B.B
Helpful & Friendly User
- Zuletzt hier
- 24.11.24
- Registriert
- 02.06.06
- Beiträge
- 3.333
- Kekse
- 68.271
Hallo liebe Musiktheorie Experten.
Ich habe mir Zugang zu diesem Werk verschafft ( legal, in einer Bibliothek....) das ja aktuell sogar vergriffen ist. Es ist interessiert mich deshabl weil das Buch im Sinnen eines Namedroppings immer mal wieder hier und da genannt wird ( auch in Fachliteratur ) obwohl es offenbar nur sehr wenige zur Verfügung haben, gelesen und verstanden haben oder die Umsetzung der Theorie in einem musikprakischen Kontext genau beziffern können. Es ist ja auch scheinbar irgendwie ein bisschen in der Versenkung verschwunden und poppt seitdem nur gelegentlich hier und da mal auf.
Wie man immer wieder liest gibt es eine direkte persönliche Verbindung von Russel zu verschiedenen Jazzmusikern, allen voran Miles Davis aber auch Eric Dolphy und andere (Coltrane auch ? )
Häufig liest man also in einer Jazzgeschichte oder verschiedenen Texten die Randbemerkung Russels Werk wäre ein entscheidender Einfluss für die Entstehung des modalen Jazz gewesen. In einem anderen sehr alten Thread (https://www.musiker-board.de/threads/erste-modale-komposition.404272/ ) hat @MathiasL die Frage nach der ersten modalen Komposition schon gestellt. woraus sich natürlich ergibt dass man Miles Davis hier nur bedingt als den "Erfinder" dieser Spielweise benennen kann, aber man kann sich vermutlich darauf einigen dass es den "modalen Jazz" popularisiert hat und nachhaltig geprägt ( auch Coltrane in Folge dessen.... )
Ich habe zwar angefangen das Buch zu lesen, bin aber noch nicht durch und habe wahrscheinlich auch noch nicht alles verstanden:
Jetzt stellen sich mir verschiedenen Fragen an dieses Werk und diesen Zusammenhang:
1. Ist Russel der Erfinder eine Chord-Scale-Theorie ? Wenn man Mark Levine oder Sikora liest oder was bei Berklee gemacht wird fällt das ja auch in den Bereich Akkord-Skalen-Theorie aber eben mit größere nähe zu traditionellen Musiktheorie und ohne den Fokus auf den Lydischen Modus. Aber ist die Idee einer einheit von Akkord und Skala in dem Sinne neu ? Wo gibt es eventuell historische Vorläufer. Messiaen, Debussy, Ravel, Skjrabin ?
Besteht möglicherweise die Leistung des Werks in der etablierung dieser Denkweise auch wenn sie sich nicht genau so druchgesetzt hat wie Russel sie proklamiert?
2. Ist dieses Werk tatsächlich das erste genuin Jazzspezifische Theoriewerk und wenn ja warum und warum zu dieser Zeit. Was haltet ihr von der These dass es mit zunehmende Komplexität und damit vermutlich Publikumsschwund ( von der Swing/Bigband Ära über Bebop hinweg..... ) mögicherweise das Bedürfnis gibt Jazz als Kunstmusik zu legitimieren und somit auch Theorietisch zu untermauern.
3.Wie stellt sich der Einfluss in der Praxis konkret dar? Eine modale Denkweise führt imho zu mehr rhythmischer und meldoischer Freiheit ( weil manche Töne im Verhältnis zu vorher gleichberechtigter als vertikales Ereignis liegen können und nicht notwendigerweise ein Konflikt besteht mit strukturell wichtigen Tönen in folgenden Akkorden... Das lälsst sich vermutlich so zeigen. Wer aber sagt mir dass Miles, Cannonball ( der aus dem Bauch raus bewertet vermutlich am wenigsten) und Coltrane so gedacht haben? Lässt sich einer Impro ansehen oder hören ob jemand in Mixo#11 denkt oder wie Russel denken würde: Lydian Augmented von der b7 der Dominantseptakkords aus ? Worauf ich hinauswill: teilweise ist ja das entstehende Tonmaterial nicht neu sondern nur von einenm anderen Bezugspunkt aus und mit anderen Namen gedacht. Kann man davon ausgehen dass z.b. Miles stellenweise tatsächlich dieses Denkweise übernommen hat und wenn habt ihr Vorschläge wie sich das eurer Meinung nach konkret äußert....
