hack_meck
Lounge .&. Backstage
"Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt sooo nah?"
Und so führe ich meine kleine Rundreise - die mich im Laufe des Jahres auch noch zu anderen deutschen Gitarrenbauern bringen wird - in Hessen fort und besuche den Akustik Gitarren Bauer LAKEWOOD.
Martin Seeliger und sein Team bauen in der Nähe von Gießen ca. 24 Gitarren pro Woche. Die Firma ist dabei aus einem Musikgeschäft entstanden und hat mittlerweile die "Belastungsgrenze" des Stammsitzes erreicht. Das Gebäude befindet sich mitten im Ortskern und hat seine Karriere als Zigarrenfabrik begonnen. Auf drei Stockwerken - im denkmalgeschützten Gebäude - werden die Lakewood Gitarren gebaut. Um Platz zu schaffen, hat man zusätzlichen Raum in der Nähe angemietet und dort auch einige Maschinen stehen, die "Volumenarbeiten" in der Vorbereitung erledigen können. Ausserdem kann man dort - ganz gemütlich - Holz liegen und reifen lassen.
Aber vielleicht erst mal einen Schritt zurück, denn die Frage wie es zur Besichtigung gekommen ist, haben wir ja noch gar nicht geklärt. Ich hatte Martin Seeliger auf der Musikmesse angesprochen und versucht ihm zu erklären, wie wir als User im Musiker-Board immer mal Berichte verfassen um den anderen Usern Information zu präsentieren. Zuerst dachte er wohl, ich wollte ihm was verkaufen - NEIN !!! Ich bin nicht das MB, ich bin hier User und will nur meinen und euren Spaß. Dieses Missverständnis habe ich jedoch bereits mehrfach am Anfang in den Gesprächen bemerkt - die Influenzer haben da bei den Herstellern wohl ihre Spuren hinterlassen - konnte aber die Bedenken im Rahmen einer E-Mail, mit ein paar Links zu unseren Factory Tour Threads, ausräumen.
Herausgekommen ist das, was ich euch hier in Wort und Bild präsentieren werde. So viel schon mal vorweg ... für mich in erster Linie viele interessante Gespräche mit meinem Ansprechpartner Markus Hoppe - und die Chance mal den Bau eines Korpus komplett zu erleben und zu dokumentieren. An der Stelle werden wir dann weiter unten etwas ausführlicher verweilen.
Zum Einstieg aber schon mal das im Anschluss an die Führung aufgenommene Gespräch mit Markus. Wir bewegen uns da so ein wenig aus der Box mit unseren Themen, daher stehen sie aber auch wenig in Konkurrenz zum hier geschriebenen Wort.
Falls ihr euch weiter mit dem Thema beschäftigen wollt, ich habe selten eine so informative Webseite gesehen wie die von Lakewood. https://www.lakewood-guitars.de/start.php
Fall sich jemand wundert, wo denn der Chef abgeblieben ist Martin Seeliger wurde erst am Tag vorher mit einer Fußverletzung aus dem Krankenhaus entlassen und musste - weil "sich Ausruhen" und "Schonen" wohl nicht zu seinen Kernkompetenzen zählt - mit ein wenig Gewalt davon abgehalten werden, selbst die Tour mit mir zu machen. Martin, ich hoffe es ist alles gut verheilt .
Nach der Begrüßung haben wir uns auf die Runde begeben und im Erdgeschoss begonnen. Dort stehen die schweren und rotierenden Maschinen. Zur Erinnerung ... Denkmalschutz ==> altes Gebäude ==> nicht unbedingt die beste Statik ==> Deckenlast. Das Grundrezept für Gitarrenbau ist ja bei allen Herstellern erst mal recht ähnlich, die Gewürze dann allerdings sehr verschieden. Auch bei Lakewood findet man CNC Maschinen (nicht von ungefähr die gleich Marke wie bei Taylor), Sägen in vielfältiger Ausführung, Schleifmaschinen um den Decken die richtige Dicke zu geben, Poliermaschinen, Verformungswerkzeuge für die Zargen, eine Lackierkabine (die ist nicht schwer, der Kompressor für die Absaugung allerdings schon ) und einiges mehr.
