Funktionsbezeichnungen in Moll

Lang Sam
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Hallo zusammen,
Ich möchte fragen, ob die Funktionsbezeichnungen von Dreiklängen der Dur-Tonleiter sich auf die gleichen Stufen der Moll-Tonleiter anwenden lassen. Laut meiner bisherigen Recherche müsste die Antwort "ja" heißen. Falls das der Fall sein sollte, verstehe ich aber nicht, inwiefern die Bezeichnungen dann noch sinnvoll sind.

Ein Beispiel: Bei einer Dur-Tonleiter nennt man den leitereigenen Dreiklang, dessen Grundton auf der sechsten Stufe liegt Tonikaparallele: In C-Dur ist dies also ein A-Moll-Akkord. Da A eine große Terz unter C liegt, lassen sich die zugrundeliegenden Tonleitern als Parallelen bezeichnen. In einer Mollt-Tonleiter hingegen lässt sich der leitereigene Dreiklang, dessen Grundton auf der sechsten Stufe liegt, nicht nach der selben Logik als Subdominantenparallele identifizieren. In A-Moll wäre dies ein F-Dur-Akkord. Da A eine Terz über F liegt, sind A-Moll und F-Dur nicht Parallelen - Natürlich nicht: Wir wissen ja, dass A-Moll und C-Dur Parallelen sind.
Eigentlich müsste man also in Moll den Dreiklang von der dritten Stufe als Tonikaparallele bezeichnen. in A-Moll wäre das ein C-Dur-Akkord. Aber wie soll man dann den Dreiklang von der sechsten Stufe nennen?

Ich hoffe ich konnte mich einigermaßen klar ausdrücken und danke schonmal für eure Antworten!
LG Sam
 
Eigenschaft
 
In einer Mollt-Tonleiter hingegen lässt sich der leitereigene Dreiklang, dessen Grundton auf der sechsten Stufe liegt, nicht nach der selben Logik als Subdominantenparallele identifizieren.
nein, die Funktionen beziehen sich auf Stufen.
Erste Stufe heißt Tonika. Auch in moll. IV ist Subdominante und V ist Dominante, bei Letzterer musst du sowieso was ändern (Durterz einführen) und hast die Tonleiter streng genommen verlassen.

Durparallelen sitzen drei Halbtöne über dem Mollakkord. Egal als welche Stufe du das definierst.
Also C und Am sind (und bleiben natürlich) parallel, ob du nun C als I bezeichnest oder Am als I.

Du hast womöglich bei deiner Frage angenommen, eine Mollparallele sei immer auf der sechsten Stufe. Falsch. Die Mollparallele ist drei Halbtöne unter dem Durakkord. So rum.

Oder noch anders erklärt:
deine Stufen und Funktionen sind eine Sache. Die Dur/Moll-Parallele ist was anderes. Nicht durcheinanderwerfen.
Wenn du Stufen neu definierst (aus C mach Am), ändern sich die Parallelen deswegen nicht plötzlich. Die bleiben.
 
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Hi,
erst einmal willkommen im Forum,
hättest Dich ja auch mal kurz vorstellen können.

Ich bin sicher, dass folgende Grafik gut zur Beantwortung Deiner Frage beiträgt:

Funktionsbezeichnungen Dur-Moll.jpg

damit solltest Du ja was anfangen können...

Wenn ich das jetzt richtig interpretiere und das so stimmt, bedeutet das:
In nat. Moll (äolisch) sind also die dritte Stufe die Tonikaparallele tP (Durparallele der Molltonika)
und die sechste Stufe ist die Subdominantparallele sP (Durparallele der Mollsubdominante) = Tonikagegenklang tG

Ich kann auch noch hierauf verweisen:
https://www.musiker-board.de/thread...allelen-gegenklaenge-usw.149034/#post-1698152
Da wird es noch schön erklärt.

komme ich jetzt ins Fernsehen? :cool:
 
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Danke euch für die aufschlussreichen Antworten:great:. Bin echt erstaunt, wie rasch das ging! Ich habe heute zum ersten mal aktiv das Forum genutzt, aber sehe schon, ich werde hier noch öfter Fragen stellen.