3. In einer statistischen Erhebung zu den Akkordfortschreitungen in Bach-Chorälen ist mir aufgefallen dass die Verbinugn Doppeldominante Dominante Tonika deutlich häufiger ist als IV -V -I . Betrachtet man die Kaden als vollkommenes Abbild der Tonalität weil alles Skalentöne einmal auftauchen so wäre diese Tonalität mit der Doppeldominante ( in C-Dur: D Fis A ) ja tatsächlich Lydisch und eben eine Reihe von Quintverhältnissen.
Russel begründet das ja auch mit dem Verhältnis der Zieltöne der beiden Tetrachorde:
in Dur : C D E F zeiht nach F
G A H C zieht nach C
Ergibt einen Quinte die eigentlich F als Zentrum etabliert.
In C- Lydisch:
C D E Fis G zieht nach G
und G A H C nach C
ergibt die Quinte G zu C und somit C als Schwerpunkt.
Was geht hier vor. Wärmt er einfach die Uralten Diskussionen über die Behandlung von Quarten auf ( beginnend mit Kontrapunkt 2 vs 3 stimmig, Mathesson Boethius etc. ) und Beruft sich auf ein uraltess Problem umd dabei eine krude Theorie zu basteln oder ist das euere Einschätzung nach ein haltbares Konstrukt dass sich z.b. durch obengenanntes Phänomen untermauern ließe. Also dass selbst Bach sozusagen gewisse Dinge "umschifft" ?
Fürd die Frage nach dem Einfluss ist es ja andererseits wieder unerheblich ob die Theorie als solche aufgeht, solange sich jemand davon inspierieren ließ ist der Einfluss ja dennoch real vorhanden.
Bloß wie sich dieser Einfluss genau gestaltet hat konnte ich noch nirgends so richtig nachhaltig erklärt nachlesen.
diskutiert....
grüße B.B.
Ich habe mir Zugang zu diesem Werk verschafft ( legal, in einer Bibliothek....) das ja aktuell sogar vergriffen ist. Es ist interessiert mich deshabl weil das Buch im Sinnen eines Namedroppings immer mal wieder hier und da genannt wird ( auch in Fachliteratur ) obwohl es offenbar nur sehr wenige zur Verfügung haben, gelesen und verstanden haben oder die Umsetzung der Theorie in einem musikprakischen Kontext genau beziffern können. Es ist ja auch scheinbar irgendwie ein bisschen in der Versenkung verschwunden und poppt seitdem nur gelegentlich hier und da mal auf.
Wie man immer wieder liest gibt es eine direkte persönliche Verbindung von Russel zu verschiedenen Jazzmusikern, allen voran Miles Davis aber auch Eric Dolphy und andere (Coltrane auch ? )
Häufig liest man also in einer Jazzgeschichte oder verschiedenen Texten die Randbemerkung Russels Werk wäre ein entscheidender Einfluss für die Entstehung des modalen Jazz gewesen. In einem anderen sehr alten Thread (https://www.musiker-board.de/threads/erste-modale-komposition.404272/ ) hat @MathiasL die Frage nach der ersten modalen Komposition schon gestellt. woraus sich natürlich ergibt dass man Miles Davis hier nur bedingt als den "Erfinder" dieser Spielweise benennen kann, aber man kann sich vermutlich darauf einigen dass es den "modalen Jazz" popularisiert hat und nachhaltig geprägt ( auch Coltrane in Folge dessen.... )
Ich habe zwar angefangen das Buch zu lesen, bin aber noch nicht durch und habe wahrscheinlich auch noch nicht alles verstanden:
Jetzt stellen sich mir verschiedenen Fragen an dieses Werk und diesen Zusammenhang:
1. Ist Russel der Erfinder eine Chord-Scale-Theorie ? Wenn man Mark Levine oder Sikora liest oder was bei Berklee gemacht wird fällt das ja auch in den Bereich Akkord-Skalen-Theorie aber eben mit größere nähe zu traditionellen Musiktheorie und ohne den Fokus auf den Lydischen Modus. Aber ist die Idee einer einheit von Akkord und Skala in dem Sinne neu ? Wo gibt es eventuell historische Vorläufer. Messiaen, Debussy, Ravel, Skjrabin ?