Schauen wir kurz mal rein ... und in der Untermalung sogar mit Bezug (um drei Ecken) zu Lakewood. Gerd Vogel, der im Hintergrund spielt, hat bei der Sunnyland Blues Band unter anderem auch mit Chris Jones zusammen gespielt. Chris war Artist für Lakewood. Einziger Schönheitsfehler - der Song ist nicht auf einer Lakewood eingespielt. - hüstel, aber das könnte man ja ändern ...
Für Eilige ... Kurzüberblick im Time Warp (4x)
Und dann auch noch mal in Bildern zum Verweilen:
Die CNC ...
... mit sehr kleinem Kopf zu bestücken um die Einlegearbeiten vorzubereiten ...
Sägen und Schleifen ...
Zargen Formen - bei Lakewood wird gerne mit manuell angezogenen Maschinen gearbeitet. Da kann der erfahrene Gitarrenbauer das Tempo besser bestimmen und auf das Holz Rücksicht nehmen. Besonders dann wichtig, wenn man - wie Lakewood - auch mal Hölzer verarbeitet, die sonst eher Exoten im Gitarrenbau sind. Z.B. Eiche.
Schleifen und Polieren - der Teller saugt mit Unterdruck das Werkstück an und ist sehr gut beweglich. Da kann man dann sehr gut aus jeweils der richtigen Richtung an die Gitarre rankommen. Die Arbeitsplätze sind mit einer Absauganlage versehen streuen sehr wenig Staub in den Raum.
Mit ein wenig Licht noch das romantischste Bild, welches man eine Lackierkabine abgewinnen kann. Ein Flies nimmt überschüssiges Material auf. Die Lackschichten sind ziemlich dünn, nachdem geschliffen wurde ... und sie werden über UV Licht ausgehärtet.
Soweit nichts besonderes, daher auch nur der Schnelldurchgang an dieser Stelle. Schauen wir lieber mal ein wenig nach dem Gewürzregal
Ungefähr so sah die Woche aus ... Eine Liste mit Gitarren, die gebaut werden. (P.S. Ihr braucht keine Wetten abschließen, von mir ist - zur Abwechslung - keine Gitarre auf der Liste.
Schauen wir erst mal nach dem Hals. Dieser wird am Griffbrett mit dem Korpus verklebt, und unten geschraubt. (Kleiner Tip - die Webseite gibt Hinweise wo man für einen zweiten Gurtpin den Bohrer ansetzen kann, ohne Schaden anzurichten.)
Der Hals besteht, wie man im Rohbau recht gut erkennen kann, aus mehreren Teilen, die miteinander verleimt sind. So ist bei Lakewood auch der Halsfuß zweigeteilt.
Hier dann noch ein paar Formen und Haltevorrichtungen, die für den Bau verwendet werden. Eingespannt sieht dies dann so aus wie auf dem Bild der CNC weiter oben.
Eines der Bauteile auf die man gesteigerten Wert legt, ist der Halsstab und seine Einfassung. Leichtgängig und ohne "Losbrechmoment", denn wenn es beim Drehen so fürchterlich knackt, bis der Stab gängig wird, bekomme ich immer einen Herzinfarkt. Gut eingelassen, sauber verpackt in einem Schlauch, hat man volle Kontrolle über den Hals. Und nicht umsonst ist eines der Markenzeichen von Lakewood die Möglichkeit, die Gitarre wirklich auf "leicht und locker" zu Bespielen einzustellen.
Was uns noch fehlt ist ein Griffbrett. Dort werden saubere Schlitze vorbereitet und mit der Handpresse die Fretts eingepresst. Und natürlich gibt es auch sehr schicke Verzierungen. Die "Vertiefungen" werden mit der kleinen CNC eingebracht und dann mit Dots, Sternen, Schriftzügen und allerlei Symbolen verziert.
Und klar, was für das Griffbrett gilt, darf am Headstock nicht fehlen. Die Ränder werden - absichtlich - mit Überhang vorbereitet. So kann man im Nachgang sehr bündig abschneiden und hat einen sauberen Rand in der Einfassung.
Damit sind alle Komponenten des Halses bearbeitet und wir können uns jetzt dem Bau des Korpus widmen. Dies werden wir in Teil 2 etwas ausführlicher machen, denn da haben wir die Chance einmal den ganzen Prozess zu beobachten.
In der Zwischenzeit warten diese hier auf den passenden Partner
TBC
- Eigenschaft