LG
Sam
 
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Dort steht aber leider auch Einiges, von dem ich schlankweg behaupten würde, dass es falsch ist, oder zumindest eine sehr seltene Auslegung



"Möglich wäre auch Dg, ein Moll-Akkord auf der VII. Stufe, was in C-Dur einem (tonleiterfremden) h-Moll-Akkord entspricht (große Terz über der Dominanten)."

Das macht keinen Sinn, da Parallelen und Gegenklänge Ersatzakkorde sind.
Also in C Dur ersetzt dann z.b. ein Am Akkord einen C Dur Akkord

Statt C F G C hätte man dann C F G Am (sogenannter Trugschluss)

Damit es wirklich ein Ersatz für eine Funktion sein kann, muss der Ersatzakkord 2 gemeinsame Töne mit dem erwarteten Akkord haben, und er sollte natürlich kein neues Tonmaterial bringen. Ansonsten wäre es eben kein Ersatz mehr, sondern etwas anderes.


"In MOLL befinden sich (umgekehrt) die Parallelen (P) eine kleine Terz über der Moll-Funktion (t, s, d), und die Gegenklänge (G) eine große Terz unter der Moll-Funktion.
I: t
II: (dP durchgestrichen, also dP ohne Grundton)"

Man würde in Cm niemals einen Dm7b5 als Ersatz für eine Molldominante hören. Dazu ist der Dm7b5 viel zu sehr verankert als subdominantischer Klang.




"Zusätzlich wäre noch sG möglich, das wäre ein (tonleiterfremder) Dur-Akkord auf der erniedrigten II. Stufe, also in der Tonart a-Moll ein B-Dur-Akkord (wird gebildet durch eine große Terz abwärts von der Subdominanten aus)."

Diesen Klang gibt es natürlich, aber die Bezeichnung habe ich noch nie gehört. Auch dieser Klang entsteht durch ein Alteration! (Fm6 wird durch Tiefalteration der 6 zu Fmb6 (neapolitanischer Sextakkord) und durch Umkehrung dann zu Db Dur (sogenannter selbstständiger Neapolitaner)


"...soweit die Grundlagen. Wenn man auch auf weitere tonleiterfremde Akkorde zugreifen will, kann man z.B. in C-Dur statt Tg (e-Moll) auch TG (E-Dur) schreiben."

E Dur wäre in C Dur tonart immer ein Zwischendominante. Das ist etwas ganz anderes als ein Gegenklang.

"Weiterhin ist es möglich, auch in c-Moll die Schreibweise "Tg" zu benutzen (auch hier ein e-Moll-Dreiklang !!!), obwohl man eigentlich eine Moll-Tonika (t) hat. Diese Schreibweisen sind den meisten leider nicht bekannt, aber ungemein praktisch."

Genau dasselbe Problem. Man kann zwar durch Variantik (Gleichsetzung der Akkorde von Tonart C moll und C Dur in Cm auf einen Emoll Akkord kommen, das hat aber nichts mehr mit Ersatzakkorden zu tun.


Tut mir leid, dass diese Antworten sicher weit über deine Frage hinausgehen, aber es schien doch angebracht, das richtig zu stellen, damit du nicht gleich etwas Falsches lernst.
 
ok, dann vergessen wir den Link mal besser,
ich bin davon ausgegangen, dass zumindest die Erklärung zu den Funktionsbezeichnungen korrekt ist.
Man soll halt doch nichts übernehmen, wenn man es selbst nicht 100% geprüft hat...

aber meine eigenen Ausführungen sollten doch zumindest stimmen...

stammt aus Wikipedia und aus dem Haunschild...
 
