Text aus dem Giftschrank: Nuda Veritas

Katz23
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Ich hab einige Texte auf Halde liegen mit denen ich nicht weiter komme. Den hier hab ich vor einem Jahr mal geschrieben, weil ich die Idee mit der Mehrdeutigkeit so reizend fand. Leider ist sie Sache so komplex, vielschichtig und am Ende noch mit Pointe, dass ich das in noch keine verwendbare Form bringen konnte. Vielleicht könnt ihr mir etwas aus dem Schlammassel helfen?
Es geht um meinen Job als bildender Künstler und auch um die Idee der nackten Wahrheit (Nuda Veritas) und ihr Attribut. Aber ich will vorher nicht alles verraten. Lest erstmal.
Im Vorraus schon mal sorry für eventuelle Bilder, die auftauchen - ich betrachte das aus künstlerischer Perspektive. Wenn's die falsche Adresse ist, dann lieber löschen, Herr MOD, und ich schließ es schnell wieder ein.

Nuda Veritas

Intro:
Ich bin nackt, wie ich hier stehe
Begleitet nur mit Ukulele
Steh ich einfach hier und sing:
Wer ich bin.

Und wär das jetzt ein riesen Akt,
wenn ich dich mal mal?
Natürlich nackt.
Auch wenn's nicht klappt,
würd ich's doch gern probieren,
der Gewinn wäre enorm.
In dieser konstruierten Form,
ist klar, ich hab dann auch nichts an.
Ausgezogen, ungelogen, nackt,
immer schön mit Sichtkontakt.
Brauchst dich nicht genieren,
ich weiß da gibt es Stellen,
Falten, Narben, Ecken, Dellen.
Vom Bauch ganz zu schweigen.
Kannst dich mir ruhig zeigen.
Anatomie der Wirklichkeit.
Proportion, Kreation,
los mach schon:
oben und unten ohne
Freikörper-Kulturzone!
Ich mach Skizzen,
im Stehen, Liegen, Sitzen.
Lieber von vorn oder halb seitlich,
von hinten ginge nur leidlich.
Mal dir das ruhig aus in Zeitlupe... oder - raffer,
aber denk dran es ist nur ne Methapher.
Und jetzt häng die Sachen auf den Bügel,
ich bin's doch bloß, dein Spiegel!
 
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Hi,

erst mal ganz generell: Ich finde, dass du ein Riesen-Talent zum Texten hast. Baust du das manchmal auch in deine Kunst ein? Indem du z. B. Texte neben Bildern/Skulpturen zeigst oder in sie einbeziehst? Oder Ausstellungen mit Gesang/gesprochenen Texten begleitest? Du hast eine sehr eigene, sehr charmant-ungekünstelte Art, mit Sprache Bilder zu malen, in denen sich jeder ein Stück weit wiederfinden kann, ohne dabei ins Pathetische oder Kitschige abzudriften. Und schaffst es, trotz autobiographischer Bezüge eine Stimmung zu schaffen, bei der man nicht das Gefühl hat, dass du selbstfindungs- oder vergangenheitsaufbereitungsmäßig unterwegs bist und ohne dass du um dich selber kreist. Das ist wirklich nicht jedem gegeben.

Dann zu diesem Text: Mit der Message von der ungeschönten nackten Wahrheit und Körperlichkeit (die ja auch künstlerisch viel spannender ist als die Makellosigkeit, die uns als Ideal vorgegeben wird) kann ich - wahrscheinlich auch altersbedingt - eine Menge anfangen und finde den zweiten Teil (ab Ausgezogen, ungelogen, nackt) auch in sich stimmig und würde da gar nicht viel dran ändern. Das hat auch sprachlich einen schönen Fluss.

Was den ganzen Text angeht, verwirren mich die vielen Ebenen ein bisschen. Du willst, dass sich dein Modell dir ungeschönt und nackt zeigst, zeigst dich dafür selbst auch nackt und ehrlich, damit da eine stimmige Beziehung entsteht. Das ist das eine. Dann verwendest du bewusst Kunstbegriffe, die du anders einsetzt ("Ist das denn so ein Akt" oder "Mal dir das ruhig aus"), um diese verschiedenen Ebenen Kunst/Beziehung zum Körper/Scham/Nacktheit ineinander fließen zu lassen, das wirkt auf mich manchmal etwas "gewollt". Auch der Schluss lässt mich irgendwie ratlos zurück: Ist das als Auflösung gemeint, meinst du einen echten Spiegel? Oder meinst du dich als Künstlerin, die das Modell porträtiert und damit spiegelt? Ich bekomme das inhaltlich nicht richtig auf die Reihe, aber womöglich ist ja gerade das so gewollt, und ich setze da zu logisch an...

LG

Nicole
 
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Ein dreifaches :great::great::great:
Richtig geil. Den Textfluß kriegt man gesungen schon hin, wobei sich in meinem Kopf eher ein Rap abgespielt hat.

