchen, der das macht, dann suchen Sie sich besser direkt einen anderen Lehrer". Der betreffende Kollege ist freischaffend und als Musiklehrer/Klavierlehrer sehr beliebt und hat mehr Nachfragen nach Unterricht als er bedienen kann.
Schüler, die sich auf ein Studium vorbereitet haben, hatte er auch schon und soviel ich weiß, haben viele davon auch die Aufnahmeprüfung geschafft.

Zusätzlich klingt Deine kategorische Beurteilung sehr abwertend in Bezug auf die "Breitenarbeit". Die Breitenarbeit ist nach wie vor das Kerngeschäft der Musikschulen und jeden Instrumentalunterrichtes und ist im Sinne des Bildungsauftrages, den dieser Unterricht ebenfalls erfüllen sollte, unverzichtbar und von großer Bedeutung. Der Wettbewerb und die Vorbereitung auf ein Musikstudium umfasst kaum mehr als 1 Prozent des gesamten Unterrichtes.

Ich möchte Dir die Rückmeldung geben, dass für mich dein quasi "missionarischer Eifer", die Vehemenz, die Du dabei an den Tag legst und die unumstößlich wirkenden Urteile, die Du dabei fällst (fast schon verurteilend den Kritisierten gegenüber), etwas arrogant und herablassend wirkt, so als ob Du keine Widerrede dulden möchtest.
 
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Diese Kriterien (z. B. Wettbewerbserfolge) s i n d nun mal die Kriterien, anhand derer ein Schüler ermessen kann, ob ein Lehrer etwas taugt.

Für Menschen, für die die Beherrschung eines Musikinstrumentes eine Art Wettkampfsport ist, stimmt das sicher … :(

Thomas
 
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@LoboMix nein es ist nicht etwas arrogant, sondern eher hochgradig arrogant ;)

@G i t a r r i s t
Da ich Deine Antwort nahe an das "Trollen" stelle will ich da nur sehr allgemein drauf antworten.
Es geht mir gar nicht darum zu argumentieren. Ich sage, dass jeder Lehrer einer Philosophie folgen darf.
Ein Lehrer darf nur Blondinen unterrichten, nur Masterstudenten oder es eben auch ablehnen Schüler auf Wettbewerbe vorzubereiten, er darf machen was er will und das sagt erstmal prinzipiell gar nichts aus. ich habe saugute Lehrer erlebt, die Meisterkurse gegeben und Anfänger unterrichtet haben. Und das mit Spaß. Ein Professor sagte mir mal, es sei die beste Art sich als Lehrer fortzubilden wenn man Anfänger und Kinder unterrichtet.
Musik ist Kunst und entsteht meistens aus einem Spaß heraus. Viele Musiker, die sich professionell damit beschäftigen verlieren diesen. Dies hat oft mit dem Wettkampfgefühl zu tun. Mit dem ewigen Bewerten und der Bewertung hinterher jagendem. Warum soll Musik denn dauernd bewertet werde? Man kann es ja meinetwegen tun, dann sollte man das auch so formulieren: "Ein Musiker(Lehrer) ist nur gut, wenn man sich gegen Konkurrenten durchsetzen kann" ... Hallo!? bei einem Musikerwettbewerb steht man (genau wie beim Vorspielen für die Orchesterstelle) doch nicht mit Kollegen auf der Bühne sondern mit sich gegenseitig beäugenden Konkurrenten...

So, diese Motivation, also musikalisch bewertbare "Leistung" zu bringen, mit dem Ziel sich gegen vergleichbare andere Musiker durchzusetzen lehne ich ab. Wenn einer meine Schüler zu nem Wettbewerb geht, will ich ihn unterstützen bei konkreten Fragen und Vorhaben. Aber ich erkläre auch, wie ich das sehe. Man was haben Musiker sich teilweise gegenseitig den Spaß an einer eigentlich schönen, leichten Sache verdorben. Das merkt man ja schon bei Bandbewerbungen wenn jemand ganz schüchtern schreibt, das er gerne zum Vorspielen kommen möchte aber man solle ja nicht zu viel erwarten. Ich weiß nicht was das immer soll, alles auf maximalen Erfolg zu bürsten.

Als Schüler kann man aber natürlich auch seine eigene "Musikphilosophie" vormulieren. Wenn es darum geht das Maximale Menschenmögliche rauszuholen - meinetwegen. Auch dann ist man kin Idiot.
 