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Ja, deine Ausführungen sind korrekt :)
 
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Hy, irgendwie drehe ich mich mit den Begrifflichkeiten immer im Kreis und die unterschiedlichen Perspektiven machen mich verrückt. Die IV und V Stufe sind sowohl in Dur als auch in Moll Subdominante und Dominante. Der gemeinsame Ton mit der Tonika sind gleich Quinte für I-V/v und Prime für I-IV/iv. Die Tonika parallele ist in Dur die vi.Stufe und in Moll die III. TP in Dur wird mit den gemeinsamen Verwandten Prime und Durterz beschrieben und in Moll ist tP Mollterz und Quinte. Die Verwandten werden auch als Medianten betitelt und haben doch keinen logischen Bezug zur Funktion?
 
Hy, irgendwie drehe ich mich mit den Begrifflichkeiten immer im Kreis und die unterschiedlichen Perspektiven machen mich verrückt...
ich verstehe sowieso nicht so ganz, wozu dieses Spezialwissen unbedingt notwendig ist, außer für Klausuren, Studenten und Professoren.
Es ist ja nicht so, dass es notwendig ist um das spielen zu können, sondern vielmehr kann man theoretisch erklären, weshalb man das so spielt.
Das ist aber für den normalen Musiker doch nicht unbedingt notwendig. Der hat ja unendlich viele andere dringlichere Probleme seines Spielens
vor Augen. Oder sehe ich das falsch?

Ich würde sagen, man verinnerlicht die diatonischen Stellvertreter von Tonarten in Dur und Moll und gut ist.
Das geht umso schneller, je weniger Tonarten man beherrschen will. Das Ohr ist da ja im Zweifelsfall auch ein guter Ratgeber...

Oder muss ich wissen, dass äolisch keine Dominantfunktion hat, weil nat. Moll keinen Leitton besitzt? Doch nicht unbedingt.
Dass die Auflösung von Vm7 in Im7 nicht so toll ist, hört man doch. Dass in Moll häufig die Funktionen der unterschiedlichen
Moll-Tonarten durcheinander gespielt werden, ist einfach zu merken.
Also versuche ich es mal mit einem V7, V7b9 etc.. Das macht man doch eigentlich fast automatisch ohne groß darüber nachzudenken...

Na gut, Wissen hat auch noch niemandem geschadet. Aber die zeitliche Bindung dieses anzueignen, schon.
Oft hätte man die Zeit vielleicht mit wichtigerem zugebracht...

Also Ball flach halten und nicht verzweifeln ist die Devise...
 
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...Oder muss ich wissen, dass äolisch keine Dominantfunktion hat, weil nat. Moll keinen Leitton besitzt? Doch nicht unbedingt.
Dass die Auflösung von Vm7 in Im7 nicht so toll ist, hört man doch. ....

moin, eigentlich beschäftige ich mich zur Zeit mit etwas anderem, aber vielleicht ist es gerade dieses Durcheinander, das nach Ordnung schreit. Und es ist gewiss nicht an mir , hier für Ordnung zu sorgen. Sicher ist mir, das ein Vergleich von C-Ionisch und A-Aeolisch Gemeinsamkeiten und Unterschiede liefert; mehr als C-Ionisch und C-Aeolisch oder A-Ionisch und A-Aeolisch. Der Ausdruck 'Hanebüchener Unsinn' wäre wohl eine Beschreibung des Sachverhaltes. Zumindest kommt es mir so vor. No-Offence, dass soll jetzt keine Kritik an der Theorie seien, also die Worte bitte nicht falsch verstehen.

Ich bin weder in Forschung noch Lehre offiziell tätig, deshalb habe ich vielleicht einfach nur einen anderen Drang zur Theorie. Alle 7 Jahre sich einmal mit der Materie zu beschäftigen rechtfertigt gewiss noch keine qualifizierte Auskunft, im Gegensatz zu den Lehrenden, die sich semesterweise damit beschäftigen können, aber mangels anderer zwingend erforderlichen Tätigkeiten für eine Forumsunterrichtung keine Zeit haben. Ist eventuell aber auch nur ein monetäres Problem. Trotzdem kein Grund sich hier damit nicht zu beschäftigen. Vielleicht dient folgendes Zitat als Anregung.

