Da liegt wohl ein kleines Missverständnis vor...
Zum Einen sind auch auf der Orchestra echte Bendings möglich - selbst wenn sie fürs Blues-Schema an den "Richter-Stellen" nicht benötigt werden (in dritter Position als Moll aber durchaus).
Missverständnis?
Welches?
Ich habe nirgendwo das Gegenteil behauptet.
das Problem "Kanal 2 kaputt" ist ein typisches Bluesharp-Problem, das die Orchestra so nicht aufweist.
Ist das so? Und - wenn ja - warum eigentlich?
Meiner Beobachtung nach ja.
Ich führe das auf die unterschiedlichen Abstände zwischen Blas- und Ziehton zurück. (Richter: kleine Terz; Solo: kleine Sekunde)
Das könnte ungewollte Bendings erklären, aber nicht die Blockade von (zu stark) angezogenen Einzeltönen, oder?!
Ok. Da muss man jetzt zwischen einem versehentlichem und einem bewussten aber völlig falsch angesetzdem Bending unterscheiden.
Bei einem versehentlichen Bending stimmen Mundhaltung und Atmung nicht. Dadurch wird der Ton unsauber. Eine Blockade der Stimmzunge entsteht dabei in der Regel nicht.
Eine komplette Blockade ist in jedem Fall die Folge eines falsch angesetzen Bendings (kräftiger Sog mit zu engem Mundraum). So weit so gut. Die nächste Frage ist dann aber für mich, was ist der Anlass, das überhaupt zu probieren?
Zum anderen ist das typische Anfänger-Problem auf Kanal 2 ziehen nicht (hauptsächlich) das ungewollte Bending, sondern die Blockade des Tons durch falsche (zu starke/angestrengte) Atmung.
Aus der Warte betrachtet, stimme ich zu.
Ungewolltes (und obendrein technisch falsches) Bending wird nicht nur durch falsche Atmung verursacht. Weitere Störungen der Tonbildung werden verursacht durch zu eng gehaltene Zähne, verkrampfte Lippen und ein durch falsches Heben der Zunge zu enger Mundraum. Welche Bedeutung der Mundraum für die Tonbildung hat, wird am leichtesten durch Pfeifübungen verständlich. ...
Aufgrund meiner im Unterricht gemachten Beobachtungen kann ich bestätigen, dass leichtes ungewolltes Benden natürlich auch bei anderen Harp-Typen entsteht, wenn Atemtechnik und Mundhaltung nicht stimmen.
Ein typisches Richterharpproblem ist die Blockade der 2. Ziehzunge für mich aufgrund folgender Beobachtungen: Das falsche Ansaugen in Kanal 2 der Richter-Harp fällt mir immer besonders krass auf, wenn jemand zum ersten Mal bei mir mit seiner Bluesharp auftaucht und mir seine Bending-Versuche zeigt, mit denen er die fehlenden Töne zu erreichen suchte. Das erinnert mich dann immer an meine eigenen Anfängerfehler, als ich mit Hilfe von schriftlichen Anleitungen versuchte, die Geheimnisse des Bendens zu ergründen. Ich habe genau dieselben Fehler gemacht, die ich heute beobachte. Anstatt mit Änderungen des Mundraums (Pfeiffübung!
) zu arbeiten, versuchte ich mit zu engem Mundraum und zu starkem Sog ans Ziel zu gelangen, mit der Folge, dass die Zungen hin und wieder blockierten. Es war mir klar, dass das verkehrt war und um die Harps nicht zu schreddern, hab ich das dann wieder dran gegeben, bis ich Jahre später Erklärungen fand, die mich zum Ziel führten. Der Wechsel zum Solostimmsystem "erlöste" mich damals von diesem "schrecklichen Übel" ;-) Denn je nach dem, mit welcher Musik man sich beschäftigt, besteht für den Soloharpspieler zunächst gar keine Notwendigkeit für das Benden. Und wenn dann irgendwann chromatische Töne fehlen, kann man problemlos zur chromatischen Harp wechseln, da diese auf demselben Stimmsystem basiert. Auf der Bluesharp ist man viel schneller mit der Suche nach fehlenden Tönen konfrontiert, macht die typischen Fehler beim Benden und schon ist man mittendrin im Try&Error-Spiel und verzweifelt an blockierenden Zungen. Deshalb ist das in meinen Augen ein typischen Bluesharp-Problem.
Dieses Problem verstärkt sich in der Regel umso meht, je tiefer die Harp gestimmt ist
Klar. Der Grund, warum tiefe Töne schwieriger zu Benden sind, liegt auf der Hand: Je tiefer der Ton ist, der "erbendet" werden soll, um so größer muss der Mundraum werden. Wenn dann jemand nicht in der Lage ist, seine Kinnlade locker sacken zu lassen, wird das nichts.
Auch die tiefen Ziehtöne, die ganz normal (also ohne Benden) gespielt werden, klingen deutlich besser, wenn der Mundraum die richtige Weite hat. Das ist so ähnlich wie bei einem Metallophon oder Marimbaphon: Wenn man da zu kleine Resonanzröhren unter die Stäbe hängt, klingen die Töne blass und irgendwie "abgewürgt".
Howard Levy spielt übrigens eine unglaublich virtuose Blues-Harp... ;-)
Ja, faszinierend!
Er ist in der Lage, sie als chromatisches Instrument zu nutzen. Ich liebe das Video, in dem er mit einem Chrom-Spieler auf der Bühne steht und die beiden sich eine Art Battle liefern! Das habe ich schon mal woanders hier im Sub verlinkt. Ist schon länger her ...