Ist das als Auflösung gemeint, meinst du einen echten Spiegel?
So habe ich es verstanden.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Wenn's die falsche Adresse ist, dann lieber löschen
Also von Pornorap ist das meilenweit entfernt. Das Wort "nackt" wird man ja noch schreiben dürfen :)
 
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Danke @Swingaling. Du hast das sehr gut erkannt mit der Vielschichtigkeit wo ich hin will. Es ist noch nicht ausgereift - ich würde es als Skizze bezeichnen und grübel über die Umsetzung als Musikstück.
Dann verwendest du bewusst Kunstbegriffe, die du anders einsetzt ("Ist das denn so ein Akt" oder "Mal dir das ruhig aus"), um diese verschiedenen Ebenen Kunst/Beziehung zum Körper/Scham/Nacktheit ineinander fließen zu lassen, das wirkt auf mich manchmal etwas "gewollt". Auch der Schluss lässt mich irgendwie ratlos zurück: Ist das als Auflösung gemeint, meinst du einen echten Spiegel?
Gut das aus deiner Perspektive zu sehen - man steckt ja in seinem Metier drin und denkt, das dass andere genauso wahrnehmen. Aber ein bisschen soll der Text auch verwirren. Das was man am Ende auf jemand anderen projeziert fällt mit dem Spiegel (ob nun echt oder als Methapher) wieder auf einen selbst zurück.
Ich merke dass oft nach Portraitsitzungen, dass ich zwar jemand anderes male, aber oft eine Eigenart herrausarbeite, die sich bei mir spiegelt. In dem Fall wäre sogar das Modell der Spiegel.
Und dann gibt es noch die Allegorie der "Wahrheit mit dem Spiegel"...
Aaaaaaaah, ich könnte da stundenlang drüber philosophieren. Deshalb der Text ;-)

Baust du das manchmal auch in deine Kunst ein? Indem du z. B. Texte neben Bildern/Skulpturen zeigst oder in sie einbeziehst? Oder Ausstellungen mit Gesang/gesprochenen Texten begleitest?
Ja.
1. In einigen Bildern finden sich z.B. Textschnippsel.
2. Themen die ich male vertexte ich auch gern und umgekehrt
3. Die Hälfte unserer Auftritte sind musikalische Einlagen bei Vernissagen/Kunstveranstaltungen (meine eigenen und von anderen Künstlern)
-> das wäre dann auch der richtige Ort für ein Lied aus diesem Text

Texte lesen vor Publikum ist nicht so meins.

Ein dreifaches :great::great::great:
Richtig geil. Den Textfluß kriegt man gesungen schon hin, wobei sich in meinem Kopf eher ein Rap abgespielt hat.
Ein dreifaches Danke, Danke, Danke! Hurra.
Bei Rap ist leider meine Grenze erreicht, das überzeugend rüberzubringen.
Ich steh jetzt vor der Entscheidung, das grundlegend neu zu strukturieren und in eine Liedform zu bringen oder einen musikalischen Weg zu finden, dieses freie Textkonstrukt zu händeln. Bei beiden Möglichkeiten fehlte mir bisher die zündende Idee.
 
Bei Rap ist leider meine Grenze erreicht, das überzeugend rüberzubringen.
Das verstehe ich , ist auch nicht so ganz mein Metier.
Entscheidung, das grundlegend neu zu strukturieren und in eine Liedform zu bringen
Oh ja mach doch.
Und wär das jetzt ein riesen Akt,
wenn ich dich mal mal?
Natürlich nackt.
Auch wenn's nicht klappt,
würd ich's doch gern probieren,
der Gewinn wäre enorm.
In dieser konstruierten Form,
Das hier würde ich zum Refrain verwursten. Die "1" von jedem Takt hab ich unterstrichen, Beats mit Pausen in eckige Klammern gesetzt.

Und | wär das jetzt ein riesen | Akt <2 3 >
wenn ich | dich mal mal? - Natürlich | nackt! <2 3>
Auch wenn's nicht | klappt, würd ich's doch gern pro- |bieren, <3>
der Ge-|winn wäre enorm <4 | 1> in dieser konstruierten |Form


Das ganz natürlich mit Ukulele und bei bedarf auch angezogen. :D

LG Robert
 
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nur schnell noch ein Bild was zum Text passt:
Der Hintergrund von einem Portrait eines Akt-Fotografen, deshalb so dunkel und unscharf.
Nuda-Veritas.jpg
 
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Cool, gefällt mir.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
upload_2018-6-29_16-56-19.png
 
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@drowo ich kann keine Noten :weep:
 
@drowo WOW sehr cool, auch wenn ich lachen muss, den Text so und von dir zu hören :claphands:
Ich werde das mal mit der Uke probieren, bin bloß gerade verhindert.
 