Jamey Aebersol's free Jazz
The two most important notes in any scale are the 3rd and 7th. They tell the listener what the quality is and indicate the harmonic motion. The 3rd tells us if it’s major or minor. The 7th tells whether the sound is stable (doesn’t want to move to another chord) or if it wants to move on to a chord of resolution. Dominants typically want to resolve to a chord up a perfect 4th (C7 wants to resolve to F, F-, F7 etc.). The root or tonic is taken for granted. If it wasn’t, there we wouldn’t be able to identify the sound.

(das mir Wesentliche habe ich fett markiert)



Dass in Moll häufig die Funktionen der unterschiedlichen
Moll-Tonarten durcheinander gespielt werden, ist einfach zu merken.

Dazu kann ich mangels Vergleichsmöglichkeiten nichts schreiben, ausser dass mir die Formulierung : Funktionen der unterschiedlichen Moll-Tonarten und einfach merken eher wie Kauderwelsch vorkommt.

Ausgehend von einer aus : Prime, Sekunde, Terz, Quarte, Quinte, Sexte, Septime, Oktave gebildeten Tonleiter, können den auf diesen Stufen gebildeten 3-Klängen Funktionen zugeordnet werden, oder besser werden diesen Stufen Funktionen zugeschrieben. Wie die Threadthemen im Forum verdeutlichen, sind im Extremfall
  1. diesen Funktionen hoch und tiefgestellte Zahlen angehängt - äusserst komplexe Betrachtung
  2. None, Dezime, Undezime, ... vereinfacht als Sekunde, Terz, .. erfasst . - äusserst rudimentäre Formulierung
möglich. Nur ein ständiger Umgang mit diesen Formulierungen erlaubt ein einfaches Merken. Und diesen Umgangston haben wohl die wenigsten.

Laut meiner bisherigen Recherche müsste die Antwort "ja" heißen.
.., aber an sich ist das was dann geschrieben wird eher ein Argument für ein nein .

Da A eine große Terz unter C liegt, lassen sich die zugrundeliegenden Tonleitern als Parallelen bezeichnen.
,.. da A eine große Terz unter C steht, wird auch von der übermäßigen Quinte, oder kleinen Sexten oder doppelt verminderten Septime gesprochen. ( siehe Extremfall 2)

Eigentlich müsste man also in Moll den Dreiklang von der dritten Stufe als Tonikaparallele bezeichnen
Der Akkord der III. Stufe ist die Parallele der Dominante und wird als Dominantparallele oder in Bezug auf den Grundakkord des Prime-3-Klanges als Tonika-Gegenakkord benannt.

mit kollegialem Gruss
 
Hä?
was ich geschrieben habe und Du von mir zitierst stammt aus Lehrbüchern und deckt sich mit meinen Ansichten, sonst hätte ich es nicht geschrieben.
Der Rest sind Binsenweisheiten. Außerdem beschäftige ich mich sehr viel mit Theorie, allerdings als Quereinsteiger ohne Musikstudium.

Aber als Ingenieur versuche ich immer das Wesentliche für mich selbst zu identifizieren. Mit 54 Lenzen ist das auch eine ganz sinnvolle
Vorgehensweise um sich nicht zu verzetteln.

Man muss nicht jedes Detail der Theorie kennen bzw. kann es möglicherweise in der Priorität relativ weit hinten einstufen, das wollte ich sagen.
Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden und seinen eigenen Weg finden.

Wenn ich aus heutiger Sicht beurteile, was in meinem eigenen technischen Studium unnötig gewesen ist und was zu wenig behandelt wurde,
da wäre auch so einiges anders gelaufen.