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@Fastel, volle Zustimmung zu Deinem Beitrag oben!

In meinem Kopf haben sich "Musizieren" und "Wettbewerb" noch nie zu einem harmonischen Miteinander oder gar zu einem sinnvollen ganzen gefügt, und es wird wohl auch immer so bleiben.
Musizieren hat absolut nichts damit zu tun, andere ausstechen zu wollen! Musizieren ist stets ein "Geben", ich gebe etwas an das Publikum, ich versuche es jedenfalls immer nach bestem Wissen und Gewissen. Musizieren mit anderen im Ensemble ist immer ein "Miteinander", nie ein "Gegeneinander" (auch und vor allem dort, wo im musikalisch-kompositorischen Sinne Linien und Motive als "Gegeneinander" gedacht sind - klingen wird das alles nur, wenn die Musiker gemeinsam und zusammen in gegenseitigem Respekt musizieren).

Außerdem kann ich nicht nachvollziehen, wie @G i t a r r i s t seine völlig korrekte Kritik an der "Nähmaschinen"-Mentalität bei den Professoren mit seinem Loblied auf Wettbewerbe zusammen bringt.
Schließlich sind es meiner Erfahrung nach gerade die Wettbewerbe, die dieses Nähmaschinen-Musizieren nach wie vor unterstützen. Sicher wird dort auch schön und ausdrucksvoll musiziert und das findet gottseidank auch Zustimmung und gibt gute Punktzahlen. Aber die schiere virtuose manuelle Beherrschung eines Instrumentes mit der Auswahl der entsprechenden Literatur (´zirkusreife´ Tonleiter-Artistik, oft aber musikalisch magere Kost) wird nach wie vor hoch bewertet und so meine ich, dass nach wie gerade bei Wettbewerben diese "Nähmaschinen"-Dominanz sich immer wieder in den Vordergrund schiebt.
 
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Es gibt sehr viele Kolleginnen und Kollegen, die einen sehr engagierten Unterricht machen, sehr kompetent sind und eine unter dem Strich sehr gute Arbeit machen, die nur wenige, ja manchmal sogar gar keine Schüler zu Wettbewerben schicken.