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@drowo Dank dir!
Ich werde das wahrscheinlich nicht so schön wie du in dieser Weise singen können. Das finde ich fast zu schade...
 
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Du wirst es auf deine eigene Weise singen. Ich wäre jedenfalls gespannt, weil ich den Text wirklich klasse finde.
 
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@drowo Ooor so schön, ich hab's mal in meine Lieblingstonart (A/f#m) gesetzt und mit Ukulelebegleitung gesungen :love: Jetzt kapiere ich es erst vollständig.
Ich schlepp das in den Urlaub mit - mal sehen, was ich draus machen kann. Inwieweit darf ich in deine Vorlage eingreifen und sie weiterverwenden?
 
Inwieweit darf ich in deine Vorlage eingreifen und sie weiterverwenden?
Ändere eine Note und die hörst von meinem Anwalt :D
:rofl:
Nein quatsch. Du kannst es beliebig ändern und verwenden. Ab Takt 8 ist es ohnehin ein typischer Schluß-Refrain; für die Refrains mitten im Song bräuchte man ab hier was anderes.

LG Robert
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Mist, jetzt konnte ich nicht widerstehen noch eine Kleinigkeit zu machen. :D

Hier in A dur / F#moll, mit Wiederholung und beim ersten mal mit "mitten im Song tauglichen" Harmonien.


https://www.dropbox.com/s/lijtrmr1gewe9mn/NudaVeritas_Adur.pdf?dl=0

Aber jetzt bin ich auch schon still. :engel:
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Ausgezogen, ungelogen, nackt,
immer schön mit Sichtkontakt.
Brauchst dich nicht genieren,
ich weiß da gibt es Stellen,
Falten, Narben, Ecken, Dellen.
Vom Bauch ganz zu schweigen.
Kannst dich mir ruhig zeigen.
Das wäre eine hervorragen Strophe :engel:
 
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@Katz23

Große Klasse der Text!

In der letzten Zeile

„ich bin's doch bloß, dein Spiegel!“

find ich das „ ich bin’s doch bloß „ noch nicht optimal. Natürlich Geschmacksache, aber irgendwie ist mir das nicht ausdrucksstark genug. Bzw. baut das für mich nicht genug Spannung auf.
Wie wär’s mit „ Schöne Grüße......Dein Spiegel!“ ?
 
In der letzten Zeile

„ich bin's doch bloß, dein Spiegel!“

find ich das „ ich bin’s doch bloß „ noch nicht optimal
Du hast die Stelle entdeckt, die auch mir nicht gefällt. Ist erstmal eine Notlösung, um die Pointe zu formulieren...
Hatte als Alternative noch "ich bin doch bloß dein Spiegel"

Das wäre eine hervorragen Strophe :engel:
Ein Siebenzeiler :rolleyes:
Ich hab den Text schon etwas aufgeteilt (siehe Anhang), aber muss das erst auf Singbarkeit prüfen.

Hier in A dur / F#moll, mit Wiederholung und beim ersten mal mit "mitten im Song tauglichen" Harmonien.
Danke schön. So schnell bin ich gar nicht am Ball, wie du die Vorlagen schießt...
 

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Der Siebenzeiler ist singbar ;-) guckst du ...
Natürlich!
Ich gucke und sehe: das entwickelt sich zu einer Text-Musik-Kollaboration. Leider bin ich musikalisch nicht annähernd so versiert wie beim Texten, sodass ich nur staune was du aus meiner Idee machst...
 
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@drowo Ich hab den Text noch etwas geformt damit er in deine Komposition passt. Es ist sehr spannend, wie sich daraus ein Lied entwickelt. Leider muss ich mich erstmal eine Woche in den Urlaub verabschieden mit Social-Media-Verzicht :nix:

Intro:
Ich bin nackt, wie ich hier stehe
Begleitet nur mit Ukulele
Steh ich einfach hier und sing:
Wer ich bin.

Ref.: Und wär das jetzt ein riesen Akt,
wenn ich dich mal mal? Natürlich nackt.
Auch wenn's nicht klappt,
würd ich's doch gern probieren,
der Gewinn wäre enorm.
In dieser konstruierten Form.

1. Ausgezogen, ungelogen, nackt,
immer schön mit Sichtkontakt.
Brauchst dich nicht genieren,
ich weiß da gibt es Stellen,
Falten, Narben, Ecken, Dellen.
Vom Bauch ganz zu schweigen.
Kannst dich mir ruhig zeigen.

2. Anna-tomie, Proportion, los mach schon!
Freikörper-Kulturzone:
oben und unten ohne.
Ich mach Skizzen,
im Stehen, Liegen, Sitzen,
von hinten nur leidlich,
lieber von vorn oder seitlich.

Und jetzt häng die Sachen auf den Bügel!
Schöne Grüße ... dein Spiegel!
 
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