Auch Deine "Anregung" sind Binsenweisheiten und hätte ich nicht angezweifelt. Es ist aber immer auch wichtig, welche Musikrichtung man
gerade betrachtet oder aus welcher Sicht man die beleuchtet. Jazzharmonielehren sind ja auch keine Naturgesetze wie in der Physik.
Es ist nicht so schlimm wie bei den Diäten zum Abnehmen, aber Zusammenhänge können da von unterschiedlichen Autoren durchaus auch
recht unterschiedlich dargestellt werden.

Ist kein Hanebüchener Unsinn und auch kein Kauderwelsch was ich geschrieben habe...dafür jetzt Literaturstellen zu zitieren ist mir im Moment zu viel Arbeit...

Immerhin hast Du Deinen Forumsnamen richtig gewählt, "Dandy" und "Kong" scheint mir gut für Dich zu passen....wer sich so nennt, muss leider auch damit
rechnen, dass die Parallelität von Charakterzügen mit dem Namen von anderen entsprechend beurteilt wird...

Also bitte nicht immer gleich Leute direkt angreifen...hier und da reicht auch mal ein, wo steht das denn oder wieso kommst Du zu der Einschätzung oder ähnliches...
 
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Hy, irgendwie drehe ich mich mit den Begrifflichkeiten immer im Kreis und die unterschiedlichen Perspektiven machen mich verrückt. Die IV und V Stufe sind sowohl in Dur als auch in Moll Subdominante und Dominante. Der gemeinsame Ton mit der Tonika sind gleich Quinte für I-V/v und Prime für I-IV/iv. Die Tonika parallele ist in Dur die vi.Stufe und in Moll die III. TP in Dur wird mit den gemeinsamen Verwandten Prime und Durterz beschrieben und in Moll ist tP Mollterz und Quinte. Die Verwandten werden auch als Medianten betitelt und haben doch keinen logischen Bezug zur Funktion?

Da bist du auch nicht der einzige.
Wenige kennen die ältere und in mancher Hinsicht auch bessere klassische Stufentheorie, die in etwa zu Bachs Zeiten entstanden ist (Bach kannte also noch gar keine Theorie :))

Hier werden einfach die 7 Stufen mit römischen Zahlen versehen und gut iss.
Dadurch kann man nicht nur Dur und Moll viel besser vergleichen, sondern auch dorische oder Mixolydische Lieder einfacher einordnen.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
mehr als C-Ionisch und C-Aeolisch oder A-Ionisch und A-Aeolisch

Junge, du hast echt wenig Ahnung von Harmonielehre.

Die gleichzeitige Verwendung von allen Akkorden aus der gleichnamigen Dur- und der Molltonleiter (Also z.B. aus C Dur und Cmoll) gibt es schon seit dem 18. Jhdt. und nennt sich Variantik. Daraus wird mit noch ein paar anderen Hamonien die erweiterte Diatonik
Sie ist eine der Hauptsäulen der klassisch/romantischen Musik und des Jazz.
 
Diese klassische Stufentheorie ist sicherlich so eine Sache, die ich ganz hinten in der Priorität eingestuft habe.
Insbesondere deswegen, weil sie keinen nennenswerten Raum in den bekannten Werken zur Jazz-Harmonielehre einnimmt.
So dass ich davon ausgehe, dass sie für Jazz und moderne Musik nicht unbedingt notwendig ist.

Ich glaube eine kurze Übersicht bietet da Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Stufentheorie_(Harmonik)

Aber ich will natürlich niemanden demotivieren, der da durch muss. Insbesondere die Leute, die mit klassischer Musik
klar kommen wollen oder müssen, werden das sicher nötiger brauchen.

Ich selbst habe da noch ganz andere Baustellen...
 
..., weil sie keinen nennenswerten Raum in den bekannten Werken zur Jazz-Harmonielehre einnimmt.
Die "klassische Stufentheorie" wird für die Jazzharmonielehre natürlich zurechtgebogen, genau wie Begriffe der Funktionstheorie.