Ich kenne keinen einzigen Lehrer, der keine Schüler zu Wettbewerben schickt und gut ist. Die Schüler von denen sind nicht nur "nicht gut", sondern regelrecht schlecht! Der von dir beschriebene Lehrer scheint da eine Ausnahme zu sein - und die Ausnahmen bestätigen wiederum die Regel...
Auch diejenigen, welche über die Jahre gesehen nur gelegentlich einmal einen 3. Preis bei einem Regionalwettbewerb gewinnen, gehören gewiss nicht zu den Guten. Es ist leider so, dass im Laufe der Jahrzehnte auch das Niveau bei "Jugend musiziert" sehr abgenommen hat.
Ein zweiter Preis auf Regionalebene in den 80er-Jahren, hätte heutzutage dem Können nach durchaus die Chance, einen ersten Preis auf Landesebene einzufahren. Durch immer mehr vollkommen falsch verstandene Pädagogik entwickelte sich das Niveau im Laufe der Jahrzehnte immer weiter abwärts. In diesem Kontext muss man dann auch die Preise bewerten. Und weil ich es bei den Wettbewerben ja jedes Mal hautnah miterlebe, dass 3. Preise auf Regionalebene eigentlich schon nachgeworfen werden - denn die Leistungen, die man dafür erbringen muss, sind schauderhaft - so nehme ich diese Preiskategorie heutzutage natürlich nicht mehr ernst. Auch die Unterscheidung zwischen dem "1. Preis" und dem "1. Preis mit Weiterleitung" spricht Bände, wie vollkommen lebensfremde Funktionäre das Niveau heruntergewirtschaftet haben. Ja, jeder soll plötzlich ganz toll sein und wird für im Grunde blamable Leistungen dann auch noch belohnt. Solche pädagogischen Degenerationshilfen schaden der ganzen Gesellschaft.
Und da kann ich auch gleich wieder umschwenken auf die Musiklehrer. Schon beim Studium hat sich gezeigt, wer da engagiert ist und wer nicht. Ich konnte ganz viele Lebensläufe vom Studium aus bis in spätere Berufsjahre mitverfolgen: Es hat sich wie ein roter Faden durch die berufliche Laufbahn gezogen - jene, die beim Studium schon sehr engagiert und deshalb gut waren, die haben auch als Lehrer Gutes vollbracht. Können ist kein Zufall, sondern die Könner haben etwas dafür getan, dass sie gut geworden sind. Keinem sind die Fähigkeiten um den Hals gelegt worden.
Was die sogenannte "Breitenarbeit" betrifft, sieht die in der Realität so aus: Die Städte oder Gemeinden halten sich die Musikschulen in der Mehrzahl heutzutage nur noch als lästiges - weil kostenverursachendes - Alibiprojekt, damit sie nach außen hin Sozialfreundlichkeit demonstrieren können. In der Regel ist es aber so, dass heutzutage all die Schüler, die unter die Kategorie "Breitenarbeit" fallen, ihr Instrument nach Beendigung der Schule meistens nicht mehr weiterspielen und die ganze Arbeit und das ganze Geld, das investiert wurde, im Grunde vergebens war. Seitens der Eltern genauso wie von öffentlicher Seite aus. Das, was unter "Breitenarbeit" fällt, ist bei realer Betrachtung eher als praktische und als dankbar anzunehmende Leistung des Staates anzusehen, damit ein Teil der Musiklehrer in Lohn und Brot stehen kann. In den meisten Fällen ist es nur noch Augenwischerei, bei der sich alle Beteiligten in die eigene Tasche lügen: Die Gemeinden als soziale Wohltäter, die Musiklehrer inklusive des Schulleiters als dankbare Gehaltsempfänger - und die Eltern als solche, für ihr Kind ja alles getan zu haben.
Vor 30 bis 40 Jahren war Breitenarbeit noch wirklich Breitenarbeit, die sich mit der heutigen nicht mehr vergleichen lässt, denn damals gab es noch Eltern, die in der Masse ihre Kinder noch erziehen konnten - und damit den Kindern vermittelten, dass zum Erlernen eines Instruments auch eine gewisse Disziplin gehört und auf diese bestanden. Zu diesen Zeiten kamen auch noch Ergebnisse heraus, die eine Breitenarbeit rechtfertigen, weil die Kinder später noch zum Musikinstrument griffen - denn sie hatten auch entsprechend mitgearbeitet um es so gut zu beherrschen, dass sie es auch nicht mehr aufgeben wollten.
Aber aufgrund der gerade geschilderten Realität bekomme ich natürlich keine leuchtenden Augen, wenn ich an Breitenarbeit denke und bewerte diese entsprechend. Ich weiß aus Gesprächen mit Kollegen, dass sie diese Gegebenheiten durchweg genauso sehen. Eine Kollegin von mir, eine gute Geigerin, hat deshalb auch schon diesen Beruf aufgegeben und sich einen anderen Job gesucht.
Anders verhält es sich, wenn man privat arbeiten kann, sich einen guten Ruf erarbeitet hat und aufgrund der Selbstständigkeit nicht den Gesetzmäßigkeiten einer Musikschule unterworfen ist. Erstens kann man sich dann aussuchen, mit welchen Schülern man arbeiten will - weil man eben jene aussortiert, die aus Elternhäusern kommen, in denen ihnen nur noch vermittelt wird, dass sie alles ganz toll können, man sich nicht für den Erwerb von Fähigkeiten bemühen muss und das ganze ja nur Spaß machen soll - fragt sich nur wie, wenn man nicht ausreichend übt, kann auch nichts entstehen, was Spaß macht. Ich habe jahrzehntelang in einer sehr großen Musikschule gearbeitet und kenne diese Verhältnisse daher sehr gut - und habe mich vor 2 Jahren deshalb selbstständig gemacht. Seit dem macht mir die Arbeit noch mehr Freude.