Besteht möglicherweise die Leistung des Werks in der etablierung dieser Denkweise auch wenn sie sich nicht genau so druchgesetzt hat wie Russel sie proklamiert?
2. Ist dieses Werk tatsächlich das erste genuin Jazzspezifische Theoriewerk und wenn ja warum und warum zu dieser Zeit. Was haltet ihr von der These dass es mit zunehmende Komplexität und damit vermutlich Publikumsschwund ( von der Swing/Bigband Ära über Bebop hinweg..... ) mögicherweise das Bedürfnis gibt Jazz als Kunstmusik zu legitimieren und somit auch Theorietisch zu untermauern.
3.Wie stellt sich der Einfluss in der Praxis konkret dar? Eine modale Denkweise führt imho zu mehr rhythmischer und meldoischer Freiheit ( weil manche Töne im Verhältnis zu vorher gleichberechtigter als vertikales Ereignis liegen können und nicht notwendigerweise ein Konflikt besteht mit strukturell wichtigen Tönen in folgenden Akkorden... Das lälsst sich vermutlich so zeigen. Wer aber sagt mir dass Miles, Cannonball ( der aus dem Bauch raus bewertet vermutlich am wenigsten) und Coltrane so gedacht haben? Lässt sich einer Impro ansehen oder hören ob jemand in Mixo#11 denkt oder wie Russel denken würde: Lydian Augmented von der b7 der Dominantseptakkords aus ? Worauf ich hinauswill: teilweise ist ja das entstehende Tonmaterial nicht neu sondern nur von einenm anderen Bezugspunkt aus und mit anderen Namen gedacht. Kann man davon ausgehen dass z.b. Miles stellenweise tatsächlich dieses Denkweise übernommen hat und wenn habt ihr Vorschläge wie sich das eurer Meinung nach konkret äußert....
3. In einer statistischen Erhebung zu den Akkordfortschreitungen in Bach-Chorälen ist mir aufgefallen dass die Verbinugn Doppeldominante Dominante Tonika deutlich häufiger ist als IV -V -I . Betrachtet man die Kaden als vollkommenes Abbild der Tonalität weil alles Skalentöne einmal auftauchen so wäre diese Tonalität mit der Doppeldominante ( in C-Dur: D Fis A ) ja tatsächlich Lydisch und eben eine Reihe von Quintverhältnissen.
Russel begründet das ja auch mit dem Verhältnis der Zieltöne der beiden Tetrachorde:
in Dur : C D E F zeiht nach F
G A H C zieht nach C
Ergibt einen Quinte die eigentlich F als Zentrum etabliert.
In C- Lydisch:
C D E Fis G zieht nach G
und G A H C nach C
ergibt die Quinte G zu C und somit C als Schwerpunkt.
Was geht hier vor. Wärmt er einfach die Uralten Diskussionen über die Behandlung von Quarten auf ( beginnend mit Kontrapunkt 2 vs 3 stimmig, Mathesson Boethius etc. ) und Beruft sich auf ein uraltess Problem umd dabei eine krude Theorie zu basteln oder ist das euere Einschätzung nach ein haltbares Konstrukt dass sich z.b. durch obengenanntes Phänomen untermauern ließe. Also dass selbst Bach sozusagen gewisse Dinge "umschifft" ?
Fürd die Frage nach dem Einfluss ist es ja andererseits wieder unerheblich ob die Theorie als solche aufgeht, solange sich jemand davon inspierieren ließ ist der Einfluss ja dennoch real vorhanden.
Bloß wie sich dieser Einfluss genau gestaltet hat konnte ich noch nirgends so richtig nachhaltig erklärt nachlesen.
diskutiert....
grüße B.B.
- Eigenschaft