Man findet die Anwendung der Stufentheorie dann an unzähligen Stellen in den verbreiteten Veröffentlichungen zum Thema wie Graf/Nettles, Levine, Terefenko oder unter den deutschen Veröffentlichungen Sikora, Jungbluth, Haunschild, Burbat, Kissenbeck...
Die genannten Veröffentlchungen stehen sämtlich bei mir im Regal, ich habe kurz nachgeschaut und bin überall direkt fündig geworden.

Man kann also sagen, dass die Stufentheorie von zentraler Bedeutung für weite Teile des Jazz ist.
Diese Bedeutung erkennt ebenso bei der Analyse von Stücken wie als Merkhilfe für das Lernen von Standards.

Zur Verdeutlichung am einfachen Beispiel der ersten 8 Takte (bzw. wegen der Wh. 16 Takte) von Autumn Leaves, die Akkorderweiterungen gehen sicher klar:
In Bb, ganztaktige Akkordwechsel II - V - I - IV, weiter in parallelem Moll II - V - Im - Im
autumnclaus.jpg

Quelle: eigene Transkription

Das Gute am System ist die Transponierbarkeit, die braucht man in der Praxis spätestens bei der Begleitung von Vocals.

Hier ein sehr anschauliches Beispiel unter vielen aus den Analysen von Frank Sikora, Rhythm Changes:
upload_2018-4-24_17-55-54.png

Quelle: Frank Sikora, Neue Jazz-Harmonielehre, CD2 PDF-B


Gruß Claus
 
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Die "klassische Stufentheorie" wird für die Jazzharmonielehre natürlich zurechtgebogen, genau wie Begriffe der Funktionstheorie.

Man findet die Anwendung der Stufentheorie dann an unzähligen Stellen in den verbreiteten Veröffentlichungen zum Thema wie Graf/Nettles, Levine, Terefenko oder unter den deutschen Veröffentlichungen Sikora, Jungbluth, Haunschild, Burbat, Kissenbeck...
Die genannten Veröffentlchungen stehen sämtlich bei mir im Regal, ich habe kurz nachgeschaut und bin überall direkt fündig geworden.

Man kann also sagen, dass die Stufentheorie von zentraler Bedeutung für weite Teile des Jazz ist....
Das wollte ich natürlich nicht anzweifeln, Levine, Sikora, Jungbluth, Haunschild, Kissenbeck, Keil Bd.1 stehen auch bei mir.
Ich bezog das nur auf die klassische Ausprägung der Stufentheorie, die etwas verwirrend anmutet.

Die Funktionsharmonik im Jazz habe ich auch schon ziemlich durchgekaut. Anbei meine Übersicht in C-Dur mit erweitertem tonalen Raum:

Funktionsharmonik.jpg
 
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Während die Stufentheorie des Jazz im Grunde nur die Akkordsymbole wiedergibt, geht man in der klassischen Stufentheorie davon aus, dass ein Musiker oder Komponist weiß, welche Akkordtypen auf den verschiedenen Stufen stehen

Man schreibt also z.B. bei den typischen Septakkorden im Jazz nicht mehr

Imaj7 IIm7 IIIm7 usw. sondern

(ionisch) I7 II7 III7 usw.


Das hat den Vorteil, dass man jede Veränderung sofort SIEHT, das Normale aber nicht hervorgehoben wird.

Wird z.B. auf der IV eine Vermollung vorgenommen steht dort IV73>.
Man sieht also sofort, dass die 7 (Zusatzton) normal bleibt, die 1 und die 5 nicht verändert wird, aber die Terz tiefalteriert wird.

Außerdem kann man das in allen Modi machen, indem man einfach vorne den Modusnamen (ionisch, äolisch, Mixo, etc) davorschreibt.

Ich habe mit diesem System ein paar Jahre an der Musikhochschule unterrichtet.
Es ist tatsächlich sehr gewöhnungsbedürftig, aber eigentlich universeller und übersichtlicher.

Hat sich leider nicht durchgesetzt.
Wenn man mit diesem System gleich am Anfang beginnen würde, wäre man damit vermutlich besser bedient. Es gibt aber leider auch kaum Literatur dazu.
 