Wenn du das als arrogant empfindest oder als missionarisch, nur weil ich hier einfach unumwunden die Realität beschreibe, solltest du den Fehler bei dir selbst suchen. Ich nehme sehr an, dass du selbst überhaupt nicht als Musiklehrer arbeitest und deshalb nicht Bescheid weißt, was vor sich geht, sei es beim Unterricht von Schülern oder auch auf Musikhochschulen.
Für deine Fehlsicht meines Kommentars spricht auch, dass du offensichtlich nicht wahrgenommen hast, dass ich auch nicht
a l l e Professoren an Musikhochschulen als "nicht gut" deklariert habe. Weiterhin würde dann in deiner Einleitung auch nicht stehen, dass ich da überspitzt und übertrieben über das wohl sich selbst erhaltende Mittelmaß geschrieben hätte und du dies daraufhin gekontert hast, dass es auch gute und sehr gute Hochschuldozenten und Professoren gäbe. Das wäre gar nicht nötig gewesen, denn ich hatte ja auch geschrieben, "da gibt es nur wenige, die etwas taugen". Damit brachte ich doch die Qualität von wenigen Lehrstuhlinhabern unzweifelhaft zum Ausdruck.
Und: Überspitzt oder übertrieben war das von mir überhaupt nicht dargestellt - es ist der pure Ernst! Es gibt sehr viele Studienabgänger von Musikhochschulen, die das ebenso erlebten, bis hin zu Friedrich Gulda geht das, der in seiner Rede sich dafür bedankte, dass er trotz des Musikstudiums an der Wiener Hochschule (nur sinngemäß, weil ich es nicht mehr ganz genau weiß) gut Klavier spielen lernte.
Vom gleichen Institut stammend kenne ich sogar einen Studenten, der ehemals sehr gut Gitarre spielte - der ehemalige Professor dort mit großem Namen hat es tatsächlich fertig gebracht, mit seiner Unfähigkeit den Schüler von der Motorik her so zu verkorksen, dass er heute nach Jahrzehnten höchstens noch so spielen kann, wie ein unterdurchschnittlicher Schüler.
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Außerdem kann ich nicht nachvollziehen, wie @G i t a r r i s t seine völlig korrekte Kritik an der "Nähmaschinen"-Mentalität bei den Professoren mit seinem Loblied auf Wettbewerbe zusammen bringt.
Schließlich sind es meiner Erfahrung nach gerade die Wettbewerbe, die dieses Nähmaschinen-Musizieren nach wie vor unterstützen. Sicher wird dort auch schön und ausdrucksvoll musiziert und das findet gottseidank auch Zustimmung und gibt gute Punktzahlen. Aber die schiere virtuose manuelle Beherrschung eines Instrumentes mit der Auswahl der entsprechenden Literatur (´zirkusreife´ Tonleiter-Artistik, oft aber musikalisch magere Kost) wird nach wie vor hoch bewertet und so meine ich, dass nach wie gerade bei Wettbewerben diese "Nähmaschinen"-Dominanz sich immer wieder in den Vordergrund schiebt.

Das mit dem Spiel einer Nähmaschine seitens von einigen Professoren hat doch gar nichts mit der Teilnahme von Jugendlichen an Wettbewerben zu tun. Das sind doch zwei vollkommen verschiedene Themen.
Außerdem findet man bei "Jugend musiziert" keine zirkusreife Tonleiterartistik vor, die oft mit musikalisch magerer Kost verbunden sei. Auch nicht auf den Bundeswettbewerben.
Virtuos darf Musik doch ruhig sein - wegen "Hänschen klein..." braucht man keine Wettbewerbe organisieren. Und es macht außerdem auch richtig Spaß, virtuos spielen zu können. Es ist bereitet ein tolles Gefühl, wenn man mit ellenlangen Läufen nach Belieben losrasen kann - zu allen musikalischen Epochen hat sich die Menschheit daran erfreut, Musiker zu sehen, die sehr virtuos spielen können. Nur den Neidern eben, denen das nicht gelingt, die schwören halt nur auf Adagios...;-)
Wettbewerbe sind außerdem eine zusätzliche Motivationsmöglichkeit für Schüler - und die Teilnahme daran schult im Vorfeld die Disziplin, das Durchhaltevermögen und fördert weiterhin das ganz tiefe Eindringen in die Musik. Denn nur ein Schüler, der sehr musikalisch spielt, kann sich von denen positiv abheben, die das weniger gut können. Und all diese aufgezählten Eigenschaften sind außerordentlich positiv - es gibt keinen sehr guten Musiker, der nicht über diese verfügt - denn sonst wäre er nicht das, was er geworden ist.
Die spieltechnischen Voraussetzungen sind einfach notwendig - sie müssen vorhanden sein, um Noten in gute Musik zu verwandeln - und die Komponisten haben halt nicht nur Larghettos komponiert...
 

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