Hallo zusammen,
eines würde ich gern anmerken: Stufen- und Funktionstheorie haben ganz unterschiedliche Ansätze, aber auch Gemeinsamkeiten. Doch zuvor möchte ich auf die Ausgangsfrage von Lang Sam antworten: Die VI. Stufe in Moll ist die VI. Stufe in Moll. ;-) Wenn du es als Funktion benannt haben möchtest, dann ist es vermutlich die sP (also Subdominantparallele), es könnte sich aber auch um einen tG (Tonikagegenklang) handeln, und zwar genau dann, wenn sich diese Harmonie eher tonikal anhört. Und an diesem Punkt hört alle Theorie auf, man muss lernen die Funktionen zu hören und hörend einzuordnen. Aber dann kommt man recht schnell dahin, dass dieses System heutzutage an seine Grenzen stößt.

Und jetzt ein paar grundsätzliche Anmerkungen/Erklärungen zu Stufen- und Funktionstheorie.

Gemeinsamkeiten
Sie benennen die Beziehungen von Harmoniefolgen. (Und das ist sehr sinnvoll, denn so kann man Chordprogressions vergleichen, gehörte Akkordverbindungen schneller nachspielen und transponieren (weil man sie sich durch's Benennen leichter merken kann)...)
Unterschiede
Die Stufentheorie benennt die sieben diatonischen Stufen, sie werden quasi durchnummeriert. Dabei wird der Grundakkord einer Tonart als I. Stufe (in Moll manchmal auch als i. Stufe) bezeichnet. Alterationen beziehen sich immer auf eine der sieben Stufen.
"Die Funktionstheorie besagt, dass Harmonien Funktionen haben. Statt sieben Stufen werden nur drei harmonische Grundfunktionen angenommen. Alle anderen Stufen beziehen sich auf diese Grundfunktionen bzw. gehören zu einer dieser drei Familien.
Der Grundakkord einer Tonart heißt Tonika. Das Wort leitet sich vom Französischen "tonique" = betont ab. Die Tonika wird auch als das tonale Zentrum bezeichnet. Der Akkord, der sich auf der Quinte über dem Grundton aufbaut (in Dur also ein "so"-Akkord [Relative Solmisation]), wird als Dominante bezeichnet. Diese Harmonie ist sehr dominant, denn sie strebt zur Tonika hin, sie möchte sich auflösen. Die dritte Grundfunktion heißt Subdominante und ist der Akkord auf der vierten Stufe über dem Grundton, in Dur also der fa-Akkord. Der Name leitet sich davon ab, dass die Dominante auf der Quinte oberhalb des Grundtons steht, die Subdominante auf der Quinte unterhalb des Grundtons, von lat. "sub" – unter. Da sich nach der Funktionstheorie alle harmonischen Funktionen auf diese drei Grundfunktionen beziehen, bedeutet dies: Ein Akkord klingt entweder
  • tonikal (das Ohr empfindet beim Hören dieses Akkordes ein Gefühl von Tonika) oder
  • dominantisch (das Ohr ordnet diesen Akkord dem Gefühl von Dominante zu) oder
  • subdominantisch (das Ohr legt diesen Akkord am ehesten in die Kategorie Subdominante).
Zu diesen Grundfunktionen existieren Parallelen und Gegenklänge." (Zitat aus "Die Schullz-Methode" ISBN 978-3945671009)

Insofern kann man vom Abzählen der Stufen nicht auf die Funktionen schließen.

Ich hoffe ich konnte helfen.

Beste Grüße, Axel
 
Der erste Akkord (Cm6) ist ja auch schon ein dorischer.

Und da gerät die Funktionstheorie auch ganz schön ins Schleudern.

Ist ein Am7b5 in Cm eine tp?



Ist aber natürlich auch egal, da die Funktionstheorie ja für die Musik des 18. und 19. Jhdts erfunden wurde und nicht für modale Musik oder Jazz. Selbst in der Romantik wird es glaube schon schwierig damit.
 
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